Die Geschichte ist zwar schon ein bisschen älter, aber vielleicht hat sie ja der eine oder die andere noch nicht mitbekommen: Es geht um Kepler und den Planet Neptun!
Nein, nicht um den Astronomen der die Bewegung der Planeten zu Beginn des 17. Jahrhunderts das erste Mal mathematisch beschreiben konnte; was im weiteren Verlauf dann übrigens auch zur Entdeckung des Neptuns geführt hat. Das ist zwar auch eine coole Geschichte – und ich habe sie hier ausführlich erzählt – aber diesmal geht es um das Weltraumteleskop Kepler. Das schaut hinaus ins All um dort Planeten bei anderen Sternen zu entdecken. Was es auch enorm erfolgreich macht! Aber – und auch das habe ich erst kürzlich wieder erklärt – wenn man hinaus in den Himmel blickt, sieht dort man nicht nur das, was man sucht, sondern auch jede Menge andere interessante Sachen. Und Kepler hat bei seiner Suche nach fremden Planeten auch einen nicht ganz so fremden im Blickfeld gehabt: Neptun.
Dieses Video wurde erstellt aus 101.580 Aufnahmen die während eines Zeitraums von 70 Tagen zwischen November 2014 und Januar 2015 gemacht worden sind. Natürlich werden sie nicht alle und nicht in Echtzeit abgespielt, sondern ein bisschen schneller (aber die Anzeige oben rechts zeigt den aktuellen Zeitpunkt):
Wirklich beeindruckend! Neptun taucht an Tag 15 links im Bildfeld auf, bewegt sich nach rechts nur um dort dann bei Tag 42 umzudrehen und sich wieder zurück zu bewegen. Das sieht ein wenig seltsam und unphysikalisch aus. Ist aber ganz normale Himmelsmechanik! Denn wir beobachten den Planeten ja nicht nur dabei, wie er sich um die Sonne bewegt sondern tun das von einem Beobachtungspunkt aus, der sich selbst in einer Umlaufbahn um die Sonne befindet. Das Kepler-Teleskop braucht für eine Runde um unseren Stern 372,5 Tage, also ein bisschen länger als die Erde.
Das Teleskop bewegt sich also um die Sonne und betrachtet den Neptun, der sich ebenfalls um die Sonne bewegt. Und da Kepler dabei viel schneller ist als Neptun, überholt es ihn bei seinem Umlauf. Während sich Kepler der Höhe von Neptun nähert wird der Planet scheinbar immer langsamer. Sind sie auf gleicher Höhe, scheint er still zu stehen. Und dann bewegt er sich eine Zeit lang scheinbar rückwärts. Das zeigt diese Animation am Beispiel von Erde und Mars. Die Erde ist der blaue Punkt; der Mars ist der rote Punkt und der zweite rote Punkt ganz außen gibt die von Erde aus sichtbare scheinbare Position an:
Das Neptun-Video zeigt aber noch viel mehr. Der Planet wird selbst noch von einem weiteren Himmelskörper umkreist: Seinem Mond Triton. Und wer ganz genau hinsieht, findet auch den kleineren Mond Nereid, der Neptun in größerem Abstand folgt. Er taucht ab Tag 24 auf und scheint ihm einfach hinter her zu laufen, da seine Umlaufzeit um den Planeten 360 Tage beträgt und in diesem kurzen Clip nicht auffällt. Was dagegen sehr auffällt sind die Asteroiden, die ab und zu durchs Bild sausen! Die sind viel näher an der Erde und damit an Kepler als der ferne Neptun und bewegen sich daher auch viel schneller.
Insgesamt ein tolles Video, dass viele himmelsmechanische Phänomene in unserem Sonnensystem wunderbar zeigt!
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