Unsere globusgroße Modellerde umkreist die Modellsonne in einem Erdenjahr, wobei sie pro Tag etwa 60 m auf ihrer Bahn voran kommt, oder einen Millimeter in 1,45 Sekunden. Das könnte man gerade noch mit dem bloßen Auge erkennen. Ein Marathonlauf in 1,5 Sekunden.
Die Erde zählt mit Merkur, Venus und Mars zu den inneren Planeten im Sonnensystem, die sich alle innerhalb von maximal 5,8 km um die Modellsonne wiederfinden würden (Mars wäre mit 16 cm etwa so groß wie eine Honigmelone). Die äußeren Planeten im Sonnensystem sind teilweise erheblich weiter von der Sonne entfernt. Der helle Jupiter ist etwa fünf AE, also fünfmal soweit wie die Erde von der Sonne entfernt, das sind 17,5 km im Modell. Saturn wäre etwa 35 km (10 AE) entfernt und Neptun sogar gute 100 km (30 AE), von wo aus gesehen unsere Riesenrad-Sonne zu einem blendendhellen Punkt geschrumpft erschiene, nur 1/1000 so hell wie von der Erde, aber immer noch 300 mal heller als der Vollmond. Das fernste Objekt, das Menschen geschaffen haben, die Sonde Voyager 2, befände sich rund 400 km von der Modellsonne entfernt. Da wird unser Modell schon recht unhandlich. Die äußerste Grenze des Sonnensystems, die Oortsche Wolke, aus der die Kometen entstammen, wäre bis zu 350.000 km entfernt, also fast schon auf dem Mond. Man erinnere sich: 1 mm im Modell – 42,5 km in der Realität. Und das gesamte Sonnensystem bräuchte in diesem Modell die Umlaufbahn des Mondes! Und dies ist, kosmisch gesehen, gerade mal unser Vorgarten!
Das Fixsternmodell
Die Strecke zum nächsten Fixstern wäre fast eine Million km. Für die Welt der Fixsterne brauchen wir einen anderen Maßstab. Nehmen wir an, die Astronomische Einheit schrumpfte auf die Länge eines Millimeters. Die Sonne, unser Riesenrad von vorhin, schrumpfte auf einen knappen hundertstel Millimeter, so groß wie ein Partikel des Zementstaubs. Der Planet Jupiter umkreiste die Sonne in 5 mm Abstand, Neptun in 3 cm, Voyager 2 hätte 12 cm zurückgelegt und die Oortsche Wolke endete bei ca. 100 m. Zum nächsten Fixstern wären es dann 272 m. Im Schnitt fänden wir in der Sonnenumgebung in einer Kugel von 250 m Durchmesser einen staubpartikelgroßen Stern.
Fast alle für das bloße Auge sichtbaren Sterne liegen innerhalb von 1000 Lichtjahren entsprechend 62,5 km; die meisten der Sterne in diesem Umkreis sind aber viel zu lichtschwach, um überhaupt gesehen zu werden. Bereits der uns nächste Sterne, Proxima Centauri, ist ohne Teleskop nicht zu sehen, er ist nur ein hunderstel so hell wie die schwächsten, mit bloßem Auge noch sichtbaren Sterne. Ein paar helle Sterne in der Sonnenumgebung sind Sirius (8,6 LJ = 540 m), Wega im Sternbild Leier (25 LJ = 1500 m), Aldebaran im Stier (66,6 LJ = 4200 m), Beteigeuze im Orion (640 ± 150 LJ = 40 ± 9,4 km) und Deneb im Schwan (2600 ± 200 LJ = 162,5 ± 12,5 km; es gibt allerdings auch Messungen, die ihn bei nur ca. 1500 LJ Entfernung verorten). Deneb ist einer der absolut hellsten Sterne, 200.000-mal so hell wie unsere Sonne, weswegen er trotz seiner großen Entfernung am Himmel unter den hellsten zu finden ist. In unserem Modell wäre er ziemlich klein, nur etwa einen Millimeter im Durchmesser. Hingegen wäre Beteigeuze 6 bis 10 mm groß. Der Wert ist sehr unsicher, denn Beteigeuze hat keine klar definierte Oberfläche wie die Sonne, sondern verliert sich außen unregelmäßig geformt als dünnes Gas im Raum. Noch ein wenig größer, 13 mm, wäre der Stern VY Canis Majoris, der größte, den wir kennen. Er ist ca. 3900 LJ =250 km entfernt und knapp unsichtbar für das bloße Auge. Würde man ihn mit einem Verkehrsflugzeug umrunden wollen, das an einem Tag um die halbe Erde fliegt, bräuchte man dafür fast 800 Jahre!
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