Der Anfang des Jahres ist ja traditionell immer die Zeit, in der man diverse Vorsätze schmiedet. Weniger Trinken, weniger Rauchen, abnehmen, mehr Sport treiben, und so weiter. Und genau so traditionell sind die guten Vorsätze dann meistens schnell wieder vergessen. Ich dachte mir daher, es wäre effizienter den Teil mit dem Scheitern gleich zu überspringen und stattdessen zu erklären, welche Projekte ich 2015 nicht umsetzen werde 😉

Natürlich handelt es sich hier nicht um echte Vorsätze. Aber ich habe immer wieder Ideen für interessante Projekte und bei vielen davon schaffe ich es auch, sie früher oder später zu realisieren. Bei manchen ist mir aber schon im Vorhinein klar, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht umsetzbar sind. Damit diese Ideen aber nicht völlig verloren gehen, wollte ich sie trotzdem mal aufschreiben. Und wer weiß – vielleicht wird ja doch noch irgendwann einmal etwas daraus! Denn eigentlich finde ich die Ideen trotz allem ziemlich gut. Zum Beispiel:

Ein umfassendes und allgemeinverständliches Buch über Himmelsmechanik schreiben

Ich bin Himmelsmechaniker. Wenn ich das sage, amüsiert das viele Leute, die sich da vielleicht jemanden vorstellen, der mit Hammer und Schraubenschlüssel am Himmel herumbastelt. Aber die Himmelsmechanik ist einfach nur eines der vielen Arbeitsgebiete von Astronomen. Genau so wie es zum Beispiel die Fächer der Extragalaktik, der Stellarastronomie oder der Planetologie gibt, gibt es eben auch die Himmelsmechanik. Das Wort klingt vielleicht tatsächlich ein wenig angestaubt und veraltet – aber die Himmelsmechanik IST ja auch alt. Sie ist die älteste theoretische Disziplin der Astronomie und bis zu den grundlegenden Arbeiten von Albert Einstein und seinen Kollegen am Beginn des letzten Jahrhunderts die später zur Entwicklung der modernen Astrophysik geführt haben, war die Himmelsmechanik im wesentlichen die komplette theoretische Astronomie.

Das Fach beschäftigt sich mit der Bewegung der Himmelskörper. Damit sind Asteroiden und Planeten genau so gemeint wie Sterne, Galaxien oder Galaxienhaufen. Alles was sich im Universum irgendwo und irgendwie bewegt fällt in den Zuständigkeitsbereich der Himmelsmechanik. Früher war das im wesentlichen auch alles, was man beobachten und beschreiben konnte. So lange man keine Ahnung von der Beschaffenheit und Entfernung der Planeten, Sterne und Galaxien hatte, konnte man nur die Positionen der Lichtpunkte am Himmel aufzeichnen, deren Veränderung registrieren und probieren, diese Bewegung zu verstehen.

Die Himmelsmechanik ist daher auch notgedrungen eine sehr mathematische Disziplin. Man arbeitet mit komplizierten (sehr komplizierten!) Formeln; muss lange und komplexe Computerprogramme selber schreiben und wenn man etwas bei dieser Arbeit nicht tut, dann das, was die meisten immer als erstes mit Astronomie verbinden: Durch ein Teleskop schauen. Aber trotzdem ist die Himmelsmechanik ein enorm faszinierendes Fach! Und es gäbe wahnsinnig viele spannende Geschichten zu erzählen…

So sieht ernsthafte Himmelsmechanik aus!

So sieht ernsthafte Himmelsmechanik aus!

Von den Anfängen der Himmelsmechanik, die auch gleichzeitig die Anfänge der Astronomie selbst waren und die Menschen schon vor vielen Jahrtausenden dazu gebracht hat, Bauwerke wie Stonehenge zu errichten, um den Überblick über die Bewegung von Sonne, Mond und Sternen zu behalten. Von den Anfängen der modernen Naturwissenschaft im 17. Jahrhundert als Johannes Kepler und Isaac Newton die mathematischen Grundlagen zur Beschreibung der Bewegung der Himmelskörper geliefert haben und gleichzeitig jede Menge Dogmen und Weltbilder über den Haufen geworfen haben. Die Geschichte von Urbain LeVerrier und sein Vertrauen in die Himmelsmechanik die zur Entdeckung des Planeten Neptun geführt haben und die erfolglose Suche nach dem Planeten Vulkan, die erst durch eine weitere himmelsmechanische Revolution von Albert Einstein zu einem Ende gebracht werden konnte. Oder die Geschichte von Henri Poincaré, der die prinzipielle Unmöglichkeit aufgezeigt hat, die Bewegung der Planeten jemals mathematisch exakt erfassen zu können und dabei die Grundlagen der Chaostheorie gelegt hat. Womit wir bei der modernen Himmelsmechanik wären, die so gar nicht “verstaubt” ist sondern sich eben mit all den Auswirkungen des Chaos beschäftigen muss; große Supercomputer mit komplexen Simulationen betreibt um tief in die Vergangenheit und weit in die Zukunft unseres Sonnensystems zu blicken oder die Dynamik von fremden Planetensystemen zu verstehen. Oder versucht, die Gefahr durch kollidierende Asteroiden in den Griff zu bekommen; den optimalen Weg für Raumsonden auf der Reise zu anderen Planeten zu planen und nebenbei neue mathematische Methoden entwickelt, um das dem Universum immer innewohnende Chaos zu beschreiben.

