Die nächsten Jahre waren hart, Fawcett geriet in finanzielle Schwierigkeiten und musste um die Anerkennung seines Lebenswerks kämpfen. Die wissenschaftliche Welt wurde mehr und mehr von Spezialisten beherrscht, studierten Archäologen und Anthropologen, die zwar Fawcetts Leistungen respektierten, ihn aber letztlich als Amateur ansahen. Zu dieser Zeit wandte er, der immer als nüchterner Denker und Planer erschien, sich mehr und mehr dem Okkultismus zu und seine Äußerungen wurden immer mystischer und verworrener. Das machte seinen Stand in der wissenschaftlichen Gemeinde nicht einfacher, auch aus der Royal Geographical Society wehte jetzt ein kühlerer Wind.

Über Fawcetts Aufzeichnungen aus jener Zeit schreibt Grann:

Z wurde zur “Wiege aller Zivilisationen” erhoben und zum Zentrum einer der “Weißen Logen” von Madame Blavatsky, wo eine Gruppe höherer Geistwesen die Geschicke des Universums lenkte. Fawcett hoffte, eine Weiße Loge zu finden, die seit “den Tagen von Atlantis” existierte, und so selbst Erhabenheit zu erlangen.

Auch in esoterischen Zeitschriften wie der Occult Review ließ er sich über die “Suche nach den Schätzen der unsichtbaren Welt” aus. Hier beschlich manche der Verdacht, dass Z vielleicht immer nur ein spirituelles Ziel gewesen sein könnte.

Die Suche nach Z

Anfang der 1920er Jahre schaffte es Fawcett, mit Hilfe der Brasilianischen Regierung eine kleine Expedition zusammenzustellen, die allerdings erfolglos war. Sein Begleiter wurde schwer krank, und Fawcett, inzwischen über fünfzig, hatte erstmals auch selbst gesundheitliche Probleme (was ihm schwer fiel, sich einzugestehen).

Etwas später lernte er den englischen Geschäftsmann Lynch kennen, der ihm vorschlug, in den USA nach Investoren zu suchen. Dort war das große Geld, und die Amerikaner waren gegenüber Theorien wie der seinen viel offener, wenn sie nur genügend Sensation versprachen. Schon bald hatte Lynch Exklusivverträge mit der NANA (North American Newspaper Association) ausgehandelt. Nach den ersten Zeitungberichten über Fawcetts Vorhaben erklärten sich auch Wissenschaftliche Institutionen zu einer Finanzierung bereit. Nun wollte auch die Royal Geographical Society nicht zurückstehen und bewilligte auch nochmal ein paar Gelder. Einer weiteren großen Expedition stand nun nichts mehr im Wege.

Fawcett entschied sich für den einzigen Mann als Reisebegleiter, in den er vollstes Vertauen hatte: seinen ältesten Sohn Jack, mittlerweile 21 Jahre alt. Er kam ganz nach seinem Vater, war groß und stark und brannte darauf, sich beweisen zu können. Außerdem sollte Jacks bester Freund Raleigh Rimell mitgehen, auch er ein kräftiger Kerl und guter Sportsmann, der aber ein wenig halbseiden und nicht sehr helle wirkte.

Als Fawcett und seine Jungs in New York eintrafen, hatte Lynch sich inzwischen mit Nutten und Champagner im Waldorf-Astoria eingerichtet und einen großen Teil des eingeworbenen Geldes versoffen. Er wurde mit Schimpf und Schande davongejagt, aber mittlerweile hatte die Geschichte eine derartige Dynamik angenommen, dass John D. Rockefeller persönlich einsprang und die Finanzierung rettete.

Im Januar 1925 konnte es endlich losgehen. Unter großem Medienrummel schifften sich Fawcett und seine Jungs nach Rio ein. Die brasilianische Regierung stellt ihnen einen privaten Eisenbahnwaggon zur Verfügung, der sie nach Corumbá an der Bolivianischen Grenze brachte. Von dort ging es auf einem kleinen, überbelegten Flussdampfer nach Cuiabá, wo im April, mit Einsetzen der Trockenzeit, die eigentliche Expedition begann. Sie durchquerten den Mato Grosso von Süden, um am Oberlauf des Rio Xingú entlang in unbekanntes Gebiet vordringen. Indianische Boten brachten von diesen ersten Etappen Briefe und Depeschen zurück in die Zivilisation, um auch von unterwegs die Zeitungen mit Nachrichten zu beliefern. Schließlich erreichten sie Dead Horse Camp, einen Ort, den Fawcett einst nach seinem verstorbenen Pferd benannt hatte. Hier begann das absolut Unbekannte, ab hier würde ihnen niemand mehr folgen und sie waren auf sich allein gestellt.

