Die Kommunikation mit außerirdischen Lebewesen ist ein beliebtes Thema für Science-Fiction-Filme, aber auch für viele populärwissenschaftliche Überlegungen. Und daher auch eine beliebte Kategorie in der Serie “Fragen zur Astronomie”. Dabei geht es aber nicht immer nur um die absichtliche Kontaktaufnahme mit eventuell vorhandenen außerirdischen Lebewesen, sondern auch um eine unabsichtliche Kommunikation. Die heutige Frage lautet deswegen: Könnten Aliens unser Fernsehprogramm empfangen?.
Die meisten erinnern sich vielleicht an die Anfangsszene des Science-Fiction-Films “Contact”: Die Kamera zoomt von der Erde weg und wir hören die Fernseh- und Radioprogramme, die von unserem Planeten ins All hinaus gestrahlt werden. In der Nähe der Erde ist noch alles ein einziger Wirrwarr aus sich überlagernden Geräuschen, aber je weiter wir uns entfernen, desto spärlicher werden die Signale. Kein Wunder, denn auch die Radiowellen, mit denen unser Programm ausgestrahlt wird, bewegen sich nur mit Lichtgeschwindigkeit fort. Der Sommerhit des Jahres 2010 – angeblich “Waka Waka” von Shakira – hat bis heute erst knapp 4,5 Lichtjahre zurück gelegt und damit gerade erst das sonnennächste Sternsystem von Alpha Centauri erreicht. Der Sommerhit von 2011 (was immer auch das für ein Lied gewesen ist) ist immer noch irgendwo im interstellaren Raum unterwegs.
Bei “Contact” ist es die Rede von Adolf Hitler anlässlich der Eröffnung der Olympischen Spiele in Berlin im Jahr 1936, die von den Film-Aliens empfangen und zurück zur Erde geschickt worden ist. Diese Rede hatte bis heute immerhin 78 Jahre Zeit, sich im All auszubreiten und damit die Möglichkeit, 78 Lichtjahre zurückzulegen. Es gibt also jede Menge potentielle Planeten, auf denen man Adolf Hitler zuhören hätte können. Oder vielleicht doch nicht?
Denn es mag zwar interessant sein, sich zu überlegen, was etwaige Aliens von unserem Fernseh- und Radioprogramm mitbekommen haben. Aber wenn man ein wenig genauer darüber nachdenkt, dann ist es enorm unwahrscheinlich, dass sie irgendwas davon registriert haben. Selbst wenn wir voraussetzen, dass es diese Aliens gibt, dann haben sie wahrscheinlich weder Hitlers Rede, noch Shakiras “Waka Waka” oder sonst irgendwas von uns gehört. Denn all diese Sendungen sind ja von uns Menschen für uns Menschen gemacht. Ins All geschickt werden diese Signale nur unabsichtlich und dort schlägt das Gesetz des inversen Abstandsquadrates voll zu.
Damit ist gemeint, dass das Signal umso schwächer wird, je weiter es sich von der Erde entfernt. Die Signalstärke sind mit dem Quadrat des Abstands zur Quelle, denn es breitet sich kugelförmig in alle Richtungen aus und verteilt sich über einen immer größeren Raum. Es gibt wenig Beispiele, an denen man das nachvollziehen kann, denn so gut wie alle künstlichen Signalquellen (zumindest alle von denen wir wissen 😉 ) befinden sich auf der Erde oder in ihrer unmittelbarer Nähe. Eine Ausnahme sind die Voyager-Raumsonden, die sich mittlerweile in den äußeren Bereichen des Sonnensystems aufhalten und mehr als 100 Mal weiter von der Sonne entfernt sind als die Erde. Voyager 1 hat einen Radiosender mit einer Stärke von 20 Watt an Bord. Wenn sie ihre Signale aus dem äußeren Sonnensystem abschickt, kommt davon bei uns auf der Erde kaum noch etwas an. Wir empfangen hier nur noch ein Signal, das 20 Milliarden Mal schwächer ist als die Leistung einer normalen Armbanduhrenbatterie (und das war 1998, mittlerweile ist es noch schwächer). Dass wir überhaupt noch etwas von Voyager empfangen können, liegt nur daran, dass wir ganz genau wissen, wo sich die Sonde aufhält und gezielt nach diesem extrem schwachen Signal lauschen können. Wüssten wir nichts von Voyagers Existenz, dann würden wir vermutlich absolut nichts von dem bemerken, was sie so ins Weltall hinaus schickt.
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