Was tust du, wenn der Knopf leuchtet?
Ohne einzelne Zahlen zu nennen, behauptet Dutton, dass die meisten Menschen den Knopf nicht drücken würden.
Tja, und genau das wollte ich herausfinden.
Das Experiment selber durchgeführt
Ich stellte meiner (Online-)Community diese Frage zur anonymen Abstimmung im Netz und in persönlichen Gesprächen, etwa auf Partys. Mit der leichten Abwandlung, dass die Teilnehmer nicht 10, sondern 30 Minuten aushalten müssen. Den Hintergrund nannte ich den „Probanden“ nicht, um sie nicht zu beeinflussen.
Es darf angenommen werden, dass bei einer 10-minütigen und damit geringeren Laufzeit noch weniger Menschen den Knopf drücken würden als bei meinem Szenario, da mit zunehmender Wartezeit das Risiko steigt, dass jemand nervös wird und davon ausgeht, dass genau das auch anderen passieren wird.
Dieses Experiment zeigt besonders gut, wie Psychopathen ticken. Nicht nur würden sie den Knopf drücken. Sie sind auch besonders schnell darin, diese Entscheidung zu treffen und umzusetzen. Wenn jemand den Knopf drückt, ist er noch lange kein Psychopath – diesen Hinweis schicke ich dem Bekenntnis voraus, dass ich selbstverständlich drücken würde. Sobald ich die Regeln gelesen/gehört hätte, wüsste ich, dass ich in der Sekunde drücke, in der der Knopf leuchtet und das Spiel beginnt. Denn ich halte die Wahrscheinlichkeit, dass unter den restlichen 19 Teilnehmern einer ist, der drückt – und sei es nur, weil er davon ausgeht, dass ein anderer drückt – für sehr hoch.
Diese Einstellung empfand ich als unmittelbar einleuchtend und glaubte mich, trotz der Behauptung in Duttons Buch, dass die meisten Menschen nicht drücken, im gemütlichen Hafen der Mehrheit. Bis ich meine kleine Test-Umfrage startete.
Hier sind die Ergebnisse
(Sagenhafte) 34 Menschen nahmen an meiner nicht-repräsentativen, aber netten Online-Umfrage teil.
Eine klare Mehrheit von 76,5 % (26) würde den Knopf nicht drücken.
Lediglich 23,5 % (8) drücken den Knopf.
Wie gesagt, ich denke, wenn die Wartezeit, um die es ging, nicht 30, sondern nur 10 Minuten betragen hätte, hätten sicherlich noch weniger gedrückt. Aber auch so finde ich das Ergebnis, das sich mit zusätzlichen persönlichen Umfragen deckt, erhellend.
21 Teilnehmer gaben Begründungen für ihre Entscheidung an. Interessant ist am Rande, dass die Quote derjenigen, die Begründungen für ihr Verhalten nannten, bei den Nicht-Drückern und Drückern ähnlich hoch ist, nämlich jeweils knapp über 60 %.
Die Begründungen im Einzelnen
Nicht-Drücker:
„Rote Knopffarbe signalisiert Gefahr, und ich bin menschlich so gestrickt, erst zu warten und dann zu reagieren, wenn Sicherheit naht.“
(Die für mich originellste Begründung)
„Ich möchte nicht schuld daran sein, dass alle anderen keine Chance auf 10.000 Euro haben.“
„Wenn jeder über die 10.000 Euro informiert wurde, dann klappt es.“
„Ich vertraue darauf, dass jeder andere für alle 10.000 Euro erspielen möchte.“
„Gleiches Recht für alle, so egoistisch bin ich nicht. Wenn jemand anderes den Knopf drückt, dann ist das Pech. So ist das Schicksal, es ist nur ein Spiel.“
„2.500 € ist mir in Relation zu 10.000 € zu wenig. Außerdem vertraue ich der Gruppe.“
„Ich glaube an das Kluge im Menschen.“
„Hoffnung auf höheren Gewinn, auch Fairness.“
„So hat jeder die Chance, Geld zu gewinnen.“
„Ich brauche das Geld nicht, wenn ich dafür meine Integrität verliere.“
„Ich vertraue darauf, dass auch die anderen nicht drücken.“
„Dies ist ein klassisches Beispiel des Prisoners Dilemma. Auch wenn das Risiko besteht, dass alle außer einer Person leer ausgehen, ist es faktisch für alle schlauer, nicht zu drücken und 10.000 zu kassieren. Ich hoffe einfach, dass alle so schlau sind.“
„10.000 sind mehr als 2.500.“
„Aus moralischen Gründen gebietet der Kategorische Imperativ ein Abwarten, unter Nützlichkeitsgesichtspunkten gebietet es die Intelligenz, unter sozialen Gesichtspunkten die Solidarität.“
„Alle wollen den höheren Betrag und werden nicht drücken.“
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