Temperaturveränderung der El Nino (Bild: gemeinfrei)

Temperaturveränderung der El Nino (Bild: gemeinfrei)

Das, was vor der Küste von Peru passiert, betrifft also die ganze Welt. Und es ist daher auch völlig legitim, wenn sich Wissenschaftler aus Deutschland damit beschäftigen. Mehr noch, es ist sogar sehr wichtig dass das passiert. Es mag zwar leicht sein, sich über die “sinnlose” Forschung über peruanische Pilgermuscheln lustig zu machen. Aber es ist auch dumm. Denn das, was da erforscht wird, liefert Hinweise darauf, wie sich ein ökologisches (und wirtschaftliches!) System bei Klimaveränderungen verhält. Dadurch versteht man nicht nur das grundlegende El Niño-Phänomen besser und kann simulieren und abschätzen, mit welchen Folgen in Zukunft für den Rest der Welt zu rechnen ist. Man kann aber auch thereotische Modell aufstellen, mit denen sich andere, ähnliche Systeme untersuchen lassen. Die Erkenntnisse, die in Peru gewonnen werden, lassen sich irgendwann auch vielleicht auf Fisch- und Muschelpopulationen an deutschen Küsten anwenden. Denn auch hier bei uns verändert sich das Klima.

Dass, was Matthias Wolf und seine Kollegen untersuchen, ist Grundlagenforschung. Sie wird gemacht, weil man gewissen Dinge von Grund auf verstehen will. Und weil man auf diesem Wissen neue Erkenntnisse aufbauen will. Es sollte nicht schwer zu verstehen sein, warum es wichtig ist, die ökologischen und wirtschaftlichen Folgen von Klimaveränderungen zu untersuchen. Selbst wenn diese Forschung in Peru stattfindet und nicht in Deutschland. Geldverschwendung zu kritisieren ist absolut legitim. Und es finden sich mit Sicherheit genügend Projekte, bei denen das Geld der Steuerzahler tatsächlich verschwendet wird. Aber das Forschungsprojekt zu El Niño gehört, so wie viele andere Forschungsprojekte zu Umweltschutz und Klimawandel die in der Broschüre des Bundes der Steuerzahler kritisiert werden, nicht dazu.

Ich habe schon oft über den Wert der Grundlagenforschung und ihre Bedeutung geschrieben. Die Ausgaben des Staates dafür sind, verglichen mit anderen Geldern die zB für Militär oder Bankenrettung ausgegeben werden, verschwindend gering. Und es ärgert mich, wenn man sich so wie der Bund der Steuerzahler dann ein Projekt heraus greift und sich ob seines scheinbar absurden Themas darüber lustig macht. Die Veränderung des Klimas wird Deutschland (und den Rest der Welt) in den nächsten Jahrzehnten noch sehr viel Geld kosten. Je mehr wir darüber Bescheid wissen, desto besser können wir uns darauf einstellen. Jetzt Geld in die Forschung zu diesen Themen zu investieren ist die beste Versicherung, um die Kosten für die Steuerzahler der Zukunft gering zu halten! Wenn es dem Bund der Steuerzahler mit seiner Kritik ernst wäre, dann sollte das berücksichtigt werden. Aber über peruanische Pilgermuscheln zu spotten war wohl einfacher…

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Kommentare (27)

  1. #1 sonntagsgesellschaft
    https://sonntagsgesellschaft.wordpress.com/
    24. März 2015

    der Bund der Steuerzahler ist eben ein demagogischer neoliberaler Verein. Mit seinem “Tag des Steuerzahlers” suggeriert er ja auch immer wieder, man bekäme bis zu diesem Tag nichts vom Staat für seine Steuern zurück. Aber dann meckern, wenn eine Brücke über den Rhein kaputt geht und die Wirtschaft plötzlich auch mal für die Reicheren merklich leidet…

    Zur Sache: Im Respektverlust gegenüber der Grundlagenforschung kommt eine Entwicklung zu sich selbst, die der unreflektiertere Teil der naturwissenschaftlichen Gemeinde mit angestoßen hat. An der Universität konnte man es gerade von Seiten naturwissenschaftlicher Studenten oft genug erleben, dass etwa gegen die sinnlose Philosophie, Literaturwissenschaft oder die Geisteswissenschaft allgemein gestänkert wurde (mit dem Begriff Wissenschaft für solche bin ich allerdings auch nicht glücklich). Auch einige Dozenten sind da ganz vorne mit dabei.
    Dem korrespondiert ein zunehmend zweckrationaler Zeitgeist, der zumindest mit einem gewissen Recht davon ausgeht, sich auf die faktenbasierte Welt der Naturwissenschaft berufen zu dürfen, und der leider die Grundlagen eben schnell mal außer Acht lässt.
    Können bedachte Köpfe gleich welcher geistigen Fakultät da jetzt noch entgegensteuern? Ich weiß nicht… die Jakobsmuschel ist noch ein wenig schwerer vermittelbar als die Notwendigkeit neuer Antibiotika. Und selbst an dieser Front sieht es nicht gerade rosig aus.