“Du brauchst keinen Misserfolg zu fürchten”, schrieb Fawcett in einem letzten Brief an seine Frau. Er hatte sie darauf vorbereitet, dass sie ab diesem Punkt sehr lange nichts mehr von ihm hören würde.

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Kommentare (50)

  1. #1 Dampier
    22. September 2015

    Moin Florian, da sind einige Absätze durcheinander geraten, ich schreib dir gleich mal eine Mail.

  2. #2 Dampier
    22. September 2015

    Errata

    Tatunca Nara wird mit c geschrieben.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Tatunca_Nara

    “wahrscheinlich Mörder” ist zu scharf formuliert. Ich möchte die Aussage in “möglicherweise Mörder” ändern. Die in Wikipedia erwähnte Nehberg-Doku ist jedenfalls sehr empfehlenswert.

  3. #3 Florian Freistetter
    22. September 2015

    @Dampier: Sorry! Das tut mir leid; ich dachte eigentlich, ich hätte aufgepasst. Bin gerade unterwegs im Zug und hoffe, ich kriege irgendwann vernünftiges Internet um das zu korrigieren.

  4. #4 Withold Ch.
    22. September 2015

    Ich habe gehofft, dass der Autor, der uns schon letztes Jahr mit einem tollen Artikel beglückt hat, auch diesmal wieder mitmacht: Und siehe da, ein weiterer wirklich sehr guter Text, ganz nach meinem Gusto!

    Sehr guter Erzählstil, kombiniert mit fesselndem Inhalt und angereichert mit einigen interessanten Nebenhinweisen, die sehr verlocken, zu einem weiteren Text ausgebaut zu werden, – was will man mehr!

  5. #5 Dampier
    22. September 2015

    Ok, wird schon werden. Ich vermerke das dann mal hier, damit der Leser weiß, was gemeint ist.

    Der Satz: “Diese Grenzkommission bat nun die Royal Geographical Society um die Entsendung eines neutralen Beobachters, der helfen sollte, die Grenzflüsse im Dreiländereck zu vermessen.” steht unter dem Urwaldfoto, gehört aber eigentlich unter die Landkarte, vor: “Für diese Aufgabe wurde Percy Fawcett ausersehen.”

    Kommentar #2 ist übrigens als Nachtrag gedacht, NICHT als Änderungswunsch! (sehe gerade, dass das möglicherweise missverständlich rüberkommt).

  6. #6 Crazee
    22. September 2015

    Sehr schöner Artikel! Danke dafür.

  7. #7 Dampier
    22. September 2015

    @Florian, schon ok, ist nicht so dramatisch. Ich habe die kleine Ungenauigkeit mal hier vermerkt, hängt leider noch in der Moderation …

  8. #8 HF(de)
    22. September 2015

    Wunderbarer Artikel, genau wie im letzten Jahr. Danke!

  9. #9 meregalli
    22. September 2015

    Ein klassischer Beleg dafür, dass Begeisterung eine ansteckende Krankheit ist.

  10. #10 Petra
    22. September 2015

    @Dampier: Toller Artikel, dem man anmerkt, dass dich die Thematik begeistert! Charakter und Lebensweg von Fawcett sind gut nachvollziehbar und die Strapazen seiner Expeditionen kann ich mir lebhaft vorstellen. Macht richtig Lust auf die Bücher, vor allem Die versunkene Stadt Z! Dein Artikel zählt auch in diesem Jahr zu meinen Favoriten!
    Über Fawcetts Verschwinden gibt es auch ein interessantes Buch des brasilianischen Journalisten Antonio Callado, der 1952 mit Brian Fawcett zusammen auf der Suche nach den Überresten im Urwald war. In meinem Blog habe ich es vorgestellt: https://www.elementareslesen.de/antonio-callado-der-tote-im-see/ Es hat allerdings nur etwa 120 Seiten, in denen Fawcett vor allem als Machtmensch und Unsympathling rüberkommt. Es ist eine spannende, etwas ironische Reportage über die langjährige Suche nach Fawcett.

  11. #11 Dampier
    22. September 2015

    @Florian, danke, jetzt stimmt alles!

