buch

So wie ihre Zeitgenossinnen hatte es Leavitt mit Sicherheit nicht leicht. Sie arbeitete während einer Zeit als Wissenschaftlerin, als diese Karriere Frauen im wesentlichen noch verschlossen war und man musste schon viel Durchhaltevermögen und einen starken Willen mitbringen, um dieses Leben zu leben. Henrietta Swan Leavitt war aber hartnäckig genug, um sich einen Karriere in der Astronomie zu erarbeiten. Sie ist heute vielleicht nicht so berühmt wie Edwin Hubble und all die anderen, die dank ihrer Erkenntnisse später große Entdeckungen machen konnten. Aber zumindest unter den Astronomen ist man sich ihrer Leistungen heute immer noch bewusst. Damit auch die breite Öffentlichkeit mehr über Leavitt erfahren kann, würde man sich ja eigentlich ausführliche und gute Bücher über Leben wünschen. Aber so wie bei ihren Kolleginnen ist das Material auch hier nicht zahlreich. Aber zumindest gibt es ein Buch: “Miss Leavitt’s Stars: The untold story of the women who discovered how to measure the universe”* von George Jonson. Ist es nicht sonderlich dick, aber das liegt auch daran, dass über Leavitts Leben kaum etwas bekannt ist. Das bisschen, das man über sie weiß, kann man darin aber gut verständlich erfahren. Und natürlich lernt man auch ihre Arbeit kennen über veränderliche Sterne kennen – und die sollte man auf jeden Fall kennen lernen!

Diese Arbeit war es, mit der Edwin Hubble die Entfernung zur Andromedagalaxie bestimmte: Er entdeckte in ihr einen veränderlichen Stern, maß seine Periode und benutzte Leavitts Entdeckung, um den Abstand zwischen Erde und Andromeda zu berechnen. Er entdeckte, dass es sich nicht um ein Objekt innerhalb der Milchstraße handelte, sondern um eine weit, weit entfernte eigenständige Galaxie. Bis zu diesem Punkt dachten die meisten Astronomen, das gesamte Universum würde nur aus unserer Milchstraße bestehen. Dank Henrietta Leavitts Arbeit war es nun möglich, diese Ansicht zu revidieren. Das Universum war mit einem Schlag unvorstellbar viel größer worden…

Hinweis: Dieser Text ist eine Variation eines früheren Artikels. Ich wollte das Buch über Leavitt aber unbedingt noch einmal extra in die aktuelle Serie inkludieren

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Kommentare (18)

  1. #1 fsdfds@fsd.de
    26. Mai 2015

    Man lernt die Geschichte der Astronomie nicht wenn man populärwissenschaftliche Bücher darüber liest. Man lernt die Geschichte wenn man alles großen paper die veröffentlicht wurden liest und versteht.

  2. #2 fsdfds@fsd.de
    26. Mai 2015

    Und zwar von Anfang der Astronomie bis heutzutage.

  3. #3 Bullet
    26. Mai 2015

    Genau wie man erst dann lesen kann, wenn man jedes mögliche Wort schon einmal vor der Nase hatte, wa?

  4. #4 PDP10
    27. Mai 2015

    @Bullet:

    Er könnte uns ja gnädigerweise mal eine Zusammenfassung von dem geben, was er da alles gelesen hat … in den ganzen Veröffentlichungen …

  5. #5 Florian Freistetter
    27. Mai 2015

    Bitte ignorieren. Das ist nur wieder der Pöbel-Troll.

  6. #6 fsdfds@fsd.de
    27. Mai 2015

    Wo hab ich gesagt das ich das alles gelesen hab? So lernt man halt nicht die Geschichte, und so viele papers sind es auch nicht. 2000 Seiten Buch lesen ist ähnlich.

  7. #7 PDP10
    27. Mai 2015

    @Florian:

    Ich weiss.
    Aber sich über ihn lustig zu machen ist trotzdem halt … lustig 🙂

  8. #8 fsdfds@fsd.de
    27. Mai 2015

    PDP10 Du machst dich hier lächerlich. Wo hab ich gesagt das ich alle Veröffentlichungen gelesen hab?

  9. #9 Florian Freistetter
    27. Mai 2015

    @PDP10: “Aber sich über ihn lustig zu machen ist trotzdem halt … lustig”

    Das Thema des Artikels finde ich aber viel zu interessant, als das man es durch Trollfütterung in den Hintergrund rücken sollte.

