Dieser Gastartikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb. Alle eingereichten Beiträge werden im Lauf des Septembers hier im Blog vorgestellt. Danach werden sie von einer Jury bewertet. Aber auch alle Leserinnen und Leser können mitmachen. Wie ihr eure Wertung abgeben könnt, erfahrt ihr hier.

sb-wettbewerb

Dieser Beitrag wurde von Lea Heinrich eingereicht.
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Nicht umsonst nennen die Engländer so den Ersten Weltkrieg. Mit neuer, besonders zerstörerischer Technik, unglaublich grausamen Menschenrechtsverletzungen in jeglicher Hinsicht und Millionen Opfern stellt der Erste Weltkrieg eine bis dahin noch nie dagewesene Brutalität des Bekriegens dar, sodass der Ausdruck eines immens großen Krieges, also eines „Great Wars“ die Situation perfekt beschreibt. Durch das Attentat auf Sarajevo am 28. Juni 1914 eskalierte die zwischen den verschiedenen Staaten ohnehin schon angespannte Lage, der Weg zu blutigen Schlachten und Vernichtung war nicht mehr weit. Vor allem das Deutsche Reich war zu großen Teilen mitverantwortlich für den Ausbruch. Doch wie konnte dieser letztendlich passieren? Wie konnten sich die diplomatischen Beziehungen der verschiedenen Länder Europas innerhalb von etwa 25 Jahren so verschlechtern, dass ein Weltkrieg begann?

Um einen ungefähren Überblick zu bekommen, muss man sich die gesellschaftlichen und vor allem politischen Umstände anschauen, die in Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts herrschten. Zwar kann man nicht mehr von der alleinigen Kriegsschuld Deutschlands sprechen, aber trotzdem trägt Deutschland eine immens große, wahrscheinlich die größte Mitverantwortung am „Great War“. Deswegen ist es wichtig die politischen Schritte Deutschlands, die zur Zerstörung der Diplomatie mit anderen Staaten führten, zu betrachten.

Wie kam das Deutsche Reich zu dieser Aufgabe freundschaftlicher Verträge? Der wichtigste Grund ist hier wohl eindeutig der Kaiserwechsel. Bis 1888 regierte im Deutschen Reich Kaiser Wilhelm I. zusammen mit dem Reichskanzler Otto von Bismarck. Nach dem Tod des Kaisers besteigt sein Sohn als Friedrich III. den Thron. Aufgrund eines starken Kehlkopfkrebses stirbt er aber schon nach 91 Tagen Regierungszeit. Wieder folgt der Sohn auf den Thron: Mit nur 29 Jahren wird Kaiser Wilhelm II. der höchste Mann im Staat. Und schon bald nach seiner Erhebung zum Kaiser stellt Wilhelm II. alles auf den Kopf: 1890 feuert er nach 23 Jahren Regierungszeit Otto von Bismarck. Mit Wilhelm I. hatte Bismarck erfolgreich diplomatische Beziehungen zu europäischen Nachbarstaaten aufgebaut. Durch zurückhaltende Kolonialpolitik ließ er Frankreich, Großbritannien und Russland freie Hand in Afrika, Asien und Südamerika. Er selbst verzichtete weitesgehend auf die Bodenschätze, die diese fernen Länder zu bieten hatten. Außerdem schuf er verschiedene Bündnisse, die den Frieden sichern sollten: Zum einen war da der Dreibund, welcher eine Allianz zwischen Österreich-Ungarn, Italien und Deutschland bildete und tatsächlich als einziges von Bismarck geschaffenes Abkommen bis zum Ersten Weltkrieg hielt. Zum anderen gab es den sogenannten Rückversicherungsvertrag mit Russland, der im Kriegsfall Neutralität des anderen Landes versicherte. Als letztes vermittelte das Deutsche Reich für das „Mittelmeerabkommen“ zwischen Italien und England (später traten noch Spanien sowie Österreich-Ungarn dem Bund hinzu). Mit dem Vertrag dieser Parteien löste es aber gleichzeitig eine Annäherung Englands an Deutschland aus.

Wie bereits oben erwähnt, missachtet Wilhelm II. jedoch Bismarcks erfolgreiche Bemühungen für ein freundschaftliches Verhältnis europäischer Staaten und kündigt ihm. Grund dafür waren Streitigkeiten über das sogenannte Sozialistengesetz – ein Entwurf von Bismarck, in dem härtete Sanktionen gegen SPD-Mitglieder gefordert werden – welches der neue Kaiser kategorisch ablehnt. Auch spätere Minister wechselt er so häufig, dass diese fast komplett handlungsunfähig sind. Ein neues, vom Kaiser beschlossenes Gesetz, welches wonach dieser die vollständige Kontrolle über den Reichstag und die Minister hat und den Kanzler jederzeit absetzen kann, führt beinahe zur alleinigen Führung des Reiches durch den Kreis der Männer um Wilhelm II.

