Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2015. Hinweise zum Ablauf des Bewerbs und wie ihr dabei Abstimmen könnt findet ihr hier. Informationen über die Autoren der Wettbewerbsbeiträge findet ihr jeweils am Ende der Artikel.
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Forscher sind vermutlich nicht gerade die einfachsten Menschen, wenn es darum geht, eine Gesellschaft aufzubauen. Tatsächlich könnte man auch sagen, dass Forscher deshalb Forscher werden, weil sie gewisse ungesellige Eigenschaften besitzen und sich daher in regelmäßigen Abständen so weit wie möglich von ihren Mitmenschen entfernen müssen.
Ein ungenanntes Mitglied der Royal Geographical Society
Ich möchte euch drei Bücher vorstellen, die zusammen eine unglaubliche Geschichte erzählen.
Alles begann mit einem Buchtipp hier im Blog (danke nochmal ;), wo Leser peer ein wunderbares Abenteuerbuch empfahl: Die versunkene Stadt Z von David Grann (2005). Mich hat lange kein Sachbuch mehr so begeistert.
Grann erzählt die Geschichte von Percy Fawcett und seiner Suche nach einer versunkenen Stadt im Amazonasurwald, von deren Existenz er nach langjährigen Forschungen überzeugt war. Ich muss das klug aufgebaute Buch ein wenig spoilern, wenn ich hier darüber berichten will, aber ich halte das für nicht so entscheidend, ich selbst habe das Buch auch beim zweiten und dritten Mal noch mit Gewinn gelesen.
Am Ende führte es mich zu einem weiteren Buch, welches die ganze Geschichte quasi zuende erzählt und von aktuellen Forschungsergebnissen berichtet, die in ihrer Rasanz und Tragweite ähnlich aufregend sind wie die Entdeckung der Exoplaneten. Aber der Reihe nach.
David Grann ist Journalist, schrieb u. a. für den New Yorker und andere große Zeitungen der USA. Er schrieb dieses Buch auf eine Art und Weise, wie ich sie besonders liebe (wenn es denn gelungen ist): er reiste selbst zu den Orten des Geschehens und berichtet auch darüber im Stil einer Reisereportage. Dieser große persönliche Einsatz und die Schilderung seiner eigenen Befindlichkeiten während der Recherche machen seinen Bericht besonders glaubwürdig, und diese Zwischenkapitel sind, da Grann ein guter Erzähler ist, ein Gewinn für das Buch.
(Ein Meister dieses Genres ist Tony Horwitz mit seinem Buch über James Cook. Unbedingte Empfehlung am Rande!)
Wie alles anfing
Percy Fawcett wurde 1867 im englischen Torquay geboren. Seine Familie gehörte der (verarmten) Aristokratie an und er wurde in guten Privatschulen und auf der Militärakademie zum klassischen viktorianischen Gentleman erzogen. Mit neunzehn wurde er als Artillerieleutnant auf Ceylon stationiert, wo er sich die Zeit damit vertrieb, im Urwald umherzustreifen und alte Tempel und verfallene Städte aufzusuchen. Einmal gelangte er sogar in den Besitz einer vermeintlichen Schatzkarte und machte sich auf die Suche. Einen Schatz fand er nicht, aber die Recherche, u. a. Gespräche mit Teepflanzern und einem regionalen Häuptling, mögen ihm einen unwiderstehlichen Vorgeschmack auf ein Leben als Forscher gegeben haben.
Das Viktorianische Zeitalter neigte sich dem Ende zu, Percy war noch streng viktorianisch zum Gentleman erzogen worden; Höflichkeit, Abstinenz, absolute Selbstbeherrschung, Sportlichkeit und Patriotismus wurden den Jungs in Schule und Militär eingeprügelt.
Eine Gesellschaft, die unter dem Schleier bürgerlichen Anstands für Fawcett immer auch ein gewisses dickenssches Grauen barg.
Grann, S. 54
Seine Helden waren die großen Entdecker seiner Zeit wie Burton, Speke und Livingstone – Exzentriker allesamt. (Richard Francis Burton z. B. war bekennender Atheist, beschrieb die Sexualpraktiken der von ihm bereisten Völker mit schockierender Offenheit – er vermaß unter anderem Penislängen – und übersetzte das Kamasutra ins Englische.) Trotzdem wurden sie von der viktorianischen Gesellschaft geradezu verehrt, während sie sich ihren Zwängen weitestgehend entziehen konnten.
Bald wurde ihm die Welt der Royal Artillery zu eng, und er wandte sich an die Royal Geographical Society in London, um seinen Traum zu verwirklichen. Dort konnte man damals tatsächlich eine Ausbildung zum Forschungsreisenden machen, sogar mit Diplom.