  10. #10 Franz
    27. Mai 2015

    Trotzdem irgendwie erschreckend, dass fast alle Entfernungsmessungen auf einer zwar wohlbegründeten, aber einzigen Schlussfolgerung aufbauen.
    Andererseits fasziniert es immer wieder wenn Menschen in scheinbar unzusammenhängenden Sachen eine Verbindung entdecken.

  11. #11 Florian Freistetter
    27. Mai 2015

    @Franz: “Trotzdem irgendwie erschreckend, dass fast alle Entfernungsmessungen auf einer zwar wohlbegründeten, aber einzigen Schlussfolgerung aufbauen.”

    So ist das auch nicht – Es gibt mehrere Methoden, die alle gegeneinander kalibriert werden. Das hängt also nicht nur an einer Idee.

  12. #12 Eisentor
    27. Mai 2015

    Vielen Dank (nochmal) für diese Artikel Serie..

  13. #13 Franz
    27. Mai 2015

    @FF
    Paralaxmessung und ?

  14. #14 Frantischek
    27. Mai 2015

    Franz:
    Parallaxenmessungen, Periodendauer von veränderlichen Sternen, wie im Artikel beschrieben, scheinbare Helligkeit von 1A Supernovas, Messungen der kosmischen Rotverschiebung…

  15. #15 Florian Freistetter
    27. Mai 2015

    @Franz: Es geht los mit Radarmessungen, dann kommt die Parallaxe, die spektroskopische Parallaxe, die dynamische Parallaxe, die Tully-Fisher-Beziehung, die Faber-Jackson-Beziehung, die Rotverschiebung, etc. Dann gibts noch Sternstromparallaxen, FH-Diagramme bei Kugelsternhaufen, usw. (siehe auch die Folgen 19 bis 21 der Sternengeschichten)

  16. #17 Von Miller
    22. November 2016

    Funfact: Auf dem zweiten Foto mit den weiblichen “Computern” sieht man im Hintergrund ein Bild im Zimmer hängen. Darauf ist der Helligkeitsverlauf des Sterns Beta Aurigae abgezeichnet, ein Bedeckungsveränderlicher Stern. Passt also ganz gut zur Entdeckung Leavitts.
    (Hier ist das Foto höher aufgelöst: https://en.wikipedia.org/wiki/Harvard_Computers

  17. […] Henrietta Swan Leavitt entdeckte 1912, dass die Helligkeit der δ-Cephei-Veränderlichen (deren Prototyp der unglücklicherweise fast 900 Lichtjahre entfernte Stern δ im Kepheus ist) mit ihrer Pulsationsdauer verknüpft ist. Sie wies das an Cepheiden in der Großen Magellanschen Wolke nach, einer Satellitengalaxie der Milchstraße deren Entfernung unbekannt war, aber immerhin waren die Cepheiden dort alle fast gleich weit entfernt und konnten direkt verglichen werden. 1913 konnte Ejnar Hertzsprung dann die Entfernung einiger näherer Cepheiden bestimmen und so die Beziehung zwischen Periode und scheinbarer Helligkeit zu einer zwischen Periode und Leuchtkraft machen. Damit kannte man sofort die Entfernung der Großen Magellanschen Wolke und der sogar die Entfernung der Andromeda-Galaxie konnte mit 900.000 Lichtjahren erstmals bestimmt werden. Man konnte sogar die Entfernungen von Galaxien bis zu 10 Millionen Lichtjahren mit den hellen Cepheiden messen und so gelang der Nachweis, dass sich das Weltall ausdehnt. Die Werte für die Hubble-Konstante waren jedoch lange um einen Faktor 2 unsicher – irgendwo zwischen 50 und 100 km/s/Mpc musste der Wert liegen (noch bis Anfang der 1990er wusste man es nicht besser). Leider waren im Radius der vom Erdboden aus messbaren Fixsternparallaxen nur wenige Cepheiden, und so bemerkte man erst in den 1950ern dass es zwei Grundtypen von Cepheiden gibt, die sich bei gleicher Periodendauer um 1,6 Größenklassen unterscheiden, woraufhin sich die mit Cepheiden bestimmten Entfernungen schlagartig auf mehr als das Doppelte vergrößerten. […]