Reflektoren haben keinerlei Farbfehler, da sie das Licht nicht brechen, sondern durch verspiegelte Flächen ablenken. Deswegen braucht bei ihnen nur eine Oberfläche perfekt zu sein, bei Linsenteleskopen sind es deren 4 oder 6, und auch darf deren Glas im Inneren keine Fehler haben. Deswegen lassen sich Spiegelfernrohre günstiger und viel größer fertigen, als Linsenteleskope. Das größte Linsenteleskop der Welt hat eine Linse von 1,02 m Durchmesser, der größte aus einer zusammenhängenden Fläche bestehende Teleskopspiegel misst 8,4 Meter im Durchmesser.

(Bild: Szőcs Tamás Tamasflex, CC-BY-SA 3.0)

Strahlengang im Newton-Reflektor (Bild: Bild: Szőcs Tamás Tamasflex, CC-BY-SA 3.0)

Reflektoren gibt es in verschiedenen Varianten. Die einfachste ist der Newton-Reflektor. Hier befindet sich der Licht sammelnde Hohlspiegel (Hauptspiegel) am hinteren Ende des Teleskops und der Brennpunkt liegt am vorderen Teleskopende. Damit der Betrachter nicht mit seinem Kopf die Teleskopöffnung blockiert, wird das Licht über einen kleinen Planspiegel (Fangspiegel) zur Seite abgelenkt. Man schaut also seitlich in das Teleskop hinein, im rechten Winkel zur Blickrichtung. Das hat mehrere Vorteile. Mit dem Teleskop schaut man ja nach oben, d.h. beim Linsenfernrohr muss man in das untere Ende des Teleskops schauen und das ganze Teleskop entsprechend hoch montieren, was eines hohen (und damit weniger stabilen) Stativs bedarf und was bei hoch stehenden Objekten äußerst unkomfortabel wäre, wenn man nicht vor dem Okular den üblichen Umlenkspiegel (Zenitspiegel oder manchmal Zenitprisma) verwenden würde. Beim Newton-Teleskop schaut man oben in das Teleskop hinein und kann es entsprechend tiefer und stabiler aufstellen. Außerdem schaut man meistens nahezu waagerecht in das Teleskop, was den Nacken weniger strapaziert. Umlenkspiegel kann man sich sparen.

Der Newton-Tubus (Tubus: Bezeichnung für das Rohr des Teleskops) ist in etwa so lang wie seine Brennweite. Der Fangspiegel und seine Haltestreben behindern das einfallende Licht, was sich als Strahlen um helle Sterne und einem verringerten Kontrast gegenüber einem gleich großen Linsenfernrohr äußert, jedoch sind Newtons viel günstiger herzustellen als gute Linsenfernrohre und daher für das gleiche Geld normalerweise deutlich größer, was den Kontrast-Nachteil mehr als aufwiegt. Newtons können außerdem mit Öffnungsverhältnissen von 1/5 und mehr gefertigt werden, so dass man eine kurze Bauform und hohe Lichtstärke bei großer Öffnung erhält, noch mehr als bei Semi-Apos. Aber auch Newton-Teleskope sind nicht fehlerfrei, insbesondere solche mit großem Öffnungsverhältnis. Newton-Teleskope verwenden parabolisch geformte Spiegel um das Licht zu fokussieren. Fällt das Licht nicht genau entlang der optischen Achse senkrecht auf einen Parabolspiegel, sondern schräg (wie es bei Objekten am Bildrand der Fall ist), dann wird es nicht scharf in einem Punkt abgebildet, sondern der Stern franst gewissermaßen aus (man spricht von „Komafehler” [Koma = griech. „Haar”], da Sterne am Bildrand wie kleine Kometen [„Haarsterne”] mit Schweifen aussehen). Komafehler werden von guten Okularen weitgehend kompensiert und sind bei Öffnungsverhältnissen von 1/5 noch erträglich. Es gibt speziell für die Fotografie, wo es auf ein großes, randscharfes Bild ankommt, Korrekturlinsen (Koma-Korrektoren); das visuell überblickte Sichtfeld ist normalerweise kleiner und man braucht solche Korrektoren nicht unbedingt, wenn man das Teleskop nur zum Durchschauen verwendet.