Die Ausbildung dauerte ein Jahr (Inhalte: Positionsbestimmung, Landvermessung, Geometrie, Astronomie. Theodoliten, künstliche Horizonte, Aneroidbarometer, Sextanten. Beobachten, Verzeichnen, Klassifizieren. Grundwissen in Botanik, Geologie, Meteorologie, das noch junge Fach Anthropologie, spöttisch “Wissenschaft der Wilden” genannt (Schädelvermessung etc.). Medizinische Grundlagen, Behandlung von Wunden, Zahnschmerzen, Schlangenbissen, Umgang mit Hunger und Durst. Grundlagen der Vorbereitung und Durchführung von Expeditionen, Umgang mit einheimischen Führern und Lasttieren. Rechtliches: Einverständniserklärung der Expeditionsmitglieder, sich dem Kommando des Leiters zu unterstellen, Umgang mit Todesfällen in der Gruppe … ) und 1901 war Percy Fawcett Diplomierter Forscher der Royal Geographical Society.
Als erstes sandten sie ihn nach Marokko, dies war allerdings eher ein Spionageauftrag, den Fawcett dank seiner Gewitztheit und guten Beobachtungsgabe zu aller Zufriedenheit erledigte. Diese Verflechtung von Forschungsreise und Spionage war damals im British Empire nicht ungewöhnlich, wie Grann anschaulich schildert.
Bald darauf ereilte ihn die Aufgabe, die den Rest seines Lebens entscheidend bestimmen sollte: die jungen Lateinamerikanischen Republiken Peru, Bolivien und Brasilien hatten die andauernden Scharmützel in ihrem Hinterland satt und riefen eine Grenzkommission ins Leben, die die Royal Geographical Society um Hilfe bat.
Rio der Janeiro, am Atlantik gelegen, war eine halbe Weltreise von Lima und seinem Pazifikhafen Callao entfernt. Man reiste auch zu Fawcetts Zeiten noch per Schiff um Kap Hoorn herum, um von Brasilien nach Peru zu gelangen. Die ersten Eisenbahnen waren zwar gebaut, aber eine transkontinentale Verbindung lag noch in weiter Ferne. Rio und Lima sind Luftlinie fast 4000 km voneinander entfernt, das entspricht der Entfernung vom Nordkap nach Sizilien oder von London nach Kairo. Von Rio nach La Paz sind es immer noch knapp 3000 km.
Trotz allem waren Peru, Bolivien und Brasilien Nachbarländer, die sich ein gemeinsames Hinterland teilten: tausende Kilometer unerschlossene Wildnis, ein undurchdringlicher Urwald, so groß wie ganz Europa, voller giftiger Tiere, verseucht von Moskitos und bewohnt von feindseligen Wilden, ein Land, gegen das die Erschließung der nordamerikanischen Frontier ein Spaziergang gewesen war: Amazonien.
Diese Grenzkommission bat nun die Royal Geographical Society um die Entsendung eines neutralen Beobachters, der helfen sollte, die Grenzflüsse im Dreiländereck zu vermessen.
Für diese Aufgabe wurde Percy Fawcett ausersehen. Sie hätten keinen besseren finden können.
Die grüne Hölle
Percy Fawcett war der Härteste. Groß gewachsen und athletisch (ein hervorragender Cricket- und Rugbyspieler), mit strengem Blick, eigenwillig, starrsinnig und von unverwüstlicher Konstitution. Ein Bekannter beschrieb ihn als “verwegen bis zur Unbesonnenheit” und seine Frau bezeichnete ihn als “einsamen Wolf”, der stets seine eigenen Wege gehen müsse.
Am 4. Juli 1906 brach Fawcett zusammen mit einem britischen Landvermesser und einigen Maultieren zu seiner ersten Expedition auf. Vom 3700 Meter hoch gelegenen La Paz machten sie sich an den Abstieg ins Amazonastiefland. Auf rutschigen, bröckeligen Saumpfaden und über die berüchtigten Hängebrücken durchquerten sie die Yungas, den Nebelwald an den Osthängen der Anden. Am Rio Beni bauten sie sich ein Floß und fuhren fünfhundert Kilometer flussabwärts nach Riberalta, einem der letzten Vorposten der Zivilisation. Dort gesellten sich ein bolivianischer Offizier sowie eine Handvoll Desperados und einheimische Führer zu ihnen und sie drangen mit ihren Macheten immer tiefer in den Urwald ein, vermaßen das Land und verzeichneten kleinere Flüsse bis zur Quelle, um nach und nach die Karte Südamerikas neu zu zeichnen.
Fawcett führte ein strenges Regiment, er ließ bis zu zwölf Stunden täglich marschieren (oft legten sie nur wenige Kilometer am Tag zurück) und die Rationen waren schmal: etwas Porridge zum Frühstück und ein paar Kekse zu Mittag. Abends gab es – Jagdglück vorausgesetzt – Dschungelfleisch: Vögel, Affen etc.
Diese erste Reise ging über viele Monate und sie legten fast tausend Kilometer zurück. Sie wurden von wilden Schweinen, Vampirfledermäusen, Anakondas und Piranhas angegriffen und von widerwärtigsten Parasiten aller Art nahezu bei lebendigem Leibe aufgefressen (“Die Zecken hingen in Trauben von den Bäumen”). Einmal entgingen sie nur knapp einem tödlichen Pfeilhagel von Indianern – die sie aber kaum je zu Gesicht bekamen.
