Das, was vor der Küste von Peru passiert, betrifft also die ganze Welt. Und es ist daher auch völlig legitim, wenn sich Wissenschaftler aus Deutschland damit beschäftigen. Mehr noch, es ist sogar sehr wichtig dass das passiert. Es mag zwar leicht sein, sich über die “sinnlose” Forschung über peruanische Pilgermuscheln lustig zu machen. Aber es ist auch dumm. Denn das, was da erforscht wird, liefert Hinweise darauf, wie sich ein ökologisches (und wirtschaftliches!) System bei Klimaveränderungen verhält. Dadurch versteht man nicht nur das grundlegende El Niño-Phänomen besser und kann simulieren und abschätzen, mit welchen Folgen in Zukunft für den Rest der Welt zu rechnen ist. Man kann aber auch thereotische Modell aufstellen, mit denen sich andere, ähnliche Systeme untersuchen lassen. Die Erkenntnisse, die in Peru gewonnen werden, lassen sich irgendwann auch vielleicht auf Fisch- und Muschelpopulationen an deutschen Küsten anwenden. Denn auch hier bei uns verändert sich das Klima.
Dass, was Matthias Wolf und seine Kollegen untersuchen, ist Grundlagenforschung. Sie wird gemacht, weil man gewissen Dinge von Grund auf verstehen will. Und weil man auf diesem Wissen neue Erkenntnisse aufbauen will. Es sollte nicht schwer zu verstehen sein, warum es wichtig ist, die ökologischen und wirtschaftlichen Folgen von Klimaveränderungen zu untersuchen. Selbst wenn diese Forschung in Peru stattfindet und nicht in Deutschland. Geldverschwendung zu kritisieren ist absolut legitim. Und es finden sich mit Sicherheit genügend Projekte, bei denen das Geld der Steuerzahler tatsächlich verschwendet wird. Aber das Forschungsprojekt zu El Niño gehört, so wie viele andere Forschungsprojekte zu Umweltschutz und Klimawandel die in der Broschüre des Bundes der Steuerzahler kritisiert werden, nicht dazu.
Ich habe schon oft über den Wert der Grundlagenforschung und ihre Bedeutung geschrieben. Die Ausgaben des Staates dafür sind, verglichen mit anderen Geldern die zB für Militär oder Bankenrettung ausgegeben werden, verschwindend gering. Und es ärgert mich, wenn man sich so wie der Bund der Steuerzahler dann ein Projekt heraus greift und sich ob seines scheinbar absurden Themas darüber lustig macht. Die Veränderung des Klimas wird Deutschland (und den Rest der Welt) in den nächsten Jahrzehnten noch sehr viel Geld kosten. Je mehr wir darüber Bescheid wissen, desto besser können wir uns darauf einstellen. Jetzt Geld in die Forschung zu diesen Themen zu investieren ist die beste Versicherung, um die Kosten für die Steuerzahler der Zukunft gering zu halten! Wenn es dem Bund der Steuerzahler mit seiner Kritik ernst wäre, dann sollte das berücksichtigt werden. Aber über peruanische Pilgermuscheln zu spotten war wohl einfacher…
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