Ich war gerade einkaufen. Und wie so oft habe ich dabei auch im Buchladen vorbei geschaut. Ich mag Buchläden. Seit ich vor knapp 30 Jahren zu lesen begonnen habe, ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht zumindest ein paar Minuten lang in einem Buch gelesen hätte. Meine Wohnung ist voll mit Bücher. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit dem Schreiben; unter anderem von Büchern. In der Nähe von Büchern fühle ich mich wohl und deswegen gehe ich sehr, sehr gerne in Buchläden. Selbst dann, wenn ich gar nicht vorhabe, ein Buch zu kaufen. Einen großen Teil meiner Bücher habe ich mir bei diesen Besuchen in Buchläden aller Art gekauft. Einen mindestens ebenso großen Teil habe ich aber im Internet-Versandhandel bestellt. Ich mag Bücher. Ich mag Buchläden. Und ich kaufe trotzdem gerne bei Amazon ein…

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Das zu sagen ist ja in gewissen Kreise schon fast verwerflich. Amazon und die anderen Internethändler seien ja nur am Profit interessiert, während der lokale Buchhändler die Bücher genau so liebt wie man selbst, heißt es da. Oder: Nur im Buchladen vor Ort kann man sich richtig beraten lassen, aber nicht im anonymen Internet. Kurz gesagt: Amazon ist seelenlos und nur in den gemütlichen Buchläden kann sich der wahre Bibliophile so richtig wohlfühlen.

Meine Erfahrung ist hier, ehrlich gesagt, aber ein wenig anders (Und ich sage sicherheitshalber gleich dazu, dass dieser Artikel hier auch nur von meiner Erfahrung handelt – deswegen auch das “ich” in der Überschrift – und ist nicht als allgemeine Erklärung zur Lage des Buchhandels gedacht). Auch meinen vielen Vortragsreisen quer durch Deutschland und Österreich habe ich die Gelegenheit sehr viele Buchläden zu besuchen. Ich will nicht behaupten, dass mein Sample repräsentativ ist, aber es sind zumindest vorrangig die Buchläden, die generell die meiste Laufkundschaft haben; also die auf Bahnhöfen und in den Stadtzentren. Je nachdem, wie viel Zeit ich habe, schlendere ich meistens einfach planlos durch die Läden und schaue mir alles an. Aber auf jeden Fall werfe ich einen gründlichen Blick in die Sachbuchabteilung und schaue nach, was dort alles über Naturwissenschaft zu finden ist. Und nein, das mache ich nicht, weil ich kontrollieren will, ob meine Bücher dort vorrätig sind (Ok, nicht nur…). Sondern weil es gerade dieses Genre an Büchern ist, das mich privat und vor allem beruflich besonders interessiert.

Ich schreibe nicht nur über Wissenschaft, sondern lese auch sehr viel darüber (irgendwie müssen die Ideen für meine Texte ja inspiriert werden). Und viele Sachbücher brauche ich auch tatsächlich ganz konkret für die Arbeit um darin irgendwelche Fakten zu recherchieren. Das können dann oft auch sehr spezielle Werke sein – und genau da liegt das Problem, das ich mit den meisten Buchläden habe.

Ein Buchladen hat nur begrenzt Raum, um Bücher zu lagern und noch weniger Raum, um Bücher zu präsentieren. Diesen Raum füllt der Händler vorrangig mit Büchern, bei denen er sich viele Kunden verspricht (beziehungsweise bei denen die PR-Abteilungen der Verlage entsprechende Vereinbarungen getroffen haben – ich vermute mal, dass es da entsprechende Kooperationen gibt). Das sind hauptsächlich die Bücher mit den bekannten Namen; im naturwissenschaftlichen Bereich zum Beispiel Harald Lesch oder Stephen Hawking. Dagegen ist an sich auch nichts einzuwenden – wenn das nicht in allen Buchläden passieren würde und wenn das restliche Angebot groß genug wäre. Aber die Realität (oder zumindest meine Realität) sieht so aus, dass in den Abteilungen der naturwissenschaftlichen Sachbücher (sofern die überhaupt vorhanden ist) immer die gleichen Bücher zu finden sind. Das Angebot unterscheidet sich nur geringfügig und der Versuch darin zu “stöbern” macht wenig Sinn und noch weniger Spaß.

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Natürlich findet sich doch immer noch das eine oder andere Buch, das interessant genug ist um es zu kaufen. Wenn ich ein bestimmtes Werk im zehnten Buchläden zum zehnten Mal prominent im Buchregal ausgestellt sehe, dann wirkt die Werbung irgendwann und ich kaufe es 😉 Aber es gibt noch so viele andere Bücher, die ich verpasse wenn ich vor den immer gleichen Regalen stehe, weil ich nichts von ihrer Existenz weiß!

Kaufe ich dagegen bei Amazon ein, läuft das viel besser. Ich bin nicht auf das Sortiment beschränkt, dass ein Buchhändler für mich – nach welchen Kriterien auch immer – ausgewählt hat. Ich kann alle Bücher sehen, die theoretisch lieferbar sind (und auch noch einen ganzen Schwung nicht mehr erhältlicher Werke). Und vor allem kann ich gezielt nach Stichworten suchen. Ein Beispiel: Für einen Magazinartikel zum Internationalen Jahr des Lichts habe ich zur Geschichte der Erforschung des Elektromagnetismus recherchiert. Ich habe vor allem Biografien der Entdecker der verschiedenen Strahlungsarten und ihrer Anwendungen gesucht, zum Beispiel Wilhelm Röntgen. Eine Röntgen-Biografie könnte in einem wirklich gut sortierten großen Buchladen vermutlich noch vorhanden sein. Aber wie sieht es mit Percy Spencer aus, dem Erfinder der Mikrowelle? Zu ihm gibt es sowieso schon kaum Material und das einzige (?) Buch, das ich bei meiner Amazon-Suche gefunden habe, ist mit ziemlicher Sicherheit in keinem Buchladen vorrätig… bei Amazon dagegen nur ein paar Klicks entfernt.