  2. #2 znEp
    Berlin
    24. März 2015

    Das der BdSt etwas gegen Grundlagenforschung hat, find ich jetzt gar nicht mal so ungewöhnlich. Die gehen halt in die Richtung schlanker Staat, niedrige Steuersätze, FDP-Nah(die Marktradikalen, weniger der Bürgerrechtspart der Partei). Überspitzt gesagt: Wenn Grundlagenforschung so wichtig ist, wird das der Markt schon regeln.

    P.S.
    For something completely different
    Kennst du eigentlich schon https://www.youtube.com/user/Artifexian ?
    Er ist ein(englischsprachiger) Youtuber, der Himmelmechanik dadurch erklärt, das er Planetensysteme selbst konstruiert und das alles sehr kurzweilig imho.

    MfG
    znEp

  3. #3 Silava
    24. März 2015

    OK, das Projekt läuft schon seit Dezember 2012 und war somit insgesamt sicher teurer als die jetzt kritisierten €210.000. Aber trotzdem, der Bund der Steuerzahler regt sich wengen eines Forschungsprojektes auf und kritisiert ernsthaft die Ausgabe von €210.000? Das Forschungsprojekt musste ursprünglich doch sicher auch erstmal genehmigt werden und sich dabei gegen andere potentielle Projekte durchsetzen.

  4. #4 Jost Jahn
    24. März 2015

    Der Bund der Steuerzahler ist meines Erachtens nach eine wichtige Organisation, da er immer wieder (wenn auch recht vergeblich) auf Steuerverschwendung hinweist. Das ist sein gutes Recht und dafür ist er auch gegründet worden. Andererseits wurde hier ja sehr gut erklärt wofür Grundlagenforschung da ist. Da muß man dann ahlt drauf hinweisen, daß es dafür auch ein Budget geben muß und dieses Prijekt halt eines davon ist. Genauso könnte der BdSt ja auch den beitrag Deutschlands zur ESO bemängeln. Auch dann würde man einfach auf das Budget dafür hinweisen. Es gibt für jedes Budgets (Milität, Soziales, Zinsen, Forschung etc.). Wie das Geld in den Budgets verteilt wird, sollten diese entscheiden. Und im gegensatz zu Brücken, die nie an eine Autobahn angeschlossen werden, gibt es in der Forschung ja immer Erkenntnisse (und sei es, daß man es noch nicht versteht).

  5. #5 Florian Freistetter
    24. März 2015

    @Jost Jahn: “Der Bund der Steuerzahler ist meines Erachtens nach eine wichtige Organisation, da er immer wieder (wenn auch recht vergeblich) auf Steuerverschwendung hinweist. “

    Ist halt die Frage, ob das auch wirklich passiert. Oder ob man einfach Ausgaben kritisiert, die nicht in die eigene politische Agenda passen…

  6. #6 Florian Freistetter
    24. März 2015

    @Silava: !OK, das Projekt läuft schon seit Dezember 2012 und war somit insgesamt sicher teurer als die jetzt kritisierten €210.000. “

    Ich geh mal davon aus, dass das ein ganz normales auf 3 Jahre befristetes DFG-Projekt war, wie sie überall in der Forschung ständig gefördert werden. Da sind 210.000 für das ganze Projekt durchaus realistisch. Reisekosten, ne Postdocstelle oder zwei für 3 Jahre; ein bisschen Geld für Hiwis und ein Overhead für die Bürokratie. Mehr ist das nicht…

  7. #7 Ridikuli
    24. März 2015

    210.000€? Das ist doch absurd, sich deswegen aufzuregen! Jährlich wird wahrscheinlich mehr Geld dafür verbraten, von Kinderhand liebevoll in Möbel einmassierte Gummibärchen zu entfernen…

    Ehrlich mal, mag ja sein, dass für manche eher schlichte Gemüter alles direkt in geldwerte Vorteile umrechenbar sein muss, aber den Wert von Grundlagenforschung sollte man doch erkennen, auch wenn’s geistig nur bis zur FDP-Mitgliedschaft gereicht hat.

