Hedmans These lautet nun: Eis wird bei Temperaturen von etwa 70 Kelvin sehr schwach und weil Eis bei diesem Temperaturen nur im äußeren Sonnensystem existiert, gibt es auch nur dort die großen, dichten Ringe. Näher an der Sonne ist das Material stärker und bildet bevorzugt Monde und zerfällt nicht zu Ringsystemen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich von dieser These halten soll. Für meinen Geschmack leitet sie zu viele Schlussfolgerungen aus zu wenig konkreten Beobachtungsdaten ab. Die Ringsysteme der großen Planeten sind sehr dynamische Phänomene, die sich während der Lebensdauer des Sonnensystems durchaus massiv verändern können. Die Gasriesen haben eine chaotische Vergangenheit, haben ihren Abstand von der Sonne (und sogar ihre Reihenfolge) gewechselt und all das kann Auswirkungen auf die Struktur der Ringe gehabt haben. Und der einzige Asteroid, bei dem zweifelsfrei Ringe nachgewiesen worden sind, ist Chariklo. Aus diesem einzelnen Datenpunkt gleich eine komplette Theorie über die Grundlagen der Ringentstehung im gesamten Sonnensystem ableiten zu wollen, erscheint mir ein bisschen überzogen. Vor allem, weil Chariklo zur Asteroidengruppe der Zentauren gehört, die sich auf Bahnen im äußeren Sonnensystem bewegen die nicht langzeitstabil sind und ebenfalls jeder Menge chaotischer Einflüsse ausgesetzt sind.
Natürlich ist es interessant, sich über solche Dinge Gedanken zu machen und schaden kann es auch nicht. Aber ich bin mir nicht sicher, ob hier überhaupt ein Phänomen existiert, das einer Erklärung bedarf. Wenn wir in Zukunft noch mehr Ringe bei Kleinkörpern im äußeren Sonnensystem finden, dann lohnt es sich, ernsthaft darüber nachzudenken, ob es eine systematische Theorie ihrer Entstehung geben kann bzw. muss. Vielleicht liefert hier ja die Pluto-Sonde New Horizons neue Erkenntnisse. Aber derzeit gibt es meiner Meinung nach dafür keinen Anlass.
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