    @all, danke für das tolle Feedback! Heute Abend schreibe ich mehr, bin noch auf Arbeit …

  12. #12 Theres
    22. September 2015

    Ein wunderbarer Artikel, und er hat fast die richtige Länge. Kein bisschen zu lang, ehrlich nicht. Eigentlich fehlt ja noch das dritte Buch 🙂 Welche wünsche ich mir jetzt nur zu Geburtstag … ach was, alle drei.
    So allmählich habe ich echte Entscheidungsprobleme, welcher Post am besten war …

  13. #13 Richard
    22. September 2015

    Vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Eines jedoch stört: die Bezeichnung “Indio” ist ein Schimpfwort und wird von dein Einheimischen auch so empfunden. Besser ist: “Indige(r)”. Wäre schön, wenn du das ändern könntest. Danke!

  14. #14 gaius
    22. September 2015

    @Dampier: Wow!

    – fesselnd erzählt
    – gut zusammengefasst
    – Fawcetts Charakter gut herausgearbeitet
    – auf den Punkt passende Zitate
    – sinnvolle Links, die störende Erklärungen unnötig machen
    – komplizierte historische Strukturen (Esoterik!) hervorragend herausgearbeitet
    – und mit farbigen Anekdoten (“mit Nutten und Champagner” 🙂 )
    – dazu gut layoutet (soweit das im Rahmen eines Blogs möglich ist).

    Vielleicht solltest du selber bloggen?

  15. #15 Mafl
    22. September 2015

    Erst dachte ich: Huch ist der Text lang und dann bin ich einfach so durchgerauscht. Spannend erzählt!

  16. #16 lisalea
    22. September 2015

    Mir hat es auch gefallen, ich kann verstehen, dass dich das Thema zu einem längeren Text hingerissen hat 😉 Falls du doch mal mehr Bücher unterbringen willst: Du hättest dich entweder auf die Person Fawcett oder auf die Suche nach Stadt Z konzentrieren können. So oder so, ist auf jeden Fall genug Stoff für mehr als einen Artikel!

  17. #17 Dampier
    22. September 2015

    @Petra

    Danke für den Link! Das Buch von Callado hat mich auch schon länger interessiert, habe aber darauf verzichtet, es noch für diesen Artikel zu verwenden. Ich werde es mir aber sicher noch zulegen. Interessant ist, dass in deiner Zusammenfassung die Geschichte schon wieder stellenweise ganz anders erzählt wird. (z. B. war Fawcett meines Wissens nach dem ersten Weltkrieg nicht in Ceylon unterwegs, das war weit früher.)

    Auch kann ich mir nicht vorstellen (und viele Fawcett-Forscher auch nicht) dass Fawcett die Indios so schlecht behandelt haben sollte, dass sie ihn dafür ermordeten. Im Gegenteil war ja gerade er es, der sie immer äußerst fair und respektvoll behandelt hat. Und er wusste genau, was die Folgen wären, wenn er sie zu betrügen versuchte. In “Stadt Z” wird auch von dem Gerücht berichtet, er habe einem Häuptling eine Ohrfeige verpasst, was ich mir überhaupt nicht vorstellen kann.

    Die Kalapalos erzählten David Grann, dass Fawcett bei ihnen gewesen sei, und gegen ihren Rat weiterziehen wollte in das Gebiet von besonders verrufenen Indianerstämmen, wo sie sich selbst nicht hintrauten. Fünf Tage lang hätten sie noch jeden Abend die Rauchsäulen von Fawcetts Lagerfeuern in der Ferne gesehen, dann nichts mehr.

    “Die Leute sagen immer, die Kalapalos hätten die Engländer getötet. Aber das stimmt nicht. Wir versuchten sie zu retten.”

    Da war das natürlich schon fast achtzig Jahre her und lässt sich heute nicht mehr vollständig aufklären. Tatsache ist, dass das angebliche Skelett Fawcetts nicht von ihm war (es war viel zu klein und stammte wohl von einem Indio).

    Fawcett war natürlich ein echter Brite, und als solcher auch vom British Empire und seinem Anspruch, die “Zivilisation” bis in den letzten Winkel der Erde zu tragen, überzeugt. Aber er war wohl kein großer Nationalchauvinist und recht offen auch für andere Kulturen und Lebensweisen. Das wird z.B. in seinen eigenen Schriften (Exploration Fawcett) oft deutlich.