  8. #8 christian groschke
    24. März 2015

    Ich find´s einfach furchtbar wenn centzählender Kleingeist sich gegen Grundlagenforschung richtet und 210.000 € für ebensolche als Grundlagen allen Übels der Steuermittelverschwendung sieht. Die Rettung von Banken, die Summen die den europäischen Staaten entgehen, weil bestimmte Gruppen, Firmen keine Steuern bezahlen gehen da in 2-3 stellige Milliardenbeträge . Dahin sollten die Neo- Liberalalas mal ihren Blick richten.

    PS: Ich finde diese Muschel im übrigen wunderhübsch, ganz unabhängig davon, dass die Forschung – wie Von Hr. Freistetter beschrieben, sehr wohl Sinn macht. In unserer Gesellschaft scheint kein Platz mehr zu sein für das nicht ökonomisch Verwertbare und das macht mich persönlich auch ein bisserl traurig

  9. #9 Florian Walter
    24. März 2015

    Hallo liebe Leser,

    erst einmal wieder vielen Dank an Herrn Freistetter für diesen schönen Artikel. Das Grundlagenforschung in Frage gestellt werden darf, empfinde ich, ebenfalls Ökologe, mitunter als durchaus gerechtfertigt. Das mag nicht unbedingt für das Projekt mit der Pilgermuschel gelten. Allerdings gibt es gar nicht so wenige Projekte, die von der DFG gefördert wurden oder werden, und deren tatsächlicher Nutzen sich mir nicht erschließen mag.

    Ich möchte ein Beispiel nennen: Ich war selbst vor einigen Jahren kurzzeitig in einem Projekt involviert, in dem es um die Regeneration tropischer Bergregenwälder (Bolivien) ging. Um die Ergebnisse prägnant zusammenzufassen: Rodung und ausbleibende Regeneration der Wälder haben fatale Folgen für den dortigen Wasserhaushalt und damit unmittelbar für die dortige Bevölkerung. Was mir dabei erschreckend bewusst wurde: Das, was man an Erkenntnissen aus der Studie herausnahm, kam den unmittelbar betroffenen Personen NICHT zu Gute! Das Geld kam aus Deutschland, die Studie wurde in Südamerika (auch in Kooperation mit einer Uni dort) durchgeführt, und das wichtige Wissen, welches dort hervor gebracht wurde (“wie sollte ich HIER mit der Natur umgehen”) floss zu einem großen Teil nach Deutschland bzw. in die internationale wissenschaftliche Community zurück. Ich empfinde diese Einstellung und Arroganz der “priviligierten” Wissenschaftler als sehr traurig, ja sogar bemitleidenswert.

    Ich stelle den Anspruch an Grundlagenforschung, dass sie nicht allein der Erkenntnis (die auch kritisch hinterfragt werden sollte) wegen geschehen sollte, sondern um den Menschen in irgendeiner Weise direkt oder indirekt zu nützen. Und an einem solchen Punkt darf und sollte man Grundlagenforschung in Frage stellen.

    Beste Grüße

    FW

    p.s. Nein, ich gehöre weder dem Bund der deutschen Steuerzahler an, noch kann ich mich sonst in irgendeiner Weise mit ihm identifizieren.

  10. #10 Phero
    24. März 2015

    @Florian Walter: Wenn du den Anspruch an die Grundlagenforschung stellst, dass sie den Menschen in irgendeiner Weise direkt oder indirekt nützt, sprichst du damit de facto der Grundlagenforschung ihre Existenzberechtigung ab. Denn man kann das nicht immer sagen, ob sie “nützt”.
    Zu dem angesprochenen Projekt: War das überhaupt Grundlagenforschung? Schien mir schon ziemlich konkret, mit einer konkreten Fragestellung, einem klar definierten Ziel und einer klaren Antwort durchgeführt worden zu sein. Über den Vorgang selber kann ich sonst natürlich nichts aussagen. Meiner Meinung nach sollte bei einer solchen Situation das Wissen natürlich wieder zurückfließen, aber es ist von außen zu entscheiden, woran das jetzt gescheitert ist. Da kann es noch viele andere Gründe als die “Einstellung und Arroganz der privilegierten Wissenschaftler” geben.

