Natürlich ist das alles nicht so einfach, wie es klingt. Man sollte vorher genau wissen, was Veränderungen an den Polkappen bewirken und die aktuellen Klimamodelle orientieren sich am Status Quo und sind nicht dafür ausgelegt, großartig unterschiedliche Situationen zu analysieren. Technisch wäre es zwar möglich, für eine Vergrößerung der Polkappen zu sorgen (zum Beispiel durch den Einsatz einiger der oben erwähnten Methoden zur Veränderung der planetaren Albedo), aber politisch mehr oder weniger unmöglich durchsetzbar. Denn die Menschen, die jetzt im Norden unseres Planeten leben werden nicht sehr begeistert davon sein, ihre Heimat zugunsten größerer Gletscher aufgeben zu müssen. Und schließlich: So etwas lässt sich nicht von heute auf morgen erreichen; Haqq-Misra schätzt, dass man mindestens 1000 Jahre lang kontinuierlich an diesem Projekt arbeiten muss. Das “kontinuierlich” ist wichtig: Man kann nicht einfach loslegen und mittendrin aufhören, ohne das Klima im schlimmsten Fall noch mehr zu verhunzen… Es sieht also nicht nach einem Projekt aus, für das wir derzeit reif genug wären. Aber vielleicht in Zukunft! Denn Haqq-Misra weist auch darauf hin, dass die Erde in ferner Zukunft auf jeden Fall immer heißer werden wird. Denn die Sonne selbst strahlt im Laufe der Zeit immer heller und in ein paar hundert Millionen Jahren wird es zu heiß für das Leben auf der Erde werden. Wenn es dann noch intelligentes Leben auf diesem Planeten gibt, wird es sich etwas einfallen lassen. Ich hab in meinem Buch “Asteroid Now” ja beschrieben, dass man dann zum Beispiel Asteroiden benutzen kann, um den ganzen Planeten von der Sonne weg zu schieben. Haqq-Misra meint, dass man auch künstlich eine komplette Vereisung der Erde herbeiführen könnte um den hohen Temperaturen etwas entgegenzusetzen; dann aber auch irgendwie in der Lage sein muss, auf diesem eisbedeckten Planeten zu leben (unterirdisch vermutlich). Aber bis wir uns diesen Problemen stellen müssen, sind vorher noch ein paar andere und dringendere zu lösen…
Das Eis an den Polen der Erde wird weiterhin schmelzen anstatt sich zu vermehren. Und wir werden mit Sicherheit schon in naher Zukunft den nächsten Hitzerekord “feiern” können. Geoengineering wird mit ziemlicher Sicherheit keine potentielle Lösung für den Klimawandel sein sondern weiterhin eine Utopie bleiben. Obwohl es eigentlich schon ein wenig seltsam ist: Der menschengemachte Klimawandel ist ja nichts anderes als Geoengineering. Wir haben in das Klima des Planeten eingegriffen und es verändert. Zwar nicht mit Absicht, aber trotzdem sehr “erfolgreich”. Vielleicht bleibt uns irgendwann tatsächlich nichts anderes übrig, als dem Problem mit gezieltem Geoengineering etwas entgegen zu setzen…
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