„A NEW PLANET
DISCOVERY BY LOWELL OBSERVATORY
(From our correspondent)
NEW YORK, March 13
Professor Harlow Shapley, Director of
the Harvard Observatory, announced to-
day that the Lowell Observatory at Flag-
staff, Arizona, had discovered a ninth
major planet. The planet, which has
not yet been named, is beyond Neptune.
It is probably larger than the Earth, but
smaller than Uranus.
The discovery confirms the belief of
the late Dr. Percival Lowell that such a
planet existed and was in fact the result
of a systematic search of several years in
support of Dr. Lowell’s belief. Professor
Shapley calls the discovery the most
important since the discovery of Neptune
in 1846.
—The Times, Friday, 14th March 1930; p.14.
Da die kleine Venetia sich zu dieser Zeit für die Geschichte der Griechen und Römer interessierte, sich auch in der Schule spielerisch unter anderem mit den Abständen der Planeten von der Sonne beschäftigte, kam ihr der Name „Pluto“ in den Sinn und erzählte dies ihrem Großvater.
Dieser Großvater, welcher ehemaliger Chef-Bibliothekar der Bodleian Library in Oxford und auch zufälligerweise der Bruder von Henry George Madan, welcher, wie es der Zufall so will, der Namensgeber der beiden Marsmonde Daimos und Phobos war, war sofort hellauf von dieser Namensidee begeistert.
Da dieser Großvater einige Bekannte in höheren astronomischen Kreisen hatte, entschied er sich, Herbert H. Turner, welcher ein ehemaliger Astronom am Royal Greenwich Observatory war, in London über die Namensidee seiner Enkelin zu informieren.
Genauer gesagt zufälligerweise, denn eigentlich wollte er seinem Steckenpferd, Nachforschungen über Lewis Caroll (dem Alice im Wunderland-Erfinder) an der Bodleian Library nachgehen, und hinterließ seinem Freund Turner in dessen Haus eine Nachricht bezüglich des Namensvorschlages seiner Enkelin.
Und wie es der Zufall so will, befand sich Professor Turner gerade auf einer Konferenz der Royal Astronomical Society in London, wo sich die versammelten Herren just mit der Frage beschäftigten, welchen Namen man wohl dem neu entdecktem Planeten geben könnte…
Jener Turner entsandte am 15 März, also nur einen Tag später, ein Telegrammen an das Lowell Observatorium in Flagstaff, Arizona mit genau diesem Namensvorschlag, welchen er für vorzüglich geeignet empfand: Pluto!
Und, welch Zufall – niemand anderes hat jemals zuvor unter all den 1000 und mehr Namen an „Pluto“ gedacht:
„None of them came up with Pluto. That was another stroke of luck,“ (7)
„They were all thinking about names, but for some reason, none of them thought of Pluto.“ (8)
Am 1. Mai 1930 war es dann offiziell, Vesto Slipher, der Direktor des Lowell Observatoriums gab bekannt, der neue Planet heißt: Pluto!
(6)(7)(8)(9)
Doch zufälligerweise entdeckte ich auf einem Flohmarkt einen wunderschönen Halblederband in Braun und Blau von Dr. R. Buschick „Sternenkunde und Erdgeschichte“, in welchem auf Seite 232 steht:
„Störungen in der Neptun- und Uranusbahn lassen einen Planeten vermuten – manche Forscher nehmen sogar zwei an – , der noch weiter draußen im Raume die Sonne umkreist. Man hat schon seine Massen, ja den mutmaßlichen Standort berechnet, auch der Name ist gegeben:
Pluto
alles ist vorhanden, nur der Stern fehlt noch. Es bleibt rätselhaft, warum seine Entdeckung noch nicht gelungen ist.“ (10)
Pluto, ja klar… Natürlich heißt der so.
Moment, das Buch ist von 1927 – also drei Jahre vor der Entdeckung, drei Jahre vor der Namensgebung durch ein kleines Mädchen.
Irgendetwas stimmt da nicht!
Die nächsten Jahre über suchte ich mir aus dem Literaturnachweis (bei Buschick) ein Buch um das andere zusammen – in Antiquariaten, online und ganz real zwischen staubigen Regalen.
Bei Max Valier wurde ich erneut fündig. In „Der Sterne Bahn und Wesen“ steht da auf Seite 206:
„Lau findet schließlich für „Pluto-I“ 46,5 AE, für „Pluto-II“ 71,8AE, die Masse des ersten zu ½ Neptun, des zweiten zu 1/5 Neptun. Danach sollte wenigstens Pluto-I im Bereich mittlerer Fernrohre liegen. Nach Lau ähnelt das System Uranus-Neptun-Pluto-I dem der drei ersten Jupitermonde. …
Es bleibt rätselhaft, warum die Entdeckung Plutos noch nicht gelang.“ (11)
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