Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2015. Hinweise zum Ablauf des Bewerbs und wie ihr dabei Abstimmen könnt findet ihr hier. Informationen über die Autoren der Wettbewerbsbeiträge findet ihr jeweils am Ende der Artikel.
sb-wettbewerb
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Ich weiß nicht mehr, wann es angefangen hat, aber ich bin fasziniert von Vulkanen. Möglicherweise waren es Bilder des Vulkanausbruchs auf der isländischen Insel Heimaey, die ich als Kind gesehen habe. Eine rotglühende Flammenwand vor weißen Häusern und schwarzen Aschekegeln. Ihr erinnert Euch möglicherweise an diese Bilder. Menschen die ihr Hab und Gut auf Schiffe verladen und in Sicherheit bringen – nicht wissend ob sie wieder zurückkehren werden. Und die vielen Schläuche, mit deren Hilfe man versuchte mit Meerwasser den Lavastrom aufzuhalten, der drohte die einzige Hafenzufahrt zu schließen.
Es hat zwar noch Jahre gedauert, bis sich mein Interesse an Vulkanen etwas deutlicher zeigte, aber ich denke, hier lag der Ursprung. Die Kraft dieser Naturgewalt, in Verbindung mit Feuer zu schaffen und zu zerstören, hat mich angezogen und gleichzeitig geängstigt.

Der erste Vulkan, auf den ich bewusst gestiegen bin, hatte als lieblich-grün bewachsener Ring.so gar nichts Beängstigendes. Es war einer der Kegel der Chaine de Puys in der Auvergne/Frankreich (bekannt aus der Volvic-Werbung). Ein paar Jahre später war der Teide auf Teneriffa schon wesentlich eindrucksvoller. Man fährt durch die Berge in eine vulkanische Landschaft – hier gab es ein erstes Aha-Erlebnis: das nennt man also eine Caldera und der neueste Vulkankegel sitzt da mitten drin. Alles war also viel größer, als ich zunächst dachte. Es gab sogar noch Schwefeldämpfe, die aufstiegen. Der letzte Ausbruch war zu dem Zeitpunkt gerade achtzig Jahre her. Auf Fuerteventura sah ich dann (neben den bekannten langen Sandstränden, die mich weniger interessierten) Vulkankegel aufgeschüttet aus Aschesteinchen, die als poröser Wasserspeicher gern für üppige Blumenbepflanzung und auch Weinanbau genutzt werden.

Island – Trolle und jede Menge Fragen

Und dann ging es endlich nach Island – diese vollkommen von Vulkanismus geprägte Insel mit jeder Menge aktiver Vulkane. Man fährt durch riesige Lavafelder und findet die unterschiedlichsten vulkanischen Erscheinungen: Basaltsäulen, Geysire, Aschekegel, blubbernde Schlammquellen, Berge unterschiedlichster Färbung, manche als Vulkane erkennbar, wie man sie sich so vorstellt, andere unter Gletschern verborgen.

Farbiges Island

Farbiges Island

Erst jetzt entwickelten sich Fragen: Warum springt ein Geysir? Warum hier? Warum blubbert es nicht überall auf der Insel? Warum sind Basaltsäulen so eckig geformt? Warum ist die Lava mal grau, mal braun, mal rötlich? Und wie entsteht eigentlich Obsidian? Warum gelten manche Vulkane als gefährlicher als andere? Warum gibt es so hohe Wälle von bröckeliger Lava, aber auch fließende Strukturen? Nicht zuletzt: wie lebte und lebt man auf so einer Insel, wo sich jederzeit der Boden unter den Füßen auftun kann? Welche Auswirkungen hat das auf die Geschichte?

Da der große “schläft”, hier sein kleiner Bruder

Da der große “schläft”, hier sein kleiner Bruder

Was soll ich sagen: sucht man Antworten, steckt man sofort mitten drin in diversen Wissenschaften: Geologie, Vulkanologie, Physik, Chemie, Geschichte, Sozialwissenschaften und…und…und…
Da stellt sich gar nicht mehr die Frage, wo man anfangen soll – eigentlich überall. Warum dann nicht noch mehr Vulkane besuchen? Es folgten also jährliche Urlaubsreisen auf andere Vulkaninseln – Madeira, Sizilien, Lanzarote, La Palma, El Hierro und dazwischen immer mal wieder Island. Irgendwann habe ich dann auch den Vulkanismus „vor der Haustür“ entdeckt und die Eifel erkundet. Es war –fast- wie auf Island: überall Vulkane, Ablagerungen, Lavabrocken, Mineralquellen, das Blubbern im Laacher See und riesige Basaltsäulen im Bierkeller von Mendig.