Ja, werden einige jetzt vielleicht einwerfen, aber bei deinem Buchhändler kannst du dir das Buch ja auch bestellen lassen! Das stimmt – aber kann mir mein Buchhändler auch sagen, dass es dieses Buch über Percy Spencer überhaupt gibt? Wenn der Buchhändler nicht zufällig ein Fan fremdsprachiger Literatur über Wissenschaftsgeschichte ist, dann wird er dafür genau so in seinen Online-Katalogen recherchieren müssen, wie ich es selbst in der Amazon-Datenbank getan habe. Und es ist mir ehrlich gesagt lieber, ich kann selbst in Ruhe recherchieren, als im Laden neben einem Verkäufer zu stehen, dem ich erklären muss, was er für mich recherchieren soll nur damit er mir dann erklärt, was er recherchiert hat, worauf ich nachfragen muss, welche Bücher da denn genau gefunden wurden; wie viel sie kosten, wer die Autoren sind, was die sonst noch so geschrieben haben, und so weiter. Und wenn ich mir den Betrieb in einem typischen Buchladen ansehe, dann gibt es diese Möglichkeit auch gar nicht. Da kann man froh sein, wenn die Schlange an der Kasse nicht allzu lang ist – die Angestellten mit langwieriger Recherche zu beauftragen ist da kaum möglich.

Klar, wenn ich nur beraten werde möchte, welchen der drölfzighundert Regionalkrimis gerade angesagt ist; etwas zu den Literaturklassikern wissen möchte, zur Spiegel-Bestsellerliste, oder den anderen “normalen” Thrillern, Liebesromanen und so weiter: Dann wird mir auch der Buchverkäufer weiter helfen können. Aber wenn es darum geht, die wirklich außergewöhnlichen Werke zu entdecken, brauche ich entweder einen Händler, der mich so gut kennt wie mein bester Freund oder zufällig exakt die gleichen Interessen hat, wie ich.

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Versteht mich nicht falsch: Ich will auf keinen Fall sagen, dass Buchhändler keine Ahnung von Büchern haben. Oder Bücher nicht wertschätzen, etc. Gut, nicht jeder Angestellte in einem Buchladen wird diesen Job aufgrund begeisterter Bibliophilie und unstillbarer Liebe zu Büchern ausüben. Da werden sicherlich einige dabei sein, denen die Bücher eigentlich egal sind und für die der Job nur ein Job ist. Aber viele werden sich auch wirklich gut um ihren Laden und ihre Bücher kümmern. Sie werden die Kunden beraten, so gut es eben möglich ist. Sie werden Lesungen veranstalten oder probieren, lokale Autorinnen und Autoren zu fördern. Sie werden all die Dinge machen, die der Grund dafür sind, dass ich Buchläden mag und sie gerne und oft besuche.

Aber ich bin auch kein Freund überzogener Nostalgie. Der kleine und gemütliche Bücherladen mit den vollgestopften Regalen und dem bibliophilen Besitzer, mit dem man stundenlang über Literatur plaudern kann ist in der Realität nicht immer zu finden. Dort gibt es stattdessen die großen Ketten; Thalia, Hugendubel und Co. Auch das müssen keine schlechten Läden sein, aber man landet dann halt bei dem oben beschriebenen Problem: Es gibt im wesentlichen immer nur die gleiche, kleine Auswahl an Büchern.

Und das ist der Grund, warum ich eben nicht nur die Buchläden mag, sondern auch Amazon. Dort sitzt zwar kein Buchliebhaber, der mir persönlich erklärt, welche Bücher ich unbedingt lesen muss. Aber dafür gibt es einen Computer-Algorithmus, der weiß, was ich bisher gekauft habe und mir anhand dieser Daten Bücher vorstellt, die mich interessieren könnte und das ganz unabhängig davon, ob es sich gerade um den aktuellen Bestseller handelt oder irgendein obskures jahrzehntealtes Astronomiebuch oder ein Werk eines kleinen, ausländisches Verlages mit kleiner Auflage, das aber genau das ist, was ich brauche. Ja, ich weiß: Datensammeln ist pfui. Aber in diesem Fall ist es tatsächlich wirklich hilfreich. Ein großer Teil meiner Bibliothek besteht aus Büchern, von deren Existenz ich ohne das “Das könnte sie auch interessieren”-Feature von Amazon nie erfahren hätte.

Natürlich sind mir die Probleme eines Fast-Monopolisten wie Amazon durchaus bewusst. Ich kenne die Berichte über die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter; die Preisdrückerei gegenüber den Verlagen; die Manipulationen im Hintergrund, etc. Aber das ist weniger ein Problem von Amazon sondern mehr ein Problem der Politik. Würde Amazon heute verschwinden, würde morgen ein anderer Onlinehändler die gleiche Stelle einnehmen und seinen Mitarbeitern die gleichen schlechten Löhne zahlen und sie unter den gleichen schlechten Bedingungen arbeiten lassen. Löhne und Bedingungen, die nicht nur im Onlinebuchhandel existieren, sondern überall in unserem Wirtschaftssystem, dass diese Art der Ausbeutung und Manipulation fördert. Und die großen Buchladenketten sind auch nicht unbedingt reine Philanthropen. Wenn da zum Beispiel bundesweit in jedem Laden ein “Buch des Monats” präsentiert wird, dann vermutlich auch nicht, weil neutrale Literaturkritiker das aus dem verfügbaren Angebot ausgewählt haben, sondern weil es entsprechende Deals mit den Verlagen gegeben hat. Und wenn man mich bei jedem Bezahlvorgang an der Ladenkasse überreden will, doch bitte beim Bonus-Punkte-System mitzumachen, dann dürfte man dort wohl genau so sehr an meinen Daten interessiert sein, wie im Internet…

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Aber das führt jetzt zu weit vom eigentlich Thema weg. Ich will den Onlinebuchhandel weder verteufeln noch unkritisch loben. Genau so wenig wie ich die Buchhandlungen vor Ort nostalgisch verklären möchte. Ich mag es, durch die Buchregale in den Läden zu schlendern, mir die Bücher anzusehen und dann, so wie heute, überraschend und ungeplant mit vier Kochbüchern nach Hause zu kommen. Und . Und wenn ich mich dann doch wieder einmal ein wenig darüber ärgere, dass das Angebot immer gleich und an den Massengeschmack angepasst ist, mag ich es genau so gerne, ein Stündchen vor dem Computer zu verbringen und mich von dem überwältigenden Angebot überraschen zu lassen und Bücher zu finden, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie finden wollte. Zum Beispiel dieser Bildband über die Bestimmung des Längengrades. Oder dieses britische Wanderbuch. Oder dieses Buch über Mathematik. Oder dieses Buch über osteuropäischen Fußball. Oder dieses Buch über unübersetzbare Wörter. Oder… ach ich sehe schon: Das könnte wieder ein teurer Nachmittag werden…

Kommentare (55)

  1. #1 eumenes
    14. Februar 2015

    @FF ” Aber das ist weniger ein Problem von Amazon sondern mehr ein Problem der Politik. ”
    Rufst plötzlich nach dem Staat? Immer mehr Regulierung? Und was ist mit der Marktwirtschaft?

