David Gerdes von der Universität Michigan und ein ganzer Haufen anderer Astronomen haben sich die DES-Daten jedenfalls sehr genau angesehen und darin zwei neue L4-Trojaner des Neptun gefunden (“Observation of Two New L4 Neptune Trojans in the Dark Energy Survey Supernova Fields”). Sie tragen die Bezeichnungen 2014 QO441 und 2014 QP441 sind 120 bzw. 70 Kilometer groß und haben beide Bahnen die um circa 18 Grad gegenüber der Ebene des Sonnensystems geneigt sind. Und es sind auch tatsächlich echte Trojaner, die sich für lange Zeit in der Nähe des Lagrangepunkts stabil bewegen, wie entsprechende Computersimulationen gezeigt haben. Das sieht man auf diesem Bild, das die Bewegung der Trojaner im Verlauf von 9000 Jahren zeigt (gerechnet hat man das ganze aber für insgesamt 10 Millionen Jahren). Man sieht allerdings nicht die Bewegung der Asteroiden um die Sonne herum, sondern eine Darstellung, wie sie sich in Bezug auf den Lagrangepunkt bzw. um ihn herum bewegen (QO ist blau; QP ist rot):
Die neuen Trojaner sind eine wirklich coole Sache. Und zwar aus mehreren Gründen! Einmal natürlich, weil wir jetzt zwei Neptuntrojaner mehr kennen als zuvor. Und wenn es nach den Astronomen geht, dann kann man gar nicht genug von den Dingern kennen! Die sind nämlich nicht einfach an sich interessante Studienobjekte sondern auch eine wichtige Entscheidungshilfe wenn es darum geht, die Entstehung und Entwicklung unseres Sonnensystems zu verstehen. Neptun als äußerster Planet spielt da eine besondere Rolle. Wir wissen ja schon länger, dass Neptun nicht dort entstanden ist, wo er sich heute befindet sondern früher eine Zeit lang durchs Sonnensystem gewandert ist. Diese “Migration” hat natürlich Einfluss auf seine Trojaner. Je nachdem wie sie abläuft, kann er dabei Trojaner eingesammelt oder welche verloren haben. Wenn wir die Trojaner verstehen, verstehen wir auch, wie die Migration abgelaufen. Die Dynamik der Neptuntrojaner kann auch Hinweise auf die Gasmenge im ursprünglichen Nebel liefern, aus dem Sonne und Planeten entstanden sind. Oder auf die Geschwindigkeit, mit der die Planeten entstanden sind. Oder auf Sterne, die gemeinsam mit der Sonne entstanden und vor langer Zeit die Bewegung ihrer Planeten beeinflusst haben. Und so weiter. Neptuntrojaner sind eine wunderbare Informationsquelle und jetzt haben wir zwei mehr als vorher!
Die Entdeckung ist aber auch deswegen cool, weil sie zeigt, dass es sich immer lohnt, hinaus ins Universum zu blicken! Selbst wenn man, wie beim Dark Energy Survey eigentlich eine ganze andere Frage beantworten will: Am Ende muss man halt doch zum Himmel schauen. Und dabei sehen wir immer alles was es dort gerade zu sehen gibt. Deswegen ist es auch so wichtig, dass wissenschaftliche Daten nicht einfach so in der Schublade verschwinden. Egal ob sie ihren eigentlichen Zweck erfüllt haben oder nicht, für andere Wissenschaftler halten sie vielleicht andere ebenso wichtige oder vielleicht noch viel wichtigere Daten bereit. Die modernen Teleskope liefern immer mehr Bilder und die Menge wird in Zukunft immer rasanter ansteigen. All diese Informationen dürfen nicht verloren gehen und sollten – früher oder später – der gesamten astronomischen Community zur Verfügung gestellt werden. Das Beispiel des Dark Energy Survey zeigt ja, wie gut das funktionieren kann. Gerdes und seine Kollegen haben bei ihrer Auswertung nämlich nicht nur die beiden Trojaner entdeckt sondern auch noch 20 weitere Asteroiden. Zwar keine Trojaner, sondern welche aus dem Kuipergürtel hinter der Bahn des Neptuns. Aber wie interessant es dort sein kann, hat ja der Besuch der Raumsonde “New Horizons” bei Pluto erst kürzlich gezeigt (und übrigens wurde auch der “Asteroid von ganz weit draußen” der letztes Jahr entdeckt worden ist wurde in den Daten des Dark Energy Survey gefunden).
Kommentare (21)