Die nächsten Jahre waren hart, Fawcett geriet in finanzielle Schwierigkeiten und musste um die Anerkennung seines Lebenswerks kämpfen. Die wissenschaftliche Welt wurde mehr und mehr von Spezialisten beherrscht, studierten Archäologen und Anthropologen, die zwar Fawcetts Leistungen respektierten, ihn aber letztlich als Amateur ansahen. Zu dieser Zeit wandte er, der immer als nüchterner Denker und Planer erschien, sich mehr und mehr dem Okkultismus zu und seine Äußerungen wurden immer mystischer und verworrener. Das machte seinen Stand in der wissenschaftlichen Gemeinde nicht einfacher, auch aus der Royal Geographical Society wehte jetzt ein kühlerer Wind.
Über Fawcetts Aufzeichnungen aus jener Zeit schreibt Grann:
Z wurde zur “Wiege aller Zivilisationen” erhoben und zum Zentrum einer der “Weißen Logen” von Madame Blavatsky, wo eine Gruppe höherer Geistwesen die Geschicke des Universums lenkte. Fawcett hoffte, eine Weiße Loge zu finden, die seit “den Tagen von Atlantis” existierte, und so selbst Erhabenheit zu erlangen.
Auch in esoterischen Zeitschriften wie der Occult Review ließ er sich über die “Suche nach den Schätzen der unsichtbaren Welt” aus. Hier beschlich manche der Verdacht, dass Z vielleicht immer nur ein spirituelles Ziel gewesen sein könnte.
Die Suche nach Z
Anfang der 1920er Jahre schaffte es Fawcett, mit Hilfe der Brasilianischen Regierung eine kleine Expedition zusammenzustellen, die allerdings erfolglos war. Sein Begleiter wurde schwer krank, und Fawcett, inzwischen über fünfzig, hatte erstmals auch selbst gesundheitliche Probleme (was ihm schwer fiel, sich einzugestehen).
Etwas später lernte er den englischen Geschäftsmann Lynch kennen, der ihm vorschlug, in den USA nach Investoren zu suchen. Dort war das große Geld, und die Amerikaner waren gegenüber Theorien wie der seinen viel offener, wenn sie nur genügend Sensation versprachen. Schon bald hatte Lynch Exklusivverträge mit der NANA (North American Newspaper Association) ausgehandelt. Nach den ersten Zeitungberichten über Fawcetts Vorhaben erklärten sich auch Wissenschaftliche Institutionen zu einer Finanzierung bereit. Nun wollte auch die Royal Geographical Society nicht zurückstehen und bewilligte auch nochmal ein paar Gelder. Einer weiteren großen Expedition stand nun nichts mehr im Wege.
Fawcett entschied sich für den einzigen Mann als Reisebegleiter, in den er vollstes Vertauen hatte: seinen ältesten Sohn Jack, mittlerweile 21 Jahre alt. Er kam ganz nach seinem Vater, war groß und stark und brannte darauf, sich beweisen zu können. Außerdem sollte Jacks bester Freund Raleigh Rimell mitgehen, auch er ein kräftiger Kerl und guter Sportsmann, der aber ein wenig halbseiden und nicht sehr helle wirkte.
Als Fawcett und seine Jungs in New York eintrafen, hatte Lynch sich inzwischen mit Nutten und Champagner im Waldorf-Astoria eingerichtet und einen großen Teil des eingeworbenen Geldes versoffen. Er wurde mit Schimpf und Schande davongejagt, aber mittlerweile hatte die Geschichte eine derartige Dynamik angenommen, dass John D. Rockefeller persönlich einsprang und die Finanzierung rettete.
Im Januar 1925 konnte es endlich losgehen. Unter großem Medienrummel schifften sich Fawcett und seine Jungs nach Rio ein. Die brasilianische Regierung stellt ihnen einen privaten Eisenbahnwaggon zur Verfügung, der sie nach Corumbá an der Bolivianischen Grenze brachte. Von dort ging es auf einem kleinen, überbelegten Flussdampfer nach Cuiabá, wo im April, mit Einsetzen der Trockenzeit, die eigentliche Expedition begann. Sie durchquerten den Mato Grosso von Süden, um am Oberlauf des Rio Xingú entlang in unbekanntes Gebiet vordringen. Indianische Boten brachten von diesen ersten Etappen Briefe und Depeschen zurück in die Zivilisation, um auch von unterwegs die Zeitungen mit Nachrichten zu beliefern. Schließlich erreichten sie Dead Horse Camp, einen Ort, den Fawcett einst nach seinem verstorbenen Pferd benannt hatte. Hier begann das absolut Unbekannte, ab hier würde ihnen niemand mehr folgen und sie waren auf sich allein gestellt.
“Du brauchst keinen Misserfolg zu fürchten”, schrieb Fawcett in einem letzten Brief an seine Frau. Er hatte sie darauf vorbereitet, dass sie ab diesem Punkt sehr lange nichts mehr von ihm hören würde.
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