  2. #2 MartinB
    14. Februar 2015

    Danke, endlich traut sich mal jemand, das zu schreiben.

  3. #3 Nele
    14. Februar 2015

    Ich liebe Antiquariate und würde es schmerzlich vermissen, wenn es die nicht mehr gäbe. Aber die Notwendigkeit einer Buchladenkette, die Amazon in ihrem Angebot nachahmen will, aber natürlich die Bandbreite nicht erreichen kann, die sehe ich nicht wirklich.

  4. #4 Markus
    14. Februar 2015

    Sehe ich genauso, wenn der Buchhändler einen nicht sehr gut kennt kann von einer “persönlichen Beratung” keine Rede sein. Der Algorithmus ist besser.

    Habe den Artikel im Profil gelesen, die “wirren” Beispiele waren besonders gut 😀

  5. #5 Spritkopf
    14. Februar 2015

    Ich habe das Riesenglück, dass mein Buchhändler eine zwar nicht vollständige, aber dennoch riesige Auswahl vorrätig hat. Bei ihm im Ladengeschäft gibt es genügend Schmökerecken mit Sitzgelegenheit und es guckt einen auch keiner schief an, wenn man eine Viertelstunde oder noch länger ein Buch anliest. Auf seinem Webshop kann ich sofort sehen, ob ich ein Buch, welches ich kaufen möchte, direkt abholen kann oder ob ich es bestellen muss (geht auch per Internet).

    Dazu hat er eine Cafeteria mit einem sensationellen Latte macchiato im Hause und zu allem Überfluss ist er locker zu Fuß erreichbar. Für mich gibt es überhaupt keinen Grund, woanders zu kaufen.

  6. #6 Klaus
    14. Februar 2015

    ” während der lokale Buchhändler die Bücher genau so liebt wie man selbst, heißt es da. ”
    “da”? Wo?
    Solche dusslige Bemerkung ist mir noch nie unter die Augen gekommen.
    Ansonsten: ich auch.
    Buchhändler wie Amazon. Bei letzterem vor allem die preiswerten Gebrauchten, wo das Porto (3 Euro) meist teurer ist als das eigentliche Buch (nicht selten: 0,01 Euro).

  7. #7 Rainer
    Koblenz
    14. Februar 2015

    Ich kann diese Einschätzung leider nur bestätigen. Meine Lieblingsbuchhandlung verwandelt sich immer mehr in einen Abklatsch von diesen großen Handelsketten. Sicher gibt es dort noch fachkundige Beratung im Bereich
    Belletristik, aber bei den Naturwissenschaften ist diese praktisch nicht vorhanden. So landen dann auch Titel welche nur die Begriffe Astronomie, Planeten o.ä. im Titel enthalten, aber eindeutig der Esoterik zuzuordnen sind, im Bereich Astronomie. Dieser Bereich ist mittlerweile auf wenige Titel in einem Regal geschrumpft. Für die anderen Naturwissenschaften sieht es nicht besser aus. Um nach Neuerscheinungen zu suchen, muss ich daher keinen Mitarbeiter dort belästigen, das kann ich bei Amazon einfacher haben.

  8. #8 Ramoncito
    14. Februar 2015

    Es kommt vor allem auf den Wohnort an. Wer in einer Großstadt oder nahe einer solchen wohnt, hat Zugang zu den großen Ketten oder kleinen Spezialbuchhandlungen. Dann kommt es noch darauf an, ob es eine Universitätsstadt ist und ggf. mit welchen Fakultäten.
    Mir ist aufgefallen, dass ich in Buchandlungen keine Bücher mehr zum Ingenieurwesen finde. Das ist nicht meine Branche, aber ich erinnere mich, dass es früher in der preAmazonZeit immer ein Angebot dazu gab. Heute sind sie nur noch in Universitätsstädten mit Bauning.wesen in einer Buchhandlung zu finden, alle anderen stolpern deswegen nicht mehr über diese Bücher. Für mich heißt das es wird auch kein heranwachsender Mensch mehr zufällig inspiriert. Es gibt Berufe und Themen über die ich früher in der Buchhandlung zuerst erfahren habe, heute fällt das fast komplett weg, sofern es kein aktueller Trend ist.
    Die Fachbücher gibt es weiterhin, nur muss man sie bestellen und werden erst in Ausbildung oder im Studium “sichtbar” (Bibliothek, Aushänge usw.).
    Mir ist aber auch klar, dass Buchhandlungen nicht Bücher anbieten (sprich horten) können die a) teuer, b) speziell sind und c) kaum Kundschaft haben.
    Bei amazon kaufe ich nur, wenn es anders nicht geht. Notnagel. Online recherchieren, aber kaufen im Laden.
    Und ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich auch schon mal im Buchladen sehr gut beraten wurde bei unpopulären Themen. Andererseits ist es nur zu logisch, dass wissenschaftliche Bücher wie z.B. über Physik, Chemie oder Astronomie keine großen Kenner im Buchhandelpersonal haben. SIe wären dann nicht im Buchladen, sondern in einem Institut oder Labor angestellt …
    Argh … tl;tr

  9. #9 Ramoncito
    14. Februar 2015

    Diesen interessanten Blogeintrag möchte ich gerne dazu nachreichen:

    SteglitzMind
    „.Ich habe oft den Eindruck, dass dem deutschen Buchhandel nichts ferner liegt, als Bücher zu verkaufen.“ – SteglitzMind stellt Joachim Körber von der Edition Phantasia vor

    Link:

    https://steglitzmind.wordpress.com/2015/01/19/ich-habe-oft-den-eindruck-dass-dem-deutschen-buchhandel-nichts-ferner-liegt-als-bucher-zu-verkaufen-steglitzmind-stellt-joachim-korber-von-der-edition-phantasia-vor/

  10. #10 Pamka
    14. Februar 2015

    Sehr schöner Artikel!