Wie aber konkret haben diese Monarchen die deutsche Politik verändert? Der erste Fehler den Wilhelm II macht ist dieser: Hatte das Deutsche Reich zu früheren Zeiten auf „einen Platz an der Sonne“ also auf Kolonien fast vollständig verzichtet, meint der Kaiser jetzt, dass Deutschland auch Ansprüche auf ebendiese habe. Folglich leitet der Kaiser alles ihm in der Macht stehende ein, um wenigstens einige wenige Länder und Inseln unter seine Kontrolle bringen zu können. Wirtschaftlich gesehen ist dies nicht einmal besonders sinnvoll, von den diplomatischen Folgen ganz zu schweigen. Das Misstrauen der Engländer, der USA und Russland wird geweckt, auch dadurch, dass die Rüstungsausgaben des Deutschen Reiches extrem steigen. Zudem erhöhen sich nicht nur die Rüstungsausgaben: Auch in die deutsche Seeflotte wird investiert, diese wird im Reich so populär, dass der Flottenverein zum mitgliederstärksten Verein wird.

Vor allem England, zu dieser Zeit die unangefochtene europäische Seemacht fürchtet sich vor Machtverlust. Auch wird der Ärger der Engländer 1896 durch die Krüger-Depesche noch verstärkt: Nachdem Großbritannien bei dem Versuch die Burenrepublik Transvaal durch militärischen Eingriff einzunehmen scheitert, reagiert das deutsche Außenministerium äußert taktlos. Der Kaiser schickt ein Telegramm an den Burenkönig, in dem er zur Niederschlagung des britischen Aufstandes gratuliert. Die Britten sind empört und ziehen sich als Konsequenz dieser ganzen Geschehnisse aus dem Mittelmeerabkommen zurück und nähert sich Frankreich durch die „Entente Cordiale“, einem Interessenabkommen zwischen den beiden Ländern.

Doch nicht nur England, sondern auch Russland fühlt sich vom Deutschen Reich vor den Kopf gestoßen. 1900 möchte Russland den bestehenden Neutralitätsvertrag mit dem Deutschen Reich verlängern, der Kaiser zeigt allerdings kein Interesse. Andere, strategisch günstige Abkommen suchend, wendet sich der Zar nun zuerst an Frankreich und bildet mit diesem 1894 einen Zweibund, 1907 bildet sich zwischen Russland, England und Frankreich schließlich die „Triple Entente“, – welche eine Erweiterung der „Entente cordiale ist “ – ein Bündnis, das das Deutsche Reich nun fast vollkommen isoliert. Beachtenswert ist auch, dass Deutschland es praktisch geschafft hat, die anderen Staaten so gegen sich aufzuwiegen, dass sogar historische Feinde wie Russland und England sich verbündeten und Frankreich – trotz früherer politischer Isolation aufgrund der Niederlage gegen den Deutschen Staatenbund von 1870/71 – auch wieder in deren Verträge einbezogen wurde. Das zeigt sich auch an den beiden Marokkokrisen 1905 und 1911. Kaiser Wilhelm wurde sich der ausgeschlossenen Lage seines Reiches bewusst, weshalb er in einer internationalen Versammlung klären wollte, wie Marokko aufgeteilt werden sollte. Sein Ziel war die erneute Isolation Frankreichs. Zwar wurde auf dieser Konferenz Deutschland sowie allen anderen Staaten wirtschaftliches Handeln erlaubt, faktisch hatte aber Frankreich den größten politischen Einfluss in der Kolonie. Des deutschen Kaisers Bemühungen waren also umsonst gewesen. Der zweite Teil der Marokkokrise (auch genannt Panthersprung nach Adagir) verlief dann für die Deutschen noch unglücklicher: Als Drohgebärde für die Franzosen, die immer tiefer in Marokko eindrangen, ließ das Reich das Flottenschiff „Panther“ in den Hafen der Kolonie einlaufen. Jedoch wieder schlagen sich die anderen Großmächte auf die Seite der Franzosen, die deutschen Forderungen nach mehr Einfluss bleiben unerfüllt.

Alles in allem ist spätestens jetzt eine so spannungsgeladene Stimmung in Europa erreicht, dass eine Eskalation unausweichlich scheint. Drei Jahre später ist es dann soweit, wir sind am Anfang des Artikels angelangt. Mit dem Attentat auf Sarajevo steuert Europa auf den Untergang zu.

