Ich mache derzeit eine Fahrradtour durch Bayern. Um das entsprechend zu würdigen und um auch endlich mal meine Recherche zum Thema “Bier und Astronomie” aufzuarbeiten, gibt es daher zu jedem Wissenschaftsartikel der in dieser Woche bei mir im Blog erscheint, einen kleinen Bonustext, in dem ich erklären, wo der Zusammenhang zwischen der jeweiligen astronomischen Forschung und dem Bier besteht. Prost! Und alle Artikel aus dieser Serie gibt es hier.
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Heute Vormittag habe ich über die Kollision zwischen der Erde und einem anderen Planeten berichtet, bei der unser Mond entstanden ist. Und darum muss ich in diesem Bier-Bonus-Text natürlich die Frage stellen: Welchen Einfluss hat der Mond auf das Bier?
Und gleich danach klar stellen, dass es jetzt definitiv nicht um den ganzen esoterischen Quatsch geht, der in den diversen “Mondkalender” zu finden ist (darüber habe ich ja hier, hier, hier oder auch hier schon genug gesagt). Ich bezweifle natürlich nicht, das irgendwo tatsächlich Bier gebraut wird, das angeblich irgendeinem “besonderen” Einfluss des Mondes ausgesetzt worden ist. Es gibt ja so gut wie jedes Lebensmittel schon in einer “Mond”-Variante.
Aber man muss sich gar nicht die Mühe machen und auf esoterischen Unsinn zurückgreifen. Denn auch ganz real findet man in jedem Glas Bier den Einfluss des Mondes. Einmal auf einem ganz fundamentalen Level: Wäre vor 4,5 Milliarden Jahren nicht die Protoerde mit dem Protoplaneten Theia kollidiert, dann gäbe es heute auch nicht die Erde, die wir kennen, sondern einen ganz anderen Planeten mit anderen Eigenschaften. Und es ist zweifelhaft, ob es dann darauf auch (biertrinkende) Menschen gäbe. Die Entstehung des Mondes war also eine von vielen wichtigen Ursachen, die dazu geführt haben, dass die Welt heute so ist, wie sie ist. Inklusive Bier.
Daneben gibt es auch noch diverse andere, etwas spezifischere Einflüsse. Zum Beispiel die Ausrichtung der Rotationsachse der Erde. Die Erde dreht sich um ihre Achse (und das sie dafür genau die Zeit benötigt die sie benötigt liegt übrigens auch am Mond). Diese Achse steht aber nicht senkrecht auf die Bahn der Erde, sondern ist um knapp 23,5 Grad daraus geneigt. Das ist gut so, denn diese Neigung sorgt dafür, dass die unterschiedlichen Hemisphären unseres Planeten zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr unterschiedlich viel Licht abbekommen. So entstehen die Jahreszeiten und wäre die Neigung der Erdachse nicht im Laufe der Jahrmilliarden weitestgehend konstant geblieben, wäre auch der Ablauf der Jahreszeiten nicht so regelmäßig wie er es ist.
Und das hätte – unter anderem – auch Auswirkungen auf das Bier! Bier wird aus Gerste hergestellt. Bei diesem Getreide unterscheidet man zwischen Futtergerste, die als Tierfutter verwendet wird und Braugerste, die für das Bier benötigt wird. Welche Gerste für welchen Zweck genutzt wird, hängt vom Zeitpunkt der Aussaat ab. Gerste wächst im Winter und im Sommer – im Winter ist es feuchter, die Erträge sind höher und enthalten mehr Nährstoffe. Das ist ideal für Futtergerste; für die Braugerste will man aber die Sommergerste haben.
Es ist natürlich logisch, dass man für eine vernünftige Landwirtschaft ein vernünftiges Klima und vor allem ein stabiles Klima und damit auch eine konstante Abfolge der Jahreszeiten braucht. Und damit eine Erdachse, die nicht zu stark hin und her schwankt. Womit wir beim Einfluss des Mondes angekommen wären: Denn der sorgt mit seiner Gravitationskraft dafür, dass die Achse unseres Planeten stabil bleibt. Verglichen mit den Monden anderer Planeten und verglichen mit der Größe der Erde ist der Mond ja ein wirklich großer Brocken. Und er ist deswegen so groß, weil es sich nicht um einen eingefangenen Asteroid handelt, wie es zum Beispiel bei den Monden unseres Nachbarn Mars der Fall ist, sondern eben weil er aus den Trümmern der gigantischen planetaren Kollision entstanden ist.
Der Mond hat also einen nicht geringen Anteil daran, dass sich auf der Erde das Klima so entwickeln konnte wie es das getan hat und das vor vielen tausend Jahren irgendwo im Vorderen Orient Menschen auf den Trick mit Getreideanbau und der Landwirtschaft gekommen sind. Irgendwer hat dann wohl irgendwann mal ein bisschen Getreidebrei herum stehen und gären lassen und auf einmal gab es Bier!
Bierempfehlung zum Artikel: Wie gesagt, kein “Vollmondbier”. Aber wenn ihr im Grenzgebiet zu Polen wohnt, könnt ihr ja probieren, eine Flasche “Hevelius” zu bekommen. Dieses Bier wurde nach dem Astronom “Johannes Hevelius” benannt, der nicht nur selbst Bierbrauer war, bevor er Astronom wurde, sondern auch einer der Pioniere bei der Erforschung und Kartografierung des Mondes. Seine Geschichte habe ich hier ausführlich beschrieben und sein Bier habe ich gekostet, bin aber etwas enttäuscht. Es ist ein relatives normales Bier und wenn es nicht den astronomischen Bezug hätte, müsste man es vermutlich nicht weiter beachten. Da lohnt es sich schon eher, das “Winter Solstice” der Anderson Valley Brewing Company aus Kalifornien zu probieren. Es schmeckt malzig, ein wenig würzig und hat den Vorteil, auch in Deutschland online erhältlich zu sein. Die Brauerei produziert aber ein Bier für jede Jahreszeit: Ein IPA für den Frühling, Bier für den Sommer und ein dunkles Bier mit Kürbisaroma für den Herbst. Wie sie schmecken, kann ich euch aber leider nicht sagen – würde mich aber freuen falls jemand herausfindet, wie man sie hierzulande kosten kann. Und wenn ihr ebenfalls ein paar Tipps zu Bieren habt, die mit dem Mond zu tun haben: Immer her damit!
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