Das Blubbern am Laacher See

Das Blubbern am Laacher See

Expeditionen ins Internet

Einen Vulkanausbruch habe ich persönlich bisher noch nicht erlebt. Auf Island war ich immer gerade wieder abgereist oder noch nicht da. Allerdings hat uns der Ätna mal einen kleinen Asche-Gruß geschickt. Der Blick auf den Ätna war an diesem Morgen durch dicken Nebel versperrt. Absolute Stille. Dann aber hörte ich so ein komisches gleichmäßiges Knispeln und als ich auf die Terrasse ging sah ich die Asche fallen. Seltsames Gefühl – wenn man so gar nicht weiß, was dieser große Vulkan hinter der Nebelwand grade veranstaltet…

Gruß vom Etna

Gruß vom Etna

Der Ausbruch des Eyjafjallajökull hat meinem Wissensdrang dann noch mal einen neuen Schub gegeben. Und das Internet – hier und da hatte ich ja schon auf die Webcams des Ätna geschaut. Jetzt aber brach dieser schwer auszusprechende Vulkan auf Island aus und zack-zack gibt es eine neue Webcam direkt auf die Ausbruchsstelle. Da sitze ich also und starre auf die Webcam und sehe Isländer mit Snow-Scootern über den Gletscher Richtung Ausbruch fahren, Rücklicht um Rücklicht, als sich plötzlich eine neue Spalte auftut und sehr, sehr schnell drehen die Scooter ab.

Stundenlang hing ich an den Webcams und suchte nach Informationen im Internet. Da der Ausbruch ja den Flugverkehr zumindest europaweit lahmgelegt hatte, wurde er ziemlich berühmt und es gab Unmengen von Seiten, die berichteten. Leider waren es meist die immer gleichen Nachrichten. Aber es gab auch Blogs, die sich intensiver mit dem Geschehen beschäftigten und ich merkte: he da draußen gibt es andere Leute, die das genauso spannend finden! Das war alles so neu für mich, dass ich, als ich zum ersten Mal den Begriff „Troll“ gelesen habe, gar nicht verstand, dass damit eigentlich ein ganzes Internet-Phänomen gemeint war. Selbstverständlich dachte ich, das wäre ein lustiger Einfall in genau dem einen Blog, schließlich ging es ja um Island und da sind Trolle und Elfen ja Teil der Kultur…

Na ja, dann habe ich mich erstmal im Internet verlaufen, habe alle Blogs zu allem was mit Vulkanismus und Erdbeben zusammenhängt gelesen, wollte alle verlinkten wissenschaftlichen Paper speichern, um sie später mal in Ruhe durchzuarbeiten und wollte mitdiskutieren – ICH! auf ENGLISCH! (worin ich doch in der Schule so schlecht war) Mitten in der NACHT! (waren halt viele Leute dabei von der anderen Seite der Erde und ich musste doch morgens früh raus) Huch!

Aber es gab einfach so viele spannende Informationen, da musste ich einfach dran bleiben. Im Laufe der Zeit hat sich das alles in gewisse Bahnen eingependelt. Ich kenne „meine“ Lieblingsblogs, ich weiß, wo ich suchen kann, mein Hauptinteressensgebiet beschränkt sich auf Island, aber Italien und die Kanaren kommen auch zu ihrem Recht. Ich habe mir nach und nach so einige Bücher angeschafft, vom Kinderbuch über Fotobände und Belletristik bis hin zu eher wissenschaftlichen Werken. Und im vergangenen Jahr hab ich mich an einem Coursera-Kurs versucht (Materialwissenschaften…äh, ja…)

Nein, ich habe sie noch nicht alle gelesen…

Nein, ich habe sie noch nicht alle gelesen…

Grenzen des Wissens (ausloten) und weitere Ziele

Jetzt befinde ich mich allerdings in einem kleinen Dilemma: Zwischen populärwissenschaftlichen Büchern zum Thema und wissenschaftlichen Papern oder Abhandlungen klafft eine Lücke. Über die einfachsten Informationen bin ich hinaus, aber für die wissenschaftlichen Texte fehlt mir der naturwissenschaftliche Hintergrund, das wissenschaftliche Denken und gaaanz viele Grundlagen aller Art. Vielleicht hat ja der eine oder die andere Leser/in noch Tipps, wie ich da weiter machen kann, die Lücke sinnvoll füllen kann, um vielleicht die Grenzen meiner Lernfähigkeit weiter rauszuschieben .