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Kommentare (16)

  1. #1 Herbert
    2. Januar 2015

    Das Buch über Himmelsmechanik wäre eine echte Bereicherung für jede Sternwartenbibliothek und für jeden Bücherschrank eines Hobbyastronomen. Sehr schade, dass Du die Realisierung für unwahrscheinlich erachtest… ::(

    Vielleicht wäre eine Publikation in Englisch denkbar? Da ist der in Frage kommende Kundenkreis größer und es gibt auch Verlage, bei denen das gut ins Programm passen würde…

  2. #2 Florian Freistetter
    2. Januar 2015

    @Herbert: “Sehr schade, dass Du die Realisierung für unwahrscheinlich erachtest… ::(“

    Wie gesagt – das ist ein Projekt, für das man viel Zeit braucht und das Geld, sich diese Zeit nehmen zu können. Und das fehlt leider und soweit ich die Verlagslandschaft kenne, ist es so einfach bei so einem Thema auch nicht aufzutreiben…

    “Vielleicht wäre eine Publikation in Englisch denkbar?”

    Auch schwierig… Die englischen Verlage kaufen ja schon so gut wie nie deutschsprachige Sachbücher für Übersetzungen ein; einfach weil sie selbst genug Autoren haben die alle Themen abdecken.

  3. #3 Nanda
    2. Januar 2015

    @Florian: Das ist in sich aber auch ein sehr interessanter Punkt. Wie viel Geld würde es dich denn so ganz grob überschlagen wohl kosten, dieses Buch zu schreiben? – Würde mich tatsächlich mal interessieren. Denn es muss ja nicht zwangsläufig von den Verlagen kommen.

  4. #4 Celladoor
    2. Januar 2015

    Hi Florian,

    Mal eine Frage zur Himmelsmechanik. Kennst du den Film K-Pax? Da wird so eine Formel aufgeschrieben. Kannst du sagen ob die einen Sinn ergibt?

    Hier ein Screenshot besagter Szene:
    https://i.imgur.com/ksjEC7I.jpg

    Und hier die ganze Szene ab Minute 2:50:

  5. #5 Florian Freistetter
    2. Januar 2015

    @Nanda: ” Denn es muss ja nicht zwangsläufig von den Verlagen kommen.”

    In dem Fall ginge es fast nicht anders. Wenn ich da ein bis zwei Jahre dran arbeite (und das ist noch konservativ geschätzt) muss ich in der Zeit von etwas leben. Abgesehen davon ist es mit dem Schreiben ja nicht getan. So ein Buch muss gedruckt werden, lektoriert werden und vor allem vertrieben werden! Und da hat ein Verlag ganz andere Strukturen und Möglichkeiten als ein crowdgefundetes Projekt. Ich habe jedenfalls kaum Lust, dann auch noch durch alle Buchläden des Landes zu tingeln und mein Buch zu verticken… 😉

  6. #6 Meo
    2. Januar 2015

    Das Buch über Himmelsmechanik wäre von mir sofort gekauft. Magste das nicht crowdfunden? Das wäre doch was 😀

  7. #7 partikel
    2. Januar 2015

    @Celladoor ist die übliche Formel zur Bahnberechnung von Planeten die um eine Sonne kreisen.

  8. #8 Klaus
    2. Januar 2015

    4 x “spannend”, dass muss ja wirklich “aufregend”(*) sein 🙂

    .

    .
    .

    fesselnd, interessant, anregend, packend (und 100 mehr)

  9. #9 Florian Freistetter
    2. Januar 2015

    @meo: ich bin kein Freund des Crowdfunding. Dazu hab ich auch im Kommentar zuvor schon was gesagt.

  10. #10 Alderamin
    2. Januar 2015

    @Celladoor

    3. Keplersches Gesetz, Formulierung mit 2 Massen.

    Mtot=Massensumme, m*=Masse Stern, mp=Masse Planet (bei Wikipedia M und m), a=Große Halbachse, P=Umlaufperiode (bei Wikipedia T), G=Gravitationskonstante.

