Und die Wissenschaft? Die ist – wie die regelmäßigen Leserinnen und Leser meines Blogs wissen – überall. Man muss die Welt nur auf die richtige Art und Weise betrachten und ein wenig nachdenken. Dann findet man sie immer! Und wo hat man mehr als ausreichend Gelegenheit, um die Welt zu betrachten und in Ruhe nachzudenken? Genau: Beim Laufen!
Ich habe in der Vergangenheit immer wieder probiert, die Wissenschaft aufzuzeigen, die man überall im Alltag finden kann. In meinen Büchern genau so wie in meinem Blog oder auf meinen Reisen. Warum also nicht auch darüber schreiben, was für Wissenschaft einem beim Laufen so begegnen kann? Das habe nicht nur ich mir gedacht, sondern auch ScienceBlogs-Kollege Ali Arbia von Zoon Politikon. Auch er ist 2014 von der Laufleidenschaft angesteckt worden; hat in diesem Jahr ebenfalls seinen ersten Marathon gelaufen und wird davon sicher selbst noch ausführlich berichten. Denn wir haben beschlossen, gemeinsam eine neue und blogübergreifende Artikelserie bei ScienceBlogs.de zu starten: Running Research – Denken beim Laufen. Abwechselnd werden Ali und ich (und im Laufe der Zeit vermutlich auch noch andere ScienceBlogger) über unsere Lauferlebnisse berichten und darüber, was wir unterwegs für Wissenschaft entdeckt haben. Die offizielle erste Ausgabe wird demnächst bei Ali oder bei mir erscheinen; dieser Text hier ist nur eine einführende “Pilotfolge” um die Hintergründe zu erklären und auf den Start einzustimmen.
Apropos Start: Der findet beim Silvesterlauf in Mölln jetzt endlich statt! Der Start ist auch das einzige, was mich an diesen offiziellen Rennen stört. Anstatt einfach loslaufen zu können, wenn mir danach ist, muss man (gefühlt) ewig warten und sich dann eingeklemmt zwischen diversen anderen Leuten laufend seinen Weg bahnen. Oder auch nicht, denn wenn es voll und eng ist, hat man meist keine Wahl, als sich ans Tempo der Läufer um einen herum anzupassen und das ist immer zu schnell oder zu langsam…
Aber in Mölln ist das Starterfeld überschaubar, der Waldweg am Start ist einigermaßen breit und die Läufer verteilen sich schnell. Ich habe vermutlich wie immer ein wenig zu flott begonnen und hoffe, dass mir das am Ende des Rennens nicht den Atem raubt. Aber noch bin ich optimistisch! Die Strecke ist zwar dank des Tauwetters der letzten Tage wirklich matschig und rutschig und wie bei Waldwegen üblich, uneben und voller Wurzeln. Aber sie ist auch äußerst schön! Es geht zuerst den Lütauer See und dann den Schmalsee entlang. Direkt am Wasser, durch die winterlichen Wälder. Im Sommer ist hier alles grün und voller Leben (und Insekten…). Aber auch im Winter haben die kahlen Bäume am Seeufer ihren Reiz. Und trotz des braunen Laubs ist doch nicht alles Grün verschwunden. Während ich probiere, mein Lauftempo bei etwa 4:00 Minuten/Kilometer zu halten, sehe ich immer wieder grüne Flecken auf den Bäumen und grünen Belag auf Boden und Steinen. Keine Blätter, sondern Flechten. Oder Moose? Ich hab mir beim Laufen schon oft genug gedacht, dass man mehr über Botanik wissen sollte. Dann könnte man den ganzen Kram, an dem man vorüber läuft, nicht nur schön finden, sondern auch beim Namen nennen!
Und Flechten (oder Moose?) sehen zwar auf den ersten Blick unscheinbar aus, sind aber enorm faszinierend! Flechten (Ich habe mich fürs erste Mal entschieden, dass es sich um Flechten handelt. Ich muss ja sowieso noch ne zweite Runde um den See machen und überleg mir dann nochmal, ob es vielleicht doch Moose waren) sehen zwar aus wie irgendwelche Pflanzen, sind aber eine symbiotische Lebensgemeinschaft! Das hat mich damals schon in der Schule so sehr beeindruckt, dass ich es bis heute nicht vergessen habe und sogar nach daran denken kann, während ich probiere, vielleicht doch noch den einen oder anderen Läufer vor mir zu überholen, bevor es am Ende des Schmalsees über die enge Brücke geht und da kein Platz mehr für solche Manöver ist.
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