Begeistert bin ich auch, aber nicht über die Zahlen auf dem Thermometer, sondern über die schöne Strecke. Es geht zuerst am Ufer der Saale entlang und dann folgt der Weg immer der Unstrut. Der Boden ist gut, das Profil ist flach und immer wieder geht es durch kleine Ortschaften so dass es auch nicht langweilig wird. Der Rest des Läuferfeldes scheint auch optimistisch zu sein; viele haben mich schon überholt und ich dürfte jetzt ungefähr an 25. Stelle liegen. Alle 5 Kilometer gibt es eine Verpflegungsstation, bei der ich mich großzügig mit Wasser, isotonischen Getränken und Bananen eindecke. Bei meinen langen Trainingsläufen habe ich zwar meistens nur ein kleines 250ml-Wasserpäckchen für die ganzen 35km mit dabei. Aber da kann ich zur Not ja auch einfach aufhören und nach Hause gehen, wenn ich keine Lust habe. Das wird heute in Sachsen-Anhalt ein wenig schwierig und wenn das Angebot schon so üppig ist, kann man es ja auch nutzen!

Zwischenzeitlich hat es auch ein wenig geregnet. Das ist bei diesen Temperaturen absolut wünschenswert – andererseits immer sehr unangenehm für Brillenträger wie mich (Wer wissen will, wie es sich anfühlt bei Regen mit Brille zu laufen: Lasst das nächste mal einfach die Scheibenwischer bei eurem Auto ausgeschaltet, wenn es regnet…). Aber zumindest ist es nicht mehr ganz so heiß. Wenigstens kurz, denn danach wurde es nur umso wärmer und schwüler. 540 Grad zeigt das Thermometer an! Beziehungsweise würde es anzeigen, wenn ich eines hätte, auf dem man Grad Rankine ablesen kann. Diese Skala wurde 1859 vom schottischen Physiker William John Macquorn Rankine. Es handelt sich dabei um eine absolute Skala, die mit dem absoluten Nullpunkt beginnt. Also nicht beim Gefrierpunkt von Wasser oder der Temperatur der Luft im Winter oder einem anderen Alltagsphänomen sondern dem theoretisch tiefstmöglichen Wert auf den etwas abgekühlt werden kann (theoretisch, praktisch ist das nicht möglich). Die ersten Überlegungen dazu stammen vom französischen Physiker Guillaume Amontons der 1702 feststellte, dass die Luft in einem Thermometer ihr Volumen verringert, je niedriger die Temperatur ist. Wenn das Volumen der Luft also auf Null schrumpfen würde, schloss Amontons, dann wäre ein absoluter Nullpunkt erreicht, der nicht mehr unterschritten werden kann. Physiker des nächsten Jahrhunderts überarbeiteten dieses theoretische Konzept und nutzen den absoluten Nullpunkt als Ausgangspunkt einer absoluten Temperaturskala. Rankine war einer davon, aber wesentlich bekannter ist die 1848 eingeführte Skala von Lord Kelvin. Die Temperatureinheit Kelvin (ohne Grad) ist eine der sieben grundlegenden Basiseinheiten der Physik. Von der Rankine-Skala unterscheidet sie sich nur durch die Einteilung. Ein Grad auf der Rankine-Skala ist so definiert, dass es mit einem Grad der Fahrenheit-Skala übereinstimmt.

Fahrenheit vs. Celsius (Bild: Public Domain)

Fahrenheit vs. Celsius (Bild: Public Domain)

