Die zu wählenden Okularbrennweiten und damit Vergrößerungen richten sich nach dem Auflösungsvermögen des Teleskops. Generell gilt die Faustregel, dass die optimale Vergrößerung für eine bestimmte Öffnung des Teleskops etwa seinem Durchmesser in Millimetern entspricht. Bei kontrastreichen Objekten und ruhiger Luft darf man diesen Wert ruhig um das Doppelte überschreiten. So liefert ein Teleskop mit 20 cm Öffnung eine optimale Vergrößerung von 200fach, die etwa beim Mond, den Saturnringen oder engen Doppelsternen auch mal auf 400fach gesteigert werden darf.
Die lichtstärkste Vergrößerung erreicht man dann, wenn das verfügbare Licht auf einen möglichst kleinen Bereich der Netzhaut abgebildet wird, also bei einer möglichst geringen Vergrößerung, die auch das größte Blickfeld liefert. Hier gibt es jedoch eine praktische Grenze, die Größe der Austrittspupille des Okulars. Die Austrittspupille ist der helle Fleck im Okular, den man mit etwas Abstand vom Okular sieht und durch den das Licht des Teleskops austritt. Sie ist die Abbildung des Objektivdurchmessers im Okular. Ihr Durchmesser berechnet sich zu
Austrittspupille = Objektivdurchmesser / Vergrößerung
Die Austrittspupille wächst also mit zunehmender Öffnung und abnehmender Vergrößerung. Wenn sie größer wird, als die Augenpupille, dann fällt Licht außerhalb der Augenpupille, das somit verloren geht. Man erzielt also den maximalen Gewinn, wenn man die geringste Vergrößerung so wählt, dass ihre Austrittspupille am jeweiligen Teleskop der im Dunklen erweiterten Augenpupille entspricht, welche bei jungen Menschen bis 7 mm groß sein kann, im allgemeinen jedoch eher bei 5-6 mm liegt. Bei einem 20 cm durchmessenden Fernrohr kommt man bei 5 mm Austrittspupille auf 40-fache Vergrößerung als untere Grenze.
Die Vergrößerung bestimmt schließlich zusammen mit dem scheinbaren Gesichtsfeld des Okulars das wahre Gesichtsfeld des Teleskops. Es gibt Okulare mit verschiedensten scheinbaren Gesichtsfeldern, also dem Winkel des im Okular sichtbaren Blickfelds; dies ist ein Parameter, der nur durch das Okular bestimmt ist. Es gibt mittlerweile Okulare mit 110° scheinbarem Gesichtsfeld, bei denen man Kopf und Augen rollen muss, um den Rand des Gesichtsfelds zu sehen, man hat da schon den Eindruck, aus einem Fenster zu blicken. Diese kosten allerdings ein Vermögen und sind eher nicht die Wahl für Anfänger (wohl aber später für den ambitionierten Amateur eine wundervolle Ergänzung). Die typischen Gesichtsfelder guter, aber kostengünstiger Okulare (orthoskopisch, Plössl oder Erfle) liegen zwischen 50° und 70°. Das wahre Gesichtsfeld eines Okulars berechnet sich näherungsweise (für kleine scheinbare Gesichtsfelder) zu
Wahres Gesichtsfeld [°] = scheinbares Gesichtsfeld [°] / Vergrößerung
d.h. mit zunehmender Vergrößerung nimmt das Gesichtsfeld ab.
Zuletzt noch eine Anmerkung zum Okularsteckmaß. Es gibt Okulare mit 2 Zoll und 1,25 Zoll Durchmesser (von weniger wollen wir hier gar nicht erst reden…). Gute Teleskope können Okulare beiderlei Maßes verwenden, sie haben einen Anschluss für 2 Zoll mit einem herausnehmbaren Reduzierring auf 1,25 Zoll. Der Grund für die Einführung von 2-Zoll-Okularen lag darin, dass Okulare großer Brennweite mit großem Blickfeld ein Gesichtsfeld in der Brennebene des Teleskops überblicken, welches das 1,25-Zoll-Maß sprengt – das erfassbare Bild ist größer als 1,25 Zoll und passt nicht in dieses Steckmaß. Außerdem haben Spiegelreflexkameras im alten Normalformat 24×36 mm eine Bilddiagonale von 43 mm, das sind 1,7 Zoll. Damit die Bildränder voll ausgeleuchtet werden, muss ein entsprechend großer Teleskopanschluss gewählt werden. 2 Zoll leuchten ein solches Bild voll aus.
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