  11. #11 Ingo Buth
    3. Januar 2015

    Als Antwort auf Deine Frage:
    Mein Projekt, das 2015 vermutlich nicht kommt: “Onlinemuseum für Plön” .
    Begründung für das Projekt: Das örtliche Kreisheimatmuseum ist räumlich begrenzt sowie finanziell und personell schlecht ausgestattet. Die Geschichte der Kreisstadt ist dort so gut wie gar nicht aufgearbeitet.
    Grund: Belastung durch Familie, Beruf und Ehrenamt, Arbeiten an einem Projekt “70 Jahre Kriegsende in Plön”.
    Ausblick: für 2016 fest vorgenommen.

  12. #12 Nanda
    4. Januar 2015

    @oöhiolh:

    Leute wie dich verstehe ich nicht. In einer intelligenten Diskussion, zu einem wissenschaftlichen Artikel in einem Blog über Astronomie, fabrizierst du solch einen Kuhfladen von einem Beitrag. Wärest du aber einfach schlicht doof, wärest du nicht hier.
    Die einzige Erklärung, die für mich halbwegs Sinn ergeben würde, wäre, dass du einen persönlichen Groll gegen Florian hegst. Wer weiß, vielleicht bist du ja seine Ex-Freundin, die ihn stalkt, oder er hat mal gesagt, dass eine deiner Fragen doof war. Aber wie dem auch sei… Auch du hast nur ein einziges Leben, und nur diese eine Zeit. Also überlege dir, ob diese Zeit nicht zu kostbar ist, um sie damit zu verbringen, Blödsinn im Internet zu posten. Und dieser Tipp ist ernst und durchaus nett gemeint.

  13. #13 Florian Freistetter
    4. Januar 2015

    @nanda: Einfach ignorieren. Das sind nur Typen die hier im Blog aus guten Gründen rausgeflogen sind und jetzt immer wieder mal auftauchen um ein wenig zu pöbeln. Antworten lohnt sich nicht, wenn ich das Zeug sehe fliegt es sowieso gleich wieder raus.

  14. #14 mosis
    dresden
    5. Januar 2015

    hallo.
    hab keine ahnung von spezialisierter wissenschaft aber alles im scienceblogs und den verlinkten seiten (wissen-natur) ist sehr interessant.
    auf deutsch.. noch besser. den link bekommt meine 12jährige tochter und deren schulfreunde um zu locken und zu fördern.
    schreib dein buch und wenns 10 jahre dauert. es kann dann ja auch einzeln nach bestellung produziert werden. bookondemand u.ä.
    man hat doch ein lebensziel. einen weg dahin.
    und zeit hat man.. bedingt.. vom anfang des lebens bis zum ende.
    du musst wissen ob es unabhängig von finanzen und materiellen gegebenheiten in deine reale welt passt, dazu gehört, ob du dich damit gut fühlst wenn du es schreibst.

  15. #15 Florian Freistetter
    5. Januar 2015

    @mosis: “du musst wissen ob es unabhängig von finanzen und materiellen gegebenheiten in deine reale welt passt, dazu gehört, ob du dich damit gut fühlst wenn du es schreibst.”

    Ich fühle mich mit meiner Arbeit gut. Das ist kein Problem. Die Projekte die ich hier aufgelistet habe, stehen nicht deswegen hier, weil ich das Gefühl habe, mein Leben wäre sinnlos, wenn ich sie nicht umsetzen kann. Es sind Projekte, die ich interessant finde, aber die ich aus den genannten Gründen eben momentan nicht umsetzen kann. Das ist aber kein Drama und ich kann damit problemlos leben. Aber weil es interessante Projekte sind, wollte ich sie eben trotzdem mal erwähnen.

    “schreib dein buch und wenns 10 jahre dauert. es kann dann ja auch einzeln nach bestellung produziert werden. bookondemand u.ä.”

    Warum ich nicht im Selbstverlag produzieren will, habe ich in den Kommentaren hier ja schon mehrmals erklärt. Wie gesagt: So ein Buch zu schreiben ist kein “Lebensziel” (ich hab ja auch schon einen Schwung Bücher veröffentlicht). Es geht mir nicht darum, das Buch zu schreiben. Ich will, dass das Buch GELESEN wird. Und das werden die meisten im Selbstverlag produzierten Bücher eben nicht oder nur kaum. Weil zur Buchproduktion eben mehr gehört, als nur einen Text zu schreiben…

  16. #16 Celladoor
    6. Januar 2015

    @Alderamin @partikel
    Danke für eure Antworten! 🙂