Mir ist es völlig egal ob jemand seinem Geschlecht entsprechend Hosen trägt oder Röcke oder Nagellack oder lange oder kurze Haare oder in seiner oder ihrer Freizeit Cupcakes bäckt, Beauty-Tutorials auf Youtube schaut, oder Motocross fährt und Paintball spielt, oder Kinder hat oder haben will oder nicht. Ich habe durch meinen Beruf so viele völlig unterschiedliche und wunderbare Menschen kennengelernt – Freunde, Vorbilder, Kollegen, Vorgesetzte – es gibt abertausende Begriffe mit denen ich diese Menschen beschreiben kann, die so viel mehr aussagen als „Mann“ oder „Frau“.
Alles was ich mir wünsche, ist eine Gesellschaft in der auch ich zuerst als „Wissenschaftler“ gesehen werde. Vielleicht, für die die mich näher kennen, auch als „umgänglich“ oder „humorvoll“. Als jemand der gerne bäckt und Computerspiele spielt. Und nicht als „Frau“ die all diese Dinge ist oder tut, entweder weil oder obwohl sie eine Frau ist.
Gleichberechtigung ist schlichtweg nicht dann erreicht, wenn genau jeweils 50% Frauen und Männer den Aufnahmetest zum Medizinstudium an der Uni Wien schaffen. Sie ist dann erreicht wenn es dem Patienten egal ist ob ihn eine weibliche Chirurgin operiert und ein männlicher Krankenpfleger seine Bettpfanne leert oder umgekehrt. Wenn Mütter nicht mehr sagen sie haben ein „schlechtes Gefühl“ ihre Kinder in der Obhut eines männlichen Kindergärtners zu lassen. Wenn Kinder nicht mehr andere dafür hänseln dass sie mit „Mädchen-„ oder „Jungsspielzeug“ spielen, weil sie von ihren Eltern keine solche binäre Einteilung zu so etwas banalem wie Spielzeug vermittelt bekommen haben!
Und – sie ist dann erreicht, wenn eine Frau sich nicht mehr routinemäßig und völlig ohne Kontext die Frage anhören muss, wie sie ihre wissenschaftliche Karriere mit ihrer Familienplanung vereinbaren will.
————————————————-
Hinweis zur Autorin: Dieser Artikel wurde von Stephanie K. geschrieben: “Ich studiere Molekulare Medizin, bin jedoch seit einem knappen Jahr im Alltag im Labor und forsche im Bereich synthetische Physiologie für meine Masterarbeit, ab Herbst dann als PhD Student. Seit ein paar Jahren schreibe ich einen privaten Alltags-Blog unter einem Pseudonym, wo ich aufgrund meines Studiums auch immer wieder mal wissenschaftliche Themen aufgreife. Seit längerer Zeit überlege ich, parallel dazu einen wissenschaftlichen Blog zu schreiben – mein Beitrag ist also eine Art „Testlauf“ dafür.”
Kommentare (77)