Asteroiden sind schwer zu finden. Selbst die allergrößten von ihnen sind mit freiem Auge am Himmel nicht zu sehen und erscheinen im Teleskop nur als Lichtpunkte. Um sie von Sternen zu unterscheiden, muss man den Himmel mehrmals hintereinander beobachten und dann nachsehen, ob sich einer dieser Punkte in der Zwischenzeit bewegt hat. Und wenn man auf diesem Weg einen Asteroid identifiziert hat, dann kann es vorkommen, dass man ihn gleich wieder verliert. Existieren nur wenige Beobachtungen, lässt sich die Bahn eines Asteroiden nur ungenau berechnen und dann verliert man ihn aus den Augen. Schon entdeckte Asteroiden erneut zu beobachten ist also mindestens so wichtig wie die Entdeckung selbst und das gilt ganz besonders für sehr kleine Himmelskörper. Eine besonders eindrucksvolle Wiederentdeckung eines extrem leuchtschwachen Asteroids ist kürzlich Astronomen mit dem größten optischen Teleskop der Welt gelungen.
Je kleiner ein Asteroid ist, desto schwächer leuchtet er und desto schwerer ist er zu finden. Bei den großen Asteroiden ist haben wir die meisten schon entdeckt; zumindest von denen, die sich in der Nähe der Erde aufhalten. Wenn es um die kleineren Felsbrocken geht, ist unser Wissen aber noch sehr lückenhaft. Das kann problematisch sein, wenn es um Zusammenstöße geht. Dass solche Ereignisse immer wieder stattfinden haben wir ja erst letztes Jahr wieder recht eindrucksvoll gesehen (übrigens: Der kürzlich entdeckte Asteroid 2014 UR116 ist keine Gefahr für die Erde). Sollte irgendwann mal ein richtig großer Brocken auf uns zu kommen, dann werden wir darüber mit ziemlicher Sicherheit schon Jahre oder Jahrzehnte zuvor Bescheid wissen und können entsprechende Maßnahmen ergreifen. Aber kleine Asteroiden können unbemerkt bis zur Erde gelangen und wenn sie bei einer Kollision auch keine globale Katastrophe verursachen können sie durchaus lokale (Sach)Schäden anrichten. Etwas Vorwarnzeit wäre da recht praktisch – aber dazu muss man eben wissen, wo die Asteroiden herumschwirren…
Wissenschaftler der Europäischen Weltraumagentur ESA haben gemeinsam mit Astronomen vom Large Binocular Telescope (LBT) in Arizona kürzlich den kleinen Asteroid 2014 KC46 wieder entdeckt. Der Felsbrocken ist knapp 100 Meter groß und befindet sich derzeit auf Höhe der Marsbahn. Er ist also klein und weit weg und daher enorm lichtschwach. Seine Helligkeit beträgt nur 26,3 Magnituden. Mit unseren Augen können wir Objekte gerade noch sehen, die 6 Magnituden hell sind. Ein Teleskop auf der Erde kommt immerhin bis zur 27. Magnitude und das Hubble-Weltraumteleskop schafft etwa 30 Magnituden. Die Helligkeit des Asteroids liegt also wirklich an der Grenze dessen, was derzeit sichtbar ist. Er leuchtet 20 Magnituden (in der Astronomie wird die Helligkeit ein wenig seltsam gemessen: Je größer die Zahl der Magnitude, desto lichtschwächer das Objekt) schwächer als Sterne die mit freiem Auge sichtbar sind. Umgerechnet bedeutet das, das uns vom Asteroid 100 Millionen Mal weniger Licht erreicht als von den schwächsten freiäuig sichtbaren Sternen! Es braucht also wirklich ein gutes Teleskop, um solche Asteroiden zu finden und zum Glück ist das LBT ein ziemlich gutes. Seine beiden 8,4 Meter großen Teleskopspiegel können zusammen so viel Licht sammeln wie ein einzelner 11,8 Meter großer Spiegel!
Aber selbst mit diesem Instrument ist 2014 KC46 nur ein kaum zu erkennender Punkt auf den Aufnahmen.
Immerhin hat man nun genug Daten gesammelt um seine Bahn genau berechnen zu können. Es ist nun auch klar, dass hier in Zukunft keine Gefahr einer Kollision besteht, obwohl der Asteroid sowohl Mars, Erde als auch Venus immer wieder nahe kommt – und seine Bahn sogar bis zum fernen Jupiter reicht.
Die Wiederentdeckung dieses extrem leuchtschwachen Asteroids ist ein großer Erfolg. Aber natürlich sind da draußen noch ein paar Millionen weitere kleine Asteroiden, die auf ihre Entdeckung warten. Ein Instrument wie das LBT kann aber nicht ausschließlich zur Asteroidensuche eingesetzt werden. Beziehungsweise könnte man das natürlich schon tun – aber da werden all die anderen Kooperationspartner des LBT, die damit ihre eigenen Beobachtungsprojekte durchführen wollen, wohl etwas dagegen haben. Wenn man die erdnahen Asteroiden wirklich im Blick haben und überwachen will, dann wird man früher oder später nicht umhin kommen, ein eigens dafür konstruiertes Weltraumteleskop einzusetzen. Aber ich bezweifle, ob sich dafür Geld finden wird…
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