Es sind also knapp 250 Höhenmeter zu überwinden und das braucht Arbeit. “Arbeit” ist ja im Alltag ein sehr vage definierter Begriff. “Arbeit” kann so gut wie alles sein und das, was der eine als “Arbeit” bezeichnet ist für die andere nur Faulenzerei oder Zeitverschwendung. In der Physik ist “Arbeit” allerdings ein einigermaßen klar definierter Begriff (der meist mit dem Buchstaben “W” abgekürzt wird) und bezeichnet eine bestimmte Menge an Energie. Arbeit entspricht einer Kraft, multipliziert mit einem Weg. Wenn ich vom Tal hinauf in die Kernberge laufen, dann ist das eine Variante der Hubarbeit, also der Arbeit die ich verrichten muss, um einen Körper (meinen!) der Masse m im Schwerefeld der Erde eine Höhe h überwinden zu lassen. Die Formel, mit der sich die Menge der nötigen Arbeit berechnen lässt, ist einfach und lautet: W=m*g*h, wobei g die Schwerebeschleunigung der Erde mit 9,81 m/s² ist. Die Kraft folgt aus dem zweiten Newtonschen Axiom: Kraft ist Masse mal Beschleunigung, als m*g und der Weg ist hier die horizontale Distanz h. Kraft mal Weg, also die Arbeit ist dann m*g*h.
In meinem Fall muss ich also eine Masse von 65 Kilogramm 250 Meter hoch heben und das entspricht einer Arbeit von etwa 160 Kilojoule. Beziehungsweise einer Energie von 38 Kilokalorien, was in etwa so viel ist, wie in einer Scheibe Roggenknäckebrot steckt. Nicht viel also, aber es fühlt sich definitiv nach viel an, wenn ich wieder mal den steilen Anstieg zum Kernbergplateau hinauf keuche…
Natürlich ist die Rechnung nicht völlig korrekt. Ich muss ja nicht nur die reinen Höhenmeter überwinden, sondern dabei auch eine bestimmte Wegstrecke zurück legen (in diesem Fall brauche ich vom tiefsten bis zum höchsten Punkt der Strecke etwa 7 Kilometer, der ärgste Anstieg ist aber nur knapp 2 Kilometer lang). Und ich muss meinen zuerst ruhenden Körper ja auch noch auf eine bestimmte Geschwindigkeit beschleunigen – auf dieser Runde sind das im Durchschnitt 11 km/h; auf den Steigungen aber nur 8-9 km/h. Aber hey – wenn man dann im strahlenden Sonnenschein durch den Wald laufen kann während der Rest unten auf eine graue Nebeldecke blickt, dann lohnt sich das!
Trotzdem bin ich froh, dass die Runde über das Kernbergplateau nur 14 Kilometer lang ist und ich keinen Proviant oder ähnliches mitschleppen muss. Die nötige Hubarbeit für ein zusätzliches Kilogramm würde zwar nach obiger Formel nur 2472 Joule betragen, aber ich bin sicher, es fühlt sich wesentlich fieser an!
Aber eventuell werde ich in Zukunft auch mal mit deutlich mehr als einem zusätzlichen Kilo durch die Gegend laufen. Mir macht das Laufen im Gelände nämlich mittlerweile so viel Spaß, dass ich das Trailrunning auch gerne mal ein klein wenig ausweiten würde. Also nicht nur kurze Strecken von 20 bis 30 Kilometer im Kreis laufen und am Ende wieder zuhause landen, sondern auch mal ein paar Tage lang in Etappen von 40 Kilometern oder mehr (aber dann natürlich entsprechend langsamer) größere Touren absolvieren. Ich würde zum Beispiel wirklich gerne den gesamten Rennsteig entlang laufen. Der älteste Weitwanderweg in Deutschland liegt ja quasi fast vor meiner Haustür und es wäre eine Schande, das nicht zu nutzen. Wie viel Höhenmeter ich auf der 170 Kilometer langen Strecke (auf der auch der höchste Punkt Thüringens mit 983 Metern liegt) insgesamt absolvieren muss, rechne ich mir lieber nicht aus.
Aber auf jeden Fall werde ich unterwegs Proviant brauchen und da der Rennsteig größtenteils mitten durch den Wald verläuft sollte ich wohl auch einen Schlafsack mitnehmen, damit ich dann irgendwo in den Schutzhütten entlang der Strecke übernachten kann. Ich weiß noch nicht, ob ich das wirklich machen werde bzw. ob ich das schon dieses Jahr machen werde. Aber planen will ich auf jeden Fall und da könnte ich ein wenig Hilfe brauchen: Wer hat schon Erfahrung mit solchen Trailrunning-Touren? Welchen Rucksack sollte ich mir da besorgen? Welchen Schlafsack? Und welches Zelt (falls ich auch mal in anderen Gegenden unterwegs bin, wo es keine Schützhütten gibt). Je leichter das Zeug ist, desto besser! Polartauglich muss es nicht sein; wenn ich sowas mache, dann wohl nur im Sommer – aber auch da kann es im Thüringer Wald recht frisch werden. Temperaturen von 5-10 Grad sollten damit also auch noch erträglich sein.
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