Um nun funktionierende Devices aus diesen Materialien zu bauen bedient man
sich einer Menge Tricks aus dem “Nano”-Baukasten. Indem man periodische
Strukturen erstellt kann man so z.B. künstliche Bandstrukturen (wie in
einem Halbleiter) erzeugen und die Frequenzen gezielt festlegen. Und das
schöne dabei ist, dass die Bandstruktur von der Magnetisierung abhängt.
Und die Magnetisierung lässt sich ganz einfach durch ein externes Feld
steuern. Der Vorteil ist nun, dass man durch Anlegen eines Feldes somit
einfach die Bandstruktur und damit die gesamte Physik hinter dem Device
ändern kann. So könnte man z.B. ein Device bauen, was sich mit einem
Magnetfeld “umprogrammieren” lässt und man somit für verschiedene
Frequenzbereiche ein einziges Device benutzen kann.
Zu guter Letzt möchte ich noch ein paar Worte zu den potentiellen
Anwendungen von Spinwellen schreiben. Warum sind wir überhaupt an dieser
(Grundlagen)forschung interessiert?
Unsere bisherige Elektronik basiert bis jetzt nur auf der Ladung der
Elektronen. Ein Prozessor funktioniert, weil in ihm Elektronen von A nach
B verschoben werden um Informationen zu transportieren. Damit einhergehen
auch all die Nachteile, allen voran der Wärmeverlust durch den
elektrischen Widerstand.
Das interessante an Spinwellen ist nun, dass es auch isolierende
Ferromagneten gibt. Hier sind die Elektronen fest an ihre Atome gebunden
und können keinen elektronischen Strom leiten. Nichtsdestotrotz sind die
Materialien magnetisch und deshalb können Spinwellen in ihnen existieren.
Zum Anregen der Spinwellen ist aber eine verschwindend kleine Energie
nötig, sodass man Informationen übertragen könnte ohne den störenden
Wärmeverlust durch Elektronentransport.
Ein weiteres Anwendungsgebiet könnten Hochfrequenzbauteile sein, wie sie
in allen Smartphones und Notebooks Verwendung finden. Die
Anregungsfrequenz in typischen Materialien liegt nämlich im
Gigahertz-Bereich (zum Vergleich: WLAN arbeitet bei 2,4 und 5 GHz).
Während die Wellenlänge von elektromagnetischen Wellen im Vakuum bei
dieser Frequenz im Zentimeterbereich liegt, haben Spinwellen eine
Wellenlänge von Mikrometern. Man erhofft sich dadurch die
Hochfrequenzbauteile noch weiter miniaturisieren zu können.
Ich hoffe, dass ich euch mit diesem Beitrag einen kleinen Einblick in die
spannende Welt der Spinwellen geben konnte. Vielleicht erleben wir es ja
schon in einigen Jahren, dass diese Technik ihren Einzug in unsere
Computer findet.
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Hinweis zum Autor: Dieser Artikel wurde von Stefan geschrieben: ” Ich studiere Physik, momentan im 10. Semester. An meinem Lehrstuhl befassen wir uns mit Spindynamik, in dem Bereich ist auch meine Masterarbeit angesiedelt.”
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