  11. #11 Spritkopf
    24. März 2015

    @Florian Walter

    Das, was man an Erkenntnissen aus der Studie herausnahm, kam den unmittelbar betroffenen Personen NICHT zu Gute! Das Geld kam aus Deutschland, die Studie wurde in Südamerika (auch in Kooperation mit einer Uni dort) durchgeführt, und das wichtige Wissen, welches dort hervor gebracht wurde (“wie sollte ich HIER mit der Natur umgehen”) floss zu einem großen Teil nach Deutschland bzw. in die internationale wissenschaftliche Community zurück. Ich empfinde diese Einstellung und Arroganz der “priviligierten” Wissenschaftler als sehr traurig, ja sogar bemitleidenswert.

    Ich verstehe deinen Einwand nicht. Was bedeutet “kam den Betroffenen nicht zu Gute”? Heißt das, das durch die Studie generierte Wissen wurde den dortigen Instanzen vorenthalten (trotz der Tatsache, dass du von einer Kooperation mit einer ortsansässigen Uni schreibst)? Oder beschwerst du dich, dass dieses Wissen auch nach Deutschland gegeben wurde, obwohl es nach deiner Meinung allein den bolivianischen Forschern zugestanden hätte?

  12. #12 Ludger
    24. März 2015

    Aus dem angegebenen Link https://www.zmt-bremen.de/SASCA.html :
    Die Wissenschaftler beschäftigen sich in diesem Projekt mit folgenden Kernfragen:
    […]
    Wie kann unter wirtschaftlichen und sozioökonomischen Gesichtspunkten eine nachhaltige Kultivierung der Jakobsmuscheln in der Bucht erreicht werden?

    Grundlagenforschung? Es geht um die Nebenwirkung der intensivierten Viehzucht auf die Umwelt. Gleichwohl ist es nicht die Aufgabe des Bundes der Steuerzahler darüber zu befinden, ob das gefördert wird. Aber fragen darf er.

  13. #13 Tobias Gerken
    University Park
    24. März 2015

    Ich stimme deinen Artikel uneingeschraenkt zu. Ich habe vor ein paar Jahren (2013?) auf einer Konferenz eine Doktorandin getroffen, die an dem Projekt gearbeitet hat. Nicht nur, dass die Foschung aus oekologischen Gesichtspunkten interessant ist, darueber hinaus werden auch Wissenschaftler ausgebildet, die spaeter einmal der Wirtschaft zur Verfuegung stehen oder hoffentlich den Wissenschaftsstandort Deutschland staerken.
    Ein Doktorand (65% TV13) kostet grob geschaetzt 100000 EUR + DFG overhead in der Ausbildung.

  14. #14 Florian Freistetter
    24. März 2015

    @Ludger: “Grundlagenforschung? Es geht um die Nebenwirkung der intensivierten Viehzucht auf die Umwelt. “

    Naja, das war ja nur einer der Punkte die aufgeführt waren. Aber auch so “konkrete” Forschung kann Grundlagenforschung sein. Dann, wenn sie als Grundlage für neue Erkenntnisse dient. Nebenwirkungen der intensivierten Viehzucht auf die Umwelt kann man ja auch anderswo beobachten und darüber in Peru etwas lernen.

    “Aber fragen darf er.”

    Klar darf er. Das darf jeder. Aber ein bisschen seriös sollte so ne Frage schon auch sein.

    Und natürlich darf man übrigens auch Grundlagenforschung und DFG-Projekte kritisch hinterfragen und muss nicht alles per se finanzieren. Aber angesichts der Tatsache, dass ca 2/3 aller DFG-Anträge sowieso abgelehnt werden weil nicht genug Geld da ist, ist die Qualitätskontrolle da eh schon sehr streng.

  15. #15 Florian Walter
    24. März 2015

    @ Phero
    “Wenn du den Anspruch an die Grundlagenforschung stellst, dass sie den Menschen in irgendeiner Weise direkt oder indirekt nützt, sprichst du damit de facto der Grundlagenforschung ihre Existenzberechtigung ab. Denn man kann das nicht immer sagen, ob sie “nützt…”

    Ich möchte der Grundlagenforschung keinesfalls die Existenz absprechen. Ich wünsche mir lediglich, dass man öfter abwägt , ob die ohnehin oft knappen Forschungsgelder für Projekte ausgegeben werden, deren ursprünglicher Anspruch sich mitunter aufgelöst zu haben scheint. Und es klingt zur Legitimation eben doch anders, wenn man schreibt ” Wir wollen die Jakobsmuschel als repräsentativen Organismus für Effekte des Klimawandels untersuchen” als (übertrieben gesagt) “Wir wollen die Jakobsmuschel untersuchen, weil wir Lust dazu haben.”. Wenn man Projektgelder akquirieren möchte, würde man so etwas sicherlich auch niemals schreiben.

