Dieser Gastartikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb. Alle eingereichten Beiträge werden im Lauf des Septembers hier im Blog vorgestellt. Danach werden sie von einer Jury bewertet. Aber auch alle Leserinnen und Leser können mitmachen. Wie ihr eure Wertung abgeben könnt, erfahrt ihr hier.
Dieser Beitrag wurde von Christoph Staffl eingereicht.
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Im Zuge eines Schreibwettbewerbs auf scienceblogs.de, der von Florian Freistetter organisiert wurde, sollte man einen Blog-Artikel über ein wissenschaftliches Thema schreiben. Lange habe ich nach einer guten Kombination von meinen favorisierten Themen – Comics und Astronomie – gesucht. Mit Low ergab sich nun eine einzigartige Gelegenheit, die ich natürlich ergreifen musste. Hier also meine erste wissenschaftliche Analyse eines Comics – der Artikel ist eine erweiterte Version meines zuvor veröffentlichten Reviews von Low.
Die neueste Comic-Reihe aus dem Hause Image trägt den Titel Low. Ich bin durch den wunderbaren Podcast Talking Comics darauf aufmerksam geworden, als bei der neuesten Episode (zu dem Zeitpunkt wo ich das schreibe Nr. 146) der Rezensent Justin meinte, es sei seine absolute Nummer Eins 2014. Da musste ich natürlich zuschlagen.
Der Inhalt
Low ist ein Science-Fiction Comic, der besonderen Art. Als Autor fungiert Rick Remender, der zuvor unter anderem bei Black Science tätig war. Die Geschichte spielt in der Zukunft. Die Sonne beginnt gerade sich zu einem roten Riesen aufzublähen und die auf der Erde lebenden Menschen haben sich auf den Grund der Ozeane zurückgezogen, um der lebensfeindlichen Planetenoberfläche zu entkommen. Während die Menschheit versucht unter Wasser zu überleben, machen sich Sonden auf die Suche nach bewohnbaren Planeten, die die Zukunft der Menschheit sichern sollen.
Die Geschichte dreht sich um die Familie von Johl Caine, einer Art Techniker mit spezieller Begabung. Dieser lebt mit seiner Frau Stel und seinen drei Kindern (Tajo, Della und Marik) zusammen. Remender schafft es mit Leichtigkeit, dass ich die einzelnen Mitglieder sympathisch finde und Mitgefühl für diese entwickle, auch wenn ich sie gerade erst kennen gelernt habe. Was die Erzählgeschwindigkeit angeht, passiert in der 30 Seiten umfassenden, ersten Ausgabe sehr viel. Die Familie startet einen gemeinsamen Ausflug mit ihrem U-Boot ähnlichen Schiff, bei dem den Kindern ihre künftigen Aufgaben vorgestellt werden sollen. Da kommen auch schon die Antagonisten ins Spiel. Hier handelt es sich um so etwas wie Piraten, die es nicht nur auf die Ressourcen des Schiffes abgesehen haben…
Durch die voll gepackte Geschichte, wird die Vorstellung der Zukunft kurzweilig und interessant und am liebsten würde ich gleich noch mehr Zeit in dieser Welt verbringen – dies liegt aber natürlich auch an markantesten Teil des Comics:
Der Stil
Der Artist Greg Tocchini schafft es, diese faszinierende Welt so zu gestalten, wie ich persönlich es noch in keinem Comic-Heft gesehen habe. Ich muss zugeben, dass ich gerade einmal ein paar Jahre Erfahrung habe und deshalb wahrscheinlich erst an der Oberfläche des zu lesenden Stoffes gekratzt habe, aber schon ein Blick auf die Titelseite genügt um zu wissen, dass Tocchini etwas besonderes geschaffen hat. Ich würde seinen Stil als schematisch, aber doch detailliert beschreiben. Jeder Raum, jede Technologie und jede Umgebung scheinen in ihren eigenen Grundfarben eingetaucht worden zu sein. Von einem Orangen Farbton für die Personen, über einen grünlich-türkisen Ton für Unterwasserdarstellungen, bis hin zu tiefem Rot als Zeichen der Bedrohung.
Ich habe früher schon einmal geschrieben, dass Comic-Hefte allein wegen der Zeichnungen gekauft werden müssten, diese allerdings verblassen im Vergleich mit dieser Ausgabe. Ob diese Qualität monatlich gehalten werden kann, muss sich erst noch erweisen, aber dieser Einblick in die Zukunft hat mich vollkommen begeistert und ich werde die Serie definitiv weiter verfolgen.