    Ich muss aber sagen, ich bin da ein wenig befangen. Ich arbeite im eCommerce und habe solche Produktempfehlungsmaschinen schon selbst betreut. 😉

    Damals gab es da eine Buchhandlung in Freiburg, spezialisiert auf Fantasy und SF – da wurde ich immer zuverlässig beraten wenn ich ein Geschenk für meine Mutter brauchte, meist war das Buch dann auch auf englisch vorrätig. Leider gibt es die Buchhandlung nicht mehr; war wohl doch zu speziell.
    Also kaufe ich fast nur bei amazon. So viele meiner Lieblingsbücher hätte ich ohne amazon oder andere Webseiten nie gekannt! Aktuell versuche ich zum Beispiel asiatische Fantasy-Literatur auf Englisch zu finden (so richtig von Asiaten geschrieben, nicht nur einen auf Samurai gemacht). Selbst amazon kommt da leider an seine Grenzen…

    Ich finde auch, amazon wird oft unfairerweise als Einzelfall herausgegriffen. Wahrscheinlich weil Neuland und amerikanisch und so. Das Steuersparmodell ist wirklich nicht in Ordnung, da wird hoffentlich bald was gemacht. Damit ist amazon aber nicht alleine, da gibt’s noch ganz andere Konzerne, die das gleiche machen. Aber Internet ist halt böse und nicht etwa das eigene Auto oder der eigene Fernseher oder so… Auch das mit den Arbeitsbedingungen verstehe ich nicht so ganz. Arbeiten denn bei Supermärkten und so die Logistik-Arbeiter auch alle zum Einzelhandelstarif? Jobs in der Logistik sind hart, keine Frage, aber oft sind die Leute, die das machen, ungelernt. Und meines Wissens zahlt amazon am oberen Ende der Logistik-Löhne – da wundert es mich nicht, wenn die Beteiligung an den Streiks nicht besonders hoch ist.
    Aber naja, zurück zum Thema.

    Ja, ich stimme zu: schmökern und entdecken geht allermeistens bei amazon wesentlich besser als im “lokalen” Buchhandel.

  11. #11 Florian Freistetter
    14. Februar 2015

    @eumenes: “Rufst plötzlich nach dem Staat?”

    Plötzlich? Ich wüsste nicht, dass ich bisher öffentlich als neoliberaler Fan der ultrafreien Marktwirtschaft aufgetreten wäre..

    @Klaus: “Solche dusslige Bemerkung ist mir noch nie unter die Augen gekommen.”

    Ich glaube, das habe ich in einem Interview mit der Autorin Vea Kaiser gelesen. Finde aber gerade den Link nicht mehr.

  12. #12 Desolace
    14. Februar 2015

    Ich bestelle gerne bei amazon, weiß gar nicht wieviele Bücher ich da schon erstanden habe – hauptsächlich “original” englische, weil die deutsche Übersetzung einfach furchtbar war, oder, weil es die Bücher noch gar nicht auf deutsch gab 😀
    Dann wiederrum kaufe ich seit mehr als 10 Jahren eine Mangareihe, und die kaufe ich immer im Buchladen. Das hab ich eben “schon immer so gemacht”. Außerdem gibt es an der Kasse kostenlose Previews für die kommenden Manga, das gibts im Internet nicht ^^
    Was mir in Buchläden fehlt, ist der “second-hand”-Aspekt von amazon. Klar, ich kann auf Flohmärkte gehen, aber sooft gibts die auch nicht, und wer sagt, dass dann auch jemand genau das Buch verkauft, das ich haben möchte? Im Onlinehandel ist das Buch im Zweifelsfall nur wenige Klicks entfernt.
    Dafür kann man im Buchladen sich einfach ein Buch schnappen und drin rumblättern. Letztens habe ich eine halbe Stunde lang ein riesiges Buch über die schönsten/besten Bilder (oder so) von Hubble angeguckt. Das kann man online nicht, da hat man ein paar ausgewählte Seiten, die man sich angucken darf.

    TL;DR: beides hat Vor-und Nachteile und ich möchte auf keines verzichten.
    PS: Ich habe mich immer gefragt, warum es in Jena zwei Thalia-Läden gibt, in 100m Entfernung. Zumal der eine deutlich größer ist als der andere…

  13. #13 Wissenslücke
    14. Februar 2015

    Spricht mir aus der Seele.
    In meiner Heimatstadt beobachte ich, dass sogar die “großen” nach einer Zeit wieder dicht machen, aber nach und nach wieder kleine, individuelle Buchläden aufmachen oder sich erstaunlicherweise halten können.
    Zusätzlich gibt`s hier zig Antiquariate, darunter einige mit sehr hochwertigen und historischen Büchern, aber auch jede Menge Second-Hand Buchläden, wo Leute einfach ihre gesammelten Bücherkisten abgeben können und dann stellen die das dort in die Regale.
    Fast zum ersticken voll sind die, so in der Art der Kilo-Läden für Kleidung.
    Sicher kann man dort aber auch die eine oder andere Perle finden.
    Ich kenne eine Buchhändlerin, die hat mit diesen Second-Hand-Buchläden eher ein Problem als mit Amazon, weil dort scheinbar oft Bücher für 1,- oder 3,- Euro angeboten werden, die eigentlich noch im regulären Handel stehen. In diesem Fall trifft das ja nicht nur den kleinen Buchhändler, sondern auch das Online-Angebot, da ja der Buchpreis zumindest eine Zeit lang gebunden ist.
    Ich gehe am liebsten in den Buchhandel, wenn ich etwas zum verschenken suche, und mal weg von meinem eigenen Geschmack möchte.
    Da habe ich fest gestellt, dass mir ein eher kleiner Buchladen mehr bietet als Amazon, weil ich dort ganz fix wieder in meiner Bubble drin stecke und mich von den Vorschlägen ablenken lasse.

    Im Magazin “Flow” wird z.B. in jeder Ausgabe ein Buchhändler oder eine Buchhändlerin präsentiert, und ich bin überrascht, dass darunter immer wieder welche sind, die gerade erst neu angefangen haben oder vor ein oder zwei Jahren.
    Das finde ich toll, denn die Liebe zu Büchern stirbt sicher ebenso wenig wie die Liebe zum Film und zum Kino.
    Das wurde auch schon alles tot gesagt und ist noch da 😉

  14. #14 Basilius
    Steins;Gate
    14. Februar 2015

    Der Artikel beschreibt ziemlich genau meine Ansichten zu dem Thema.
    Danke dafür.

  15. #15 Florian Freistetter
    14. Februar 2015

    @Desolace: “Ich habe mich immer gefragt, warum es in Jena zwei Thalia-Läden gibt, in 100m Entfernung. Zumal der eine deutlich größer ist als der andere…”

    Ja, das frage ich mich auch. Vor allem, weil das Angebot an Buchläden ja sonst hier eher dürftig ist…

  16. #16 Florian Freistetter
    14. Februar 2015

    @Wissenslücke: “Im Magazin “Flow””

    Kannte ich noch gar nicht. Danke!

  17. #17 maunz
    14:45
    14. Februar 2015

    Der Eine mag dies, der Andre mag das, ich mag beides

    Der Buchladen ums Eck ist ideal fuer meine Spontankaeufe.
    Aber wenn ich im Internet ein englischsprachiges Buch entdecke
    dann geh ich zum Schmied (Amazon) und nicht zum Schmiedl.

