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Ich weiß nicht mehr, wann es angefangen hat, aber ich bin fasziniert von Vulkanen. Möglicherweise waren es Bilder des Vulkanausbruchs auf der isländischen Insel Heimaey, die ich als Kind gesehen habe. Eine rotglühende Flammenwand vor weißen Häusern und schwarzen Aschekegeln. Ihr erinnert Euch möglicherweise an diese Bilder. Menschen die ihr Hab und Gut auf Schiffe verladen und in Sicherheit bringen – nicht wissend ob sie wieder zurückkehren werden. Und die vielen Schläuche, mit deren Hilfe man versuchte mit Meerwasser den Lavastrom aufzuhalten, der drohte die einzige Hafenzufahrt zu schließen.
Es hat zwar noch Jahre gedauert, bis sich mein Interesse an Vulkanen etwas deutlicher zeigte, aber ich denke, hier lag der Ursprung. Die Kraft dieser Naturgewalt, in Verbindung mit Feuer zu schaffen und zu zerstören, hat mich angezogen und gleichzeitig geängstigt.
Der erste Vulkan, auf den ich bewusst gestiegen bin, hatte als lieblich-grün bewachsener Ring.so gar nichts Beängstigendes. Es war einer der Kegel der Chaine de Puys in der Auvergne/Frankreich (bekannt aus der Volvic-Werbung). Ein paar Jahre später war der Teide auf Teneriffa schon wesentlich eindrucksvoller. Man fährt durch die Berge in eine vulkanische Landschaft – hier gab es ein erstes Aha-Erlebnis: das nennt man also eine Caldera und der neueste Vulkankegel sitzt da mitten drin. Alles war also viel größer, als ich zunächst dachte. Es gab sogar noch Schwefeldämpfe, die aufstiegen. Der letzte Ausbruch war zu dem Zeitpunkt gerade achtzig Jahre her. Auf Fuerteventura sah ich dann (neben den bekannten langen Sandstränden, die mich weniger interessierten) Vulkankegel aufgeschüttet aus Aschesteinchen, die als poröser Wasserspeicher gern für üppige Blumenbepflanzung und auch Weinanbau genutzt werden.
Island – Trolle und jede Menge Fragen
Und dann ging es endlich nach Island – diese vollkommen von Vulkanismus geprägte Insel mit jeder Menge aktiver Vulkane. Man fährt durch riesige Lavafelder und findet die unterschiedlichsten vulkanischen Erscheinungen: Basaltsäulen, Geysire, Aschekegel, blubbernde Schlammquellen, Berge unterschiedlichster Färbung, manche als Vulkane erkennbar, wie man sie sich so vorstellt, andere unter Gletschern verborgen.
Erst jetzt entwickelten sich Fragen: Warum springt ein Geysir? Warum hier? Warum blubbert es nicht überall auf der Insel? Warum sind Basaltsäulen so eckig geformt? Warum ist die Lava mal grau, mal braun, mal rötlich? Und wie entsteht eigentlich Obsidian? Warum gelten manche Vulkane als gefährlicher als andere? Warum gibt es so hohe Wälle von bröckeliger Lava, aber auch fließende Strukturen? Nicht zuletzt: wie lebte und lebt man auf so einer Insel, wo sich jederzeit der Boden unter den Füßen auftun kann? Welche Auswirkungen hat das auf die Geschichte?
Was soll ich sagen: sucht man Antworten, steckt man sofort mitten drin in diversen Wissenschaften: Geologie, Vulkanologie, Physik, Chemie, Geschichte, Sozialwissenschaften und…und…und…
Da stellt sich gar nicht mehr die Frage, wo man anfangen soll – eigentlich überall. Warum dann nicht noch mehr Vulkane besuchen? Es folgten also jährliche Urlaubsreisen auf andere Vulkaninseln – Madeira, Sizilien, Lanzarote, La Palma, El Hierro und dazwischen immer mal wieder Island. Irgendwann habe ich dann auch den Vulkanismus „vor der Haustür“ entdeckt und die Eifel erkundet. Es war –fast- wie auf Island: überall Vulkane, Ablagerungen, Lavabrocken, Mineralquellen, das Blubbern im Laacher See und riesige Basaltsäulen im Bierkeller von Mendig.
Expeditionen ins Internet
Einen Vulkanausbruch habe ich persönlich bisher noch nicht erlebt. Auf Island war ich immer gerade wieder abgereist oder noch nicht da. Allerdings hat uns der Ätna mal einen kleinen Asche-Gruß geschickt. Der Blick auf den Ätna war an diesem Morgen durch dicken Nebel versperrt. Absolute Stille. Dann aber hörte ich so ein komisches gleichmäßiges Knispeln und als ich auf die Terrasse ging sah ich die Asche fallen. Seltsames Gefühl – wenn man so gar nicht weiß, was dieser große Vulkan hinter der Nebelwand grade veranstaltet…
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