    “Zu dem angesprochenen Projekt: War das überhaupt Grundlagenforschung?…”

    Ja, es war tatsächlich Grundlagenforschung und ja ich hatte bei meinen Kollegen das Gefühl, dass sie eine gewisse Einstellung und Arroganz in der Beziehung an den Tag gelegt haben. Vielleicht kann jemand von anderen Erfahrungen berichten.

    @Spritkopf

    “Ich verstehe deinen Einwand nicht. Was bedeutet “kam den Betroffenen nicht zu Gute”? Heißt das, das durch die Studie generierte Wissen wurde den dortigen Instanzen vorenthalten (trotz der Tatsache, dass du von einer Kooperation mit einer ortsansässigen Uni schreibst)? Oder beschwerst du dich, dass dieses Wissen auch nach Deutschland gegeben wurde, obwohl es nach deiner Meinung allein den bolivianischen Forschern zugestanden hätte?”

    Weder noch. Das generierte Wissen wurde “ordnungsgemäß” publiziert. Und ist für alle (insbesondere Wissenschaftler) mit entsprechenden Lizenzen und Fachwissen zugänglich. Da die meisten (dort lebenden) Südamerikaner weder Englisch können, keine Wissenschaftler sind und auch keine derartigen teuren “Journal-Lizenzen” haben, ist denke ich mal klar, wer davon wirklich profitiert. Es gab wohl kleine projektbegleitende Aufklärungsarbeiten, die aber sozusagen nur aus einer kleiner Präsentation und einem Flyer bestanden, also nicht wirklich den Charakter einer großen Aufklärung hatten. Und darum ging es mir.

    Lg

    .

  16. #16 kdm
    24. März 2015

    Der “Bund der Steuerzahler” ist leider nicht das, was auch ich jahrelang glaubte: ein Vertreter “von unsereins”, dem kleinen Steuerzahler.
    Inzwischen versteh’ ich auch, wieso jeder Pups dieses Vereins in der Presse wiedergekaut wird, das scheint wohl so ähnlich zu funktionieren wie bei den “Atlantikern” auf politischer Ebene.
    Dabei wäre solch’ ein (ehrlicher) Verein sowas von notwendig.

  17. #17 Spritkopf
    24. März 2015

    @Florian Walter

    Das generierte Wissen wurde “ordnungsgemäß” publiziert. Und ist für alle (insbesondere Wissenschaftler) mit entsprechenden Lizenzen und Fachwissen zugänglich. Da die meisten (dort lebenden) Südamerikaner weder Englisch können, keine Wissenschaftler sind und auch keine derartigen teuren “Journal-Lizenzen” haben, ist denke ich mal klar, wer davon wirklich profitiert.

    Ich verstehe es immer noch nicht. Was meinst du genau mit “davon profitieren”? Und denkst du nicht, dass die beteiligten Wissenschaftler ihren südamerikanischen Kollegen gerne ein PDF zukommen lassen, wenn die freundlich darum bitten? Insbesondere dann, wenn sie mit dieser Thematik selber befasst sind und gar noch in irgendeiner Form an der Studie mitgewirkt haben?

    Oder kritisierst du, dass solche Studien überhaupt von deutschen Wissenschaftlern und mit deutschem Geld durchgeführt werden? Stellt schon diese Tatsache allein für dich Grund genug dar, den Wissenschaftlern Arroganz und “Ausnutzung von Privilegien” (was auch immer damit gemeint ist) zu unterstellen, wie in Kommentar #9 geschehen?

  18. #18 bojenberg
    24. März 2015

    Der Bund der Steuerzahler ist ein neoliberaler Lobbyverein. Etwa 60% der Mitglieder sind Unternehmer und 15% Selbstständige. Mit großem Tamtam wird letztlich die Schleifung des Sozialstaats gefordert. Statt der berühmten Schulden-Uhr sollte eine Vermögen-Uhr aufgestellt werden um zu sehen wie die Profite der Spekulanten steigen.Der Bundesrechnungshof erscheint mir da als Kontrollinstanz seriöser.

    Habe auch jahrelang nicht verstanden warum so viel Geld in die Grundlagenforschung fließt. Mit dem Aufkommen von Forschungsblogs und Podcasts ist mir das als Laie erstmals richtig klar geworden. Einem normalen Malocher, der nur “Aus Forschung und Technik” als Quelle hatte, wurde es einfach nicht vernünftig vermittelt. Das dort, wo gehobelt wird auch Späne fallen, ist ne Binse! (Fünf Groschen ins Phrasenschwein!) Woanders wird jedenfalls deutlich mehr Geld versenkt. Wobei es ja immer irgendwo landet.