Die wurde vom deutschen Physiker Daniel Fahrenheit 1714 festgelegt und im Gegensatz zu Rømer, von dem er sich inspirieren ließ, nutzte er als Nullpunkt den Gefrierpunkt einer Mischung aus Eis, Wasser und Salmiak. Der lag deutlich unter dem Gefrierpunkt von reinem Wasser und so konnte Fahrenheit es vermeiden, dass bei Alltagstemperaturen negative Werte auftraten, da es selten so kalt wird, dass die Skala unter Null Grad Fahrenheit fällt. Als oberen Fixpunkt legte er die “Körpertemperatur eines gesunden Menschen” bei 96 Grad Fahrenheit fest. Diese Fixpunkte waren aber nicht immer genau zu reproduzieren. Und auch wenn die Fahrenheitskala im 18. Jahrhundert in Europa weit verbreitet war, ging man im 19. Jahrhundert doch bald zu den logischeren metrischen Einheiten über (Fahrenheit benutzt man heute nur noch in den USA, in Belize und auf den Bahamas) und verwendete für die Temperatur die 1742 von Anders Celsius entwickelte Skala. Er nahm Gefrierpunkt und Siedepunkt des Wassers als Basis seines Thermometers und teilt den Raum dazwischen in 100 Grad ein. Das hat dazu geführt das ein Unterschied von einem Grad Celsius nicht auch einem Unterschied von einem Grad Fahrenheit entspricht. Der Umrechnungsfaktor zwischen beiden Einteilungen beträgt 9/5 bzw. 5/9 und das ist auch der Grund, warum die 26 Grad Celsius auf dem Himmelswege-Lauf enormen 540 Grad auf der Fahrenheit-basierten Rankine-Skala entsprechen, aber nur knapp 300 auf Kelvins Skala, die mit Celsius-Gradabständen arbeitet.

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Kommentare (29)

  1. #1 Ilse
    17. Juni 2015

    Gratulierte zu deiner tollen Laufleistung! Und Dank dafür, dass du beim Laufen auch noch die Kraft und Konzentration hast, über so viele interessante Dinge nachzudenken :-).

  2. #2 norbert
    17. Juni 2015

    Gratulation! Wirklich Respekt!

    Ich laufe seit ca. 9 Monaten (Seither von 100kg auf 88kg runter). Aber maximal 25 km die Woche. Und eine Pace von 5 min/km ist für mich noch vollkommen undenkbar.

    Auf meiner “langen” Strecke (9km) schaffe ich gerade mal (das ist mein Rekord) 6 min/km.

    Daher: Hut ab und Respekt.

  3. #3 cassandra
    17. Juni 2015

    Gratuliere- Du bist großartig

  4. #4 Henning
    17. Juni 2015

    Glückwunsch!
    Das nächste Mal kannst Du ja darüber schreiben, ob es sinnvoll ist, eine Marathon-Zeit auf eine tausendstel Sekunde genau zu messen 🙂

  5. #5 Jan Rosenneck
    BS
    17. Juni 2015

    Danke für den interessanten Bericht und Gratulation zur sehr guten Leistung. Eine Marathon-Pace von unter 5 Min/km ist für einen Hobbyläufer schon stark. Ich wünsche weiterhin viel Spaß beim Laufen und Bloggen.

  6. #6 Crazee
    17. Juni 2015

    Vielen Dank für den interessanten Artikel und Glückwünsche zur Platzierung und Medaille.

  7. #7 Higgs-Teilchen
    Im Standardmodell oben rechts
    17. Juni 2015

    Glückwunsch! So schnell war ich im Marathon auch noch nie.

    Frage an die Allgemeinheit:
    Finde nur ich das oder ist die Medaille mal echt cool?!?!? 😉

  8. #8 Axel
    17. Juni 2015

    Auch von mir Glückwunsch.

    ich selbst bin ja eher ein Mannschaftssportler und laufen ist da (zumindst bei mir) eher notwendiges Übel in der Saisonvorbereitung. Ich finde das selbst mit Musik auf den Ohren schrecklich laaangweilig.
    Aber so eine Medallie wäre echt ein Grund diese Eistellung mal zu überdenken…
    Das ist echt mal was besonderes.

  9. #9 ali
    17. Juni 2015

    Glückwunsch zur guten Zeit und der Platzierung! Auch mit etwas Neid, da bei mir der Fortschritt im Moment viel zu langsam und leider nicht einmal ein Halbmarathon zur Zeit eine Option ist.

    Die Lust zu Laufen ist aber nicht kleiner geworden. Das merke ich zB wenn ich deine Beiträge lese.

    Der nächste Eintrag in der Serie von mir kommt auch bald. Sobald ich wieder einen Blogrhythmus finde.

