Es wird wieder Zeit, mal nachzusehen, was die Raumsonden im Weltall so treiben. Fangen wir mit New Horizons an: Die hat ihren langen Weg bald hinter sich gebracht und wird im Juli endlich bei Pluto ankommen. Über diesen Himmelskörper weiß man bis jetzt noch wenig, da er noch nie von einer Raumsonde aus der Nähe gesehen worden ist. Das war auch einer der kritischen Punkte bei der Mission: Da man nicht wusste, was man bei Pluto zu erwarten hat, war auch nicht klar, ob dort irgendwelche Gefahren auf New Horizons warten. Diese Sorge war nicht unbegründet. New Horizons ist im Jahr 2006 gestartet. Damals kannte man drei Monde des Pluto, nämlich den großen Charon und die beiden kleineren Nix und Hydra (deren chaotische Rotation erst kürzlich entdeckt wurde). 2011 wurde dann aber ein weiterer Mond gefunden: Kerberos. Und ein Jahr später fanden Astronomen den noch kleineren Mond Styx. Es war also nicht auszuschließen, dass sich bei Pluto noch weitere, noch kleinere Monde befinden. Oder vielleicht sogar Ringe aus Staub, wie beim Asteroid Chariklo. Und da New Horizons mit hohem Tempo mitten durch das Plutosystem sausen wird, bestand die Gefahr einer Kollision.
Die besteht nun nicht mehr. Aufnahmen, die im Mai von New Horizons gemacht worden sind, zeigen vorerst einen freien Weg für die Raumsonde:
Die Aufnahmen für das obige Bild wurden aus einem Abstand von 76 Millionen Kilometer von der LORRI (Long Range Reconnaissance Imager) Kamera gemacht. Die bearbeiteten Daten sieht man ganz rechts, wo auch die Umlaufbahnen und Positionen der Plutomonde eingezeichnet sind. Es sind keine Ringe zu sehen und auch keine weiteren Monde. Zumindest keine, die größer als 5 bis 15 Kilometer im Durchmesser sind. In den nächsten Tagen sollen neue Bilder veröffentlicht werden, die das Plutosystem mit verdoppelter Genauigkeit und dann auch etwaige kleinere bisher noch unbekannte Objekte zeigen. Sollte dann doch irgendwas der Raumsonde im Weg stehen, dann ist noch bis 4. Juli Zeit, die Anflugroute zu ändern.
Hoffen wir also, dass der Weg für New Horizons weiterhin frei bleibt und wir bald tolle Bilder von Plutos Oberfläche zu sehen kriegen. Einer Oberfläche, auf der es übrigens nicht so finster ist, wie man denken möchte. Pluto ist zwar im Durchschnitt fast 40 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde und natürlich erscheint unser Stern dort schwächer am Himmel. Aber nicht so schwach, dass es komplett finster wäre. Man kann die Helligkeit auf Plutos Oberfläche selbst (ein wenig) erfahren, wenn man sie mit der Helligkeit auf der Erde vergleicht. Während der Morgen- bzw. Abenddämmerung gibt es einen Zeitpunkt, zu dem es bei uns genau so hell bzw. dunkel ist wie auf Pluto. Wann das der Fall ist, kann man auf der “Pluto Time”-Seite der NASA herausfinden. Irgendwo auf der Welt ist immer “Plutozeit” und man kann sich dort ausrechnen lassen, wann es für einen bestimmten Ort auf unserem Planeten so weit ist. Zumindest theoretisch, denn bei mir scheint das Ding irgendwie nicht zu funktionieren (oder ich bin zu blöd, es korrekt zu benutzen – jedenfalls habe ich nicht rausgefunden, wie ich mir da eine Zeit anzeigen lassen kann).
Und wer sich mit ein bisschen Geschichte auf den Besuch bei Pluto vorbereiten möchte, kann hier ein Interview mit Venetia Burney Phair hören bzw. nachlesen. Das war das junge Mädchen, das dem (damals noch) Planeten im Jahr 1930 seinen Namen gegeben hat. Nicht übrigens, weil sie ein so großer Fan des Disney-Zeichentrickhundes war. Den gab es damals noch nicht. Aber Venetia kannte sich mit der griechischen und römischen Sagenwelt aus und kam so auf den Namen “Pluto”.
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