Eigentlich ideale Bedingungen, was das Wasser angeht: Es steckt in Form von Eis im Untergrund und der darüber liegende Schnee (der ja ebenfalls nichts anderes ist als gefrorenes Wasser) sorgt dafür, dass es nicht zu rutschig ist. Ich würde zwar lieber bei wärmeren Frühlingstemperaturen laufen anstatt bei Minusgraden über gefrorenen Boden. Aber so bietet sich die Möglichkeit, darüber nachzudenken, wie faszinierend die Existenz von Wassereis eigentlich ist. Zumindest bietet sich die Möglichkeit in den kurzen Phasen, in denen ich nicht auf das Rennen achten muss. Da die Strecke nur einen Kilometer lang ist und achtmal durchlaufen werden muss; jede Menge Kurven, Hügel und andere Hindernisse hat und auch viele langsame Läuferinnen und Läufer dabei sind, die ziemlich bald überrundet werden müssen, bleibt eigentlich wenig Zeit übrig, um über die Chemie des Wassers nachzudenken. Aber ich tue es trotzdem, denn es ist wirklich faszinierend!
Ich hab erst vor wenigen Tagen für einen anderen Artikel ein wenig über Wasser recherchiert und bin dabei auf eine Information gestoßen, die mir so noch nicht bewusst war: Vergleicht man das Wassermolkelül mit anderen Molekülen die eine ähnliche Masse haben, dann sollte es eigentlich schon bei minus 80 Grad Celsius kochen! Unter den Normalbedingungen auf der Erde dürfte es also eigentlich nur gasförmiges Wasser geben und kein flüssiges Wasser und schon gar kein Eis!
Momentan könnte ich auch gut auf das Eis verzichten, denn ein kleines Stück der Runde führt auch über den Kunststoffbelag der Laufbahn des Sportplatzes und die ist von einer Eisschicht bedeckt, die das Laufen enorm schwierig macht.
Aber nach diesem rutschigen Stück und dem steilen Hügel bin ich wieder auf der langen Geraden und erinnere mich daran, was der Grund für dieses besondere Verhalten des Wassers ist: Die Wasserstoffbrückenbindungen. Beziehungsweise probiere ich mich daran zu erinnern, denn ich leider gehört die Chemie zu meinen Schwachpunkten. Der Chemieunterricht in meiner Schule war nicht sonderlich gut und wir haben nicht wirklich viel gelernt. Soweit ich glaube, es verstanden zu haben, geht es bei diesen Wasserstoffbrückenbindungen um die Größe und elektrische Ladung der beiden Wasserstoff- und des einen Sauerstoffatoms, aus denen ein Wassermolekül besteht. Die drei Atome können sich nur in einer ganz speziellen Konfiguration zusammenfinden. Die Elektronen in den Atomhüllen, die für die Verbindung zwischen Wasserstoff und Sauerstoff sorgen, sind nicht gleichmäßig verteilt und so können auch zwischen den einzelnen Molkülen elektrische Anziehungskräfte wirken: das sind die Wasserstoffbrückenbindungen (sollte das nicht stimmen oder falsch/missverständlich erklärt sein, freue ich mich über Korrekturen von chemisch begabten Leserinnen und Lesern!).
Die Wassermoleküle bilden durch diese Kräfte sogenannte “Cluster” und wenn man Wasser zum schmelzen oder zum sieden bringen will, muss man zusätzlich Energie aufwenden, um diese Bindungen aufzubrechen. Darum siedet Wasser eben nicht bei minus 80 Grad, sondern bei 100 Grad und darum kann es auch gefroren auf der Crosslauf-Strecke im Boden stecken und mir auf die Nerven gehen.
Obwohl sich die Sache mit dem Eis ja mittlerweile erledigt hat. Ich bin nun schon in der vierten Runde und mir fallen verschiedene Dinge auf: 1) Ich habe wie üblich zu schnell begonnen und mir gehen langsam die Kräfte ein wenig aus. Vorgestern habe ich im Training noch das erste Mal die 5 Kilometer unter 20 Minuten geschafft und heute kann ich froh sein, wenn ich meinen Pace unter 4:15 min/km halten kann (aber wahrscheinlich war es einfach eine schlechte Idee, einen Tag vor dem Rennen eine neue persönliche Bestleistung aufstellen zu wollen). 2) Trotzdem ich langsamer bin als geplant haben mich überraschend wenig Läufer überholt. Alle, die vor mir sind, waren auch schon kurz nach dem Start vor mir. Während des Rennens sind bis jetzt nur drei Leute an mir vorbei gezogen. Scheinbar bin nicht nur ich langsamer geworden, sondern auch alle anderen. Und das liegt wohl daran, dass 3) der Schnee und das Eis auf der Strecke mittlerweile völlig verschwunden sind, die jetzt im wesentlichen aus Matsch besteht!
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