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Manche meinen, der – nunmehr Zwergplanet – Pluto wurde nach Walt Disneys Zeichentrickhund Pluto benannt. Dass dem nicht so ist, auch wenn der Gedanke, einen (damals noch) Planeten nach einer Trickfilmfigur zu benennen, recht nett sein mag, lässt sich leicht herausfinden, wenn man das Datum der Entdeckung Plutos (des Planeten) mit dem Datum der ersten Namensnennung Plutos (des Hundes) vergleicht.
Ab „The Moose Hunt“ von 1931 heißt der bislang namenlose Hund von Micky Mouse „Pluto“. (1)
Inwiefern wirklich die Entdeckung Plutos dafür maßgeblich war, lässt sich nicht hundertprozentig sagen, aber es spricht wenig dagegen. (2)
Venetia Burney Phair, die offiziell als Namensgeberin des Planenten Pluto gilt, äußert sich in einem BBC Interview auch dahingehend: “People were repeatedly saying: ‘Ah, she named it after Pluto the dog’. It has now been satisfactorily proven that the dog was named after the planet, rather than the other way round. So, one is vindicated.” (3)
Offiziell…
Aber, ob die offizielle Geschichte so ganz der Wahrheit entspricht, ist wohl auch stark zu bezweifeln.
Durch einen Zufallsfund auf einem Bücherflohmarkt im April 2011 entdeckte ich etwas, was die ganze Angelegenheit wohl doch nicht ganz so eindeutig macht.
Aber erst mal die „Offizielle Version“:
Nun, wie kam es dazu, dass ein damals elf Jahre altes britisches Schulmädchen einem neuentdeckten Planeten den Namen verleiht?
Die wirklich rührende Geschichte, die überall zu lesen ist und so auch offiziell in die Geschichte der Astronomie Eingang fand, ist schnell erzählt:
Am 18. Februar 1930 wurde von Clyde Tombaugh nach langer Suche ein neuer, bis dato unbekannter Planet entdeckt, indem er von dem Lowell-Observatorium angefertigte Photographien mittels Blinkkomperator verglich. Wichtig in dem Zusammenhang mit der späteren Namensgebung ist der Name des Gründers des Lowell-Observatorium, Percival Lowell (1855-1916) welcher selbst – leider vergeblich nach dem Planeten-X suchte, welcher sich jenseits der Neptunbahn aufhalten sollte.
Da weder „Transneptun“ noch „Planet-X“ brauchbare Kandidaten für den neuentdeckten Himmelskörper waren, wurde entsprechend nach einem passenden Namen gesucht.
Da es damals üblich war, dass der „Entdecker“ – in diesem Fall das Lowell Observatory – dem neuen Planeten einen Namen gibt, gingen bei der Sternwarte mehr als 1000 Vorschläge ein.
Cronus, Odin, Persephone, Erebos, Atlas, Prometheus – ein junges Paar wollte sogar, dass der Planet nach ihrem neugeborenem Kind benannt werde.(4)
Constance Lowell, die Witwe des Sternwartengründers, schlug als Namen Zeus, dann Percival (nach ihrem verstorbenen Mann) und letztendlich ihren eigenen Namen „Constance“ vor. (5)
Keiner dieser Vorschläge erschien den Verantwortlichen geeignet, denn üblicherweise wurden den Planeten die Namen römischer Gottheiten gegeben (wie auch aus „Herschel“ später Uranus wurde, und auch Neptun nicht „LeVerrier“ genannt wird, wobei auch das eine spannende Geschichte an sich ist, welche Irrungen und Wirrungen dem voran gingen).
Schließlich kristallisierten sich drei Namen heraus:
Minerva, Cronus und Pluto.
„Minerva“ war ungeeignet, weil es bereits einen so benannten 1867 entdeckten Asteroiden gab.
„Cronus“ fiel durch, weil der Vorschlag von Thomas Jefferson Jackson See kam, welcher zwar früher am Lowell Observatory arbeitete, aber durch seine arrogante Art in Ungnade gefallen und bereits 1898 entlassen worden war.
Übrig blieb „Pluto“!
Wer nun hatte die Idee zu diesem Namen?
Hier beginnt ein Rührstück, welches so wohl einzigartig ist – aber ob diese Geschichte so ganz der Wahrheit entspricht…
Eines Morgens, man schrieb den 14. März, saß die elfjährige Venetia Burney mit ihrem Großvater in dessen Haus in der Nähe von Oxford beim Frühstück. Dieser Großvater, Falconer Madan, las seiner Enkelin einen Artikel auf Seite 14 der Time über die Entdeckung des lange gesuchten Planeten jenseits der Neptunbahn vor – und, dass jener noch keinen Namen hatte.
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