Heute gibt es in der Serie “Fragen zur Astronomie” wieder einmal einen Klassiker. Die Frage “Gibt es andere Universen?” wird mir recht häufig gestellt und wenn ich auch hier im Blog schon einiges zu dem Thema geschrieben habe, möchte ich die Gelegenheit doch nutzen, die Antwort einmal kurz in einer Übersicht zusammenzufassen.
Wie so oft bei diesen Fragen muss die eigentliche Antwort auf die Frage natürlich “Keine Ahnung!” lauten. Aber das ist ein wenig langweilig… Um überhaupt eine Chance zu haben, sinnvoll auf das Thema “andere Universen” einzugehen, muss man sich zuerst einmal darüber im Klaren sein, was damit gemeint ist. So gut wie immer, wenn ich irgendwo über das “Multiversum” oder “Paralleluniversen” spreche, taucht zumindest ein Pedant auf und erklärt, da das Wort “Universum” per Definition alles umfasst, was existiert, kann es gar keine anderen Universen geben. Aber abgesehen davon, dass das mit der Bedeutung von Worten nicht immer so einfach ist, wie manche sich das vorstellen, führt das natürlich auch am Thema vorbei.
Gehen wir mal davon aus, dass mit “Universum” das beobachtbare Universum ist, also alles das, was wir hier von der Erde aus irgendwie mit Teleskopen und anderen Instrumenten registrieren können. Dieses Universum ist schon ziemlich groß, aber mit Sicherheit nicht alles, was existiert! Wir wissen, dass es auch hinter unserem Beobachtungshorizont nicht einfach aufhört; das beobachtbare Universum wird dank der Expansion des Alls ja auch immer größer. Ich vermute aber mal, auch das ist nicht das, was bei der Frage nach “Paralleluniversen” gemeint ist.
Man könnte “Universum” als all das definieren, was beim Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren entstanden ist. Da kommen wir der Sache schon ein wenig näher. Jetzt geht es nicht mehr nur um das, was wir sehen können, sondern auch den ganzen Rest. Wie groß dieser Rest ist, wissen wir nicht, aber die Frage ist ja auch, ob es daneben noch mehr gibt. Bevor ich dazu komme, muss ich aber noch ein Wort zur Inflation sagen: Diese Phase, die unmittelbar nach dem Urknall stattgefunden hat, hat für eine extrem schnelle Ausdehnung des Universums gesorgt und hat durchaus auch Potential für “Paralleluniversen”. Ich will nicht zu sehr in die Details gehen (siehe dazu hier), aber es ist durchaus möglich, dass diese Inflationsphase immer noch andauert. Nicht bei uns, aber anderswo. Vereinfacht gesagt begann die Phase extremer Expansion nach dem Urknall überall, hat dann aber in bestimmten Regionen des Universums schnell wieder aufgehört. Zum Beispiel eben in der Region des Kosmos, den wir das “beobachtbare Universum” nennen. Andere Bereiche des Universums könnten immer noch inflationär expandieren. Und immer wieder könnten sie in einzelnen Regionen aufhören, so dass sich dabei immer weitere “Universen” abkoppeln. Dieses “inflationäre Multiversum” ist vielleicht nicht das, was man sich unter dem Begriff “Paralleluniversum” vorstellt, weil ja alles ursprünglich aus dem gleichen Urknall stammt. Aber effektiv wären diese Universen für uns genau so wenig zugänglich wie ein “echtes” Paralleluniversum. Aber weil alles aus dem gleichen Urknall stammt, bietet sich hier zumindest die Chance, durch Beobachtungen ein wenig mehr darüber heraus zu finden. Zum Beispiel durch eine Analyse der kosmischen Hintergrundstrahlung, wie sie vom BICEP2-Experiment durchgeführt wurde. Diese Beobachtungen haben sich zwar als nicht aussagekräftig herausgestellt, aber das muss nicht heißen, dass kommende Beobachtungen nicht doch neue Informationen über die Inflation und auch über das hypothethische inflationäre Multiversum liefern.
Aber wie sieht es mit den “echten” anderen Universen aus? Also Universen, die nicht mit unserem Urknall entstanden; die irgendwo “außerhalb” existieren und wo alles ganz anders ist? Hier ist man wirklich auf reine Spekulation beschränkt. Allerdings deuten tatsächlich verschiedene Entwicklungen und Hypothesen der modernen Physik auf die Existenz solcher Parallelwelten hin. Sollte sich zum Beispiel die Stringtheorie irgendwann in der Zukunft als korrekte Beschreibung der Realität herausstellen, dann legt sie auch nahe, dass nicht nur ein Universum existiert, sondern viele verschiedene mit vielen verschiedenen Eigenschaften. Und auch die Quantenmechanik beinhaltet im Rahmen der berühmten “Viele-Welten-Interpretation” Ansätze, die ein Multiversum beschreiben. Das Problem an der Sache ist halt, dass sich naturgemäß sehr wenig konkretes über diese anderen Welten sagen lässt. Wir bräuchten zuerst eine Theorie, die tatsächlich in der Lage ist, die Entstehung unseres eigenen Universums von Anfang an zu beschreiben und nicht nur, so wie jetzt, die nach dem Anfang abgelaufene Entwicklung. Wir müssen, kurz gesagt, zuerst die Frage “Was war vor dem Urknall?” beantworten, bevor wir herausfinden können, ob da irgendwo die Möglichkeit für andere Universen existiert.
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