Die meisten seiner Leute litten bald unter Fieber und allen möglichen Tropenkrankheiten, die ihnen die Sinne verwirrten. Desorientiert, geschwächt und halb blind (von den sogenannten “Augenlecker-Fliegen”) stolperten sie hinter Fawcett her – dem all das nichts auszumachen schien. Auch Fawcett litt unter der Feuchtigkeit, der drückenden Hitze, dem Hunger und dem Ungeziefer, aber zuletzt war er praktisch der einzige, der gesund blieb. In der ganzen Zeit seiner Südamerika-Expeditionen zog er sich nie eine ernsthafte Tropenkrankheit zu. Diese nahezu übermenschlich erscheinende Konstitution und Ausdauer und seine ungeheure Härte (nicht zuletzt gegen sich selbst) legte den Grundstein für die Legende Percy Fawcett.
Im Mai 1907 beendete Fawcett seine Reise und legte seine Ergebnisse der Südamerikanischen Grenzkommission und der Royal Geographical Society vor. Er erntete ehrfurchtsvolles Staunen: Nicht nur hatte er die Grenzen Südamerikas neu definiert, sondern er lag zudem noch fast ein ganzes Jahr vor dem Zeitplan.
Grann, S. 122
David Grann gelingt es sehr gut, die ungeheuren Strapazen und Gefahren dieser Expeditionen packend zu beschreiben. Ich könnte hier noch etliche wunderbare Anekdoten erzählen, aber das würde zu weit führen. Seine stark verdichtete Schilderung der grünen Hölle mit all ihren Widrigkeiten ist nichts für schwache Nerven, ist aber einer der stärksten Teile dieses Buches (das man am Besten bei einem kühlen Drink auf der Veranda genießt ;)).
Zu den wenigen, die mit Fawcett mithalten konnten, zählten Henry Manley und Henry Costin, die ihm deshalb die liebsten Reisegefährten wurden, und hier zumindest mal kurz erwähnt seien.
Es stimmt, das ist die Hölle, aber irgendwie macht es Spaß.
Henry Costin
Grann S. 166
In den folgenden zehn Jahren sollte Percy Fawcett noch ein halbes Dutzend weitere Expeditionen durch Amazonien unternehmen, und sein Ruhm wuchs stetig. Seine Vorträge in der Royal Geographical Society erregten große Aufmerksamkeit, die Spitzen englischen Wissenschaft kamen, um ihn zu hören. Auch Arthur Conan Doyle schaute vorbei und wird sich hier die erste Inspiration für Die vergessene Welt geholt haben. Später wurden er und Fawcett gute Freunde und korrespondierten häufig miteinander.
Zu dieser Zeit galt Fawcett als der weltweit führende Südamerikaexperte. 1916 bekam er die Goldmedaille der Royal Geographical Society verliehen.
Fawcett und die Indianer
Etwa zur selben Zeit wütete in Amazonien der Kautschukboom. Mit ihm kamen vermehrt Männer, Waffen und Alkohol in die Region, für die Indios endete das wie immer mit Versklavung, Vertreibung und Völkermord. Im Zuge dieses Gummi-Rausches wurden furchtbare Greueltaten an der Urbevölkerung begangen, die Zigtausende das Leben kosteten. Fawcett selbst wurde Zeuge eines Sklavenmarktes in Riberalta. In Zeitschriftenartikeln und in Gesprächen mit Regierungsbeamten verurteilte er diese Praktiken scharf und wies auch auf die Mitschuld Englands hin, da britische Unternehmen über Aktienbeteiligungen wirtschaftlich von der Ausbeutung der Indios profitierten. (siehe auch den Casement-Bericht)
Der Kautschukboom endete erst in den 1920er Jahren, als es gelang, Gummibäume in Südostasien auf Plantagen zu züchten (was in Südamerika nie gelungen war, dort wurde wild gesammelt, was einen viel höheren Arbeitsaufwand und deshalb auch einen riesigen Bedarf an Arbeitern bzw. Sklaven bedeutete).
Diese Geschehnisse hatten auch einen direkten Einfluss auf Fawcetts Expeditionen: die Indios zogen sich tief in die Urwälder zurück und wurden Weißen gegenüber extrem feindselig. Seinerzeit verschwanden ganze Expeditionstrupps für immer im Dschungel, oder wurden durch Giftpfeile aus dem Unterholz dezimiert und zur Umkehr gezwungen. Die großen, oft schwerbewaffneten Trupps boten ein leichtes Ziel für diese Guerillataktik, zumal an ihren Absichten kein Zweifel bestand, und sie von vornherein auf Konfrontation eingestellt waren. Dennoch waren sie den Indios in deren eigenem Territorium hoffnungslos unterlegen. Es galt als Wahnsinn, die ausgetretenen Pfade zu verlassen.
Wie schaffte es Percy Fawcett trotzdem, diese Gebiete zu bereisen und lebend zurückzukehren? Die Antwort ist simpel: indem er die Indios wie ein Gentleman behandelte.