  18. #18 bruno
    14. Februar 2015

    @FF bzgl. Kochbücher… und Amazon…
    …gerade haben sie Textpassagen aus “50 Shades vom Huhn” im Radio gelesen… (echtes Kochbuch..)
    https://www.amazon.de/Fifty-Shades-vom-Huhn-parodistisches/dp/3868836551/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1423924247&sr=8-1&keywords=50+shades+of+huhn

    Hartes Programm zwischen lustig und widerwärtig, auf jeden Fall originell.

    Vielleicht mag ja jemand… Huhn. Auch noch nach der Lektüre 😉

  19. #19 IO
    14. Februar 2015

    Dem Artikel kann ich nur zustimmen!

    Amazon ist für mich eine Art Werkzeug, Bücher zu bekommen, die ich im lokalen Buchhandel – bei meinen eher seltenen Deutschlandbesuchen – eher nicht zu bekommen sind.

    Deutschsprachige Sach- und Fachliteratur, und vor allem alles Englischsprachige finde ich bequemer über Internetanbieter.

    Als Bookaholic ist mir gerade das moderne Antiquariat (Amazon marketplace) sehr nützlich.
    Alles, was ich nicht akut brauche, kommt bei mir auf Wunschlisten, und dann schaue ich ab und zu durch, ob eins der teureren Bücher günstig angeboten wird. Ich glaube nicht, dass ich im Durchschnitt mehr als 40-50% der ursprünglichen Preise zahle.

    Ich nutze allerdings auch häufig das “Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher” http://www.zvab.com. Der Bestellvorgang ist nicht so einfach wie bei Amazon, z. T. werden auch dieselben Angebote gemacht (es lohnt sich oft zu vergleichen und an Preis und/oder Porto zu sparen, wenn man nicht in Deutschland wohnt).

    Auch und gerade das Stöbern finde ich in meinen Sprach- und Sachgebieten angenehmer im Internet.

    Nicht zuletzt gilt das alles, da ich außerhalb der genannten Sprachräume lebe und in der Sprache hierzulande nur wenig Originäres in den mich interessierenden Gebieten erscheint (der Markt ist mit etwa einem zehntel des deutschsprachigen Markts doch etwas schmal und manches kommt hier in Übersetzung heraus, meist aus dem Englischen, was im Allgemeinen besser im Original zu lesen ist).

  20. #20 Turi
    14. Februar 2015

    Ich war seit vielen Jahren nicht mehr in einer Buchhandlung und werde auch in der Zukunft keine mehr besuchen. Ich kaufe meine Bücher a) meistens auf Englisch und b) als Ebook. Und bei den wenigen Büchern die ich noch auf Papier kaufe handelt es sich um Sachbücher, die sowieso nicht in einer Buchhandlung zu finden sind.

  21. #21 Seniler Raubaffe
    14. Februar 2015

    Für mich haben die Ebooks mein Leseverhalten revolutioniert, ich kaufte seit fast 2 Jahren kein physisches Buch mehr.
    Ich lese mit meinem Kindle deutlich mehr und vor allem mit mehr Lust.

    Was abgeht: ansprechende Covergestaltung und Widmungen.

    Allgemein freue ich mich schon auf die zukünftige Möglichkeit Ebooks zu “personalisieren”.
    Warum sollte Florian mir nicht mal zukünftig in mein Ebook eine Signatur reinschreiben können?

  22. #22 hasta la proxima
    Salzburg
    14. Februar 2015

    Dieser Artikel ist atemberaubend. Ich bin mit Dir zu 100% derselben Meinung. Meine Einstellung zu Büchern dürfte der Deinen extrem ähnlich sein. Ohne physische Bücher “fehlt” mir was. Und ja, ich lese auch sehr gerne Ebooks, aber KEIN echtes Buch mehr zu kaufen – nö, das ist leider ein absolutes No-go für mich. Hoffentlich schaff ich es am 23.2. nach Linz. Bitte Deinen Weg weitergehen, lieber Florian. Du liegst absolut richtig, glaub mir.

  23. #23 IO
    14. Februar 2015

    E-books nutze ich auch,aber hauptsächlich zum Nachschlagen (eine Suchfunktion über den Gesamtbestand wäre gut. Leider scheint Kindle das nicht zu ermöglichen).

    Längeres lesen darin finde ich nicht so sehr angenehm selbst wenn ich den Hintergrund so augenfreundlich wie möglich gestalte (ich lese per iPad oder unterwegs auch mal per iPhone).

    Da ich abends und spät nachts oft noch lese, schlafe ich außerdem leicht ein und ein Gerät, dass herunterfällt, ist eher beschädigt als ein Buch. Allerdings habe ich auch mit einem herunterfallenden Wälzer beim Einschlafen schon einmal Scherben produziert: Man soll eben Gläser nicht darunter abstellen. 🙂

  24. #24 Seniler Raubaffe
    14. Februar 2015

    @hasta la proxima:
    Kein Buch mehr zu kaufen war keine bewusste Entscheidung, sondern ergab sich einfach.

    Mir geht die Physis der Bücher nicht ab, da sie eben auch sehr viel Nachteile mit sich brachte, die mir das Lesen anstrengend machte.

  25. #25 Seniler Raubaffe
    14. Februar 2015

    @Io
    Bei mir ists umgekehrt: konnte nie ein “normales” Buch in einem Stück durchlesen. Bekam Augenschmerzen und Kopfweh.
    Beim Kindle paperwhite genau Null Prob…

  26. #26 Manfred
    Andernach
    14. Februar 2015

    Ist ganz einfach: amazon zahlt nicht die Steuern, wie es sich gehört, versucht Tarifverträge zu umgehen und erpresst als Branchenriese Dumpingpreise von den Verlagen. Das ist für mich nicht akzeptabel und wird auch dadurch nicht besser, dass andere Global Player sich genauso asozial verhalten.
    Es gibt online Alternativen wie buch7 und fairbuch.

  27. #27 Florian Freistetter
    14. Februar 2015

    @Manfred: “Das ist für mich nicht akzeptabel und wird auch dadurch nicht besser, dass andere Global Player sich genauso asozial verhalten.”

    Diesen Punkt hab ich ja extra angesprochen. Aber ich bin davon überzeugt, dass dieses Problem nichts mit dem Problem zu tun hat, das ich angesprochen habe. Wenn wir jetzt alle nicht mehr bei Amazon einkaufen, geht Amazon pleite; ein neuer Onlinehändler übernimmt die Lücke und erpresst dann exakt die gleichen Dumpingpreise und umgeht exakt genau so die Steuern. Wenn man DIESE Probleme lösen will, dann muss man für entsprechende politische Regelungen sorgen, die verhindern, das große Konzerne sich so verhalten. Überall; nicht nur im Onlinebuchhandel.