Kommentare (13)

  1. #1 Matthias
    24. September 2014

    Sorry, aber das Thema ist in der Form schlicht zu komplex um in 8 Absätzen abgehandelt werden zu können. Da hätte man sich entweder deutlich stärker beschränken oder eine klarere Frage formulieren müssen. Zudem geht es überhaupt nicht wie angekündigt um “die gesellschaftlichen und politischen Umstände […], die in Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts”, sondern um mehr oder weniger außenpolitische Handlungen im Stile der “große Männer machen Geschichte”.

  2. #2 Alderamin
    24. September 2014

    @Matthias

    Über das Thema sind ja kürzlich eine Menge Bücher veröffentlicht worden, sicher kann man viel mehr dazu sagen, aber für einen interessierten Geschichts-Laien war die kurze Zusammenfassung auf jeden Fall lesenswert. Da war viel neues für mich drin. Ich fand den Artikel gut.

  3. #3 Matthias
    24. September 2014

    @Alderamin
    Wie gesagt: Es geht nicht darum, dass der Artikel kurz ist, sondern dass die Frage nicht gut gestellt ist um in dieser kürze oder dieser Art beantwortet werden zu können. Oder die Antwort nicht ganz zur Frage passt. Einige Aussagen werden dann schon … problematisch.

    Das ist – glaube ich – so, als würde man Fragen “Wie kam es zum Big Bang?” und dann eine kurzes Element rausgreifen und am Ende sagen “Kein Wunder, dass das passiert ist!”.

  4. #4 knorke
    24. September 2014

    Ich stimme Matthias da zu. Im Grunde ist das Thema viel zu breit, und hier werden episodisch einige Kernpunkte im Vorfeld der eigentlichen Kriegsentwicklung geschildert. Das ist sicher nicht falsch, aber hätte von einer stärker fokussierten Eingangsschilderung des Themas deutlich profitiert. Immerhin sind ja die Situationen nach dem Sarajevo-Attentat nicht vollkommen zwingend auf einen großen Krieg gerichtet gewesen. Wenn man gewollt hätte, hätte man ihn durchaus verhindern können. Es gab aber gute Gründe warum man nicht so richtig hat wollen können – und hierfür macht dieser Blick ins fernere Vorfeld des 1. Weltkrieges Sinn. Ob es legitim ist, anhand dieser Episoden eine “größte Kriegsschuld” einer Partei zuzuschieben, erscheint mir aber auch etwas weit gegriffen.

  5. #5 Michael Zeisberg
    Hemmoor
    24. September 2014

    Meiner Ansicht nach werden hier nicht nur einige Kernpunkte herausgegriffen, über deren Zweckmäßigkeit man geteilter Ansicht sein könnte, sondern in dem Beitrag stecken- trotz seiner Kürze- etliche Falschaussagen: So hat v. Bismarck in seiner ” Regierungszeit” den Großteil des deutschen Kolonialbesitzes erworben, später kamen nur noch Tsingtau; Samoa, ein Teil von Papua- Neuguinea und die Inselchen im Stillen Ozean hinzu.
    Die Rüstungsausgaben des Deutschen Reiches lagen zumindest bis 1913 erheblich unter denen der Ententemächte.
    Die englische Aggressionen gegen die Burenstaaten waren geradezu weltweit unpopulär.
    Der Rückversicherungsvertrag wurde nicht erst 1900, sondern schon 1890 nicht verlängert.
    Und zum Schluß noch was über die Reichskanzler: Caprivi, Hohenlohe, Bülow; Bethann- Hollweg…war schon kennzeihnend, daß sie in dem Beitrag gar nicht erst genannt wurden: Ihr Einfluß auf die Gesamtpolitik war höchst unterschiedlich, am schwächsten wird im Allgemeinen der von Bethmann- Hollweg in seiner späteren Zeit genannt. Jedenfalls genügt schon ein Blick in die Verfassung des Deutschen Reiches, um zu sehen, daß es so ein Mittelding war: Keine echte parlamentarische Demokratie, aber auch keine absolute Monarchie. Wilhelm II. führte zwer gerne die Rede vom “persönlichen Regimen”, aber zwischen Wort und Tat gab es erhebliche Differenzen. Als Extreme möchte ich einerseits das Budgetrecht nennen, wo eindeutig das Parlament das Sagen hatte ( es war übrigens einer der ganz wenigen, das nach dem allgemeinen, geheimen Wahlrecht ohne Zensus gewählt wurde- anders als z.B. in England). Das andere Extrem ist das Millitär, genauer gesagt die Kompetenz, Kriege zu erklären etc….da war die kaiserliche Prägotative am ausgeprägtesten.
    Und zur Flottenpolitik: Das Deutsche Reich besaß 1913 die zweitgrößte Handelsflotte weltweit, war zwingend auf Im- und Exporte angewiesen, wie ja die Hungerblockade des 1. Weltkriegs überdeutlich bewiesen hat, der ca. 800.000 Deutsche zum Opfer fielen, ohne die Spanische Grippe miteingerechnet zu haben. Es hat als seine Logik, dem Tirpitzschen Gedankengang zu folgen, daß es auch für die stärkste Seemacht ( England) nicht ohne Risiko sein sollte, mit der Deutschen Flotte aneinanderzugeraten. Mir fehlt in dem Beitrag zudem der Verweis auf die Mittellage Deutschlands, die ja evident zur vertrackten außenpolitischen Situation beigetragen hat: Kein Land der Welt hatte mehr + mächtigere Nachbarn ringsherum.
    Die These der überwiegenden Kriegsschuld des Deutschen Reiches, war zwar einige Jahrzehnte führend ( Fritz Fischer), aber schon seit einiger Zeit werden die Verantworlichkeiten der anderen ” Mitspieler” m.E. zutreffend stärker in den Blick genommen ( Clark, Die Schlafwandler als jüngstes Werk sei hier stellvertretend genannt).
    Zusammengefaßt nochmal: Eine so komplexe und widersprüchliche Zeit kann man a) so kurz nicht abhandeln- und b) wenn, dann hätte man ” neutraler formulieren und sich des Urteils möglichst enthalten sollen.