Fawcett reiste mit einfachsten Mitteln und kleinem Gepäck. Seine Expeditionen bestanden nur aus einer kleinen Handvoll Männern und jeder Teilnehmer musste sein Zeug selbst tragen. Er schärfte seinen Männern ein, niemals zu schießen, wenn sich Indianer näherten. Das war eine hochriskante Strategie, aber sie sollte sich auszahlen.
Einmal bemerkten sie die Anwesenheit von Indianern in unmittelbarer Nähe. Sie setzten sich auf eine Sandbank, und begannen zu musizieren und zu singen. (Costin hatte ein kleines Akkordeon dabei, einer blies auf einem Kamm und Fawcett spielte Flageolett, eine kleine Flöte). Dies hielten sie bis Sonnenuntergang durch, dann trauten sich ein paar Indios aus der Deckung. Fawcett ging unbewaffnet auf sie zu und bot ihnen sein Halstuch als Geschenk an. So schlossen sie Freundschaft und wurden von den Indios eingeladen und mit Nahrung und ortskundigen Führern versorgt. Ein andermal lief Fawcett mitten in einem Pfeilhagel mit erhobenen Händen auf die Angreifer zu und rief alle Indianischen Wörter für “Freund”, die er kannte. Auch hier funktionierte es, und wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.
(An der Stelle muss ich immer an Heinz Rox-Schulz und seine Mundharmonika denken, der hat das in derselben Gegend später ganz ähnlich gemacht. Sein Buch “Verrückter Gringo” hat mich als Jugendlichen sehr geprägt. Ich bin sicher, dass er die Geschichten von Fawcett kannte.)
So kam Fawcett in Kontakt mit Indianervölkern, die noch kein Weißer vor ihm besucht hatte. Vielen von ihnen bescheinigte er eine hohe Kultur und Intelligenz, und oft zeigte er mehr Respekt vor ihnen, als vor den verkommenen Siedlern der Urwaldstädte. Er schreibt:
True, they were hostile and vengeful; but look at the provocation! My experience is that few of these savages are naturally ‘bad’, unless contact with ‘savages’ from the outside world has made them so.
Exploration Fawcett, S. 49
Aber auch Fawcett war geprägt von der “Rassenlehre” seiner Zeit, die ja damals noch als Wissenschaft galt. Die Indianer teilte er nach Hautfarbe ein: je hellhäutiger, desto mehr Kultur war er bereit, ihnen zuzubilligen. Er betrachtete Indios nicht pauschal als minderwertig; wie bei vielen Entdeckern in der Geschichte – zumindest seit der Zeit der Aufklärung – war sein Ansatz nicht primär rassistisch geprägt, sondern ständisch: Die Führungseliten der Wilden wurden als Aristokraten respektiert (“Edle Wilde”), mit denen man (nahezu) auf Augenhöhe verkehren konnte. Das ‘Fußvolk’ beider Seiten wurde dagegen eher geringgeschätzt.
Fawcett war überzeugt, dass man die wahren Entdeckungen Amazoniens abseits der großen Flüsse machen konnte, und dass in diesen besonders unzugänglichen Gebieten die ältesten und am höchsten entwickelten Indiostämme zu finden seien. Die meisten Forscher hielten sich an die Flüsse als Verkehrswege und bekamen diese Gebiete daher nie zu Gesicht.
So entdeckte er eines Tages zum Beispiel die Maxubis, diese lebten in hübschen sauberen Siedlungen in einem besonders abgelegenen Gebiet. Sie waren ungewöhnlich zahlreich, Fawcett beschreibt sie als kultiviert, intelligent und von ausgesuchter Höflichkeit. Sie hatten Namen für alle (sichtbaren) Planeten, pflegten einen wundervollen Chorgesang und stellten feinste Töpferwaren her. Und ihre Legenden besagten, dass ihre Vorfahren früher noch viel zahlreicher, und ihre Siedlungen noch weit größer und schöner waren.
Fawcett war überzeugt, hier die Abkömmlinge einer alten Hochkultur vor sich zu haben.
Die versunkene Stadt Z
Irgendwann setze sich die fixe Idee einer versunkenen Stadt bei Percy Fawcett fest. In seinen eigenen Schriften schildert er zum Beispiel, wie er angesichts einer Höhle mit Felszeichnungen und Inschriften in einer unbekannten Sprache ins Grübeln kommt:
… scraps of information and stories of ancient traditions picked up from the indians, rubber pickers, and wandering white men seemed to fit together, forming a pattern with a growing meaning. Could it be, I pondered, that besides the Incas there were other ancient civilisations in this continent (…)?
Exploration Fawcett, S. 113
Auf seinen Reisen hörte Percy Fawcett immer wieder Geschichten und Gerüchte über versunkene Städte und alte Kulturen, die es in Amazonien geben solle. Auch stieß er auf Felsmalereien und Steinmetzarbeiten mitten im Dschungel. In den Überschwemmungsgebieten des Rio Beni in Bolivien fand er ausgedehnte künstliche Erdaufschüttungen, das Material, aus dem sie bestanden, war voller zerbrochener Tonscherben. Und sie waren mit kilometerlangen Dämmen verbunden, die ihn an Chausseen erinnerten.