  10. #10 Florian Freistetter
    17. Juni 2015

    @Ali: “Der nächste Eintrag in der Serie von mir kommt auch bald.”

    Keinen Stress. Mir sind laufhindernde Verletzungen ja zum Glück bis jetzt erspart geblieben…

  11. #11 Franz
    17. Juni 2015

    Yep, die Medaille ist cool, ich würde aber trotzdem einen Herzinfarkt bei dem Tempo und der Distanz bekommen 🙂

    Echt reife Leistung in der kurzen Zeit. Ein Ex-Arbeitskollege trainierte jahrelang speziell auf Marathon um unter 3:00 zu kommen und ein anderer freute sich am Ziel, nach 4:50 Std. noch am Leben zu sein.

    Die Tausendstel Sekunden find ich auch lieb, worauf bezieht sich das, Nasenspitze ohne Beugungseffekt ?

  12. #12 Florian Freistetter
    17. Juni 2015

    @Franz: “Die Tausendstel Sekunden find ich auch lieb”

    Vielleicht haben sie dort mit einem wirklich knappen Einlauf gerechnet 😉

  13. #13 Tina_HH
    17. Juni 2015

    Glückwunsch! Sehr coole Medaille. Ein ehemaliger Kollege von mir trainierte jahrelang und wollte gerne unter 4 Stunden kommen. Hat er zwar nie geschafft, war aber trotzdem sehr begeisterter Läufer. Irgendein Talent zum Marathonlaufen (bzw. zum Langstreckenlaufen) scheint es wohl zu geben, wie bei anderen Sportarten ja auch.
    Für mich sind Langstrecken ja eher nichts. War auch schon früher in den sportlichsten Zeiten nur in den Sprintdisziplinen gut.

  14. #14 Till
    17. Juni 2015

    Glückwunsch!
    Du hast Dich ja echt zu einem super Läufer trainiert – Respekt!

  15. #15 JW
    17. Juni 2015

    Oh man, bei den tollen Laufbeschreibungen werde ich immer etwad sentimental. Aber weder Zeit noch die alten Knochen und der geringere Ehrgeiz lassen solche Leistungen. Ich bin froh im Frühjahr immerhin so etwas ähnliches wie ein Halbmarathontraining hinbekommen habe. Allerdings bin ich damit Marathon gelaufen. Bescheuert, aber schön.
    Ansonsten habe ich das Gefühl, das die Anzahl der Marathonläufe in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen hat, die Anzahl der semi-professionellen Läufer aber deutlich abgenommen. Die fangen bei mir aber eher erst bei 2:45 an.
    Nochmal Glückwunsch

  16. #16 Ludger
    17. Juni 2015

    Glückwunsch!
    Anekdote am Rande: Zu mir kam vor Jahren mal eine Amerikanerin mit ihrem Kleinkind, das hatte in der Nacht zuvor 100 Grad Fieber gehabt!

  17. #17 Gabriel
    Wien
    17. Juni 2015

    Hast du schonmal einen Artikel darüber geschrieben wie du angefangen hast zu laufen?
    Der würde mich wirklich interessieren. Was war der Ausganspunkt. Was waren die Hürden?
    Gratuliere dir jedenfalls zum dritten Platz und freue mich über mehr solcher Berichte.Vielleicht gibt’s ja mal einen Marathon zum Teide oder zum Mauna Kea? Oder zum Schöpfl 😉

  18. #18 partikel
    Freiburg
    17. Juni 2015

    In Allerstedt bin ich gross geworden und in Wohlmirstedt zur Schule gegangen.In jeder Ortschaft gab es alte Burgruinen und Brunnen, man fand als Kind immer wieder Pfeilspitzen und Broschen.In Memleben hab ich dann später geearbeitet und auch teilweise Ausbildung gehabt. In Wangen sind wir immer zur Disco. Sehr Markant ist in der Gegend der Kaliberg von Rossleben und das alte Wendelstein im Fels.Vermutlich seid ihr durch das Unstrut-Tal gelaufen.

  19. #19 Florian Freistetter
    17. Juni 2015

    @Gabriel: “Hast du schonmal einen Artikel darüber geschrieben wie du angefangen hast zu laufen?”

