Mit den Textverarbeitungen war es sowieso noch so eine Sache, denn die waren Anfangs noch sehr einfach ausgefallen. Man orientierte sich an der Schreibmaschiene und so wurde es von vielen Leuten anfangs als grosse Innovation betrachtet, dass man einen Text am Rechner nicht nur erstellen konnte, sondern auch in der Lage war, diesen noch zu verändern, ohne eine Seite Papier bedrucken zu müssen. Und weil man sich noch an der Schreibmaschiene orientierte, die eine feste Zeichenbreite hatte, machte man das am Computer erst einmal genauso. Wenn man also das Ende einer Zeile erreicht hatte, oder kurz davor war, hat man einen Zeilenumbruch direkt im Text plaziert. Die Möglichkeit, einfach weiter zu schreiben ohne sich um Zeilenumbrüche kümmern zu müssen, weil dies vom Programm übernommen wurde, war die nächste grössere Innovation, an die ich mich erinnere. Man nennt diese Technik Wordwrapping und ich erinnere mich daran, dass Textverarbeitungen in Testberichten auch danach bewertet wurden, ob sie Wordwrapping beherschten oder nicht. Heutzutage kann das selbst ein einfacher Texteditor wie etwa Notepad von Windows.
Ein anderes Problem war die feste Schriftweite. Bei Zeichensätzen wie
oder
ist es so, das alle Zeichen die gleiche Breite haben, genauso wie die oben dargestellten Schriftzeichen aus dem Zeichengenerator der Grafikkarte. Man konnte bei späteren Grafikkarten zwar den Zeichensatz verändern, aber damit liessen sich letztlich nur zusätzliche Zeichen basteln oder bestimmten Codes andere Zeichen zuweisen. An der Breite änderte man damit nichts. Die Zeichen waren nach wie vor alle noch 8 oder 9 Punkte breit. Das änderte sich erst in den späten 80er Jahren, so etwa ab 1988, wenn ich mich recht erinnere. Da konnten die Drucker dann auch Proportionalschrift. – Propo-was?!
Proportionalchrift. Manche Buchstaben, wie etwa das W oder das m sind relativ breit, andere wie das kleine Ell “l” oder das i sind dagegen sehr schmal. Das bedeuted, das sie unterschiedlich viel Platz in der Breite benötigen. Wenn aber alle Buchstaben die selbe Breite haben, wie es im Textmodus oder diesem Satz der Fall ist, dann hat man Lücken im Wort, die das Schriftbild stören oder sonstwie für unschön gehalten werden können.
Diese Probleme hat man bei Proportionalschrift nicht, weil da jedem Buchstabe genau die Breite zugeordnet wird, die er benötigt. Entsprechende Schriften nennt man denn auch Proportionalschriften, denn sie berücksichtigen die Proportionen der einzelnen Buchstaben. Zum Vergleich diese nette Bild aus der Wikipedia:
Hier sieht man sehr schön den Unterschied und nebenbei bekommt man noch mitgeteilt, dass man jene Schriften, die eine einheitliche Zeichenbreite haben, auch als “Monospaced” bezeichnet.
Jetzt hatte man ein Problem, wenn man Texte zwar mit einem Proportionalen Zeichensatz drucken konnte, am Bildschirm aber immer noch im Textmodus arbeitete, wo alle Zeichen monospaced waren. Denn dadurch konnte man am Bildschirm nicht sehen, wie das gedruckte Werk aussehen würde. Nun zeigte aber ein Programm namens Printfox, das 1986 für den C64 erschien, dass sowas sogar auf Heimcomputern möglich war. Printfox kann man schon als richtiges Desktop Publishing Programm bezeichnen, das trotz der begrenzten Hardwareresourcen des C64 vieles erreichte, was PCs (jedenfalls IBM und Kompatible) zu der Zeit noch nicht konnten. Zum Beispiel eine Druckvorschau. Und das Beste an Printfox war, das dieses Programm sogar schon Bilder frei positionierbar im Text einbauen konnte. Man war zwar auf schwarz/weis Bilder beschränkt, bzw. musste sich Graustufenbilder vorher mit anderen Programmen erstellen. Aber da waren die Ansprüche auch noch nicht so hoch, weil die Grafikfähigkeiten des Rechners im Vergleich zu heute auch nicht sehr hoch waren. Die Bildschirmauflösung lag bei 320 x 200 Punkten in 2 Farben oder 160 x 200 Punkten bei 16 Farben. Und Farbdrucker waren auch noch nicht sonderlich weit verbreitet, weil die zu der Zeit erst langsam auf den Markt kamen.
Was die Druckvorschau auf dem PC angeht, so brachten dies einige DOS-Programme in den späten 80er und frühen 90er Jahren auch endlich zustande, sofern der Rechner über eine entsprechende Grafikkarte verfügte. Das Traurige daran ist aus meiner Sicht, das ein Apple Mac oder auch die 16-Bit Heimcomputer Amiga und Atari ST sowas schon längst konnten, sich aber abgesehen vom Mac auf Dauer nicht durchsetzten.
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