Nachtrag

Natürlich habe ich auch noch Reiseziele, vielleicht Neuseeland und Hawaii. Die Vulkane Kamschatkas und Alaskas werden für mich wohl unerreichbar bleiben, da bin ich realistisch und werde mich auf das Reisen per Webcam beschränken.

Im vergangenen Jahr habe ich es dann zum ersten Mal nach Heimaey geschafft. Es gibt zum Ausbruch von 1973 jetzt ein Museum, das mit dem Slogan „Pompeji des Nordens“ wirbt. Glücklicherweise sind hier keine Menschen ums Leben gekommen, aber zahlreiche Häuser durch Asche verschüttet worden. Einige davon hat man jetzt ausgegraben und in das Museum integriert, in dem man außerdem in verschiedenen historischen Filmen die ganze Dramatik der damaligen Situation erfassen kann. Es war spannend für mich, noch einmal nachzuvollziehen, was mich damals so sehr fasziniert hat, dass es ein so nachhaltiges Interesse an Vulkanen geweckt hat.

Ein ausgegrabenes Haus auf Heimaey

Ein ausgegrabenes Haus auf Heimaey

Linkliste

volcano.si.edu/index.cfm
www.wired.com/category/eruptions
www.vulkane.net/blogmobil/ (deutsch)
laculturevolcan.blogspot.de/ (französisch)
www.jonfr.com/volcano/ (über isländische Vulkanaktivitäten)
www.vulkan-etna-update.de/etna_update.html (deutsch, nur Ätna)
www.flickr.com/photos/etnaboris/ (Fotos vom Ätna)
webcams.volcanodiscovery.com/ (diverse Webcams)
www.wired.com/2015/04/worlds-volcano-webcams/ (diverse Webcams)
und natürlich
www.livefromiceland.is/ (isländische Webcams)
webcams.mogt.is/ (isländische Webcams)
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Hinweis zur Autorin: Dieser Artikel wurde von “Mafl” geschrieben: “Ich bin weiblich, Mitte 50, habe mal Kulturwissenschaften studiert und arbeite mittlerweile als Angestellte.
Der Text ist einfach mal ein Versuch.”

Kommentare (29)

  1. #1 Crazee
    25. September 2015

    Bei mir war es eine Bilderserie in einem Kinder-Bildatlas, wo beschrieben wurde, wie auf einem Feld ein Vulkankrater gewachsen ist.

    Mit der Schule war ich auf dem Vesuv, in Pompeji und in der Solfatara. Wobei mich letztere am meisten beeindruckt hat (man sollte da nicht mit Steinen werfen 😉 ).

  2. #2 Spritkopf
    25. September 2015

    Sehr interessanter Artikel nicht nur über das Thema selbst, sondern auch, wie man überhaupt zu seinem Interessensgebiet kommt. Erinnert mich an meine Kindheit. Meine Eltern hatten einiges an Bildbänden über Natur und Zeitgeschehen im Regal stehen, u. a. auch einen, in dem der Ausbruch auf Heimaey abgehandelt wurde. Genau die Bilder, die du ansprachst – weiße Häuser, die zum Teil unter frischer Lava begraben sind und im Hintergrund die rote Flammenwand einer Eruption – habe ich ebenfalls noch vor Augen.

    Außerdem hat mir dein Artikel Lust gemacht, auch mal einen Coursera-Kurs zu belegen. Könntest du dazu noch ein paar Worte verlieren? Mich würde z. B. interessieren, wie die Qualität der Unterrichtsmaterialien ist, ob du die Anzahl an Wochenstunden, die sie ansetzen, als realistisch einschätzt und wie hoch das Aufgabenniveau ist. Hat der Kurs deine Erwartungen erfüllt? Danke.