    P.S. Amazon stand ja in meinem Artikel auch nur stellvertretend für den ganzen Online-Handel. Die Vorteile findet man natürlich auch bei anderen Anbietern.

  28. #28 eumenes
    14. Februar 2015

    Ich muss jetzt mal eine Lanze für das gedruckte Buch brechen. Papier in der Hand fühlt sich halt anders an als der Kunststoff eines tablets. Und wenn ich das Lumpenpapier Bodes Vorstellung der Gestirne von 1782 in der Hand habe, so ist das schlicht ein sinnliches Erlebnis.

  29. #29 bruno
    14. Februar 2015

    …also: jeder, der hier postet, kann ja wohl einer gelinden Affinität zum Lesen auf Bildschirmen nicht ganz die Plausibilität absprechen…. (raubaffenmässig).

  30. #30 Seniler Raubaffe
    14. Februar 2015

    @eumenes:
    Mein Kindle ist in echtes Leder gekleidet, nix mit Plastik.
    Da ist die Haptik 1a und besser als bei jedem Taschenbuch.

  31. #31 CM
    14. Februar 2015

    viele Aspekte im Artikel sind sehr nachvollziehbar. Auch mir geht es so, dass ich gerade Fachliteratur nicht in Läden suche. Es wäre ohnehin sinnlos. (Die entsprechenden Anekdoten spare ich mir hier mal.)
    Aber Amazon kommt für mich nicht infrage, seid ich in den Staaten lernte, dass Buchhändler (also auch Amazon) verpflichtet sind, Namen und Einkäufe an das Heimatschutzministerium zu melden. Bei fachlichem Interesse an Mikrobiologie, ComputerScience, Biophysik und dem Bedürfnis frei Reisen zu können ist das eine möglicherweise riskante Mischung.
    Seid dem nutze ich einfach Barzahlung im Ausland und hier alternative Onlinehändler.

  32. #32 Platsch
    15. Februar 2015

    Ich recherchiere ebenfalls am liebsten über Amazon. Letztens habe ich zum Beispiel was über die Wartung von Motorrädern der 50er gesucht und bin nach einigen Verknüpfungen verschiedener Suchbegriffe auf ein tolles Buch gestoßen.
    Danach habe ich beim Buchhändler angerufen und es mir dort bestellt. Kommt auch immer am nächsten Tag, aber so kann man sich beim abholen auch gleich nochmal Zeit zum wühlen nehmen ☺

  33. #33 Manfred
    Andernach
    15. Februar 2015

    @Florian#27:
    Ich hab Dich schon richtig verstanden, glaube aber, dass diese nur politisch lösbaren grundsätzlichen Missstände (sehe ich auch so) nicht das Argument sein sollten, amazon & Co zu unterstützen. Die Lobby (sprich: die direkt oder indirekt käufliche Politik) der Global Player ist zu groß, als dass sich das kurzfristig ändern würde. Solange kann ich aber durch Einkauf im fairen Onlinehandel mein kleines Scherflein zur Verbesserung beitragen. Schau Dir als Beispiel mal buch7.de an.

  34. #34 peer
    15. Februar 2015

    @ Manfred. Naja, das Steuerargument sehe ich nicht wirklich. Immerhin ist es ja nun gerade eines der Ziele der EU gewesen, dass Händler in einem Land sitzen und ohne Zoll in anderen Ländern verkaufen dürfen. Letztlich zahlen die ja Steuern in der EU und damit kommt das Geld auch der EU zugute – und damit wiederrum letztlich Deutschland. Aber selbst wenn das nichtz so wäre: Wie gesagt, es ist ein Teil der Europäischen Union. Es ist toll, wenn ein kleiner Einmannbetrieb jetzt seine Produkte zollfrei in ganz Europa anbieten kann – und es ist schlimm wenn ein großer Verlag dasselbe tut? Das konnte ich nie nachvollziehen.

  35. #35 peer
    15. Februar 2015

    Zwei kleine Ergänzungen: Erstens ist die Sache mit Amazons Tarifpolitik auch nicht so kalr : https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2014-06/amazon-streik-verdi (Ein Teil der Belegschaft würde sogar _weniger_ Geld bekommen, wenn Verdis Forderungen durchgehen)
    Zum anderen ist die Steuergeschichte sehr Deutschlandzentriert – Kaum einer der großen Konzerne (VW, Allianz,…) dürfte in JEDEM EU-Land Steuern zahlen. Wie gesagt: Das ist ja gerade ein Vorteil der EU. Die kleinen zahlen natürlich auch nicht, für die ist diese Regelung sogar (relativ gesehen) ein sehr viel größerer Vorteil. Daher wird sich da nichts ändern. Die Sachlage ist einfach doch etwas komplexer, als gerne dargestellt wird. So ist das halt mit Feindbildern – man pflegt sie gerne, aber hinterfragt sie selten…

  36. #36 maunz
    15:25
    15. Februar 2015

    @IO Bookaholic

    Bookaholic, was ist den das ?
    – (Book) Shopaholic ?
    – Binge Reader ?
    – Library Stalker ?
    – Papierfresser ?
    – … ?

  37. #37 IO
    15. Februar 2015
  38. #38 Wolfgang
    15. Februar 2015

    “The best of both worlds” ist für mich nicht nur eine gute Star Trek Folge, sondern auch mein Weg, mit dem Buchladen und Amazon umzugehen: Ich nutze ganz einfach die Vorzüge von beiden.

    Als Jemand, der in seiner Jugend (= vor 30 Jahren) sehr viel Zeit in Bibliotheken verbracht hat, möchte ich das Stöbern, Berühren, Blättern in einer Buchhandlung nicht missen. In der Buchhandlung suche ich nichts, finde aber immer etwas. Und im Internet ist es genau umgekehrt 🙂

    Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile 🙂

  39. #39 knut
    15. Februar 2015

    Das Problem hatten die Menschen wohl zu allen Zeiten, als Fortschritt auf Tradition prallt.
    Natürlich ist das Neue irgendwie toll, gut und schön, aber das Alte ist eben bewährt, fühlt sich gut an, und man darf ja beim Neuen die möglichen oder tatsächlichen Probleme nicht vergessen, etc.pp.
    Fortschritt ist eben nicht immer eitel Sonnenschein, letztendlich aber nicht aufzuhalten.
    Und das ist auch gut so.

