Die beiden Antennen-Arrays haben zusammen eine Länge von fast einem Kilometer(!), eine maximale Höhe von mehr als 150m und sind so groß, dass man die Dimensionen kaum erfassen kann, wenn man direkt darunter steht. Später zeigt uns Dominik ein Youtube-Video von ein paar durchgeknallten Basejumpern, die von der Antenne abspringen und sich dabei filmen. Zu den Antennen wurde eine eigene kleine Siedlung für die dort beschäftigten Soldaten und Techniker gebaut. Interessantes Detail: die Anlage war bis 1989 in Betrieb, also noch volle drei Jahre nach dem Unglück, während derer die Menschen vor Ort der Strahlung ausgesetzt waren.
Später fahren wir nochmal nach Prypiat, wo wir ein großes Schwimmbad und eine Polizeistation sehen, dann steigen wir 17 Stockwerke auf das Dach eines Mietshauses, von wo wir einen Blick auf das Kraftwerk haben. Da fahren wir anschließend hin und essen in der Kantine zu Mittag. Von dort nehmen wir Brot mit und füttern damit die radioaktiven Welse in einem der Kühlteiche, das ist wohl eine Art Tradition, die Fische sind zumindest alle ziemlich fett.
Dann fahren wir zu einem Platz, an dem ein Mahnmal für die Opfer der Katastrophe steht. Wir sind jetzt geschätzt 100m vom Block 4 und 30m vom neuen Sarkophag entfernt. Natürlich nutzen wir die Gelegenheit zum Fotografieren, näher werden wir nicht rankommen. Die Geigerzähler messen erhöhte Werte, der alte Sarkophag ist ziemlich löchrig geworden. Hier machen wir noch ein Gruppenfoto und damit endet auch offiziell unsere Tour.
Dominik hat aber noch einen zusätzlichen Ausflug für uns, wir fahren einige Kilometer außerhalb der 10km-Zone zu einem Autofriedhof, wo alle möglichen Fahrzeuge, die während der Beseitigung der Unfallfolgen eingesetzt wurden, abgestellt sind. Abgestellt bedeutet hier, dass man einen riesigen Schrottplatz einfach in den Wald gesetzt hat. Die Fahrzeugwracks sind nach Typ sortiert, so dass z.B. an einer Stelle ein bestimmt 10 Meter hoher Berg aus Abulanzfahrzeugen aufgebaut ist. Während wir zwischen dem Schrott rumlaufen erscheinen zwei schlecht gelaunte Polizisten, die wissen wollen, was wir hier machen und Papiere sehen wollen. Sergei sammelt unsere Pässe ein und verschwindet. Nach ein paar Minuten kommt der Chef der Polizisten angefahren und grinst als er Sergei sieht, die beiden kennen sich. Wir müssen lediglich einzeln antreten und unsere Pässe entgegen nehmen, dann dürfen wir fahren.
Nach 2,5 Stunden kommen wir wieder in Kiew an, ich verabschiede mich von der Gruppe, nicht aber von Dominik, ich habe nämlich für morgen eine weitere Tour gebucht, zu einer unterirdischen russischen Raketenstation.
Das sind meine Aufzeichnungen zu der Tschernobyl-Tour. Ich habe die Entscheidung, die Reise zu machen, keinen Augenblick bereut und unwohl oder unsicher habe ich mich zu keinem Zeitpunkt gefühlt. Allerdings habe ich vorsorglich meine Schuhe vor der Abreise im Hotel entsorgt… Abschliessend sei noch gesagt, dass der Besuch der erwähnten Raketenstation mindestens genauso interessant war und auch dass die Stadt Kiew alleine die Reise schon wert war. Ich habe mir anschließend noch Moskau und St. Petersburg angeschaut und kann nur sagen: traut Euch und reist in den Osten, Ihr werdet begeistert sein!
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Hinweis zum Autor: Dieser Artikel wurde von “Volker” geschrieben.
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