Hinweise auf alte Kulturen gab es also. Viele seiner damaligen Schilderungen wurden nie weiterverfolgt und irgendwann vergessen.
1753 schickte ein umherziehender Bandeirante an die Obrigkeit in Rio de Janeiro einen zehnseitigen Brief, in dem er von einer verlassenen Stadt im Hinterland von Salvador da Bahia berichtete, die sie auf der Suche nach Mineralien und Edelmetallen entdeckt hatten. Der Bericht ist sehr detailliert, er beschreibt eine große ummauerte Stadt aus Stein mit einem dreifachen Torbogen und einem riesigen zentralen Platz, umstanden von Statuen und großen Tempelbauten.
Das Manuskript 512, wie es heute heißt, wanderte in Rio ins Archiv, wo es Fawcett mehr als hundert Jahre später einsehen konnte und teilweise kopierte. Er nahm dies als Bestätigung seiner Theorie und begab sich auch in der Gegend auf die Suche, allerdings fand er nichts – außer der Tatsache, dass jene Gegend mittlerweile einigermaßen erschlossen und besiedelt war, so dass eine solche Stadt wohl längst hätte gefunden werden müssen. (Aufgrund der Schilderungen in dem Manuskript konnte man die Gegend mit einer Genauigkeit von etwa drei Tagesreisen eingrenzen.)
Bis heute wird diese Stadt oft mit Fawcetts Stadt Z gleichgesetzt, dabei betonte Fawcett selbst, dass seine Stadt Z eine andere war, sie müsse sich viel tiefer im Urwald befinden.
1911, also zur selben Zeit wie sich Fawcett in Amazonien herumtrieb, entdeckte der Abenteurer Hiram Bingham die Ruinen von Macchu Picchu in den peruanischen Anden. Diese Entdeckung machte ihn schlagartig weltberühmt. Möglicherweise hat dies auch das Wunschdenken in Fawcett verstärkt, dass es auch in “seinem” Gebiet so etwas geben müsse.
Fawcett der Mystiker
Edward Fawcett, der große Bruder Percys, war ein Schriftsteller mit einem Hang zu Esoterik und Spiritismus. Er verkehrte in den Kreisen der berüchtigten Helena Blavatsky, damals eine weltbekannte Okkultistin, die sich selbst als Medium bezeichnete und die bizarre Lehre der Theosophie begründete. Edward half ihr sogar bei der Niederschrift ihres Hauptwerkes The Secret Doctrine (Die Geheimlehre, 1888). 1890 legte er auf Ceylon die Pansil ab, die fünf Gelöbnisse des Buddhismus. Percy, ganz der kleine Bruder, tat es ihm nach.
Das klingt nach einer ungeheuren Provokation, wenn Angehörige der britischen Oberschicht, des Militärs gar, die Religion des von ihnen beherrschten Volkes annahmen. Die britische Gesellschaft, so bigott und erstarrt sie auch in vieler Hinsicht war, war jedoch immer auch nachsichtig gegenüber ihren Exzentrikern und es schien kein großes Aufhebens um diese Aktion gegeben zu haben. Jedenfalls ist nicht bekannt, dass den Fawcetts dadurch irgendwelche Nachteile entstanden wären.
Außerdem war damals die hohe Zeit des Okkultismus (der stark von orientalischen Religionen beeinflusst war) und der spiritistischen Sitzungen. Auch Hypnose, Telekinese und ähnliches waren schwer en vogue, selbst anerkannte Wissenschaftler waren damals Mitglieder in parapsychologischen Vereinigungen. Kurz zuvor waren Phonograph, Telegraf und Telefon erfunden worden, Technologien, die noch eine Generation vorher als reine Magie gegolten hätten. Warum also sollten ähnliche “spukhafte Fernwirkungen” nicht auch zwischen Personen funktionieren? So hat also die Wissenschaft zur Akzeptanz des Okkultismus möglicherweise erst beigetragen.
1914 begann der erste Weltkrieg, und Percy Fawcett kämpfte in den Schützengräben Flanderns. Er erfüllte dort seine Pflicht, doch die ganze Zeit dachte er an seine nächste Expedition, er wollte sich nun ganz auf die Suche nach Z konzentrieren. Doch nach dem Krieg konnte oder wollte die Royal Geographical Society keine Expedition mehr finanzieren.
Die nächsten Jahre waren hart, Fawcett geriet in finanzielle Schwierigkeiten und musste um die Anerkennung seines Lebenswerks kämpfen. Die wissenschaftliche Welt wurde mehr und mehr von Spezialisten beherrscht, studierten Archäologen und Anthropologen, die zwar Fawcetts Leistungen respektierten, ihn aber letztlich als Amateur ansahen. Zu dieser Zeit wandte er, der immer als nüchterner Denker und Planer erschien, sich mehr und mehr dem Okkultismus zu und seine Äußerungen wurden immer mystischer und verworrener. Das machte seinen Stand in der wissenschaftlichen Gemeinde nicht einfacher, auch aus der Royal Geographical Society wehte jetzt ein kühlerer Wind.