    In der ersten Folge dieser Serie steht was darüber: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2014/12/31/running-research-denken-beim-laufen-folge-00-moose-flechten-und-die-grosse-sauerstoffkatastrophe/

    “Vielleicht gibt’s ja mal einen Marathon zum Teide”

    Nur die Anreise ist ein bisschen weit: https://www.marathon4you.de/laufberichte/special-event/vom-meer-bis-zum-himmel-der-bluetrail-auf-teneriffa/1456

  20. #20 Karla Kolumna
    17. Juni 2015

    Irgendein Talent zum Marathonlaufen (bzw. zum Langstreckenlaufen) scheint es wohl zu geben, wie bei anderen Sportarten ja auch.

    Klar Talent braucht man bei jeder Sportart um über ein gewisses Maß hinaus zu kommen.
    Aber, ich hoffe ich bin da keinem Schmuh aufgesessen, es scheint eine unterschiedliche Veranlagung zu bestimmten Variationen des Muskelfaseranteils von “Langstrecke” vs. “Sprint”
    Mal abgesehen von der individuellen Biomechanik, die dem einen Topergebnisse im Sprint liefert, die der andere einfach nicht auf die Bahn bringen kann.
    Armlänge, Beinlänge, Verhältnis von Ober- zu Unterschenkel, Schuhgröße, Ballen- oder Fersenläufer, Ausprägung der Faszien…

  21. #21 Florian Freistetter
    17. Juni 2015

    @partikel: “Vermutlich seid ihr durch das Unstrut-Tal gelaufen.”

    Genau – ging fast immer am Fluss entlang.

  22. #22 bruno
    17. Juni 2015

    glückwunsch & respekt!!

    @#4,11,12 Henning/Franz/FF
    Als ich die Urkunde sah, musste ich auch lachen 🙂
    Hast du nicht sogar schon mal einen Artikel über unsinnige Nachkommastellen geschrieben??
    lg

  23. #23 Rudolf Uebbing
    17. Juni 2015

    Den Anblck im Lauf-/’Marathon’-Tor finde ich sehr sympathisch!
    Mit bestem Gruß R.U.

  24. #24 Florian Freistetter
    17. Juni 2015

    Das einzige was mich an der Sache ein (ganz kleines) bisschen ärgert: Da stehe ich endlich mal auf dem Siegertreppchen einer Sportveranstaltung und dann gibt es nirgends ein Foto davon! Fotografen waren zwar vor Ort, aber was die mit den Bildern gemacht haben, weiß ich nicht. Veröffentlicht habe ich sie noch nirgends gesehen. Na ja – für was hat man Erinnerungen 😉

  25. #25 Steffmann
    17. Juni 2015

    Angeber 😉

  26. #26 Steffmann
    17. Juni 2015

    Ich freu mich immer, wenn ich bei 120 Watt 30 min auf’m Crosstrainer die 6 km schaffe. Gut, für meinen Lebensstil auch nicht schlecht. Immerhin rauche ich seit 34 Jahren, arbeite wieder Schicht (mittlerweile) und trinke zuviel (und das gerne). Und ich liebe es trotzdem, alt, klapprig und eigenartig lustig zu werden, denn das habe ich mir irgendwie auch verdient.

    Aber zugegeben, neidisch das mich macht *Yoda*

  27. #27 Stefan
    17. Juni 2015

    Eine Himmelsscheibenmedaille und eine Unterschrift von Waldemar Cierpinski! Neid. Hat er dir bei der Siegerehrung womöglich sogar die Hand geschüttelt?

  28. #28 Florian Freistetter
    17. Juni 2015

    @Stefan: “Neid. Hat er dir bei der Siegerehrung womöglich sogar die Hand geschüttelt?”

    Ne, aber er hat am Start ne kurze Rede gehalten. Und seine Söhne und Neffen haben (bis auf den Marathon) alle anderen Bewerbe gewonnen; ich hab sie also bei der Siegerehrung gesehen.

  29. #29 Beate
    Leipzig
    18. Juni 2015

    Meinen allerherzlichsten Glückwunsch zu dieser Leistung!!! Und DANKE für den, wie immer, interessanten Beitrag!