Von dieser Anekdote nun zu der Frage, wie oder wo denn genau festgelegt ist, wie ein Zeichen aussehen soll? – Wir haben bisher den ASCII-Code kennen gelernt und dass es dazu diverse, meisst länderspezifische Erweiterungen gab. Aber letztlich werden den einzelnen Zeichen dabei nur Nummern zugewiesen. Wie ein Zeichen auf dem Bildschirm oder dem Drucker jedoch aussehen soll, darüber sagt der Code genau garnichts aus. Bei der Schreibmaschiene war das Aussehen durch die Type vorgegeben, die entweder am Typenhebel oder bei späteren Geräten auf dem Typenrad angebracht waren. Typenräder konnte man sogar austauschen, wenn man ein anderes Schriftbild haben wollte. Und beim Computer? – Da gibt es einen speziellen Speicherbereich, der Zeichengenerator genannt wird. In diesem Speicher ist für jedes darstellbare Zeichen ein Muster abgelegt, das die Form eines Zeichens festlegt. So ein Muster ist ein quadratisches oder rechteckiges Feld aus Punkten. So einem Punkt kann der Wert Null oder Eins zugewiesen sein. Eine Null bedeutet, dass der Punkt die Farbe des Hintergrundes annimmt, eine Eins, dass der Punkt die Farbe des Vordergrundes, also der Schriftfarbe annimmt.
Diese Zeichenmuster werden auch Zeichenmatrizen genannt und waren oftmals genau 8 x 8 Punkte gross, später wurden die Zeichen höher und hatten 12, 14 oder 16 Punktzeilen, waren aber immer noch 8 Spalten breit. In speziellen Fällen auch 9, aber das lassen wir jetzt mal.
Die 8×8-Matrix zeigt das “A” so, wie es ein C64 darstellt. Die 8×16 Matrix hab ich so aus dem Charakter-ROM meiner Grafikkarte ausgelesen. Character-ROM ist eine andere Bezeichnung für den Zeichengenerator. Die Zahlen links von der Skizze geben dabei die Nummer der Zeile an und die Zahlen in den Klammern rechts die dezimale Darstellung des Bytes, das man für das Bitmuster dieser Zeile im Speicher findet. Die Zeichen sind also Zeilenweise definiert, wobei sich die Breite der Zeichen an der breite eines Bytes orientiert.
Bei dieser Sammlung der Formen die festlegen, wie einzelne Zeichen aussehen sollen, spricht man auch von einem Zeichensatz (englisch: font). Der Zeichensatz gibt also Auskunft darüber, wie einzelne Zeichen aussehen sollen, die durch Codes wie den ASCII-Code bestimmt werden.
Mit diesen vorgegeben Zeichensätzen kam man in der Anfangszeit der Compuer meistens auch aus, denn die damals hauptsächlich verwendeten Terminals, mit denen man am Rechner arbeitete, konnten nichts anderes. Sie bekamen vom angeschlossenen Rechner Anweisungen, welche Zeichen sie darstellen sollten, wozu der Rechner die ASCII-Codes übermittelt hat. Die Terminals haben dann die durch den Code festgelegten Zeichen angezeigt, deren Form sie einem Zeichengenerator entnommen haben.
Die ersten IBM-PCs arbeiteten so ähnlich. Der Unterschied war, dass es dort kein Terminal war, das für die Darstellung am Bildschirm zuständig war, sondern eine Grafikkarte. Der Begriff “Grafikkarte” ist in diesem Fall allerdings irreführend, denn die sogenannten MDA-Karten, die in den ersten IBM-PCs eingebaut waren, konnten gar keine Grafik darstellen. Korrekterweise nannte man sie deshalb auch Bildschirmadapter. Diese Bildschirmadapter hatten die weitere Einschränkung, dass sie auch keine Farben darstellen konnten, sondern auf eine Farbe festgelegt waren. Die konnten die Anwender aber durch die Wahl des Monitors bestimmen. Man konnte zwischen Grün und Bernsteinfarben wählen. Da die Monitore also auch nicht viel mehr konnten, nannte man sie Monochrom-Monitore. Das MDA in obiger Kartenbezeichnung steht entsprechend für Monochorme Display Adapter.
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