Mittlerweile hat man diesen “Blazhko-Effekt” bei vielen anderen RR-Lyrae-Sternen entdeckt. Das Problem an der Sache: Bis heute weiß man nicht wirklich, wodurch er verursacht wird. Dafür, dass man darüber schon seit über 100 Jahren Bescheid weiß, ist das ein klein wenig irritierend – aber der Blazhko-Effekt hat sich als erstaunlich knifflig herausgestellt.

Immerhin hat man zumindest ein paar Ideen, woran es liegen könnte. Es könnte sein, dass neben den primären Schwingungen durch den Kappa-Mechanismus auch noch andere Schwingungen vorhanden sind, die sich gegenseitig verstärken oder abschwächen und so die Modulation des Blazhko-Effekts verursachen. Es könnte aber auch am Magnetfeld des Sterns liegen. Wenn das nicht in der gleichen Richtung ausgerichtet ist wie die Rotationsachse des Sterns, könnte es zu Störungen bei der Bewegung des Plasmas im Inneren des Sterns kommen, was wiederum Auswirkungen auf den Kappa-Mechanismus hat. Oder aber die Art und Weise wie das Plasma aufgrund der Temperaturunterschiede herumströmt, also die Konvektion, beeinflusst das Ganze auf eine noch unverstandene Weise.

Ein paar neue Erkenntnisse gab es in den letzten Jahren durch die Beobachtungen des Kepler-Weltraumteleskops. Das kennt man ja meistens nur als Entdecker von extrasolaren Planeten und das ist auch tatsächlich das Haupteinsatzgebiet dieses Teleskops. Damit es aber Planeten entdecken kann, beobachtet es das Licht der Sterne so genau wie nur möglich. Wenn ein Planet von uns aus gesehen vor dem Stern vorüber zieht, verdeckt er ein wenig von dessem Licht und der Stern wird kurzfristig dunkler. Kepler sucht also nach Sternen, die ihre Helligkeit periodisch verändern – und entdeckt dabei natürlich nicht nur Planeten sondern auch viele veränderliche Sterne, die von selbst und ganz ohne Planeten heller und dunkler werden. Auch aus diesem Grund ist es übrigens wichtig zu verstehen, wie die Veränderlichen Sterne funktionieren – man möchte sie nicht mit Planeten verwechseln…

Es sind also nicht nur die Planetenjäger, die mit den Daten von Kepler arbeiten, sondern auch die Astronomen die sich mit veränderlichen Sternen beschäftigen und sie haben auf diese Weise entdeckt, das viele RR-Lyrae-Sterne ein Phänomen zeigen, dass sie “Periodenverdoppelung” genannt haben. Neben der hauptsächlichen Periode der Helligkeitsänderung zeigen sie eine weitere Veränderung die mit genau der doppelten Länge stattfindet. Die typische Periode eines RR-Lyrae-Sterns liegt meistens bei ungefähr 12 Stunden. Wenn Astronomen nun von der Erde aus Nacht für Nacht Helligkeiten messen, dann kriegen sie aber nur alle 24 Stunden Daten. Je nachdem, wie Beobachtungsrhythmen der Astronomen und die der Sterne gerade zusammenpassen, könnte so eine scheinbare Überlagerung entstehen, die zumindest einen Teil des Blazhko-Effekts erklärt.

Aber komplett verstanden ist die Sache immer noch nicht. Was im Inneren der Sterne vor sich geht, ist eben verdammt schwer herauszufinden…

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Kommentare (3)

  1. #1 Lili
    28. August 2015

    Hallo Flo,
    cool dass es einen Beitrag zu meinem Lieblingsthema gibt! 🙂

    Ich muss aber eine Kleinigkeit korrigieren: Blazhko hat 1907 nicht die Änderung der Maximalhelligkeit bemerkt, sondern die periodische Änderung der Periode, also die Phasenmodulation die diese modulierten Sterne meist auch haben.
    Dass sich die Maximalhelligkeit simultan dazu ändert, hat dann erst Shapley 1916 beschrieben.

    Originalzitat Blazhko 1907 (das paper ist tatsächlich auf Deutsch): “aus den weiteren Beobachtungen
    erwies es sich, daß die Momente der Maxima durch keine
    konstante Periode dargestellt werden können, und daß es
    notwendig ist, eine periodische Veränderung der Periode anzunehmen […]”
    lg,
    Lili

  2. #2 Florian Freistetter
    28. August 2015

    @Lili: Dass sich die Maximalhelligkeit simultan dazu ändert, hat dann erst Shapley 1916 beschrieben.”

    Vielen Dank! Ich dachte, das wäre beides Blazhko gewesen…

  3. #3 Rainer Gröbel
    90542 Eckental
    29. August 2015

    Hallo Lili,
    Schon seit Jahren beobachte ich RRs und konnte einige Blazhko Effekte nachweisen durch Auswertung von Daten des -leider abgeschlossenen- SuperWASP Projekts, immer begleitet von eigenen aktuellen Messungen. Dabei musste ich oft die Originalarbeit zitieren, ohne sie einsehen zu können. Na ja, russisch kann ich eh nicht… Deine Information ist besonders wertvoll und ich wäre Dir sehr verbunden, wenn Du mir die Arbeit zukommen lasssen könntest. Eine Einsicht in meine “gesammelten Werke” kann bei “Research Gate” erfolgen. Probier mal “Rainer Groebel”.
    Übrigens, besten Dank an Florian für seine klare Schilderung des Phänomens, werde diese als Gedächtnisstütze verwenden um die varierende Höhe des “Sägezahns” zu erklären…
    Viele Grüße, Rainer