Über Fawcetts Aufzeichnungen aus jener Zeit schreibt Grann:
Z wurde zur “Wiege aller Zivilisationen” erhoben und zum Zentrum einer der “Weißen Logen” von Madame Blavatsky, wo eine Gruppe höherer Geistwesen die Geschicke des Universums lenkte. Fawcett hoffte, eine Weiße Loge zu finden, die seit “den Tagen von Atlantis” existierte, und so selbst Erhabenheit zu erlangen.
Auch in esoterischen Zeitschriften wie der Occult Review ließ er sich über die “Suche nach den Schätzen der unsichtbaren Welt” aus. Hier beschlich manche der Verdacht, dass Z vielleicht immer nur ein spirituelles Ziel gewesen sein könnte.
Die Suche nach Z
Anfang der 1920er Jahre schaffte es Fawcett, mit Hilfe der Brasilianischen Regierung eine kleine Expedition zusammenzustellen, die allerdings erfolglos war. Sein Begleiter wurde schwer krank, und Fawcett, inzwischen über fünfzig, hatte erstmals auch selbst gesundheitliche Probleme (was ihm schwer fiel, sich einzugestehen).
Etwas später lernte er den englischen Geschäftsmann Lynch kennen, der ihm vorschlug, in den USA nach Investoren zu suchen. Dort war das große Geld, und die Amerikaner waren gegenüber Theorien wie der seinen viel offener, wenn sie nur genügend Sensation versprachen. Schon bald hatte Lynch Exklusivverträge mit der NANA (North American Newspaper Association) ausgehandelt. Nach den ersten Zeitungberichten über Fawcetts Vorhaben erklärten sich auch Wissenschaftliche Institutionen zu einer Finanzierung bereit. Nun wollte auch die Royal Geographical Society nicht zurückstehen und bewilligte auch nochmal ein paar Gelder. Einer weiteren großen Expedition stand nun nichts mehr im Wege.
Fawcett entschied sich für den einzigen Mann als Reisebegleiter, in den er vollstes Vertauen hatte: seinen ältesten Sohn Jack, mittlerweile 21 Jahre alt. Er kam ganz nach seinem Vater, war groß und stark und brannte darauf, sich beweisen zu können. Außerdem sollte Jacks bester Freund Raleigh Rimell mitgehen, auch er ein kräftiger Kerl und guter Sportsmann, der aber ein wenig halbseiden und nicht sehr helle wirkte.
Als Fawcett und seine Jungs in New York eintrafen, hatte Lynch sich inzwischen mit Nutten und Champagner im Waldorf-Astoria eingerichtet und einen großen Teil des eingeworbenen Geldes versoffen. Er wurde mit Schimpf und Schande davongejagt, aber mittlerweile hatte die Geschichte eine derartige Dynamik angenommen, dass John D. Rockefeller persönlich einsprang und die Finanzierung rettete.
Im Januar 1925 konnte es endlich losgehen. Unter großem Medienrummel schifften sich Fawcett und seine Jungs nach Rio ein. Die brasilianische Regierung stellt ihnen einen privaten Eisenbahnwaggon zur Verfügung, der sie nach Corumbá an der Bolivianischen Grenze brachte. Von dort ging es auf einem kleinen, überbelegten Flussdampfer nach Cuiabá, wo im April, mit Einsetzen der Trockenzeit, die eigentliche Expedition begann. Sie durchquerten den Mato Grosso von Süden, um am Oberlauf des Rio Xingú entlang in unbekanntes Gebiet vordringen. Indianische Boten brachten von diesen ersten Etappen Briefe und Depeschen zurück in die Zivilisation, um auch von unterwegs die Zeitungen mit Nachrichten zu beliefern. Schließlich erreichten sie Dead Horse Camp, einen Ort, den Fawcett einst nach seinem verstorbenen Pferd benannt hatte. Hier begann das absolut Unbekannte, ab hier würde ihnen niemand mehr folgen und sie waren auf sich allein gestellt.
“Du brauchst keinen Misserfolg zu fürchten”, schrieb Fawcett in einem letzten Brief an seine Frau. Er hatte sie darauf vorbereitet, dass sie ab diesem Punkt sehr lange nichts mehr von ihm hören würde.
Tatsächlich hörte man nie mehr von ihnen. Percy Fawcett und seine Begleiter blieben verschollen.
Die Suche nach Fawcett
Dieses mysteriöse Verschwinden rief eine Menge Abenteurer und Schatzsucher auf den Plan, die sich einige Jahre später, meist miserabel vorbereitet, auf die Suche nach Fawcett begaben. Fawcett selbst hatte eindringlich vor Suchaktionen nach ihm gewarnt, die Region sei einfach zu gefährlich. Und er sollte Recht behalten: man schätzt, dass bis zu hundert Personen auf der Suche nach Fawcett selbst im Urwald ums Leben kamen. David Grann erzählt viele dieser haarsträubenden Geschichten, und man weiß oft nicht, ob man lachen oder weinen soll.