    “Ich habe diese schrecklichen traditionellen Verhaltensregeln wieder und wieder gebrochen und dabei eine Menge gelernt.”, schreibt er an einer Stelle über die britische Gesellschaft. (Das Zitat sollte eigentlich auch in den Artikel 😉

    Gegenüber seinen Mitreisenden konnte er allerdings auch sehr hart und ungnädig sein, wenn sie seinen Ansprüchen nicht genügten. So machte er von vornherein klar, dass man Kranke oder Verletzte evtl. zurücklassen müsste, um nicht das Leben aller zu gefährden. Allerdings fand er meistens doch einen Weg, es nicht zum Äußersten kommen zu lassen und brach dafür sogar die ein oder andere Expedition ab.

    Ein interessanter Charakter allemal, aber sicher kein Unmensch!

    Dein Blog hab ich gebookmarkt, da werde ich demnächt mal drin stöbern 🙂

    Grüße
    Dampier

  18. #18 Dampier
    22. September 2015

    @Richard

    Eines jedoch stört: die Bezeichnung “Indio” ist ein Schimpfwort und wird von dein Einheimischen auch so empfunden.

    Da habe ich sehr unterschiedliche Sachen drüber gehört. Viele indigene Bolivianer (speziell im Hochland) bezeichnen sich durchaus selbst als “Indios”. Hätte ich den Artikel auf Spanisch geschrieben, hätte ich aber ziemlich sicher nicht ‘Indio’ geschrieben, sondern ‘Indígena’. Das deutsche “Indigen” ist für mich aber eher ein Adjektiv, und in einem Text, der von alten Abenteurern berichtet, hätte ich das als sehr sperrig empfunden.

    Viele historische Sachbücher verwenden durchaus auch heute noch die alten Bezeichnungen. Charles C. Mann weist darauf hin, dass “Indian” keine “rassische” Bezeichnung ist (racial category), sondern eher das geografische Pendant zu “Europäer”. Er widmet dieser Problematik in seinem Buch 1491 einen ausführlichen Anhang.

    Ich erinnere mich, dass auch in dem (hervorragenden) Polarforscherbuch “Neunzig Grad Nord” ganz bewusst der Begriff “Eskimo” verwendet wird, weil das eben die damalige Bezeichnung war. Auch dort wird auf die Schwierigkeit der korrekten Bezeichnung extra hingewiesen. (“Inuit” ist, genauso wie “Native American” etc. übrigens sachlich gesehen auch nicht immer ganz akkurat und passt auf viele Ureinwohner nicht.)

    Ich bin mir der Problematik durchaus bewusst, aber letztlich wollte ich auch einfach einen gut lesbaren und stimmungsvollen Text haben, der auch das Flair der damaligen Zeit und der alten Abenteuerbücher rüberbringt.

    Wäre schön, wenn du das ändern könntest.

    An dem Artikel kann ich nichts mehr ändern, den habe ich am 31. August in der Form abgegeben.

    Grüße
    Dampier

  19. #19 BreitSide
    Beim Deich
    22. September 2015

    Sehr schöner Artikel, war überhaupt nicht zu lang!

    Ich hatte grad eine Sendung in ZDFinfo genau über diesen Fawcett gesehen. Von der hab ich nicht so gute Erinnerungen… 😉

    Tatunca Nara, den hatte ich irgendwie mit Tȟatȟáŋka Íyotake, also Tatanka Ijotake , vulgo Sittung Bull, verwechselt. Hatte der Nürnberger sich vielleicht bei dem Namen bedient? Süd- oder Nordamerika, das ist ja nicht sooo unterschiedlich, Hauptsache Indianer… 😉

  20. #20 BreitSide
    Beim Deich
    22. September 2015

    Terra Preta scheint ja heute eine Hoffnung im Kampf gegen die globale Erwärmung zu sein, bindet sie doch riesige Mengen Kohlenstoff über Hunderte von Jahren im Boden UND erhöht die Fruchtbarkeit.

  21. #21 Dampier
    22. September 2015

    Vielen Dank an alle für eure ermutigenden Reaktionen und das vielstimmige Lob!

    @Theres
    Das dritte Buch steckt eigentlich in der ganzen Story mit drin, da habe ich aus beiden Büchern geschöpft, um die zu erzählen (Auch David Grann zitiert natürlich viel aus Fawcetts Buch, das geht also alles ineinander über.)

