Man hat natürlich auch probiert, die Form der Spiralarme möglichst genau zu vermessen. Aber das hat sich als äußerst schwierig erwiesen. Wir sitzen eben mitten drin und sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Oder eben die Galaxie vor lauter Sternen… Und neben den Sternen sind da auch noch die vielen Gaswolken die sich dazwischen im interstellaren Raum befinden und uns ebenfalls den Blick verstellen. Es wäre nett, wenn wir einfach mal ein Teleskop ein paar tausend Lichtjahre aus der Ebene der Milchstraße hinaus schicken könnten um ohne Hindernisse auf sie schauen zu können. Aber das geht natürlich nicht. Also bleiben uns nur indirekte Untersuchungen: Man kann zum Beispiel versuchen, nach heller, heißer Strahlung zu suchen die auf junge Sterne und Sternentstehungsgebiete hinweist, wie sie für die Spiralarme typisch sind. Aber das ist nicht so einfach; da gibt es viele Störquellen und die Resultate sind entsprechend ungenau.
Lange Zeit ging man davon aus, dass unsere Galaxie vier große Spiralarme hat. Daten aus dem Jahr 2008 schienen dann auf einmal nur zwei hauptsächliche Arme zu zeigen; die anderen sollten wesentlich schwächer ausgeprägt sein. Noch neuere Messungen bestätigen nun aber wieder den alten Befund: Es gibt vier Spiralarme in denen sich viele junge und helle Sterne befinden. Und ein paar schwächere, mit älteren Sternen. Aber genau weiß man es nicht… und man hat sich bis jetzt noch nicht mal auf eindeutige Namen für die Arme einigen können, so dass man in der Literatur auch problemlos mehr als vier Bezeichnungen finden kann. Die Sonne befindet sich nach aktuellem Stand übrigens im Orion-Arm, einem Nebenarm, der sich zwischen den größeren Sagittarius- und Perseus-Armen befindet.
Je nach Öffnungswinkel und Struktur der Spiralarme unterscheidet man in der Astronomie verschiedene Typen von Spiralgalaxien (ich habe das hier genauer erklärt). Aber zu welchem Typ unsere Milchstraße gehört, können wir nicht genau sagen. Aber wir wissen immerhin, dass die Spiralarme – wie viele es nun auch immer sind – nicht direkt mit dem Bulge im Zentrum verbunden sind, sondern mit ihm über eine balkenförmige Struktur verknüpft, die aus dem Bulge entspringt. Solche Galaxien nennt man Balkenspiralgalaxie; auch hier gibt es verschiedene Typen und auch hier wissen wir nicht, zu welchem davon die Milchstraße gehört.
Alles in allem lautet die Antwort auf die Frage nach der Form der Milchstraße als wahlweise entweder “Kann man noch nicht so genau sagen” oder “Die Milchstraße ist eine Balkenspiralgalaxie mit (vermutlich) vier großen Spiralarmen”.
Mehr Antworten findet ihr auf der Übersichtsseite zu den Fragen, wo ihr selbst auch Fragen stellen könnt.
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