Kommen wir nun zum wissenschaftlichen Teil…
Die Sonne
Vor über vier Milliarden Jahren war unser Sonnensystem nichts weiter als ein kalter Nebel aus Gas und Staub. Hauptsächlich bestand dieser aus Wasserstoff und Helium. Vermutlich wurde dieser Nebel durch die gravitative Einwirkung eines vorbeiziehenden Objektes durcheinander gewirbelt und so die “friedliche Ruhe” gestört. Dadurch konnten sich erste Haufen aus Atomen und Gesteinen bilden. Über mehrere 100.000 bis Millionen Jahre dauerte diese Phase an, bis die Ansammlung groß genug war um in ein thermisches Glühen überzugehen. Zu diesem Zeitpunkt findet allerdings noch keine Fusion statt. Jupiter zum Beispiel hat ebenso ein thermisches Glühen, weshalb er, würde die Sonne weggenommen werden, immer noch Licht abgeben würde.
Unser glühender Haufen ist allerdings mit dieser Phase nicht zufrieden und sammelt noch mehr Gas ein. An einem bestimmten Punkt, wenn im Kern genug Druck und eine Temperatur von etwa zehn Millionen Grad Celsius herrscht, beginnen die einzelnen Wasserstoffatome sich zu verbinden und es entsteht Helium. Im Zuge dessen wird auch Deuterium gebildet, aber das macht nur einen verschwindend geringen Teil aus. In der frühen Sonne wirken zwei Kräfte: Zum einen der nach Innen gerichtete Druck der Gravitation und zum anderen eine nach außen gerichtete Kraft, die durch die Kernfusion entsteht (Strahlungsdruck) – Lichtteilchen, so genannte Photonen, kämpfen sich ihren Weg vom Zentrum der Sonne, nach außen. Sind diese Kräfte gleich groß hat sich der Stern stabilisiert und geht in seine Hauptphase über.
Die Hauptphase eines Stern dauert am längsten – bei der Sonne ist diese ca. zehn Milliarden Jahre lang. Hier ändert sich vergleichsweise wenig. Im Kern herrschen durch die Kernfusion Temperaturen von ungefähr 16 Millionen Grad Celsius, wogegen auf der Oberfläche nur mehr eine Temperatur von knapp über 5.500 °C ist. Die Oberflächentemperatur war allerdings nicht immer konstant. Zu Anfang der Hauptphase war diese deutlich höher und ist im Laufe der Zeit leicht gesunken. Da die Temperatur aber immer wieder Schwankungen unterliegt, steigt diese auch wieder an. Manche Theorien gehen davon aus, dass die abgegebene Energie in ca. einer Milliarde Jahre den Punkt überschreiten wird, an dem auch die Erde signifikant davon betroffen ist und sich so sehr erwärmt, dass sogar die Venus neidisch wird:
Es beginnen die Ozeane zu verdampfen, womit der Treibhauseffekt größer wird und die Erde immer heißer. Das Gute daran ist, dass wenn sich die Sonne später zu einem roten Riesen aufbläht und vielleicht sogar die Erde verschluckt, wir längst nicht mehr hier sind…
Aber wie entsteht dieser rote Riese? Wenn der Wasserstoff im Zentrum der Sonne aufgebraucht ist, kann keine Fusion mehr stattfinden und der Strahlungsdruck wird schwächer. Somit gewinnt die Gravitation die Oberhand und die Sonne beginnt zu kontrahieren. Im Zentrum erhöht sich der Druck und die Temperatur bis zu dem Punkt, an dem die Heliumatome beginnen zu fusionieren und es bilden sich Kohlenstoff und Sauerstoff. Durch die Fusion steigt der Strahlungsdruck so sehr an, dass dieser die Gravitation wieder übertrifft und die Sonne beginnt sich auszudehnen. Da durch die Fusion von Helium mehr Energie freisetzt als zuvor bei Wasserstoff, bläht sich die Sonne weiter auf und erreicht eine Ausdehnung von ungefähr dem 200-fachen ihrer derzeitigen Größe. Da der rote Riese eine sehr viel größere Oberfläche hat als zuvor, ist der Stern zwar kühler, allerdings verlassen ihn viel mehr Photonen wodurch er umso heller strahlt.
Die Astronomen sind sich allerdings noch nicht sicher, wie genau das Schicksal der Erde aussehen wird – denn je nachdem, wie sehr sich die Sonne aufbläht wird die Erde von ihr absorbiert oder auch nicht.