    So allmählich habe ich echte Entscheidungsprobleme, welcher Post am besten war

    Zum Glück musst du das ja nicht entscheiden, sondern einfach alle auflisten, die du gut fandest 😉

    @Mafl

    Erst dachte ich: Huch ist der Text lang und dann bin ich einfach so durchgerauscht.

    Freut mich. So soll es sein.

    @gaius, danke. Ein wow! freut mich besonders 😉

    Vielleicht solltest du selber bloggen?

    Ich denke darüber nach (ja, das schrieb ich schon letztes Jahr ;)). Offenbar brauche ich aber die Deadline, um etwas zustandezubekommen. Hab noch einige Ideen und gute Stories auf Lager, aber wahrscheinlich würde ich kaum mehr als einen Artikel pro Quartal schaffen oder so.

    Vielleicht gehe ich es so rum an: mal sehen, ob ich noch ein paar Artikel zustandebekomme – dann werde ich sie auf ein Blog packen.

    @lisalea

    Du hättest dich entweder auf die Person Fawcett oder auf die Suche nach Stadt Z konzentrieren können.

    Ich wollte vor allem auf die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse hinaus, die man ja so deuten kann, dass Fawcett letzlich Recht behalten hat. Das ist für mich das eigentlich spannende an der Sache. Aber irgendwie kann ich nicht anders als so. Hier noch ein Exkurs, und die Anekdote muss auch unbedingt mit rein etc. und am Ende finde ich kein Ende 😉

    Umso mehr freut es mich, dass niemand den Text zu lang fand :]

  22. #22 Dampier
    22. September 2015

    @BreitSide

    Die Terra Preta ist auch eine große Hoffnung für die nachhaltige Bewirtschaftung des Regenwaldes. Die Ureinwohner hatten tatsächlich einen Weg gefunden, ohne Raubbau (also Brandrodung und Weiterziehen wenn der Boden erschöpft ist) eine nachhaltige Basis für große Bevölkerungen im Regenwald zu schaffen. Da könnten wir (bzw. speziell Länder am Amazonas) eine Menge von lernen!

    1491 ist auch so spannend! Da wird genau das herausgearbeitet und man schöpft ein wenig Hoffnung, dass wir vielleicht doch nochmal etwas weiser werden. Die Indianer Amazoniens haben es schon vor tausend Jahren besser gewusst.

    Die ZDF-Doku habe ich verpasst. Ist vielleicht auch ganz gut so. Ich kann diese amateurhaften Reenactments nicht leiden. Oft haben die für mich auch interessante Stories kaputtgemacht, die ich lieber in einem guten Buch gelesen hätte … (Außerdem fallen einem ne Menge fehler auf, wenn man sich mit der Geschichte schonmal eingehend befasst hat, war z.B. auch bei einer Doku über William Dampier/Alexander Selkirk so, die war auch ziemlich schlecht).

  23. #23 Withold Ch.
    22. September 2015

    So entdeckte er eines Tages zum Beispiel die Maxubis …

    Ich nehme an, dass darunter die Jabuti / Arikapú / Djeoromitxí – Stämme zu verstehen sind?

    (Heutige Situation sehr ausführlich beschrieben bei https://www.brasilienportal.ch/kultur/ureinwohner-in-brasilien/indio-voelker-brasiliens/jabuti/ )

  24. #24 Dampier
    22. September 2015

    @Withold Ch.
    Ich kenne da nur den Bericht von Fawcett (laut deinem Link war er der einzige, der sie Maxubis nannte). Ansonsten habe ich mich mit den einzelnen Völkern nicht im Detail befasst. Aber der Link ist spannend, vielen Dank!

    Die fundamentalistische protestantische Kirche, die sich inzwischen ebenfalls in dem Gebiet eingenistet hat, lehnt das Schamanentum und die traditionellen Feste der Indianer ab und provoziert dadurch eine interne Spaltung der Kommune.

    Da schwillt mir ja schon wieder der Kamm … können diese Dreckspfaffen die Leute nich mal in Ruhe lassen??!

