Wenn es im Sommer so richtig heiß ist, dann sprechen wir von den “Hundstagen”. Aber warum eigentlich? Was haben Hunde mit dem Wetter zu tun? Nichts – zumindest nicht die Hunde von der Erde. Aber dafür der Hund am Himmel! Mehr über die Astronomie der Hundstage erfahrt ihr in der neuen Folge der Sternengeschichten

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Transkription

Sternengeschichten Folge 145: Die Hundstage

Wenn es im Sommer so richtig heiß ist, dann nennt man diesen Zeitraum auch oft die “Hundstage”. Aber warum eigentlich? Mit Hunden hat das Wetter wenig zu tun. Zumindest nicht mit denen von der Erde. Bei den Hundstagen spielt ein himmlischer Hund die Hauptrolle.

Künstlerische Darstellung von Sirius A und B ("Bild: NASA, ESA and G. Bacon (STScI))

Künstlerische Darstellung von Sirius A und B (“Bild: NASA, ESA and G. Bacon (STScI))

Es geht um Canis Maior, das Sternbild des “Großen Hundes”. Das liegt direkt neben dem markanten und bekannten Sternbild Orion und kann leicht gefunden werden, da der hellste Stern des Nachthimmels ein Teil davon ist: Sirius. Dieser junge Stern ist fast doppelt so groß und schwer wie unsere Sonne und noch dazu nur 8,6 Lichtjahre weit entfernt. Am Nachthimmel ist er daher auch extrem hell zu sehen. Aufgrund dieser Prominenz hat er in der Kultur und Mythologie vieler alter Völker eine wichtige Rolle gespielt.

Bei den klassischen Sternbildern die auf der antiken griechischen Mythologie basieren, gehört er zum großen Hund, der den Jäger Orion begleitet. Im alten Ägypten hatte Sirius eine wichtige Rolle für den Kalender. Der Stern ist nicht immer die ganze Nacht über zu sehen. So wie der Mond oder die Sonne geht auch er zu einer bestimmten Zeit auf und dann wieder unter.

Ganz besonders interessant in diesem Zusammenhang sind die sogenannten “heliakischen” Auf- und Untergänge. Das Wort bedeutet so viel wie “zur Sonne gehörend” undm it diesem Wort bezeichnet man in der Astronomie die Situation, wenn ein Himmelkörper gleichzeitig mit der Sonne auf- beziehungsweise untergeht. Anders gesagt: Der heliakische Aufgang eines Sterns findet immer genau dann statt, wenn der Stern direkt bei Sonnenaufgang über dem Horizont erscheint. Und der heliakische Untergang ist das Gegenstück: Der Stern verschwindet gleichzeitig mit der Sonne in der Abenddämmerung. Das lässt sich natürlich mit dem bloßen Auge selbst nicht sehen. Wenn die Sonne am Himmel steht, ist es meistens schon zu hell, als das noch Sterne sichtbar wären. Aber die Auf- und Untergangszeiten ändern sich über das Jahr hinweg.

Genaugenommen bewegt sich die Sonne ja überhaupt nicht und geht auch nicht auf und unter. Die steht immer dort, wo sie auch schon immer gestanden hat: Im Zentrum der Sonnensystems. Auf- und Untergang entstehen nur durch die Rotation der Erde um ihre Achse. Gleiches gilt für den Auf- und Untergang der Sterne am Nachthimmel – auch hier ist es die Erde, die sich bewegt und nicht die Sterne. Zusätzlich bewegt sich die Erde einmal im Jahr auch um die Sonne. Das führt von unserem Planeten aus gesehen zu einer scheinbaren Bewegung der Sonne um die Erde. Wie ich schon in Folge 5 der Sternengeschichten erklärt habe, muss man allerdings zwischen einem “Sternentag” und einem “Sonnentag” unterscheiden. Ein Sternentag, also der Zeitraum in dem sich der Sternenhimmel einmal scheinbar um die Erde gedreht hat, ist 4 Minuten kürzer als ein Sonnentag, also der Zeitraum in dem sich die Sonne scheinbar einmal um die Erde bewegt hat, da die Erde sich eben selbst noch um die Sonne herum bewegt und es daher ein bisschen länger dauert, bis sie wieder die gleiche Position in Bezug auf die Sonne einnimmt.

Das alles führt dazu, dass ein Stern pro Tag vier Minuten früher auf beziehungsweise untergeht als die Sonne. Beim heliakischen Aufgang eines Sterns tauchen Sonne und Stern gleichzeitig über dem Horizont auf. Ein paar Tage danach hat sich dann alles schon wieder verschoben und der Stern erscheint ein paar Minuten vor der Sonne; ist also in der Morgendämmerung noch sichtbar. Diese Zusammenhänge waren auch schon den frühen Astronomen bekannt und sie wussten daher, dass der heliakische Aufgang nicht lange zurück gelegen haben kann, wenn der Stern in der Morgendämmerung über den Horizont steigt beziehungsweise der heliakische Untergang kurz bevor steht, wenn der Stern in der Abenddämmerung verschwindet.

Besonders gut klappt das, wenn es ein so heller Stern wie Sirius ist. Und aus Sicht der alten Ägypter kommt nun noch ein weiterer Faktor hinzu: Die jährliche Nilflut. Aufgrund des regelmäßig im Frühjahr stattfindenen Monsunregens in Äthiopien führte auch der Nil regelmäßig Hochwasser und überschwemmte einmal im Jahr die Uferregionen. Das war für die Landwirtschaft in Ägypten von großer Bedeutung; ohne die Nilflut wäre nicht genug Wasser und Schlamm für die Felder da gewesen. Und es war daher auch wichtig für die Planung der Bauern, darüber Bescheid zu wissen, wann die nächste Flut kommen würde.