Ein weiterer Punkt, der beim Newton zu beachten ist, ist die regelmäßige Kollimation des Teleskops: dies bedeutet einfach, dass man die Spiegel exakt aufeinander ausrichten muss. Das kann mit so einfachen Mitteln wie einer mittig durchbohrten Filmrolle als Peilhilfe und einem als Zentriermarkierung auf dem Hauptspiegel geklebten Lochringverstärker geschehen. Man muss dazu einfach den Fangspiegel an seinen Stellschrauben so ausrichten, dass der Hauptspiegel mit seiner zentralen Markierung mittig im Bild erscheint, und dann den Hauptspiegel seinerseits an Stellschrauben so neigen, dass man das Spiegelbild des eigenen Auges in der Mitte des Lochrings sieht. Nur dann sieht ein Okular den komafreien Zentralbereich des Blickfelds. Ein Newton ist aufgrund des schweren Hauptspiegels und der Verstellbarkeit der Optik relativ stoßempfindlich und daher ist eine regelmäßige Kollimation Pflicht.

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Kommentare (10)

  1. #1 rolak
    15. Dezember 2014

    Auch wenn mir die Faszination des Spähens durch Feldstecher bzw Fernrohre wahrlich nicht fremd ist, zur ZielKundschaft für die Artikelserie gehöre ich sicherlich nicht.

    Doch so ein locker zu lesender Überblick über Angebot, Technik und Grundlagen ist ein angenehmer, unterhaltsamer Zeitvertreib mit dem möglichen Bonus Lerneffekt.
    OffLabelVerwendung sozusagen…

  2. #2 Steppl
    15. Dezember 2014

    Wobei GSO mittlerweile auch RC-Teleskope anbietet, die sich dem Amateurbudget annähern. Wenn das noch ein wenig so weiter geht, werden die sicher auch mal interessant.
    Und die großen Hersteller arbeiten mit ihren ACF bzw. Edge HD Teleskopen praktisch schon seit einigen Jahren an einer Ablösung der SCs im Amateurbereich. Auch wenn das Hauptmotiv der Patentschutz der jeweiligen Bauweise sein könnte.

  3. #3 Alderamin
    15. Dezember 2014

    @Steppl

    Ach, die GSO RCs kannte ich noch nicht. Scheinen mir aber dennoch für Anfänger trotz des beeindruckend niedrigen Preises eher weniger geeignet, wenn ich das so lese.

    Diese “Advance Coma Free“-Geräte kenne ich natürlich, die anfangs gerne RCs heißen wollten, es aber wegen der Korrekturplatte nicht sein dürften, aber die sind ziemlich teuer und eher was für Astrofotografen. Diese Artikelserie hier richtet sich an Anfänger, und da ist der klassische SC oder der kleine Mak (oder Newton oder Refraktor) meines Erachtens der bessere und günstigere Einstieg.

    Überhaupt gibt es noch eine Menge Teleskopbauformen, die ich hier nicht alle nennen kann und wollte (den Schiefspiegler oder gefaltete Refraktoren zum Beispiel), das würde für den Anfang zu sehr verwirren. Wer beim Hobby bleibt und ein wenig liest, dem laufen sie alle irgendwann mal über den Weg.

  4. #4 Steppl
    15. Dezember 2014

    @Alderamin
    War ja auch ein wenig auf die Zukunft bezogen, z.B. falls andere Hersteller auf die Idee kommen da mit zu spielen. GSO, ja gut Taiwan, ist aber auch nicht unbedingt für schlechte Qualität bekannt.
    Und gar so übel war der Test nun auch nicht. Ein RC passt natürlich genauso wenig wie ein Triplet APO zu einem Anfänger, ein 8″ RC hat aber wenigstens keinen fünfstelligen Preis. Die meisten werden aber sicher nicht mit Fotografieren anfangen.

    Wer sich bei Händlern nach Teleskopen umschaut wird allerdings automatisch bei Meade und Celestron auf ihre Eigenentwicklungen stoßen. Da ist es doch schon nützlich wenigstens ein wenig mit den Begriffen anfangen zu können und auch anderen katadioptischen Systemen (z.B. Seben vielleicht). Kutter wird man in den Angeboten, eventuell bedauerlicherweise, ja nicht finden.

  5. #5 Alderamin
    15. Dezember 2014

    @Steppl

    Und gar so übel war der Test nun auch nicht.