    Ok, es ist spät und ich will mich nicht aufregen …

  25. #25 Hans
    22. September 2015

    Ein sehr interessanter Text über einen sehr interessanten Menschen, auch wenn ich nicht unbedingt mit ihm auf eine Expedition gegangen wäre.
    Irgendwie war mir schon nach ein ein zwei Abschnitten klar: “Dieser Text muss von Dampier stammen.” und so ist es auch. Gute Arbeit. 🙂
    Sehr Interessant fand ich übrigens die Ausbildung zum Forschungsreisenden. Wenn man die für die damalige Zeit modernen Navigationsmittel weg lässt, könnte man das wharscheinlich mit den “Waldläufern” aus dem einen oder anderen Fantasyroman gleichsetzen…

  26. #26 Hans
    22. September 2015

    Zu der erwähnten Helena Blavatsky und der Theosophie hätte ich dann aber doch noch ‘ne Anmerkung. Denn soweit ich weis, hab es jetzt noch nicht genauer nachgesehen, geht die Theosophie auf Rudolph Steiner zurück. Dabei kommt Frau Blavatsky zwar auch irgendwann ins Spiel, aber der wesentliche Teil geht m.W. auf Rudolph Steiner zurück. Oder hau ich da gerade was durcheinander?

  27. #27 BreitSide
    Beim Deich
    23. September 2015

    Laut Wiki war das schon die Blavatsky. Steiner kam offensichtlich erst später dazu.

  28. #28 Theres
    23. September 2015

    @Dampier
    Ich würde mich gern für mich entscheiden 🙂
    Ich habe soeben, sozusagen als Gute Nacht Geschichte, nach Terra Preta gegoogelt und war erstaunt, wie wenig man vorher wusste … oder dass sonst keiner auf diese Idee kam. Diese kleine Erwähnung, neben den sonstigen Details und eben deiner Art zu schreiben (die nicht linear ist), macht deinen Beitrag so spannend.
    Soo, ich hab noch einige Artikel nachzuholen …

  29. #29 Theres
    23. September 2015

    @BreitSide
    @Hans
    Ja, so hab ich das auch mitgekriegt. Erst die Dame, dann der Steiner.

  30. #30 Captain E.
    23. September 2015

    Was die Terra Preta angeht, so dürfte die in unseren Breiten schlichtweg aufgrund anderer Gegebenheiten unbekannt gewesen sein. Sie ist halt eine gute Lösung für nährstoffarme Regenwaldböden, die es bei uns nicht gibt.

    Trotzdem ist sie ein Beispiel dafür, dass zumindest ab und zu tatsächlich etwas dran ist an dem “verlorenen Wissen früherer Generationen”.

    Natürlich wird sie inzwischen kommerziell nachproduziert, und angeblich soll man sich in näherer Zukunft einen Terra Preta-Gärcontainer in den Garten stellen können.

  31. #31 Bettina Wurche
    23. September 2015

    @Dampier: Ein herrlicher Beitrag, der im kühlen deutschen Herbst einen Ausflug ins üppige Grün und schwüle Klima des Regenwalds erlaubt. : )
    Der Schreibwettbewerb ist eine richtig gute Idee und sorgt mal für ganz andere Themen und Einblicke in andere Erfahrungsschätze.

  32. #32 Theres
    23. September 2015

    @Captain E.
    Ähm, Einspruch. Da ist jede Menge dran für die märkische Streusandbüchse und der Humusbodenverlust der Börde ist unfassbar. ich war gestern ja noch auf Suche und kann nur hoffen, dass es unsere Böden rettet. Die verlieren wir nämlich, nicht zuletzt durch Klimawandel und Fehler im Umgang mit Wasser, die Landwirtschaft ist bezüglich Humus auch kontraproduktiv. Das ist ein Problem.

    P.S.: Schwarzerde, also humusreichen Boden, gibt es auch hier, unter anderem in der Magdeburger Börde.

  33. #33 Theres
    23. September 2015

    Hihi, die früheren Generationen sind so 7000 Jahre alt. Das … rockt doch 🙂

  34. #34 Captain E.
    23. September 2015

    @Theres:

    Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob man die künstlich hergestellte Terra Preta aus dem Amazonasbecken mit der Schwarzerde der Magdeburger Börde und den Amazonasregenwald mit der Mark Brandenburg vergleichen kann.

    Zumindest erscheint es mir sehr unwahrscheinlich, dass es hierzulande Terra Preta-Produktion wie am Amazonas gegeben hat. Die Spuren müssten inzwischen längst gefunden sein. Also waren die Amazonas-Indianer entweder viel schlauer als unsere Vorfahren, oder sie standen vor ganz anderen Problemen, die sie zu lösen hatten.