  6. #6 Dampier
    24. September 2014

    Ich fand es als Zusammenfassung ganz interessant. Eine Formuierung wie “das Attentat auf Sarajevo” lässt mich dann aber doch an der Genauigkeit des restlichen Textes zweifeln.

    Ich muss dazu sagen, dass mich Geschichte sehr interessiert, die Aufdröselung von Kriegen allerdings weniger, das Thema ist mir zu frustrierend, um mich länger damit zu beschäftigen. Deshalb begrüße ich eine kurze Zusammenfassung jener Zeit – auch wenn sie offenbar nicht immer ganz akkurat ist, fand ich es doch aufschlussreich.

    grz
    Dampier

  7. #7 Mikael
    24. September 2014

    @Michael Zeisberg

    Ich stimme Dir vollkommen zu. Die politische Situation im Vorfeld des 1. Weltkriegs ist in ihrer Komplexität nicht in einem so kurzen Artikel abzuhandeln. Eine Schuldaussage nach dem aktuellen Forschungsstand extrem problematisch. Hier wäre z. B. noch das gesteigerte Interesse Frankreichs an einer Revision der Ergebnisse des Krieges von 1870 / 71 zu erwähnen, der Interessen-Ausgleich zwischen Russland und England im asiatischen Raum, um Kräfte für die andere Schauplätze frei zu machen, das Schwanken Englands zwischen den politischen Akteuren – die Entente war ja bei weitem nicht so fest gefügt, wie es im Nachhinein gern angedeutet wird. Auch die divergierenden Interessen Italiens und Österreich-Ungarns, die Balkankriege usw. spielen hier eine Rolle.
    Der Artikel sich eines zu großen Themas angenommens und dann leider zu einseitig bearbeitet – in der Schule wäre wohl ein “Thema verfehlt” heraus gekommen.

  8. #8 Dampier
    24. September 2014

    Ah, dachte ich’s mir doch 😉

    https://cato-online.blogspot.de/2014/08/deutschlands-schuld-europa-auf-dem-weg.html

    und die Autorin ist 16. In dem Bewusstsein sollte man den Artikel vielleicht nochmal lesen, da muss ich sagen: alle Achtung!

    Respekt auch vor dem cato-online-blogprojekt generell, die ja hier noch mehr Artikel eingereicht haben).

    Lasst euch nicht entmutigen, ich finde das großartig, was ihr da macht.

    Viele Grüße
    Dampier

  9. #9 Michael Zeisberg
    24. September 2014

    Ja- Für eine Sechzehnjähige respektabel, besonders wenn man bedenkt auf welchem Niveau der Geschichtsunterricht allzu oft stattfindet…da werden Gemeinplätze vermittelt und dann fragen die Kulturpessimisten sich, warum sich die Leute nicht dafür packen?

    Weil man davon nicht überrascht wrd…ist wie beim alten Dieter Hildebrand: Man merkt die Absicht und ist verstimmt!
    Zeit- Leser müßten das kennen..grins….