  3. #3 Folke Kelm
    25. September 2015

    Oh wie schön, Vulkane sind schon wirklich etwas faszinierendes und diesen Artikel zu lesen ist ja auch spannend, mal etwas von einem Nicht-Fach-Menschen.
    Mich haben Vulkane auch schon in der Schule fasziniert, auch wenn sie dann nicht primär der Grund waren Geologie zu studieren, haben sie mich doch die ganze Zeit durchs Studium begleitet.
    Ich sehe dass du ganz zentral Das Buch von Hans Ulrich Schmincke in Deiner Litteraturliste hast. Das ist scvhon ein recht guter Einstieg in die Materie, und viel mehr an Lehrbuch gibts da auch nicht. Als Geologe bin ich allerdings da von der Oberflächlichkeit etwas enttäuscht, immerhin ist das ein Buch was auch an Universitäten als Lehrbuch kursiert.
    Vulkane haben wir in Deutschland jede Menge, und auch jede denkbare Variation. Die sind zwar alle recht alt (bis auf einiges in der Eifel), aber man kann trotzdem einen ziemlichen Rundumschlag bereisen, was die Vulkanologie angeht.
    Wenn Du Dich vertiefen willst, gehören irgendwann einen Menge Physik, Chemie und Mineralogie dazu um die Entwicklung eines Vulkanes und seine “Persönlichkeit” zu verstehen, und natürlich darf man die regionale Geologie nicht vergessen.
    Letztendlich ist ja der sichtbare Vulkan nur das na der Oberfläche sichtbare symptom der ganzen Prozesse unter unseren Füssen, und zumindest ich finde, dass da die grosse Menge der Faszination verborgen liegt.
    Kleine Leseempfehlung noch: Ulrich Schreiber, Die Flucht der Ameisen. Die Story ist geologisch sehr fundiert, wenn auch im zweiten Teil des Buches etwas an den Haaren herbeigezogen, wohl aus theatralischen Gründen. Das Szenario an sich ist aber durchaus denkbar und für Geologen sehr real.
    Wenn Du in Deutschland reisen möchtest, tu Dir auf jeden Fall den Vogelsberg an, das war früher mein Hausvulkan. Der wechselt übrigens ständig zwischen “europas grösster Schildvulkan” und “grosses zusammenhängendes Vulkangebiet”. Diese Diskussion ist also noch lange nicht abgeschlossen, wobei ich persönlich ihn als einen Vulkan sehe, mit langem und abwechslungsreichem Leben. Rund herum gibt es so einige spektakuläre Vulkänchen, wie Gleiberg und Wetzberg bei Giessen , der Westerwald und die Rhön sind auch nicht weit. Geologisch ist das alles nicht sehr lange her, Tertiär bis eben gerade noch (Eifel).

  4. #4 gaius
    25. September 2015

    Fesselnd beschriebene Begeisterung! Danach war ich bereit, so richtig ins Thema einzusteigen …

  5. #5 Alderamin
    25. September 2015

    @Folke Kelm

    Geologisch ist das alles nicht sehr lange her, Tertiär bis eben gerade noch (Eifel)

    Frank von “was geht?” schrieb neulich darüber, dass man in Island in nur 2 km Tiefe schon bis zur Lava gebohrt hatte. Auf meine Frage, wie tief man denn etwa in der Eifel bohren müsste, gab’s noch keine Antwort. Weißt Du das zufällig?

  6. #6 Tina_HH
    25. September 2015

    Sehr schöner Artikel, den ich gerne gelesen habe. Vor allem, weil ich ebenfalls gerne auf den Kanaren Urlaub mache. Dort kann man sich der Faszination der Vulkane ja auch gar nicht entziehen, da sie einen von überall her quasi anlächeln.
    Einer meiner absoluten Lieblingsorte (den du ja sicherlich kennst):

    https://de.wikipedia.org/wiki/Lanzarote#/media/File:2008-12-19_Lanzarote_ElGolfo.jpg

    Einfach zu schön…

  7. #7 Alderamin
    25. September 2015

    @mafl

    Einen Vulkanausbruch habe ich persönlich bisher noch nicht erlebt. Auf Island war ich immer gerade wieder abgereist oder noch nicht da

    Ich war mal auf einer Kreuzfahrt auf Sizilien, da war der Ätna ein halbes Jahr zuvor ausgebrochen. Man brachte uns mit Bussen bis zu der Stelle, wo die Lava über eine Straße gelaufen war, die auf den Berg hinaufführte (ich erinnere mich noch an ein Haus oder Restaurant, das offenbar verschont geblieben war). Das Gestein war noch warm! Wie Fußbodenheizung. Vor dem Ausbruch, erzählten uns die Guides, seien sie mit den Bussen über diese Straße noch weiter den Berg hinauf gefahren, die war jetzt zur Sackgasse geworden.