In der Esoterikerszene war es ausgemachte Sache, dass Fawcett seine Stadt Z gefunden haben muss. Bald kursierten wilde Geschichten, er sei durch ein Portal in die Unterwelt eingetreten, wo Geistwesen einer höheren Dimension auf ihn warteten … oder so ähnlich. 1968 gründete ein gewisser Udo Luckner eine Sekte namens “Magischer Nukleus” in der Gegend, in der Fawcett verschwand. Sein religiöses Zentrum im Urwald hatte einige Zeit regen Zulauf von Esoterikern aus aller Welt, dann aber machte der Hohepriester Luckner den klassischen Fehler so vieler Sektenführer: er sagte für 1982 den Weltuntergang voraus …
Wer Spaß an esoterischem Schmonzes hat, dem sei die Website phfawcettsweb.org empfohlen, wo die ganze Geschichte nachzulesen ist, verquickt mit anderen Südamerikanischen Klassikern wie den Chroniken von Akakor und dem falschen Indianerprinzen Tatunca Nara (der von Rüdiger Nehberg als Betrüger und möglicherweise Mörder aus Nürnberg entlarvt wurde).
Das letzte Kapitel
Die Gegend um den Oberlauf des Xingú ist heute ein Nationalpark und Schutzgebiet für die dort lebenden Indios, die hier eine gewisse Autonomie besitzen. So ist das 27.000 Quadratkilometer große Gebiet das größte noch intakte Waldgebiet im Süden Amazoniens (viele Regionen, die Percy Fawcett einst erforscht hat, sind heute entwaldet).
David Grann machte sich dorthin auf, um die Geschichten, die sich um Fawcett rankten, zu recherchieren. Hier traf er auch den Archäologen Michael Heckenberger, der seit Jahren bei den Kuikuro lebt und ihre Vergangenheit erforscht (Er wurde sogar vom Häuptling adoptiert und führt Kuikuro-Indianer als Co-Autoren seiner Papers auf).
Nachdem Grann ihn über Fawcett interviewt hatte, zeigte ihm Heckenberger noch die archäologische Stätte namens Kuhikugu, an der er seit Jahren arbeitete. Und hier kam erstaunliches zu Tage: lange, gerade Gräben, Erdwälle und Dämme, die Kilometerweit durch den Dschungel laufen und riesige kreisförmige Grabenanlagen miteinander verbinden. Hier war eine ganze Region von Menschenhand verändert worden, und die Anlagen waren um die tausend Jahre alt. Zwanzig Kreisgrabenanlagen hatte er bis dahin gefunden, jede stand für eine Siedlung, die jeweils um die 2-5000 Einwohner hatte. Allein in dieser Region hatten lange vor Kolumbus bis zu hunderttausend Menschen gelebt!
Und das war noch nicht alles. Im letzten Kapitel des Buches gibt Grann uns einen Überblick über die aktuellen archäologischen Entwicklungen in Amazonien. Im Gebiet des Rio Beni in Bolivien, tausend Kilometer weiter westlich, wurden die Erdwälle wiederentdeckt, die schon Fawcett beschrieben hatte, und die erst durch die Entwaldung (und durch Google Earth!) langsam in ihrem ganzen Ausmaß erfasst werden.
1971 schrieb Betty J. Meggers ihr Standardwerk Amazonia: Man and Culture in a Counterfeit Paradise in dem sie Amazonien als falsches Paradies bezeichnete, das viel zu unfruchtbare Böden habe, um mehr als eine Handvoll Indianerstämme zu ernähren. Der von ihr geprägte Begriff des Geodeterminismus (Die Geografie bestimmt die Kulturstufe der in ihnen lebenden Gesellschaften) bestimmte das Bild von Amazonien über Jahrzehnte. Erst in den letzten Jahren beginnt dieses Bild durch immer neue Funde von riesigen Kulturlandschaften im gesamten Amazonasbecken zu bröckeln. Neben Heckenberger sind es vor allem die streitbare Anna Roosevelt sowie etliche Südamerikanische Archäologen, die mit ihren Entdeckungen kräftig an Meggers’ Theoriegebäude rütteln.
Die Terra Preta möchte ich noch erwähnen: menschengemachte schwarze Erde, eine Mischung u. a. aus Küchenabfällen, menschlichen Exkrementen, Tonscherben und Holzkohle, die in manchen Regionen bis zu zwei Meter dicke Schichten bildet, und die über Generationen extrem fruchtbar ist. Terra Preta wird an immer mehr Stellen in Amazonien gefunden, noch ist nicht ganz klar, ob sie quasi nebenbei entstanden ist, oder gezielt durch die Menschen geschaffen wurde (vielleicht ja beides). Tatsache ist, dass diese Entdeckung entscheidend ist für die Widerlegung des Geodeterminismus, denn neuere Hochrechnungen ergeben, dass diese Erde so weit verbreitet ist, dass sie Landwirtschaft für wesentlich größere Bevölkerungen erlaubte, als von Meggers postuliert.
Neuere Schätzungen gehen mittlerweile von einer Millionenbevölkerung im Präkolumischen Amazonien aus.