Die Phase als roter Riese dauert ein paar Millionen Jahre, in dessen Verlauf die Sonne die äußeren Schichten abstoßt und somit deutlich an Masse verliert. Das Helium geht zur neige und der Strahlungsdruck verringert sich. Wiederholt kontrahiert die Sonne. Ihre Energie reicht nicht mehr aus, um weitere Fusionen in Gang zu setzen und über Millionen von Jahren kühlt sie langsam ab und wird so zu einem weißen Zwerg. In diesem Stadium bleibt sie dann für weitere, viele Billionen Jahre…
Die Analyse
So sieht also das Leben unserer Sonne aus. Da habe ich mich natürlich gefragt, wie sehr ist Low nun Science Fiction und was könnte tatsächlich eintreten? Ich bitte darum die folgenden Worte nicht auf die goldene Waage zu legen, denn manchmal ist mein Drang zu Science Fiction doch zu optimistisch und mein Wissen bei weitem nicht ausreichend, diese detaillierter durchzuführen – aber ich finde es trotzdem interessant sich seine Gedanken darüber zu machen, was wohl möglich wäre:
Wie ich oben geschrieben habe ist es sehr wahrscheinlich, dass wir es nicht erleben werden, bis sich die Sonne zu einem roten Riesen aufbläht – obwohl dies natürlich ein Naturschauspiel wird, dass ihres gleichen sucht. Versetzen wir die Handlung also ein paar Milliarden Jahre weiter nach vorne. Die Erde heizt sich auf, Ozeane verdampfen usw.
Durch diese dramatischen Entwicklungen werden wir also gezwungen, unsere Behausungen auf den Grund der Meere zu errichten. So fantastisch wie bei Low werden sie aber vermutlich nicht aussehen. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, sind es wohl eher riesige, untereinander verbundene Metallcontainer, die in der Lage sind dem Druck der Wassermassen zu widerstehen. Ich würde uns durchaus zutrauen, ein ähnliches Konstrukt von kleinerem Ausmaße auch heute schon bewerkstelligen zu können. Die Wasserversorgung lässt sich dabei aus dem Meer speisen. Sauerstoff gewinnen wir aus diversen Grünanlagen, die über die Unterwasserstadt verteilt sind, außerdem nehmen sie die CO2 Emissionen auf. Die Pflanzen müssen natürlich mit entsprechendem Licht versorgt werden, damit die Photosynthese stattfinden kann. Weiters kann Luft von der Oberfläche nach unten gesaugt, abgekühlt und danach in die Stadt befördert werden. Ich denke so weit in der Zukunft, ist das zur Verfügung stellen von Energie, Sauerstoff, Wasser und Nahrung kein Problem. In so einem geschlossenem Ökosystem muss natürlich alles perfekt aufeinander abgestimmt sein. So könnte ich mir vorstellen, dass es statt ein oder zwei großer Kolonien, viele kleine Dörfer gibt, die die überlebenden Menschen beherbergen.
Es ist zwar eine interessante Möglichkeit, auf den Boden der Meere auszuweichen, jedoch finde ich persönlich den Gedanken, den Weltraum zu erobern, um einiges interessanter. Wir wissen heute schon, dass es mit der bewohnbaren Erde in ein paar Millionen Jahre vorbei ist (vermutlich noch viel früher, wenn wir so weiter machen wie bisher, aber das ist eine andere Geschichte). Man könnte also beginnen, die Entwicklung der Technologie, die zum betreiben eines Weltraumlifts benötigt wird, voranzutreiben und diesen in den nächsten Jahren auf die Beine stellen. Somit lässt sich Material viel leichter in den Weltraum transportieren. Von da aus ist es nur mehr ein Katzensprung bis zum Mond oder zum Mars, wo weitere Stationen und Kolonien errichtet werden können. Natürlich könnte man nebenbei die Entwicklung und den Bau von Generationenschiffen starten. Wie wahrscheinlich dieses Transportmittel allerdings ist, kann ich nicht beantworten.
Wie ihr seht, ist der Vorstellungskraft, was dieses Thema betrifft, keine Grenzen gesetzt und vieles davon wird in Zukunft sicher zu realisieren sein. Was denkt ihr über dieses Thema und meine Theorien? Habt ihr alternative Vorschläge zur Rettung der Menschheit?
Quellen
Infoseite zu Low #1: Link: https://imagecomics.com/comics/releases/low-1
Podcasts:
Talking Comics Episode 146: Link: talkingcomicbooks.com/2014/08/13/episode-146-listener-questions-goodbye-robin-williams/
Astronomy Cast Episode 108: Link: www.astronomycast.com/2008/09/ep-108-the-life-of-the-sun/
Sternengeschichten Episode 06: Link: https://archive.org/details/sternengeschichten
Artikel:
Entwicklung des Sonnensystems (astronomie.de): Link: www.astronomie.de/das-sonnensystem/basiswissen/entwicklung-des-sonnensystem/
Wikipedia (en) – Sun: Link: en.wikipedia.org/w/index.php?title=Sun
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