    Nein, nein, das wollte ich damit auch nicht sagen, nur erforderte das Gerät Kollimation, obwohl dafür nicht vorgesehen war, und diese erwies sich dann auch noch als selbst für einen alten Hasen recht kompliziert. Einen Newton oder SC zu kollimieren, ist hingegen ein Klacks.

    Wer sich bei Händlern nach Teleskopen umschaut wird allerdings automatisch bei Meade und Celestron auf ihre Eigenentwicklungen stoßen. Da ist es doch schon nützlich wenigstens ein wenig mit den Begriffen anfangen zu können und auch anderen katadioptischen Systemen (z.B. Seben vielleicht).

    Ok, magst recht haben. Aber dafür ist der Kommentarbereich ja nützlich.

    Also: ACF (advanced coma free) ist eine Eigenentwicklung von Meade, die eine Ritchie-Chrétien-Optik imitiert. Ein normaler RC hat einen hyperbolischen Fangspiegel, einen hyperbolischen Hauptspiegel und keine Korrekturplatte vorne. Er produziert ein komafreies Bild ganz ohne Korrekturplatte. Ein ACF verwendet einen hyperbolischen Fangspiegel, einen sphärischen Hauptspiegel (wie beim Schmidt-Cassegrain) und vorne eine Korrekturplatte, die im Zusammenspiel mit dem sphärischen Hauptspiegel den Strahlengang eines hyperbolischen Hauptspiegels nachbildet (ursprünglich bewarb Meade die Geräte als RCs, wurde jedoch von einem Hersteller von RC-Teleskopen deswegen verklagt und änderte die Bezeichnung). Diese Modelle haben sehr gute fotografische Eigenschaften (z.B. eine flache Bildebene im Fokus; bei den meisten Teleskopen ist sie gewölbt und man muss eine sogenannte Field-Flattener-Linse vor die Kamera setzen, um den Kamerasensor überall scharf auszuleuchten). Allerdings liegen sie in der Preisklasse über den Schmidt-Cassegrains von Meade.

    Beim großen Konkurrenten Celestron heißt die state-of-the-art-Optik Edge HD. Es handelt sich um eine Variante des Schmidt-Cassegrain-Designs. Hierbei werden ein sphärischer Haupt-, Fangspiegel und Schmidtplatte (wie beim normalen SC, aber laut Hersteller mit modifizierter Krümmung des Fangspiegels) mit einem Satz Korrekturlinsen versehen, die in dem Rohr angebracht sind, in welchem das Licht vom Fangspiegel durch den Hauptspiegel geführt wird. Nach Angaben des Herstellers werde damit die Leistung konkurriender Koma-freier Optiken auf der Basis eines sphärischen Hauptspiegels und eines asphärischen Fangspiegels (es ist nicht schwer zu erraten, wer gemeint ist) in der Abbildung am Bildfeldrand übertroffen. Ein sphärischer Fangspiegel ist auch problemloser zu kollimieren als ein hyperbolischer, weil er auch kugelsymmetrisch ist und somit nicht so leicht verkippt werden kann.

    Ich habe selbst keinerlei Erfahrungen mit diesen beiden Optiken und würde den Leser daher bitten, in entsprechenden Zeitschriften und Astronomie-Foren zu recherchieren, wie sie dort bewertet werden.

  6. #6 Hans
    16. Dezember 2014

    Bei den Teleskoptypen hab ich den Dobsen vermisst. Oder kommt der noch, weil es dabei hauptsächlich um die Montierung geht, beim Strahlengang aber vom Prinzip her ein Newton ohne Tubus ist?

  7. #7 Alderamin
    16. Dezember 2014

    @Hans

    Kommt heute: ein Dosbson ist ein Newton auf Dobson-Montierung. Und zwar mit Tubus. Was Du meinst, ist ein Gitterrohrtubus. Der klassische Dobson hat einen geschlossenen Tubus.

  8. #8 Clemens
    Wels, Austria
    18. Dezember 2014

    Das als »Mirror-Shifting« bezeichnete Spiel des Hauptspiegels beim Schmidt-Cassegrain lässt sich durch den Einsatz eines Crayford-Auszugs äußerst effektvoll minimieren, da damit der Hauptspiegel zum Fokussieren nicht nachjustiert werden muss, wobei er stets zum Kippen neigt. Die fotografische Brauchbarkeit des SC erhöht sich ungemein …

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