Wisst ihr, was ein “BAHFest” ist? Das ist das Festival of Bad ad Hoc Hypotheses und eine äußerst amüsante (und interessante) Veranstaltung. Organisiert wird sie von Zachary Weinersmith, den viele wahrscheinlich als Autor der SMBC-Comics kennen. Es geht dabei um Wissenschaft – aber auch um Satire und Humor:
“BAHFest is a celebration of well-argued and thoroughly researched but completely incorrect scientific theory.”
Kurz gesagt passiert beim BAHFest folgendes: (Echte) Wissenschaftler denken sich eine (absurde) wissenschaftliche Hypothese aus und benutzen (echte) wissenschaftliche Methoden und (echte) wissenschaftliche Daten auf die völlig falsche Art und Weise um ihre absurde Ad-hoc Hypothese dadurch zu “beweisen”. Begonnen hat alles mit Zach Weinersmiths “Infantapaulting Hypothesis”. Die besagt, dass Babys deswegen so seltsam aussehen, weil sie in vorgeschichtlicher Zeit von den Menschen der Steinzeit mit Katapulten über Berge in weit entfernte Dörfer geschleudert worden sind um so die genetische Vielfalt zu erhöhen. Das klingt absurd und ist natürlich auch absurd. Aber Weinersmith fand überraschend plausible Belege für diese Hypothese, aus der sich dann das erste BAHFest entwickelt hat. Auf der er dann schließlich Weinersmith’s Infantapaulting Hypothesis auch offiziell vorstellte:
Das BAHFest hat in der Zwischenzeit schon öfter und an verschiedenen Orten stattgefunden und dabei immer ein großes Publikum angezogen. Und jede Menge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich wunderbar absurde Hypothesen ausgedacht haben um sie auf höchst kreative – und methodisch zweifelhafte Art und Weise! – zu belegen. Eine Jury entscheidet dann darüber, wer bei diesem Vorhaben am Besten war.
Ich fand ja die Hypothese von Catherine Hofler sehr überzeugend. Sie hat sich darüber Gedanken gemacht, warum Katzen ab und zu ohne offensichtlichen Grund aus dem Zimmer laufen. Ihre Hypothese: Sie tun es, um dadurch ihr Leben zu verkürzen und die Welt zu retten! Glaubt ihr nicht? Dann hört euch ihre Begründung an:
Sehr schön ist auch Barbara Vreedes Vortrag in dem sie erklärt, warum “Alternativ”medizin funktioniert. Es liegt an Bakterien, die Leichtgläubigkeit erkennen können:
Noch mehr Vorträge von den verschiedenen BAHFesten könnte ihr auf dem YouTube-Kanal der Veranstaltung ansehen.
Jetzt mag man sich natürlich fragen, welchen Zweck das alles dienen soll. Könnte man, muss man aber nicht. Das BAHFest hat den gleichen “Zweck” wie ein Theaterstück, ein Konzert oder ein Kabarettprogramm: Es ist Unterhaltung! Nur eben Unterhaltung, deren Grundlage die Wissenschaft ist. Und warum auch nicht: Wissenschaft ist ebenso sehr Kultur wie Musik, Drama oder Comedy. Man muss, kann und soll nicht immer nur dann über Wissenschaft reden, wenn es um Forschung oder Wissenschaftvermittlung geht. Für diese Einsatzgebiete gibt es ja genügend andere (ebenfalls durchaus unterhaltende) Formate wie Pecha-Kucha oder ScienceSlams (bei so etwas durfte ich kürzlich übrigens auch mitmachen).
Die Vorträge des BAHfest sind kreative, intelligente und sehr witzige Unterhaltung, die auf Wissenschaft basiert. Und wie man an den – zuletzt mit mehr als 1000 Leuten – gut gefüllten Veranstaltungsräumen sieht, auch durchaus erfolgreich. Es wäre cool, wenn so etwas auch hierzulande stattfinden würde. Oder ist die Wissenschafts(vermittler)szene in Deutschland für so etwas vielleicht doch zu konservativ?
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