  40. #40 Manfred
    Andernach
    16. Februar 2015

    @peer: Aha, dann verschickt also amazon seine Bücher in Europa alle von Luxemburg aus? Wie groß sind denn die Umschlagsläger dort? Und alle kleinen Buchhändler machen das genauso und zahlen ihre Steuern auch in Luxemburg? Zur Information: In Luxemburg zahlt man auf Gewinne aus Geschäfte mit geistigem Eigentum nur 1% Steuern.

  41. #41 Crazee
    16. Februar 2015

    Ich bin bei Büchern ja ganz schlimm. Ich suche bei Amazon und bestelle dann per Telefon beim lokalen Händler. Beim Onlinehändler kaufe ich eher andere Dinge, für die ich hier am Ort keinen Dealer habe. 😉

  42. #42 peer
    16. Februar 2015

    @Manfred: Sie verwechseln da ein bisschen was: Amazon zahlt Steuern für seine Lager hier.
    Der Gewinn aus den Geschäften wird im Land des Unternehmenssitzes bezahlt. Und das ist auch normal – es ist natürlich bei alle Geschäften, bei denen nix produziert wird, nicht unbedingt nötig in jedem Land einen Firmensitz zu haben. Das gilt nicht nur für Amazon, sondern für alle Online-Dienstleister. Wollen sie da wirklich eine Ausnahmeregelung erzwingen?
    Wieviel Steuer man in Luxenburg zahlt ist übrigens wuppe – wäre es denn für sie besser, wenn Amazons Firmensitz im Land mit der höchsten Gewerbesteuer sitzen würde?

  43. #43 Franz
    16. Februar 2015

    Ich suche bei Amazon und versuche dann meine Bestellung woanders zu bekommen. Leider klappt es nicht immer, ist halt zu verlockend einfach auf bestellen zu drücken.

    Vor 20 Jahren haben die großen Firmen die kleinen zerstört, weil viele Käufer es umgekehrt machten, nämlich sich bei kleinen Läden beraten lassen und bei großen und billigen zu kaufen. Mein kleiner Beitrag zum Ausgleich. Macht sicher keinen Unterschied aber man fühlt sich besser. Bin schon gespannt, ob Amazon irgendwann mal den Dienst einstellt wenn man nur surft und nie was bestellt 🙂 . So wie bei den Hotels die einen nicht mehr annehmen weil man mal was negatives gepostet hat.

    Ich bin eben kein Fan dieser ‘Geiz ist geil’ Mentalität, denn es fehlt immer der Zusatz ‘Morgen kostet er deinen Job’.

  44. #44 earonn
    16. Februar 2015

    Platsch, Crazee, Franz (# 32, 41, 43)
    Ist aber nicht wirklich fair, sich den Service von Amazon bezahlen zu lassen, jedoch das Geld jemand anderem zu geben, oder? Achtung, Klischeewarnung: wenn das alle so machten… 😉

    Franz hat ja begründet, dass es bei ihm so eine Art “Karmaausgleich” sein soll. Aber Amazon & co. haben doch niemanden gezwungen, bei sich zu kaufen. Eher müsste man doch die Kunden “bestrafen”, die plötzlich den kleinen Händler links liegen ließen, obwohl sie sich dessen Preise durchaus hätten leisten können?

    Ich gehe ebenfalls zu Amazon, aus den Gründen, die Florian schon genannt.
    Und wenn ich was zum Schmökern brauche…naja, ich hab damals den Test gemacht, als 50 Shades veröffentlicht wurde. Das wurde mir überall empfohlen, obwohl es wirklich greulich geschrieben ist, da war also nix mit Liebe zum Buch (selbst in der Kartoffelchipsliteratur gibt es da noch Besseres). Ich brauche keinen Buchhändler, um mir die Spiegel Bestsellerliste empfehlen zu lassen. Aber vielleicht hatte ich damals auch nur Pech.

  45. #45 Franz
    16. Februar 2015

    @earonn
    Klischeewarnung: wenn das alle so machten…
    Ich vertraue auf die allesüberwältigende Gier nach Gewinnmaximierung in den Menschen und die paar die da gegen den Strom schwimmen werden Amazon nicht schmerzen.

    “Karmaausgleich”
    Lol, da werde ich ja auf meine alten Tage noch Esoteriker.

    Fortschritt ist eben nicht immer eitel Sonnenschein, letztendlich aber nicht aufzuhalten.
    Und das ist auch gut so.

    Finde ich auch wenn es rein um die Bücher ginge, die halt jetzt “elektronisch” sind anstatt auf Papier. Aber bei Amazon geht’s ja IMO darum ob ich damit einverstanden bin, dass kleine Läden mit Dumpingpreisen sukzessiv zerstört werden, Mitarbeiter schlecht behandelt werden und “steuerschonend” gearbeitet wird.

    Das Argument von Florian “dann kommt halt ein anderen” sehe ich nicht so. Der Markt richtet sich nach den Kunden. Wenn irgendwas nicht ankommt, wird’s auch nicht gemacht. Wenn die Leute gemeinsam sagen: So nicht Amazon und fernbleiben, dann verbrennt sich auch kein anderer die Finger.

    Das Problem ist, dass die eine Seite (Verkäufer) sehr gut vernetzt ist und eine sehr gute Lobby hat, wohingegen die andere (Steuerzahlerstimmvieh) keine gemeinsame Stimme hat und außerdem immer wieder gerne gegeneinander aufgehetzt wird wie z.B: die bösen Postler, ORFs, Bahnbediensteten, Lehrer, Akademiker, Beamten, Sozialschmarotzer (Lieblingsfeindbild aussuchen).

  46. #46 Franz
    16. Februar 2015

    @earonn
    Diese 50 Shades muss ich jetzt direkt mal auch lesen. Bei allen anderen Büchern dieser Art musste ich mich meist durchquälen (lol, ungewollter Witz) um am Ende mir die Frage zu erlauben: Wieso ist so ein Buch wenn es ein Mann schreibt ein übles, frauenverachtendes Machwerk und wenn es eine Frau schreibt … Kunst ? Emotional ? Nobelpreisverdächtig ?

  47. #47 earonn
    16. Februar 2015

    @Franz
    Da Du jetzt ja erfahrener Esoteriker bist, kannst Du mir bitte mal auspendeln, wann ich meine nächsten Rubbellose kaufen soll und mir ein Kügelchen gegen montägliche Arbeitsunlust schütteln? 😉
    Danke fürs mit-Humor-nehmen, ich fand im nachhinein, dass es doch fieser klang als eigentlich beabsichtigt.