  35. #35 Theres
    23. September 2015

    @Captain E.
    Natürlich nicht, also, so arm sind unsere Böden eben nicht wie im Amazonasgebiet. Die Zusammensetzung ist sicher auch eine andere – aber schwarz ist humusreich und lebendig, so habe ich das gemeint.
    Hierzulande gab es Komposthaufen und das ist nicht dasselbe. Terra Preta wird mit Holzspänen, Holzkohle und mittels Vergärung produziert, aber im Wesentlichen geht es um viel Leben im Boden, also den guten, erwünschten Bakterien Lebensraum bieten, an Holzkohle und Keramikscherben zum Beispiel, und die milchsaure Gärung tötet unerwünschte Bakterien ab. Na, wie im Darm …

  36. #36 Theres
    23. September 2015

    Ach so, laut der Dokumentation, die ich gestern sah (zdf Mediathek), ist die Herstellung der Terra Preta wohl eher zufällig entstanden und es gibt mehr als ein Rezept.
    Eine deutsche Firma stellt ihre Variante her und hat Patente angemeldet. Das … halte ich für verfehlt, schließlich geht es um Wissen der Amazonasvölker, aber nun …

  37. #37 Alderamin
    23. September 2015

    @Dampier

    Nett geschrieben, aber für meinen Geschmack doch ein wenig lang geworden. Eher für abends zu Hause geeignet als mal eben in der Mittagspause. Du solltest keinen Blog, sondern ein Buch schreiben.

    Leider reicht nun die Zeit nicht mehr (noch vier Stunden bis Einsendeschluss) und der Artikel ist schon weit länger als “erlaubt”.

    Den Trick mit den 4 Stunden vor Frist merke ich mir für’s nächste Jahr, ich hab’ zig Durchgänge gemacht, um die 20000 Zeichen einzuhalten (bei Dir sind’s so um die 37000), wobei ich mir dann einiges Ausschmücken mit schönen Worten gespart habe, weswegen der Artikel in der Endversion viel trockener zu lesen ist als im ersten Draft, dafür hält er die Länge ein (ohne Tagmarken) und war zwei Tage vor der Frist fertig. Kommt dann am Freitag nachmittag.

  38. #38 BreitSide
    Beim Deich
    23. September 2015

    @Alderamin: probier´s mal mit viel Kaffee und einer weit entfernten Toilette. Im Ernst, erhöhter Blasendruck soll Entscheidungen verbessern – sagt eine Studie…

    Hab´s noch nicht selbst probiert 😉

  39. #39 Dampier
    23. September 2015

    @Alderamin
    Das war kein Trick. Das Schreiben ist für mich ein lustvoller und ziemlich chaotischer Vorgang, da denke ich nicht strategisch.

    … and if I let it take me, it can take me anywhere.
    Das sagte Dr. John zwar über die Musik, aber das lässt sich sicher auf jeden kreativen Prozess anwenden. Und so gehts mir auch :]

    Im übrigen ist Länge ja nicht automatisch ein Vorteil. Das kann auch nach hinten losgehen. Florian die 20.000-Zeichen-Grenze ja mehrfach relativiert und ich habe es mehr als Empfehlung verstanden. Mit mehr Zeit hätte ich wohl noch was gekürzt, auch um das zweite Buch noch eingehender besprechen zu können.

    Kommt dann am Freitag nachmittag.

    ich bin sehr gespannt 😉

  40. #40 Dampier
    23. September 2015

    @BreitSide

    erhöhter Blasendruck soll Entscheidungen verbessern – sagt eine Studie

    Auf jeden Fall beschleunigt er Entscheidungen, aber ich bin nicht sicher, ob das wirklich ein Vorteil ist … vor wichtigen Phasen auf Arbeit sehe ich eher zu, dass ich vorher nochmal die Blase entleere …

    @Theres / Captain E.
    Etwas ähnliches wie terra Preta gibt/gab es auch in Mitteleuropa. Siehe
    https://de.wikipedia.org/wiki/Anthrosol

    Dass irgendwelche Gierlappen sich das uralte Wissen gleich wieder patentieren wollen, wundert mich nicht. Ich halte die menschliche Gier (und den religiösen Glauben an den “Markt, der alles regelt”) für den größten Fortschrittshemmer überhaupt. Das wurde ja auch in dem Artikel über Biokraftstoffe deutlich. Da wird der Regenwald gnadenlos abgeholzt und die Endprodukte von Monokultur und Ausbeutung von Mensch und Natur werden uns dann hier mit Grüne-Blätter-Logo verkauft. Da wird mir regelmäßig schlecht.

