In diesem Artikel im Blog der Greenwich-Sternwarte kann man ein Bild des Anzugs sehen. Und eigentlich solltet ihr auch ein Bild sehen können, wenn ich diesen Tweet der Wissenschaftshistorikerin Kate Morant einbinde:

 

Wärme verliert man aber auch, wenn man ohne Mütze in der Kälte arbeitet und darum wird Maskelyne sicherlich auch eine passende Kopfbedeckung gehabt haben. Wie die ausgesehen hat, ist allerdings nicht überliefert. Als Näherung können wir uns aber ansehen, was Henry Chamberlain Russell, australischer Astronom des 19. Jahrhunderts, auf dem Kopf getragen hat. Beziehungsweise wir können es uns nicht ansehen, weil man dafür ins Powerhouse Museum von Sydney fahren muss, wo seine Kopfbedeckung ausgestellt ist. Wer gerade keine Zeit für eine Reise nach Australien hat, kann aber auch auf diesen Link hier klicken und sich sein schickes rotes Käppchen ansehen. Maskelyne wird dann aber wohl doch etwas dickeres und für die kühleren britischen Temperaturen passenderes getragen haben.

Ich selbst habe ja nie als beobachtender Astronom gearbeitet. Nur gegen Ende meiner Zeit an der Unisternwarte Jena habe ich ein paar Nächte in der Beobachtungsstation Großschwabhausen verbracht. Es waren Winternächte und es war tatsächlich ziemlich kalt! Damals war die Sternwarte noch mitten in der Renovierung begriffen. Das Teleskop konnte zwar schon mit dem Computer aus einem geheizten Kontrollraum gesteuert werden. Ein paar Funktionen mussten aber immer noch am alten mechanischen Steuerpult direkt in der Kuppel eingestellt werden und auch der Spalt in der Kuppel musste dort manuell nachgeführt werden. Und natürlich geht man während so einer Beobachtungsnacht immer wieder mal nach draußen, schaut sich den Himmel und sucht nach Wolken (oder, falls die schon da sein sollten, nach Wolkenlöchern). Wie gesagt: Damals war dort alles noch sehr provisorisch und mein Beobachtungskollege und ich sind irgendwo in einem Abstellraum auf ein paar sehr dicke und auch sehr alte Fellmäntel aus den 1960er-Jahren gestoßen, die wir natürlich gleich akquiriert und angezogen haben. So sahen sie aus:

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Heute ist die Sternwarte fertig renoviert, das Teleskop und die Kuppel lassen sich fernbedient vom Kontrollraum aus steuern und die Fellmäntel hängen im Museum des Observatoriums…

Momentan haben wir hier ja Sommer und in den warmen Nächten braucht es keine wattierten Beobachtungsanzüge oder Fellmäntel wenn man den Sternenhimmel betrachten will (nur in Australien ists gerade Winter und dort sollte man Henry Chamberlain Russells Vorbild folgen und sich zumindest ein kleines Käppchen aufsetzen). Die Himmelsbeobachtung kann ich sowieso nur empfehlen, denn es ist ja gerade wieder Sternschnuppenzeit. Also sucht euch ein dunkles Plätzchen, schaut zum Himmel und kümmert euch nicht um die Kleidung. Im Finstren sieht sowieso niemand, was ihr anhabt!

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Kommentare (5)

  1. #1 turtle of doom
    23. Juli 2015

    Das ist ja vergnüglich. 🙂

    Ich habe schon überlegt, ob das tragen heller Bekleidung eine Langzeitaufnahme ruinieren könnte… ob also die korrekte Astronomen-Abendgarderobe pechschwarz sein müsste.

  2. #2 bewitchedmind
    24. Juli 2015

    Ob das Museum jetzt die Hinweistafel ergänzt um “getragen u.a. von Florian Freistetter, Wissenschaftsautor und Blogger”? 🙂

  3. #3 Florian Freistetter
    24. Juli 2015

    @bewitchedmind: Ob das Museum jetzt die Hinweistafel ergänzt um “getragen u.a. von Florian Freistetter, Wissenschaftsautor und Blogger”?

    Ich glaube, da bin ich nicht wirklich berühmt genug…

  4. #4 Orlonsky
    24. Juli 2015

    “ich habe in meinem ganzen Leben weder eine Krawatte besessen noch eine getragen.” hört sich ein bißchen an wie “In Mathe war ich immer schlecht”.

    (Arbeitsersparnis beim Antworten: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.)

  5. #5 Florian Freistetter
    24. Juli 2015

    @Orlonsky: “hört sich ein bißchen an wie “In Mathe war ich immer schlecht”.”

    Ich hab eigentlich nichts gegen Krawatten. Ich wollte damit nur zeigen, das Astronomie zu den Berufen gehört, in denen man ein Leben krawattenlos verbringen kann 😉