Ich habe mir zum Beispiel das Buch “Hypatia von Alexandria: Eine Geschichte aus dem Altertum. Lebensgeschichte der berühmten Mathematikerin, Astronomin und Philosophin”* von Fritz Mauthner besorgt, in der Annahme, es handle sich dabei um eine Biografie bzw. einen einigermaßen getreuen biografischen Roman. Aber das Buch aus dem Jahr 1892 ist weder das eine noch das andere (man kann es übrigens auch online kostenlos lesen). Es ist ein Roman und er handelt auch vom Leben der Hypatia. Aber Mauthner hat hier eindeutig die Kritik an der Kirche in den Vordergrund gestellt und ist mit dem Leben der Astronomin sehr frei umgegangen. Das Buch ist durchaus lesbar, wenn auch stellenweise ein wenig anachronistisch; nicht nur, weil es eben schon über 100 Jahre alt ist, sondern auch weil es die Vorgänge in der Antike in einem Stil schildert, der besser in das 19. Jahrhundert passen würde (Es ist zum Beispiel ein wenig seltsam, wenn Hypatia im Buch als “Fräulein Professor” angesprochen wird…). Wer ein – stellenweise sehr plakatives und manchmal auch ein wenig plumpes – Buch über Religionsstreit in der Antike und Kirchenkritik lesen will, hat mit dem Werk von Mauthner sicher viel Freude. Aber wer einen seriösen Eindruck über das Leben von Hypatia gewinnen will, wird enttäuscht werden.
Ich habe mir daher auch noch das Buch “Hypatia of Alexandria”* von Maria Dzielska bestellt. Dort wird immerhin versprochen:
“In this book, Maria Dzielska searches behind the legend to bring us the real story of Hypatia’s life and death, and insight into her world.”
Ob das aber auch wirklich der Fall ist, kann ich leider noch nicht beurteilen, da die Lieferung länger dauert, als ich für diesen Artikel eingeplant hatte. Aber lesen werde ich das Buch natürlich trotzdem und dann an anderer Stelle davon berichten! In der Zwischenzeit würde ich mich über weitere Literaturhinweise freuen.
Ach ja: Den Film Agora – Die Säulen des Himmels von Alejandro Amenábar habe ich mir auch angesehen. Er ist durchaus gut gemacht, wenn auch stellenweise für meinen Geschmack etwas langatmig. Man bekommt einen guten Eindruck wie das Leben einer Astronomin zu dieser Zeit gewesen sein könnte. Aber biografische Seriosität würde ich dem Film trotzdem nicht unbedingt attestieren. Dafür wird Hypatia ein wenig zu sehr als Übermensch dargestellt. Und das sie entdeckt hat, dass die Planeten sich auf elliptischen Bahnen um die Sonne bewegen, ist genau so unbelegt wie so gut wie alles andere, was ihr zugeschrieben wird… Aber schaut ihn euch am besten selbst an. Hier ist ein Trailer:
Hypatia war ohne Frage eine mutige Frau. Eine Frau, die die Welt verstehen wollte und sie vielleicht besser verstanden hat, als viele ihrer (männlichen) Zeitgenossen. Hypatia war eine selbstbestimmte Frau die sich nicht den Zwängen ihrer Zeit beugen wollte und die diese Einstellung schließlich mit ihrem Leben bezahlen musste. Hypatia hat viele Menschen und vor allem viele Frauen inspiriert. Aber was sie wirklich war und im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit wirklich herausgefunden hat, werden wir vermutlich nie erfahren. Und das ist schade. Ich bin sicher, ihr reales Leben wäre mindestens so spannend und inspirierend wie all die Legenden, die sich im Laufe der Jahrhunderte um sie gebildet haben.
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