  41. #41 Dampier
    23. September 2015

    @Hans

    Irgendwie war mir schon nach ein ein zwei Abschnitten klar: “Dieser Text muss von Dampier stammen.” und so ist es auch. Gute Arbeit.

    Danke! Dieser Satz hat mich irgendwie besonders gefreut :))

  42. #42 Hans
    24. September 2015

    @Dampier, #41

    Bitte sehr, keine Ursache. 🙂

  43. #43 roller48
    30. September 2015

    Ein sehr schöner und informativer Artikel der wirklich Lust auf derartige Literatur und Streifzüge macht.
    Danke an Dampier für wieder mal prima recherchierten und formulierten Text.
    roller48

  44. #44 Dampier
    3. Oktober 2015

    Danke @roller48, freut mich, dich hier zu lesen :))
    Danke auch @Bettina Wurche

  45. #45 Karl Muellerson
    PV,CA and HH,DE
    6. Oktober 2015

    Wow! Reading about Percy Fawcetts adventures took me sweating and hungry through the jungles swiping insect off as I reached the dawns early morning hours wishing it had been a book that I would have liked to continue reading…. Thanks to Dampier I hunger for more. @Florian; Enjoy reading all these interesting articles. Can not get enough!!

  46. #46 Dampier
    6. Oktober 2015

    Hi Karl, nice to have you here :)) Thanks a lot!

    grz
    Dampier

  47. #47 Ingrid Kalcher
    Rendsburg
    12. Oktober 2015

    2. Versuch:
    Du hast mir das Buch vor einiger Zeit empfohlen. Welche Welten und Zeiten haben sich mir eröffnet. Mir laufen immer noch die Schauer über den Rücken, wenn ich an die Schilderungen der ersten Expedition denke, mit all dem giftigen Getier und den Pflanzen, denen man besser nicht zu nahe kommt. Mir reichte damals eine ca. 2-stündige Führung durch den Virgin jungle von Ecuador. Ich fasste – leider – Pflanzen an und musste Luft einamtmen, in der Wassertropfen so groß wie Stecknadelköpfe aus Kunststoff s schwebten, ohne zu fallen. Mir wird schon wieder ganz anders. Dein Artikel ist wunderbar.

  48. #48 FT aus W
    Rehhorst
    14. Oktober 2015

    Ein wunderbarer Artikel, unglaublich interessant zu lesen.Hab mir gleich das Buch besorgt und lese täglich darin. Der Autor formuliert gut und hat offenbar ein großes Hintergrundwissen. Sehr lesenswert!

  49. #49 Dampier
    2. März 2016

    Meine Güte. Ich hab gestern zum erstenmal die britische TV-Doku von 2012 gesehen (Mythen-Jäger – El Dorado – Die legendäre Goldstadt). Laut einigen Kommentaren war die auch kurz vor der Veröffentlichung dieses Artikels gelaufen.

    Man könnte meinen, ich hätte die Geschichte einfach aus der Doku abgeschrieben, so ähnlich war die, bis in die Details.

    Ich möchte zur Sicherheit nochmal betonen, dass ich die Doku bis gestern nicht gesehen hab :))

    So schlecht war sie nicht. Sprecherstimme, Musik und Reenactment waren erfreulich dezent gemacht. Fachlich … nun ja, war wohl ganz akkurat soweit. Einige Interpretationen teile ich aber nicht, am peinlichsten war wohl die Verknüpfung mit Eldorado. Die ganze Geschichte hat mit Eldorado nichts zu tun. Eldorado wird im Norden vermutet, in Kolumbien oder Venezuela. Das ist tausende Kilometer von der Gegend entfernt, in der Fawcett gesucht hat. Auch hat Fawcett die Stadt aus dem Manuskript 512 nicht als Z angesehen. Da wurde vieles zusammengerührt, was nichts miteinander zu tun hat.

    Die Ähnlichkeit rührt wohl daher, dass die Macher der Doku sich offensichtlich auch nach dem Buch von David Grann gerichtet haben; gerade die Verknüpfung mit den neuen archäologischen Entdeckungen legt das nahe. Leider haben sie ihn nicht interviewt (stattdessen aber einen “Freund der Familie”, der stellenweise ziemlich dick aufgetragen hat).
    Ob sie ihn im Abspann erwähnten, kann ich aufgrund eines DVBT-Aussetzers leider nicht sagen. Info willkommen 😉

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