Ich mache derzeit eine Fahrradtour durch Bayern. Um das entsprechend zu würdigen und um auch endlich mal meine Recherche zum Thema “Bier und Astronomie” aufzuarbeiten, gibt es daher zu jedem Wissenschaftsartikel der in dieser Woche bei mir im Blog erscheint, einen kleinen Bonustext, in dem ich erklären, wo der Zusammenhang zwischen der jeweiligen astronomischen Forschung und dem Bier besteht. Prost! Und alle Artikel aus dieser Serie gibt es hier.
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Heute Vormittag habe ich über sehr subtile aber auch sehr interessante “Asteroideneinschläge” geschrieben: Es ging um Staubkörner von anderen Sternen, die in Meteoriten auf der Erde gefunden werden können. Normalerweise stellen wir uns bei Asteroideneinschlägen aber keinen Staub vor (auch wenn davon jeden Tag ein paar hundert Tonnen auf die Erde rieseln) sondern größere Objekte. Und wenn wir uns das vorstellen, dann denken wir dabei meistens nicht an Bier. Aber gerade die Asteroideneinschläge stehen mit diesem Getränk in einer ganz besonderen Beziehung.
Da wäre zum Beispiel das Wasser: Ohne Wasser gibt es kein Bier und wir wissen heute, dass circa zwei Drittel des Wassers der Erde nicht von Anfang an da waren, sondern erst nachträglich “geliefert” worden sind. Und zwar in Form von auf unzähligen Asteroiden und Kometen die in der Frühzeit des Sonnensystems auf unserem Planeten eingeschlagen sind. Es könnte sogar sein, dass das Leben selbst beziehungsweise die organischen Moleküle aus denen das Leben entstanden ist bei Asteroideneinschläge auf die Erde gelangten. Diese Hypothese nennt man “Panspermie” und wird aktiv erforscht. Eine der vielen Fragen die die Raumsonde Rosetta bei ihrem Besuch des Kometen 67P klären soll ist genau die Frage nach der Herkunft der komplexen Moleküle auf der Erde.
Wir wissen aus der Untersuchung von Meteoriten und der Beobachtung von Kometen und Asteroiden, dass diese Moleküle dort zu finden sind. Wir wissen aber noch nicht, ob es auch wirklich die Art von Molekülen ist, aus denen das Leben auf der Erde entstanden ist. Aber es ist durchaus möglich. Kürzlich haben zum Beispiel amerikanische Wissenschaftler festgestellt, das komplexe Zuckermoleküle nicht nur den Einschlag eines Meteoriten überstehen, sondern sich durch die dabei auftretenden Energien erst bilden können.
Und in einer anderen Arbeit haben Astrobiologen Meteoriten untersucht und in ihnen Nicotinsäure gefunden. Das heißt nicht, das dort oben irgendwer Zigaretten geraucht und die Kippen weggeworfen hat. Nicotinsäure ist in der Öffentlichkeit besser als Vitamin B3 bekannt. Man findet sie in allen lebenden Zellen und sie spielt dort eine wichtige Rolle bei diversen Stoffwechselfunktionen. Ein Mangel an Vitamin B3 kann Dermatitis, Durchfall oder Depressionen verursachen; ist also nicht sonderlich spaßig. Zum Glück findet man es in vielen Lebensmittel und darunter ist natürlich auch das Bier! In 100 Gramm Gerste sind circa 4800 µg Nicotinsäure enthalten und ein Teil davon später auch im aus der Gerste erzeugten Bier.
Nur weil man dieses Molekül in Meteoriten gefunden hat folgt daraus natürlich noch nicht, das es ursprünglich tatsächlich aus dem Weltall auf die Erde gekommen ist. Aber es zeigt, dass auch im Weltall Bedingungen anzutreffen sind, unter denen sich komplexe Stoffe bilden können. Und wer weiß: Vielleicht stellt sich ja in Zukunft wirklich noch heraus, dass das Leben im All entstanden ist. Oder zumindest seine Bausteine – und die Bausteine des Biers. Prost!
Die Bierempfehlung zum Artikel
Irgendwo ist vermutlich schon irgendein verrückter Bierbrauer auf die Idee gekommen, Bier zu verkaufen, in dem Meteoritenstaub aufgelöst ist… Aber ich möchte euch ein gutes Oatmeal Stout der Wiener Brauerei Brew Age empfehlen. Es heißt Chicxulub und ist nachdem Krater benannt, der beim Einschlag des riesigen Asteroiden vor 65 Millionen Jahren in Mexiko erzeugt wurde. Das war das Ende der Dinosaurier, aber der Anfang eines wirklich guten und originellen Biers! Ein Stout und noch dazu eines mit Hafermehl ist ungewöhnlich und so wie der Asteroid damals schlägt auch dieses Bier ordentlich ein! Dabei hat es aber nur 5,4 Prozent Alkohol, schmeckt aber wie ein viel stärkeres, dunkles Bier. Apropos dunkel: Bei Brew Age scheint man einen besonderen Hang zur Astronomie zu haben, denn dort wird auch ein dunkles IPA gebraut, das den schönen Namen “Dunkle Materie” trägt. Die Biere von Brew Age gibts in diversen Lokalen und Läden in Wien und anderen österreichischen Städten. Auch in München wird es verkauft und online natürlich auch – hier ist eine Übersicht. Probiert es!
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