  19. #19 Turi
    24. März 2015

    @Florian Walter
    Zitat:”Und es klingt zur Legitimation eben doch anders, wenn man schreibt ” Wir wollen die Jakobsmuschel als repräsentativen Organismus für Effekte des Klimawandels untersuchen” als (übertrieben gesagt) “Wir wollen die Jakobsmuschel untersuchen, weil wir Lust dazu haben.”.”

    Also für mich klingt beides völlig legitm. Glauben Sie wirklich, Einstein hat erst lange überlegt wie die SRT dem Menschen weiterhilft bevor er sie verfasst hat? Hatte Herz Wlan und Fernsehen im Kopf als er mit zwei getrennten Leitern experimentierte?

    Wenn Ihre Meinung vor 100 – 150 Jahren Gewicht gehabt hätte, was uns dann an toller WIssenschaft verloren gegangen wäre. Wer Fernsehn und Internet haben will, muss eben auch Muschelforschung mitfinanzieren. Egal ob sie einen Nutzen für Menschen hat oder nicht.

  20. #20 Karla Kolumna
    25. März 2015

    Ich verstehe es immer noch nicht. Was meinst du genau mit “davon profitieren”? Und denkst du nicht, dass die beteiligten Wissenschaftler ihren südamerikanischen Kollegen gerne ein PDF zukommen lassen, wenn die freundlich darum bitten? Insbesondere dann, wenn sie mit dieser Thematik selber befasst sind und gar noch in irgendeiner Form an der Studie mitgewirkt haben?

    Oder kritisierst du, dass solche Studien überhaupt von deutschen Wissenschaftlern und mit deutschem Geld durchgeführt werden? Stellt schon diese Tatsache allein für dich Grund genug dar, den Wissenschaftlern Arroganz und “Ausnutzung von Privilegien” (was auch immer damit gemeint ist) zu unterstellen, wie in Kommentar #9 geschehen?

    Ich schätze was eher gemeint ist, ist das generelle “Problem” der Wissenschaft.
    Ergebnisse werden publiziert, aber publizieren ist nicht auf Plakatwände drucken. Wissenschaftler die sich mit einem ähnlichen Thema beschäftigen erfahren davon wenn sie entsprechende Zeitschriften-Abos haben oder wenn sie recherchieren und über Zitate in anderen Papers stolpern.
    Ist ja soweit auch alles normal und gut.
    Wenn man aber nicht gezielt sucht findet man die Ergebnisse oft nicht und wenn man nicht weiß wonach man suchen soll noch viel weniger. Der gemeine Bürger auf der Straße weiß also nicht dass er danach suchen müsste und erfährt deswegen auch nicht davon.

    Das ist umso ärgerlicher, umso mehr die Erkenntnisse direkt umgesetzt werden müssten. Überspitzt gesagt Ergebnisse die vom LHC publiziert werden, betreffen zwar irgendwie unser aller Leben, aber ich kann da nix konkret umsetzen. Irgendwann entsteht über viele Wege etwas was ich benutzen kann.
    Ergebnisse einer Umweltstudie direkt vor meiner Haustür die zeigen dass ich etwas konkret machen könnte, kann ich direkt umsetzen.

    Ich habe auch einige Zeit an der Uni geforscht und unsere Ergebnisse kamen direkt den Patienten zugute, das hat mich sehr befriedigt. Mit jedem Patienten in unsrer Studie (keine Medikamente oder Behandlung) haben wir neue Daten gesammelt und der Patient ging mit einem konkreten für ihn und sein Leben relevanten Untersuchungsergebnis nachhause und konnte bspw. seinen Job wieder ausführen.
    Außerdem war unsere Studie nicht nur auf ein kleines Patientenkollektiv beschränkt, sondern wir haben auch Patienten geschickt bekommen deren Ärzte von uns gehört haben. Waren auf Bürgerveranstaltungen und Co.

    Bei anderer Forschung ist das nicht so einfach und da man den üblichen Weg einhält kann das sicher für einige sehr unbefriedigend sein.

  21. #21 Spritkopf
    25. März 2015

    @Karla Kolumna

    Ich schätze was eher gemeint ist, ist das generelle “Problem” der Wissenschaft.
    Ergebnisse werden publiziert, aber publizieren ist nicht auf Plakatwände drucken.