    Noch was: Natürlich ist das, was wir hier treiben keine Historie ! Die hat wenig mit der Lektüre von irgendwelchen Büchern zu tun, sondern mit Quellenarbeit. Und da hat man, was unsere Zeit angeht, natürlich das Problem, daß es davon ohne Ende gibt..nicht wie bei meinem Interessensgebiet, das frühe Mittelalter.

    P.S.: Für meine Rechtschreibfehler bitte ich um Entschuldigung- es ist mein erstes Mal, daß ich mit einem Blog was zu tun hatte…

  10. #10 s.s.t.
    24. September 2014

    Ein derart komplexes Thema kann nicht in einem kurzen Aufsatz abgearbeitet werden, und schon gar nicht, wenn damit Wertungen verknüpft sind.

    Insbesondere in diesem ‘Jubel’jahr konnte man allerorten Beiträge dazu lesen, nicht selten wurden sehr konträre Ansichten vertreten.

    Aus dem Artikel meine ich eine gewisse Folgerichtigkeit (ab Geburt Willi II) zu lesen, die mehr oder weniger zwangsläufig im Krieg mündete. Solche Folgerichtigkeiten werden in der Geschichte (und in der Wahrsagerei) aber erst retrograd erkannt und sind wertlos. Ich persönlich würde die Abläufe (nicht erst seit Clark) unter dem Schlagwort “Schlafwandler” subsumieren.

    Ein Aufsatz in dieser Länge könnte ausreichen, um die unterschiedlichen (wichtigen?!) Publikationen kurz zu beleuchten und damit evtl. den geneigten Leser zu einer vertiefenden Lektüre animieren.

  11. #11 Matthias Friedmann
    24. September 2014

    Das wäre auch mein Vorschlag gewesen, wenn es denn diese Frage sein soll. Klar ist das toll, wenn auch jüngere Leute sich schreibend engagieren. Aber nur weil Kritik geäußert wird, heißt es ja nicht, dass man es am besten wieder sein lassen sollte 🙂

    Zur inhaltlichen Diskussion:
    Außerdem muss man noch die Perspektive der jeweiligen Akteure mit bedenken: Es ist nicht so als sei deren Handeln einfach durch “Sachzwänge” oder den “nationalen Interessen” zu erklären – das traut man den heutigen Politikern schließlich auch nicht einfach so zu 😉 Sondern es müssen ebenso auch die innenpolitischen Folgen, die von den Akteuren “gedachten” Bedrohungsszenarien und Deutungsmuster, wie z.B. dem Gefühl – und das ist es stärker, als eine wirkliche Bedrohung – “eingekesselt” zu sein, bedacht werden. Neben den Diplomaten, Kanzlern und Kaisern darf man weiterhin die Rolle von (militärischen) Beratern oder eben der “Öffentlichkeit” nicht außer acht lassen. Jörn Leonhard beschreibt dies in “Die Büchse der Pandora” sehr plastisch: Seitens der militärischen Berater wurde immer wieder die Befürchtung geäußert, dass, wenn man nicht bald etwas unternehmen würde, der Gegner im Falle eines späteren Aktiv werdens nicht mehr zu besiegen wäre. Ob diese Sichtweise stimmt oder nicht sei dahingestellt, spielt aber in dem Moment auch nur eine untergeordnete Rolle, wenn eben diese Befürchtungen in Entscheidungssituationen eingeflossen sind! Leonhards Buch ist zwar dicker und teurer, aber er geht das ganze doch etwas differenzierter an als Clark, der die Schlafwandler-Metapher etwas zu überspitzt. Das wirkt beim ihn schnell so als wären “alle irgendwie gleich verantwortlich”. Es gab eben auch immer wieder die “reale Möglichkeit” sich anders zu entscheiden.

    Und noch etwas mehr Klugscheißerei zum Schluss:
    “Die hat wenig mit der Lektüre von irgendwelchen Büchern zu tun, sondern mit Quellenarbeit. Und da hat man, was unsere Zeit angeht, natürlich das Problem, daß es davon ohne Ende gibt”
    Daher liest man ja was andere in Büchern&Aufsätzen bereits darüber geschrieben haben 😉

  12. #12 DasKleineTeilchen
    24. September 2014

    oh, hoppla; die autorin ist sechzehn?! VERDAMMT gut für eine erste, detailierte (innerhalb der kürze des artikels) einführung zum thema. chapeau lea!

  13. #13 Gaius
    25. September 2014

    Bemerkenswert finde ich, dass der Artikel die Geschichte sehr komprimiert und trotzdem noch gut lesbar wiedergibt. Also, ich kenne keine Sechzehnjährige, die so schreiben könnte …