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“Mama, Mond ist tot!” kam unser Kind eines Winterabends schreiend mit Tränchen in den Augen angerannt.
Katastrophe, Dilemma und Weltuntergangsstimmung beim Kind.
Unser Kind liebt nämlich Licht aller Art, es waren sogar seine ersten Worte: ” ..ich a!” Was “Licht an” bedeutete.
Was wir erst nicht kapierten.
Wir kamen darauf, als es wütend diese Worte brüllend versuchte, den Lichtschalter zu erreichen.
Wir Eltern hatten nämlich auf minutenlanges wiederholen dieser “Laute” nicht reagiert und nicht das Licht angemacht.
Aber nach dieser doch ziemlich eindrucksvollen Demonstration haben wir das dann schnell begriffen.
( Gut, daß unser Kind den Mut hatte, die Angelegenheit selbst zu lösen und das es folgerichtig aus unserer Handlung: Schalter drücken das Ergebnis: Licht an erkannt hatte.
Im Winter ist es bekanntlich früher dunkel , was auch dem Kinde aufgefallen war und wir schon geklärt hatten: die Sonne steht nun etwas anders, die Erde ist ein Planet und das alles “schwebt” im Weltall rum.
Da Kind uns nämlich trotz noch eingeschränktem Wortschatz Löcher zu einfachen Alltagsphänomenen in den Bauch fragte. Und nicht locker lies, bis es das, was es grade verstehen wollte, verstand.
Nun hatte das Kind also den Mond für sich entdeckt, der nun auch oft tagsüber gut zu sehen war.
Nur heute nicht.
Unser Kind stand nun also sterbensunglücklich vor mir.
Dachte, der Mond sei tot.
Was ” tot “war, das hatte ich ihm vor kurzem erklären müssen, als es eine tote Fliege auf der Fensterbank entdeckte.
Und es fragte, warum Sie sich nicht mehr bewegte.
Ich sagte: ” Die lebt nicht mehr, ist tot.”
Was zu weiteren Fragen des Kindes führten, bis ich erklärte: ” Diese Fliege kann nichts mehr hören, fühlen, sehen, riechen, nichts mehr bewegen oder denken, die hat keine Lebensenergie mehr, da ist nur der Körper noch von da.”
Damit konnte es was anfangen und sich ein Bild machen.
In den letzten Tagen hatte es also gerne den Mond beobachtet.
Wenn wir daußen unterwegs waren, abends zu Hause vom Fenster aus.
Dem Kind war schon aufgefallen, daß der Mond sich veränderte.
Wir sagten ihm, er sei nicht immer gleich, das schien ihm zu genügen.
Vor ein paar Tagen noch.
Aber heute, heute sorgte das totale nicht-Da-Sein des Mondes für Tränen.
Ich schaute auf mein aufgelöstes Kind und nahm es erst mal in den Arm.
” Schatz, der Mond kann nicht sterben. Nicht so, wie Lebewesen. Der Mond ist aus Gestein.
Und ich weiß, daß der nicht tot ist. Der ist nur gerade nicht zu sehen,” sagte ich tröstend.
Das weinen ebbte langsam ab.
Das Kind schneuzte in meine Halsbeuge.
Ich war froh, daß ich ein dickes Halstuch trug.
Das Kind fragte mit belegter Stimme in mein linkes Ohr : ” Sicha? Wer sagt das?”
Ich schmunzele innerlich, fand es gut, daß mein Kind nicht einfach so meine These schluckt, sondern hinterfragt und sagte: ” Das haben Menschen herausgefunden. Sollen wir Dir mal zeigen, warum das für uns so aussieht, als wenn der nicht da ist? ”
“KannSu?” fragte das Kind mit großen Augen. ” Gans wikklich?”
“Ja, kann ich. Ganz wirklich. Warte mal, wir holen den Papa, dafür brauch ich mehr Hände. Wir machen mal ein Modell. Damit können wir nachspielen, was da gerade am Himmel passiert mit dem Mond. So in etwa, ” sagte ich ruhig.
“Papaaaaaaaaaaaaa!” schrie das Kind mit Leibeskräften.
Der Gerufene hörte, ich erklärte ihm das Problem und wir suchten geeignete Lampe, Bälle und Obst, um dem Kind einen kleinen Teil unseres Sonnensystemes nachzubauen.
Das Kind saß gespannt da und wartete.
Wir hatten bald alles zusammen und fingen an, ihm zu zeigen, so stehen die Sonne, Erde, Mond, so bewegen die sich und so passiert das mit den Mondphasen.
Zusätzlich lasen wir noch die relevantesten Sätze aus seinem KinderSachbuch zum Thema vor.
Nach unserer Demonstration und den wenigen Worten war das Kind beruhigt , spielte mit Licht und Schatten und ich, ich saß da, schaute unserem Kind zu und muße an die Leute denken, die oft sagen:
” Wissenschaft? Wann brauch man die denn mal im Alltag?! ” oder : ” So Sachen lernt man in der Schule und dann brauch man die nie wieder.” oder: “Sowas kann ein kleines Kind doch nicht verstehen.”
Und dann, dann frage ich mich: ” Wie erklären die ihren Kindern bloß die Welt?”
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