Dabei ist es wirklich nicht schwer. Man muss sich nur folgende Punkte überlegen:
- 1) Egal wo die Vorhersage jetzt genau ihren Ursprung hat: Es wird behauptet, ein Asteroid würde in wenigen Monaten mit der Erde kollidieren.
- 2) Es muss sich um einen großen Asteroid handeln, denn sonst wäre er nicht gefährlich oder nicht in der Lage, uns alle zu vernichten.
- 3) Je größer ein Asteroid, desto mehr Licht reflektiert er.
- 4) Je mehr Licht er reflektiert, desto besser ist er am Himmel zu sehen.
- 5) Der Himmel lässt sich nicht vertuschen und wenn da ein Asteroid auf uns zu kommt, kann man das auch beobachten.
- 6) Jede Menge Leute beobachten Nacht für Nacht den Himmel und dazu gehören nicht nur professionellen Astronomen sondern auch Hobby-Beobachter, die ganz explizit auf der Suche nach neuen Asteroiden sind.
- 7) Daraus folgt: Wäre da ein großer Asteroid der auf uns zu kommt, dann würden wir den auch sehen und wüssten Bescheid.
- 8) Und wenn wir Bescheid wüssten, dann wüssten wir alle Bescheid und nicht nur ein paar Spinner im Internet!
Mir ist schon klar, das man mit dieser Argumentation keinen Verschwörungstheoretiker überzeugen kann. Denn die glauben ja daran, dass sowieso alle Medien lügen, alles von irgendwem kontrolliert wird, und so weiter. Aber ein normaler Journalist sollte doch in der Lage sein, solche Überlegungen anzustellen. Oder vielleicht einfach mal kurz bei einem Astronom anrufen und sich die Sache mit den Asteroidenentdeckungen erklären können. Oder noch besser: Nicht einfach jeden Mist auf die Homepage werfen, nur weil irgendwo anders auch davon berichtet wird. Und wenn man es wirklich nicht schafft, dieses Thema zu ignorieren, dann sollte man es auf eine Art und Weise präsentieren, die keinen Zweifel daran lässt, dass es Unsinn ist und absolut nichts mit der Realität zu tun hat.
Mich ärgert das wirklich. Mich ärgert, dass viel zu viele Menschen ihre “Nachrichten” aus vollkommen absurden Quellen beziehen und nicht motiviert sind, ein wenig genauer darüber nachzudenken, was sie da lesen. Mich ärgert, das viel zu viele Menschen nie oder – zum Beispiel weil sie noch zu jung sind – noch nicht gelernt haben, Medien und solche “Nachrichten” einzuschätzen und darum voll und ganz auf diese Panikmache reinfallen. Mich ärgert, dass Blogs und bestimmte (Online)Medien diese Panikmache verursachen oder zumindest durch unklare und vage Formulierungen in Kauf nehmen, um so die Popularität ihrer Artikel zu erhöhen.
Und vor allem ärgert es mich, dass ich da jetzt auch wieder mit drin hänge. Die Geschichten über den September 2015 und den angeblichen Weltuntergang geistern ja schon länger durch das Internet und waren mir (so wie – leider – viele andere ähnliche Weltuntergangsgeschichten) auch schon länger bekannt. Aber bis jetzt hatte ich gehofft, das einfach ignorieren zu können. So lange sich das nur in den Blogs und Videos der üblichen Spinner und hauptsächlich im englischsprachigen Raum stattfindet, hatte die Sache hierzulande auch keine großen Auswirkungen. Aber seit heute die beiden Artikel bei “Österreich” und “Focus Online” erschienen sind, sind mein Emailpostfach und mein Facebook-Account schon wieder voll mit Anfragen von Leuten (bzw. Jugendlichen), die von mir wissen wollen, ob das denn jetzt stimmt, was da steht.
Der Artikel, den ich hier gerade geschrieben habe, wird vermutlich nichts daran ändern, dass sich weiterhin zu viele Leute von diesem ganzen Weltuntergangsunsinn negativ beeinflussen lassen. Mein Blog ist das falsche Medium, um diesem Quatsch zu begegnen und wer nicht zufällig von sich aus via Google auf mich stößt und mich direkt fragt, wird diesen Text kaum lesen. Und den regelmäßigen Leserinnen und Lesern hätte ich all das, was ich gerade erzählt habe, nicht erzählen müssen.
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