Vor etwa 4000 Jahren stimmte alles so überein, dass der heliakische Aufgang des Sirius mit dem jährlichen Hochwasser des Nils zusammenfiel. Im ägyptischen Kalenderjahr spielte dieser Stern also eine große Rolle. Wenn Sirius wieder gemeinsam mit der Sonne am Himmel auftauchte, dann war der Sommer und die Zeit der Nilflut gekommen.

Die Griechen stellten sich dann später sogar einen kausalen Zusammenhang zwischen Sirius und der Sommerhitze vor: Sonnenlicht und das helle Licht des Sirius würden verschmelzen und so dafür sorgen, dass es gerade zu dieser Zeit im Jahr besonders heiß sei. Entsprechende Andeutungen findet man sogar in Homers berühmter Ilias; der Geschichte des Trojanischen Kriegs. Im zweiundzwanzigsten Gesangt erwartet Hektor den aus der Schlacht zurückkehrenden Held Achilles und als er endlich erblickt wird, kommt er “strahlenvoll wie ein Stern” daher und zwar der Stern, der

“Scheint vor vielen Gestirnen in dämmernder Stunde des Melkens;
Welcher Orions Hund genannt wird unter den Menschen;
Hell zwar glänzt er hervor, doch zum schädlichen Zeichen geordnet,
Denn er bringt ausdörrende Glut den elenden Menschen:”

Der Name “Sirius” war damals noch nicht in Gebrauch; Homer hatte den Stern “Orions Hund” genannt. Daraus hat sich dann auch der Name “Hundsstern” entwickelt, der heute immer noch manchmal für den Sirius verwendet wird. Und natürlich auch die Bezeichnung “Hundstage”.

Im römischen Reich dauerten die Hundstage oder dies caniculares vom 23. Juli bis zum 23. August. Aber die Zeiträume haben sich im Laufe der Jahrtausende ein wenig verschoben. Einerseits bewegen sich die Sterne selbst. Mit freiem Auge und über kurze Zeiten hinweg ist das nicht zu bemerken, aber wenn man genau genug messen kann oder einfach lange genug wartet, dann ändert sich ihre Position am Himmel. Viel stärker ist aber der Effekt der schwankenden Erdachse. Die Rotationsachse unseres Planeten zeigt nicht immer auf den gleichen Punkt am Himmel sondern beschreibt im Verlauf von etwa 26.000 Jahren einen kleinen Kreis. Diese Präzession der Erdachse verschiebt unseren Blickwinkel und beeinflusst auch die Auf- und Untergangszeiten.

Heute kann man den heliakischen Aufgang des Sirius von Deutschland aus erst ab dem 30. August beobachten. Damit wären die Hundstage eher ein Zeichen für den Beginn des Herbstes und nicht mehr für die heißeste Phase des Sommers. Aber die alten Traditionen halten sich länger als die astronomische Realität und wir sprechen immer noch von den Hundstagen, wenn wir die Hitze im Juli oder im August meinen. Und wenn das mit dem Klimawandel so weiter geht, dann stimmt es ja vielleicht auch bald wieder mit der Temperatur…

Kommentare (3)

  1. #1 schlappohr
    4. September 2015

    Hatten die Ägypter schon eine Vorstellung von der Himmelsmechanik, die dahinter steckt, oder haben sie einfach ihre Beobachtungen angewendet? Konnte man damals die Zeit schon Minutengenau messen? Soweit ich weiß, war das Heliozentrische Weltbild im Altertum schon zum Teil bekannt, bis es durch den Einfluss gewisser Abendländischer Organisationen wieder in Vergessenheit geriet.

  2. #2 bikerdet
    4. September 2015

    Für die alten Völker war das Weltall ein stabiles, unverrückbares System. Es war von den jeweiligen Götteren erschaffen worden um den Menschen Dinge zu lehren oder wichtige Ereignisse zu verkünden. Das sich am Himmel was ändern konnte war schlicht undenkbar. Deshalb wurden Kometen auch als böse Zeichen erkannt. Ein Stern verließ seinen von Gott zugewiesenen Platz und stürzte über den Himmel. Das konnte nichts Gutes verheißen.
    Man nahm in späteren Jahrhunderten schon wahr, das die alten Aufzeichnungen nicht mehr korrekt waren, die Sternenscheibe von Nebra ist ein Beweis, aber erklären konnte es niemand. Auch die Griechen erkannten, das die alten Sternenkarten der Phönizier (nach denen sie auf dem Meer navigierten) nicht mehr stimmten. Konnten die Präzession als Ursache aber nicht erkennen. Dazu waren ihre Messungen mit dem bloßen Auge zu ungenau.

    Was genau ist für Dich das Altertum ? Es gab früher viele konkurierende Ideen. Neben dem geozentrischen und dem heliozentrischen Weltbild gab es auch noch eine Zwischenform die z.B. auch Tycho Brahe favorisierte. Diese wurde von Heraklit im 5.Jh.v. Chr. schriftlich niedergelegt. Dabei kreisten Merkur und Venus um die Sonne, diese und die äußeren Planeten aber um die Erde. Auf Grund der falschen Annahme von Kreisbahnen der Planeten waren diese Systeme genauer in ihren Vorhersagen als das Heliozentrische Weltbld. Zwar auch sehr viel komplizierter, aber die berechneten Positionen stimmten besser mit den beobachteten überein.

  3. #3 michanya
    21. Oktober 2016

    … gibt auf englisch – its raining CATS and DOGS – das ist richtiges sauwetter und regen in stromen. Dann verkriecht sich lieber HUND und KATZ hinterm warmen ofen …

    HotDOGS sind wurstchen – biotec4u