    Hm, das ist nicht unbedingt das, was ich aus FWs Kommentar lese, insbesondere da er in #9 die Wissenschaftler selber angegangen ist.

    Aber gut, ich warte mal ab, wie er sich äußern wird.

  22. #22 Franz
    25. März 2015

    Ich sehe auch den sozialpolitischen Effekt. In einer Zeit wo wir in Europa Nationen wieder aufeinanderhetzen indem soziale Unterschiede zur Vermögensoptimierung verwendet werden, wo rechte Parteien aufsteigen die Uneinigkeit propagieren, wo das Übertölpeln und Ausbeuten von anderen zur Gewinnmaximierung als Ziel definiert wird, da ist es doch ein wohltuender Ausgleich einmal ein klein bißchen Geld von staatlicher Seite locker zu machen, dass grenzüberschreitend sich Menschen treffen, freundlich miteinander arbeiten, andere Kulturen kennenlernen und gemeinsame Ziele erreichen. Ich sehe solche Forschungen schon alleine aus diesem Grund gut als lohnenswertes Ziel. Außerdem sind die verwendeten Summen hier ein Klacks gegen die Ausgaben für Bankenrettungen und Co. (aber das wurde ja schon gesagt).

  23. #23 Florian Walter
    25. März 2015

    Hallo zurück,

    eine Antwort bin ich natürlich schuldig.

    @Spritkopf
    >
    “Ich verstehe es immer noch nicht. Was meinst du genau mit “davon profitieren”? Und denkst du nicht, dass die beteiligten Wissenschaftler ihren südamerikanischen Kollegen gerne ein PDF zukommen lassen, wenn die freundlich darum bitten? Insbesondere dann, wenn sie mit dieser Thematik selber befasst sind und gar noch in irgendeiner Form an der Studie mitgewirkt haben?”
    “Also für mich klingt beides völlig legitm. Glauben Sie wirklich, Einstein hat erst lange überlegt wie die SRT dem Menschen weiterhilft bevor er sie verfasst hat? Hatte Herz Wlan und Fernsehen im Kopf als er mit zwei getrennten Leitern experimentierte?

    Wenn Ihre Meinung vor 100 – 150 Jahren Gewicht gehabt hätte, was uns dann an toller WIssenschaft verloren gegangen wäre. Wer Fernsehn und Internet haben will, muss eben auch Muschelforschung mitfinanzieren. Egal ob sie einen Nutzen für Menschen hat oder nicht….”<

    Da stimme ich auch zu. Aber nicht jeder ist ein Einstein oder ein Turing oder ein Röntgen. Und ich denke, dass es Konsens ist, dass sich die Community a) in den letzten 100 Jahren deutlich vergrößert und auch (finanziell) verändert hat (auch aufgrund der vielen Abiturienten, die studieren möchten) und b) die wenigestens wirklich gut bezahlt an dem forschen dürfen/ können, was sie persönlich wirklich brennend interessiert. Für jene, die nicht derart priviligiert sind (und davon kenn ich viele, mich eingeschlossen) ist bei jedem neuen Projektantrang eine wieauchimmer geartete Legitimierung notwendig. Es stimmt, dass Forschung per sé nützlich ist, keine Frage. Aber ich empfinde es als Pflicht, der Gesellschaft in der ich lebe, klar zu machen, warum meine Arbeit und ich selbst wichtig sind. Aber das ist nur meine Meinung.

  24. #24 Florian Walter
    25. März 2015

    erster Teil hat gefehlt:

    @Spritkopf

    “Ich verstehe es immer noch nicht. Was meinst du genau mit “davon profitieren”? Und denkst du nicht, dass die beteiligten Wissenschaftler ihren südamerikanischen Kollegen gerne ein PDF zukommen lassen, wenn die freundlich darum bitten? Insbesondere dann, wenn sie mit dieser Thematik selber befasst sind und gar noch in irgendeiner Form an der Studie mitgewirkt haben?”

    In Ordnung. Vielleicht wieder am Beispiel. Der größtenteils sehr armen Bevölkerung nützt es nichts, wenn “wir” und unsere südamerik. Kollegen wissen, dass die Rodung und der Umgang mir der Natur fatale Auswirkungen auf die Bewohner dort haben wird. Es geht hier auch nicht um eine pdf! Es geht darum, wer Zugang dazu hat. Ja es gibt bereits offene Journals, was ich sehr begrüße, aber auch diese sind aufgrund ihres Jargons nicht unmittelbar zugänglich. Und dafür muss und hat man als Wissenschaftler die Pflicht (finde ich) den Leuten das entsprechend zu verklickern (dann “unwissenschaftlich” und auf spanisch). Und das hat nur sehr begrenzt statt gefunden und das wollte ich kritisieren. Ich kritisiere nicht die GF an sich.

