Zur Weihnachtszeit interessiert uns ja meistens eher, ob es hier bei uns auf der Erde schneit (oder nicht schneit; je nach persönlicher Vorliebe). Aber in der Serie “Fragen zur Astronomie” geht es ja um den Weltraum und eine interessante Frage die mir kürzlich gestellt worden ist, lautet: Kann es auch auf anderen Planeten schneien?. Gute Frage! Und die Antwort hängt ganz davon ab, was man bereit ist, als “Schnee” zu bezeichnen…
Der Schnee auf der Erde besteht aus Wasser und weil wir genug Wasser in unserer Atmosphäre haben, kann es – eine ausreichend niedrige Temperatur vorausgesetzt – auch als Schnee zur Erde fallen. Kalt wäre es anderswo im Sonnensystem auch, nur mit dem Wasser wird es schwierig. Auf dem Mars zum Beispiel herrschen fast immer winterliche Temperaturen. Seine Atmosphäre ist aber einerseits extrem dünn und besteht andererseits fast komplett aus Kohlendioxid. Wasser gibt es dort nur gefroren unter dem Marsboden aber nicht in der Atmosphäre. Mit Schneefall wird es also schwierig… aber Wetter kann man auf dem Mars durchaus beobachten. Sieht man mal von den regelmäßigen Staubstürmen ab, dann können sich aus dem Kohlendioxid auch dünne Wolken bilden. Und wenn Kohlendioxid gefriert, erhält man Trockeneis und genau das wurde von den Satelliten, die den Mars umkreisen, beobachtet, wie es aus den Wolken fällt. Auf dem Mars kann es also Trockeneis schneien…
Abseits des Mars wird es mit dem extraterrestrischen Schnee schon schwieriger. Unser Mond und der Merkur haben keine relevante Atmosphäre; also nichts, woraus es schneien kann. Und die Gasriesen Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun haben keine feste Oberfläche und damit nichts worauf es schneien kann. Bleibt noch die Venus: Dort gibt es eine feste Oberfläche, eine sehr dicke Atmosphäre in der sich auch Wasser befindet. Es ist allerdings auf ihrer Oberfläche auch bis zu 500 Grad heiß und das ist nicht unbedingt die Umgebung, in er man mit Schnee rechnet. Und natürlich gibt es klassischen Schnee auf der Venus auch nicht. Aber dafür etwas viel besseres: Heavy-Metal-Schnee!
Als Wissenschaftler die Oberfläche der Venus mit Radarstrahlen abgetastet haben (anders kriegt man von da unten nichts mit, da ja der Planet ständig in seine dicke Wolkenschicht gehüllt ist), ist man dabei immer wieder auf Stellen gestoßen, an denen es besonders “hell” war; also Bereiche, in denen die Radarstrahlen besonders gut reflektiert worden sind. Es musste sich um metallische Stoff handeln, die diese Regionen in einer dünnen Schicht überziehen. Man geht davon aus, dass dieser “Metall-Schnee” durch früheren Vulkanismus entstanden ist. Durch die Vulkane wurde jede Menge Zeug als Gas in die Atmosphäre geschleudet; darunter auch vaporisierte Metalle. Hoch über der Oberfläche können sie dann kondensieren und wieder zurück zum Boden fallen. Dazwischen können sie auch noch diverse chemische Reaktionen durchlaufen so das am Ende dann zum Beispiel “Schnee” aus Bleisulfid den Venusboden bedeckt. Frohe Weihnachten!
Ein weiterer Ort, an dem man eventuell Spuren von “Schnee” gefunden hat, trägt passenderweise den Spitznamen “Schneewittchen”. Es handelt sich dabei um den Asteroid 2007 OR10. Er ist 1300 Kilometer groß und 67 mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde; befindet sich also weit, weit hinter der Bahn von Neptun im fernen Kuiper-Asteroidengürtel (noch weit hinter Pluto). Als das Objekt 2007 entdeckt wurde, erschien es in den Teleskopen überraschend hell und das führten die Astronomen auf eine überdurchschnittlich helle/weiße Oberfläche zurück. Daher stammt auch der Spitzname “Snow White” bzw. “Schneewittchen”. Mittlerweile haben bessere Beobachtungen gezeigt, dass die Oberfläche eigentlich eher rötlich gefärbt und der Name nicht ganz passend ist. Die Beobachtungen haben auch gezeigt, dass es dort auf der Oberfläche viel Eis gibt und auch eine dünne Schicht aus gefrorenem Methan. Vermutlich sind das die Überreste einer früheren (sehr, sehr, sehr dünnen) Methanatmosphäre die später ausgefroren ist, jetzt als Frost auf der Oberfläche liegt und sich langsam ins All in verflüchtigt. Irgendwann vor langer Zeit gab es auf “Schneewittchen” also vielleicht eine Phase bei der es Methan “geschneit” hat…
Es gäbe noch diverse andere Phänomene im Sonnensystem, die man bei gutem Willen als “Schnee” interpretieren kann. Ausfrierende dünne Atmosphären aus unterschiedlichen Gasen findet man bei vielen eisigen Kleinkörpern (zum Beispiel bei Pluto) und auch auf manchen Monden der großen Gasplaneten findet seltsames Wetter statt (Methanregen auf Titan, beispielsweise). Aber echten Schnee, in dem man Schlittenfahren und Schneemänner bauen kann, gibt es nur bei uns auf der Erde! Wenn es demnächst also schneien sollte, dann freut euch darüber, das ihr ein einzigartiges Phänomen im Sonnensystem beobachtet dürft!
Mehr Antworten findet ihr auf der Übersichtsseite zu den Fragen, wo ihr selbst auch Fragen stellen könnt.
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