Rover wie Opportunity werden von der Erde aus ferngesteuert. Das bedeutet, dass man zuerst einmal entsprechende Signale von einem Planeten zu anderem schicken muss. Der mittlere Abstand zwischen Erde und Mars beträgt 1,5 Astronomische Einheiten, also 225 Millionen Kilometer. Signale, die sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, brauchen hin und zurück daher knapp 12,5 Minuten. Die Hazard Avoidance Cameras des Rovers können den Weg vor Opportunity bis in eine Distanz von drei Metern überblicken. Für diese 3 Meter darf der Rover also nicht weniger als 12,5 Minuten brauchen, ansonsten besteht Gefahr, dass er sich in einem Gebiet bewegt, das auf der Erde noch niemand gesehen hat, weil die Signale noch nicht angekommen sind. Die sichere Höchstgeschwindigkeit beträgt also 0,002 Meter pro Sekunde bzw. zwei Millimeter pro Sekunde. Wie gesagt – das ist nur eine Überschlagsrechnung. Der Mars ist der Erde ja auch manchmal deutlich näher und manchmal deutlich ferner. Die Übertragungszeiten liegen zwischen 372 Sekunden und 2600 Sekunden und dementsprechend variiert auch die mögliche Geschwindigkeit.
Abgesehen davon ist Opportunity ja nicht auf dem Mars, um Geschwindigkeitsrekorde zu brechen, um zu forschen. Und hat deswegen in den vergangenen 11 Jahren recht oft für längere Zeit angehalten, um wissenschaftliche Daten zu sammeln. Das habe ich bei meinem Einsatz am Wien-Marathon natürlich nicht vor. Ich werde zwar auf jeden Fall an den Erfrischungsstationen Halt machen und mich bedienen – mein Krampf beim letzten Marathon hat mir gezeigt, dass es dumm wäre, darauf zu verzichten – aber längere Pausen sind eigentlich nicht eingeplant.
Als Opportunity sich auf seinen langen Weg am roten Planeten gemacht hat, wusste niemand so genau, was den Rover dort erwartet. Ich laufe zwar nur durch die mir gut bekannte Wiener Innenstadt und keine außerirdische Eiswüste, aber was mich beim Wien-Marathon so erwarten wird, ist mir immer noch ein wenig unklar. Beim letzten und ersten Marathon den ich gelaufen bin, war ich eigentlich recht unterwegs. Die ersten ~37 Kilometer konnte ich meine geplante Geschwindigkeit von etwa 5min/km halten und wäre am Ende dann nach knapp 3 Stunden 30 Minuten im Ziel angekommen. Aber dann haben mich so fiese Krämpfe in den Oberschenkeln erwischt, dass ich meine Beine einfach nicht mehr hoch heben konnte und ich habe mich mehr schlecht als recht ins Ziel geschleppt. Mit diesen Krämpfen habe ich nicht gerechnet; die sind im Training (wo ich auch regelmäßig bis zu 36km gelaufen bin) nie aufgetreten. Und ich hoffe, sie bleiben mir beim Wien-Marathon erspart…
Ich habe den Winter über eigentlich durchgehend trainiert; war genau so oft Laufen wie davor im Herbst oder Sommer. Ich konnte meine Leistung in den letzten Monaten steigern – hab 30 Kilometer im Training mit einem Pace von 4:48min/km in 2 Stunden und 24 Minuten geschafft und erst kürzlich beim Heineparklauf in Rudolstadt meine Bestzeit auf 10 Kilometern auf 40 Minuten 52 Sekunden verbessern. Es sieht also nicht so schlecht aus – aber so ein Marathon ist halt immer etwas spezielles. Vor allem nicht so eine Mega-Veranstaltung wie in Wien, wo allein auf der Marathon-Distanz knapp 10.000 Menschen an den Start gehen (und insgesamt mehr als viermal so viel mitlaufen). Mit so etwas habe ich keine Erfahrung und ehrlich gesagt auch ein bisschen Bammel. Bei diesen Menschenmassen kann es auf den ersten Kilometern eigentlich kein normales “laufen” geben, sondern doch nur ein wildes Geschubse und Gedrängel?
Opportunity hatte es da auf jeden Fall besser. Den Mars muss sich der Rover nur mit einer Handvoll anderer Roboter teilen. Genau gesagt: Mit nur einem anderen Rover. Neben Opportunity ist derzeit nur der Curiosity-Rover aktiv, der dort im August 2012 gelandet ist. Und bei dem Vorsprung, den Opportunity hat, kann sich der ältere Rover noch genug lange Forschungsstopps leisten, ohne eingeholt zu werden. Opportunity hat in den letzten 11 Jahren mehr als genug geleistet und jede Menge neue Erkenntnisse über den Mars geliefert. Der Rover muss sich keinen Stress mehr machen und das habe ich auch nicht vor. Ich werde probieren, den Wien-Marathon ohne zu überzogene Erwartungen möglichst locker anzugehen. Ich habe mir folgende Liste an Zielen gesetzt; in absteigender Priorität:
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