1491
Fast wie nebenbei erwähnt Grann dann ein weiteres Buch: 1491 von Charles C. Mann (2005, bisher nur auf Englisch erschienen).
Dieses Buch erzählt die ganze Geschichte, die Grann im letzten Kapitel seines Buches nur anreißen konnte. Allein der geniale Titel machte mich sofort neugierig. Granns gelungener Kunstgriff, die Geschichte um Percy Fawcetts Vision mit diesen aufsehenerregenden neuen Erkenntnissen zu verknüpfen macht mich heiß auf mehr.
Das Buch von Charles C. Mann ist etwas trockener, aber gut geschrieben und sehr detailreich. Es breitet die ganze Geschichte der Wissenschaft um die amerikanische Urbevölkerung vor einem aus, bis hin zu den neuesten Erkenntnissen. Meggers, Roosevelt und Heckenberger kommen natürlich auch drin vor, mitsamt ihrer akademischen Streitigkeiten. Für jeden Archäologie-Fan ist dieses Buch ein absolutes Muss!
Rather than adapt to nature, [the indians] created it. They were in the midst of terraforming the Amazon when Columbus showed up and ruined everything.
1491, S. 359
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Eigentlich wollte ich diesen beiden Büchern gleichviel Raum in diesem Artikel einräumen. Wäre dies ein “echter” Blogartikel, würde ich wahrscheinlich eine Serie draus machen, und 1491 in einem eigenen Artikel ausführlich besprechen. Leider reicht nun die Zeit nicht mehr (noch vier Stunden bis Einsendeschluss) und der Artikel ist schon weit länger als “erlaubt”.
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Das dritte Buch habe ich noch gar nicht erwähnt:
Exploration Fawcett (1953, englisch)
Percy Fawcetts jüngerer Sohn Brian durfte damals nicht mit auf die Expedition. Er ging aber auch nach Südamerika, und arbeitete lange Jahre im Eisenbahnbau in Peru. Anfang der fünfziger Jahre entschloss er sich, auch nach dem Verbleib seines Vaters zu forschen. Es hatte viele angebliche Sichtungen von Fawcett, z.B. als Gefangener bei den Indios, gegeben. Einer behauptete auch, seine Knochen gefunden zu haben, ein anderer schleppte einen hellhäutigen Indiojungen aus dem Busch und stellte ihn als Jack Fawcetts Sohn vor (er stellte sich als Albino heraus). Brian Fawcett geht diesen Geschichten nach, findet aber keine harten Beweise, die irgendwelchen Aufschluss über das Schicksal seines Vaters geben.
Brian entschließt sich, die umfangreichen Aufzeichnungen seines Vater zu ordnen und zu redigieren, und zusammen mit seinen eigenen Rechercheergebnissen als Buch herauszubringen. Es wird ein sensationeller Erfolg. Mir hat es auch sehr gut gefallen, weil man hier direkt Fawcetts Stimme vernimmt. Percy Fawcett war kein schlechter Schriftsteller und das Buch ist klassische Abenteuerliteratur, sicher auch für Jugendliche geeignet. Es ergänzt sich perfekt mit dem Buch von David Grann, und jeder, der die ganze Geschichte wissen will, kommt nicht daran vorbei.
Bemerkenswert sind die wunderbaren Illustrationen von Brian Fawcetts eigener Hand. Der Mann war wirklich ein begnadeter Zeichner! Im Jahre 2054 werde ich ein paar seiner Bilder in diesen Artikel einbinden, dann werden sie gemeinfrei sein 😉
Quellen
David Grann
Die versunkene Stadt Z: Expedition ohne Wiederkehr – das Geheimnis des Amazonas
Goldmann Verlag
ISBN 978-3442156665
Charles C. Mann
1491: New Revelations of the Americas Before Columbus
Vintagebooks
ISBN 978-1400032051
Percy Fawcett
Exploration Fawcett: Journey to the Lost City of Z
Overlook Books
ISBN 978-1590204306
Der deutsche Wikipediaartikel über Fawcett ist extrem ausführlich, jede einzelne seine Expeditionen wird detailliert geschildert. Hier hat sich offenbar ein Fan richtig ausgetobt. Leider sind nicht alle Angaben ganz akkurat (siehe auch die Diskussionsseite), aber der Artikel ist in seiner Detailfülle durchaus lesenswert. Für diesen Artikel habe ich aber nur selten darauf zurückgegriffen.
Zwei Papers von Michael Heckenberger:
Amazonia 1492: Pristine Forest or Cultural Parkland?
https://www.sciencemag.org/content/301/5640/1710.full.html
Pre-Columbian Urbanism, Anthropogenic Landscapes, and the Future of the Amazon
https://www.sciencemag.org/content/321/5893/1214.full.html
(Bei sciencemag.org muss man sich registrieren, ist aber kostenlos)
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Hinweis zum Autor: Dieser Artikel wurde von “Dampier” geschrieben: “Ich bin Grafiker, bald 50, habe einige Jahre in Südamerika gelebt, bin dort viel herumgekommen und bin seitdem Fan von Entdeckungsreisen, Reiseberichten und Landkarten.”
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