    Da Du generell ein Netter zu sein scheinst: lies das nur, wenn Du auch Astro-TV um des Unterhaltungsfaktors willen anschaust. Logische Fehler, copy+paste-Schreiberei, armselige Charakterisierung…
    Und ich hoffe doch, dass das nicht wirklich als Kunst angesehen wird *schauder* Das ist nicht nur frauen- sondern vor allem leserverachtend. Nix gegen ein Buch, das man einfach nicht mag. Das ist Pech. Aber ein Lektorat sollte es doch sehen. Oder man braucht halt keine Verlage mehr (ach ja, auch etwas Gutes, das gerade Amazon gefördert hat, wie ich finde. Wir sind weniger auf die Politik/ den Geschmack der Verlage angewiesen).

  48. […] Florian Freistetter – Scienceblogs […]

  49. #49 Benedikt vom 16.
    Wien
    16. Februar 2015

    lieber Florian,
    ich kaufe so viel wie möglich bei meinem Buchhändler, weil ich will, dass die Buchhandlungen bestehen bleiben. Amazon dient mir allenfalls als (sehr geschätzte) Recherchequelle, aber bevor ich dort etwas bestelle, schicke ich die dort gefundene ISBN-Nummer an meinen Buchhändler und das Buch ist so schnell da, wie es von Amazon geschickt würde (oder halt einen Tag später).
    Der Handel übers Internet zerstört die regionale Infrastruktur, die Attraktivität der Städte und er entzieht der Allgemeinheit Steuerleistungen, wenn irgendwann von der Kombizange über den Kugelschreiber bis zum Buch alles nur noch von Packlträgern mit elenden Löhnen durch die Gegend transportiert wird. Man kann sich einer derartigen Entwicklung auch bewusst entgegenstellen.

    “Wenn wir jetzt alle nicht mehr bei Amazon einkaufen, geht Amazon pleite; ein neuer Onlinehändler übernimmt die Lücke und erpresst dann exakt die gleichen Dumpingpreise und umgeht exakt genau so die Steuern.”

    Das stimmt, ist aber trotzdem kein gültiges Argument. Mit diesem Argument hätte man seinerzeit auch gegen die einseitige Abschaffung der Sklaverei, der Kinderarbeit usw. argumentieren können: Länder, die auf diese Praktiken verzichteten, mussten einen komparativen Nachteil in Kauf nehmen. Klar ist der Vergleich etwas streng (du schreibst aber selber von erpressen) und klar wäre eine globale politische Lösung toll. Solange es diese nicht gibt, sind aber einzelne ethische Entscheidungen gefordert, gegen gewisse Produkte (Nashornpulver,…) und eben auch gegen gewisse Wirtschaftspraktiken.

  50. #50 Florian Freistetter
    16. Februar 2015

    @Benedikt: “Der Handel übers Internet zerstört die regionale Infrastruktur, die Attraktivität der Städte und er entzieht der Allgemeinheit Steuerleistungen, wenn irgendwann von der Kombizange über den Kugelschreiber bis zum Buch alles nur noch von Packlträgern mit elenden Löhnen durch die Gegend transportiert wird. Man kann sich einer derartigen Entwicklung auch bewusst entgegenstellen. “

    Kann man. Aber die Frage ist halt: Ist es sinnvoll, der Vergangenheit der vielen kleinen Händler nachzutrauern und zu probieren, sie künstlich aufrecht zu erhalten? Die Welt ändert sich; hat sie immer schon gemacht und wird sie weiterhin machen. Ich würde es für sinnvoller halten, sich dafür einzusetzen, dass der Online-Handel mit all seinen unbestreitbaren Vorteilen auf eine Art und Weise abläuft, bei der alle Beteiligten für ihre Arbeit vernünftige Löhne bekommen (es ist ja kein Naturgesetz, dass Paketboten schlecht bezahlt werden müssen…). Und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass das, was die Buchhändler einzigartig macht, auch erhalten bleibt. Vielleicht in anderen Form als jetzt; vielleicht kann man mehr Geld in öffentliche Büchereien investieren und denen ein gutes Angebot ermöglichen wo dann auch sehr viel mehr kulturelles Begleitprogramm stattfinden kann. Es sagt ja niemand, dass die Orte, an denen man sich physisch mit Büchern beschäftigt, darüber diskutiert, sich Lesungen anhört, usw unbedingt auch die gleichen Orte sein müssen, an denen man die Bücher KAUFT. Die Veränderung in der Welt aufzuhalten hat noch nie funktioniert. Aber man kann und soll probieren, die Veränderung zu steuern…

  51. #51 good vibration
    16. Februar 2015

    ich kaufe praktisch nichts mehr im GULAG amazon, dessen Arbeiterfeindseligkeit und Steuerunmoral widert mich an, kein Verantwortungsgefühl für Individualwohl und Gemeinwohl, trotz Streiks und vielen Verhandlungen mit Gewerkschaft.
    Kaputtalismus zerstört unsere europäische Kultur.
    Schlechte aber fundierte Bewertungen werden ausgeblendet, gute sind oft gefaked oder wenig aussagekräftig (“ganz brauchbar für den Preis…”)
    Störend find ich auch Datenspionage; Produktempfehlungen passen trotzdem nicht …
    zum Stöbern ganz interessantes Portal

  52. #52 Benedikt vom 16.
    16. Februar 2015

    1 die Welt ändert sich
    2 wir gestalten die Änderung der Welt
    ich plädiere für 2

    Online-Handel vernünftig und halbwegs gerecht ablaufen lassen: ja, dauert aber noch Jahrzehnte bis zur Realisierung und ist auch eine bequeme Methode, keine Verantwortung für eigenes Handeln zu haben.

    mehr Geld für öffentliche Büchereien: ja, aber um dieses Geld seitens des Staates zu Verfügung zu haben, müssten die Amazons & Co halt einmal so wie alle anderen Steuern zahlen

  53. #53 peer
    17. Februar 2015

    Hier ein interessanter Blick eines Kleinverlages auf Buchhändler:
    https://seitenfluegel.wordpress.com/2015/02/16/was-man-als-verlag-so-alles-mit-dem-buchhandel-erlebt/

  54. #54 Alex
    27. Februar 2015

    Das “Phänomen”, dass das Angebot in Online-Sjops so viel breiter sein kann, heißt in der BWL übrigens “Long tail” – nur noch als kleine Ergänzung.

  55. #55 Der Indiebookday 2015
    24. März 2015

    […] Freistetter, der regelmäßig für die Science Blogs schreibt, will weder auf Amazon verzichten, noch auf die Buchläden in den Innenstädten. Gerade […]