Reflektoren haben keinerlei Farbfehler, da sie das Licht nicht brechen, sondern durch verspiegelte Flächen ablenken. Deswegen braucht bei ihnen nur eine Oberfläche perfekt zu sein, bei Linsenteleskopen sind es deren 4 oder 6, und auch darf deren Glas im Inneren keine Fehler haben. Deswegen lassen sich Spiegelfernrohre günstiger und viel größer fertigen, als Linsenteleskope. Das größte Linsenteleskop der Welt hat eine Linse von 1,02 m Durchmesser, der größte aus einer zusammenhängenden Fläche bestehende Teleskopspiegel misst 8,4 Meter im Durchmesser.
Reflektoren gibt es in verschiedenen Varianten. Die einfachste ist der Newton-Reflektor. Hier befindet sich der Licht sammelnde Hohlspiegel (Hauptspiegel) am hinteren Ende des Teleskops und der Brennpunkt liegt am vorderen Teleskopende. Damit der Betrachter nicht mit seinem Kopf die Teleskopöffnung blockiert, wird das Licht über einen kleinen Planspiegel (Fangspiegel) zur Seite abgelenkt. Man schaut also seitlich in das Teleskop hinein, im rechten Winkel zur Blickrichtung. Das hat mehrere Vorteile. Mit dem Teleskop schaut man ja nach oben, d.h. beim Linsenfernrohr muss man in das untere Ende des Teleskops schauen und das ganze Teleskop entsprechend hoch montieren, was eines hohen (und damit weniger stabilen) Stativs bedarf und was bei hoch stehenden Objekten äußerst unkomfortabel wäre, wenn man nicht vor dem Okular den üblichen Umlenkspiegel (Zenitspiegel oder manchmal Zenitprisma) verwenden würde. Beim Newton-Teleskop schaut man oben in das Teleskop hinein und kann es entsprechend tiefer und stabiler aufstellen. Außerdem schaut man meistens nahezu waagerecht in das Teleskop, was den Nacken weniger strapaziert. Umlenkspiegel kann man sich sparen.
Der Newton-Tubus (Tubus: Bezeichnung für das Rohr des Teleskops) ist in etwa so lang wie seine Brennweite. Der Fangspiegel und seine Haltestreben behindern das einfallende Licht, was sich als Strahlen um helle Sterne und einem verringerten Kontrast gegenüber einem gleich großen Linsenfernrohr äußert, jedoch sind Newtons viel günstiger herzustellen als gute Linsenfernrohre und daher für das gleiche Geld normalerweise deutlich größer, was den Kontrast-Nachteil mehr als aufwiegt. Newtons können außerdem mit Öffnungsverhältnissen von 1/5 und mehr gefertigt werden, so dass man eine kurze Bauform und hohe Lichtstärke bei großer Öffnung erhält, noch mehr als bei Semi-Apos. Aber auch Newton-Teleskope sind nicht fehlerfrei, insbesondere solche mit großem Öffnungsverhältnis. Newton-Teleskope verwenden parabolisch geformte Spiegel um das Licht zu fokussieren. Fällt das Licht nicht genau entlang der optischen Achse senkrecht auf einen Parabolspiegel, sondern schräg (wie es bei Objekten am Bildrand der Fall ist), dann wird es nicht scharf in einem Punkt abgebildet, sondern der Stern franst gewissermaßen aus (man spricht von „Komafehler” [Koma = griech. „Haar”], da Sterne am Bildrand wie kleine Kometen [„Haarsterne”] mit Schweifen aussehen). Komafehler werden von guten Okularen weitgehend kompensiert und sind bei Öffnungsverhältnissen von 1/5 noch erträglich. Es gibt speziell für die Fotografie, wo es auf ein großes, randscharfes Bild ankommt, Korrekturlinsen (Koma-Korrektoren); das visuell überblickte Sichtfeld ist normalerweise kleiner und man braucht solche Korrektoren nicht unbedingt, wenn man das Teleskop nur zum Durchschauen verwendet.
Ein weiterer Punkt, der beim Newton zu beachten ist, ist die regelmäßige Kollimation des Teleskops: dies bedeutet einfach, dass man die Spiegel exakt aufeinander ausrichten muss. Das kann mit so einfachen Mitteln wie einer mittig durchbohrten Filmrolle als Peilhilfe und einem als Zentriermarkierung auf dem Hauptspiegel geklebten Lochringverstärker geschehen. Man muss dazu einfach den Fangspiegel an seinen Stellschrauben so ausrichten, dass der Hauptspiegel mit seiner zentralen Markierung mittig im Bild erscheint, und dann den Hauptspiegel seinerseits an Stellschrauben so neigen, dass man das Spiegelbild des eigenen Auges in der Mitte des Lochrings sieht. Nur dann sieht ein Okular den komafreien Zentralbereich des Blickfelds. Ein Newton ist aufgrund des schweren Hauptspiegels und der Verstellbarkeit der Optik relativ stoßempfindlich und daher ist eine regelmäßige Kollimation Pflicht.
Kommentare (10)