Durch den steigenden Meeresspiegel bildete sich der Ärmelkanal aus und die britischen Inseln entstanden. Auch Doggerland verlor die Verbindung zum Festland und wurde zu einer Insel. Der letzte Rest wurde dann vermutlich vor knapp 8200 Jahren zerstört, als das sogenannte Storrega-Ereignis stattfand. Davon habe ich schon in Folge 82 der Sternengeschichten berichte: Vor der Küste Norwegens wurde durch die steigenden Temperaturen eine große Menge von Methanhydrat instabil. Das ist, vereinfacht gesagt, Methan, das in gefrorenem Eis eingebettet ist und als es schmolz, begann ein kompletter unterseeischer Hang abzuruschen. Das war nicht einfach nur ein bisschen Gestein, das waren 5600 Kubikilometer auf einer Länge von 800 Kilometern! Wenn sich so enorme Mengen an Material im Wasser bewegen, entstehen Flutwellen und in diesem Fall ein Tsunami dessen Wellen an den europäischen Küsten bis zu 20 Meter hoch wurden!
In Doggerland trafen mindestens vier Tsunanamiwellen ein die die gesamte Insel überfluteten und vermutlich alle Menschen umbrachten, die vor dem heranweichenden Meer in den letzten Jahrhunderten noch nicht weiter nach Süden abgewandert waren. Wahrscheinlich waren die Lebensbedingungen aber sowieso schon längst nicht mehr so gut. Die Wiesen und Wälder wurden durch den steigenden Meeresspiegel versalzen und das Grundwasser war nicht mehr geeignet, die Pflanzen zu erhalten. Alles wurde immer feuchter, sumpfiger und der Lebensraum schwand.
Das Storrega-Ereignis war nur der dramatische Schlusspunkt unter einem langen Prozess, der die menschliche Anwesenheit auf Doggerland und die Existenz dieser Region beendete.
Doggerland war Jahrtausende lang die Heimat von Menschen und seit Jahrtausenden existiert es nicht mehr. Vermutlich haben ähnliche Geschichten überall auf der Erde und zu vielen verschiedenen Zeitpunkten stattgefunden. Weil unser Planet eben ein aktiver Planet ist, bei dem komplexe Vorgänge unvorhergesehene Auswirkungen haben. Die Bahn der Erde um die Sonne ändert sich im Laufe der Zeit durch die gravitativen Störungen der anderen Planeten in unserem Sonnensystem. Dadurch ändert sich auch das Klima und Eiszeiten wechseln sich mit Warmzeiten ab. Riesige Eisschilde entstehen und vergehen wieder. Der Meerespiegel steigt und fällt und auch das Land hebt und senkt sich, je nachdem ob es von großen Eismassen niedergedrückt wird, oder nicht. Auf der einen Seite der Erde schmilzt Eis und auf der anderen Seite verändert sich der Salzgehalt des Ozeans. Hier verschwindet die Küste, dort steigt die Temperatur. Und irgendwo in diesem komplexen geologischen Netz versinkt das Doggerland…
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