  25. #25 Radio Eriwan
    25. März 2015

    @ Florian Walter
    >Und dafür muss und hat man als Wissenschaftler die Pflicht (finde ich) den Leuten das entsprechend zu verklickern (dann “unwissenschaftlich” und auf spanisch). Und das hat nur sehr begrenzt statt gefunden und das wollte ich kritisieren.

    „Ah jetzt, ja!“ Jetzt habe ich das auch verstanden, was Sie damit sagen wollen. Mir ging es so wie einigen anderen Kommentatoren hier. Aus dem Original Kommentar #9 blieb bei mir ein anderer Tenor zurück.

    Meiner Meinung nach liegen Sie aber mit dieser Anforderung falsch. Ich zitiere an dieser Stelle mal ein altes Sprichwort: „Schuster bleib bei deinen Leisten!“ Die Aufgabe der Wissenschaftler ist es Dinge zu erforschen und diese zu erklären. Das letzteres nicht ganz so funktioniert wie es sollte, steht jetzt hier auf einem anderen Blatt. Das wissenschaftliche Publikationen keine leicht verdauliche „Lese“ Kost sind ist mir sehr wohl bewusst. Ich kenne das aus eigener Erfahrung, dass es sehr schwierig ist jemanden etwas aus dem eigenen Fachgebiet zu erklären. Obwohl es Ausnahmen gibt, wie der Autor dieses Blogs. Florian schafft es immer wieder Fachwissen auf eine sehr verständliche Art zu vermitteln.

    Zurück zum Thema, Wissenschaftler sollen forschen und publizieren, alles andere liegt nicht in ihrem primären Aufgabenbereich. Jeder hat sein Fachgebiet und darauf sollte er seine Kraft konzentrieren. Nehmen wir mal die zwei folgenden Fälle an. Wenn Wissenschaftler,

    a) nach jeder Entdeckung über die möglichen Verwendungen / Auswirkungen Gedanken gemacht hätten und vor der Publikation alle Risiken genauestens abgewägt hätten, würde heute wahrscheinlich ein Segelschiff Stand der Technik sein.

    b) jetzt bevor sie anfangen zu forschen über die möglichen Konsequenzen nachdenken würden, was denn ihre Forschungsarbeit für irgendjemanden irgendwann bedeuten könnte, würden wir wahrscheinlich noch in Höhlen leben.

    Nun ist es auch ein zweischneidiges Schwert, was mit aus der Forschung gewonnen wissenschaftlichen Erkenntnissen gemacht wird. Die meisten Entwicklungen die aus diesen Erkenntnissen stammen haben unser aller Leben im Positiven verändert. Manche auch nicht. Es hat die Geschichte immer wieder gezeigt, dass manche Entdeckungen nicht zum Wohl der Menschheit genutzt werden. Z.B. hätte Otto Hahn am 17.12.1938 nicht daran gedacht, dass seine Entdeckung die Grundlage für Massenvernichtungswaffen gelegt hat.

    Natürlich sollte ein verantwortungsvoller Mensch (und nicht nur Wissenschaftler) sich seines Handelns bewusst sein und dementsprechend handeln. Als Beispiel nenne ich einmal Andrei Dmitrijewitsch Sacharow.

    PS: eine persönliche Note:
    > Aber ich empfinde es als Pflicht, der Gesellschaft in der ich lebe, klar zu machen, warum meine Arbeit und ich selbst wichtig sind.

    Herzlich willkommen im Hamsterrad der modernen Wissenschaft!
    Einerseits ist es erschreckend wenn jemand so argumentieren muss. Andererseits hoffe ich, dass Sie nicht zu den „Wissenschaftlern“ gehören, deren eigenes „Wohlergehen“ vor die eigentliche Forschungsarbeit geht.

    so long and thanks for all the fish

  26. […] generell nicht so gerne zu sehen, wenn Steuergeld für Wissenschaft ausgegeben wird, wie ich schon früher einmal berichtet habe. Letzte Woche hat man nun in einer Pressemitteilung (WebCite) wieder einmal etwas gefunden, über […]

  27. […] kann. Das macht hier in Deutschland der Bund der Steuerzahler beispielsweise recht gern (siehe hier und hier). Oder die Taktik bei der man Forschung einerseits lobt, andererseits aber hinterrücks […]