    In der Nacht vor oder nach dem Sizilien-Ausflug hatte man uns dann geweckt, da sind wir am Stromboli vorbeigeschippert. Ein kleines bisschen rotes Leuchten war hin und wieder auf dem Gipfel zu sehen, mehr nicht. Aber immerhin einen Ausbruch gesehen 🙂

    Den Teide und Island kenne ich auch, war auch im Yellowstone-Park, der auch wegen der Tiere (Büffel, Bären) interessant ist, aber die geothermalen Gebiete auf Island fand ich noch beeindruckender. Vor allem, wenn man vom Stokkur noch ein paar warme Tropfen abbekommt, während man bei Old Faithful nach langer Wartezeit nur aus größerer Entfernung zuschauen darf. Bei Strokkur muss man auch nicht so lange warten, der hatte bei unserem Besuch einen 15-Minuten-Rhythmus, bei Old Faithful waren es um die anderthalb Stunden.

  8. #8 Hoffmann
    25. September 2015

    @ Mafl:

    Da kriegt man gleich Lust, sich auf die Reise zu machen …

    Super Artikel! So muss Bloggen sein … 🙂

  9. #9 Folke Kelm
    25. September 2015

    @Alderamin

    Ich denke nicht, dass Du in der Eifel überhaupt bei Bohrungen auf Restschmelzen stossen wirst. Allerdings ist die Eifel schon als ganzes Gebiet warm. vor zwei Jahren gab es einen ganz interessanten Artikel in Nature Geoscience, wo man den Hotspot Eifel ganz gut mit Hilfe von Satelliten nachweisen kann.
    Das Eifel Plume Project hat mit Hilfe von seismischer Tomographie ganz gut einen warmen Bereich des Mantels von 70 bis 400 Km tiefe nachgewiesen. 70 Km wäre die Tiefe, in der das Schmelzen durch Druckentlastung stattfinden würde. Wie schnell nun solches Magma aufsteigt ist allerdings reine Spekulation. Eine Arbeit von letzem Jahr über die Insel Santorin zeigt, dass die Füllung einer oberflächlichen Magmakammer eventuell sehr schnell geschehen kann (eventuell nur mehrere Monate), momentan gibt es aber keine gesicherten Anzeichen ob überhaupt eine Kammer mit Restschmelze vorliegt.

    Die Eifel ist vulkanologisch gesehen echt speziell. Zum einen sitzt sie über diesem Bereich mit heissem mantelmaterial welches aufgruind seiner Temperatur im mantel aufsteigt, zum anderen sitzt sie auch auf einer sehr bedeutenden Störungszone, dem Rheintalgraben. Diese Störung versorgt im Prinzip das aufschmelzende Material mit schnellen Wegen zum Aufstieg und mit fluiden, die das Magma auf dem Weg assilmilieren kann. Das Mantelmaterial an sich ist recht arm an fluiden, der Vulkanismus der Eifel aber doch sehr explosiv, was nur geschehen kann, wenn du viel Wasser und CO2 im Magma hast. Das bekommst du einerseits, durch langes lagern eines aufgeschmolzenen Magmas, fraktionierte Kristallisation und dann Eruption der Restschmelze welche das ganze gasförmige zeugs konzentriert, oder Du bekommst das Wasser und CO2 durch aufschmelzen und assimilieren von Umgebungsgestein.
    Eine Arbeitshypothese der Vulkanologen ist, dass alle tertiären Vulkangebiete Deutschlands und Tschechiens auf eben diesen nachgewiesennen Mantelplume unter der Eifel (der Hot Spot) zurückzuführen sind. Die Eifel hat sich bisher durch explosiven kurzzeitigen Vulkanismus ausgezeichnet, mit relativ geringen geförderten Mengen. IM Vogelsber und im Westerwald war das über den Lauf der Zeit aber immer mehr und zum Schluss kamen dann wirklich die in der Tiefe gebildeten Magmamassen oben an, sogenanntes tholeiitisches Magma, was chemisch den Ozeanbodenbasalten ähnelt. Die Eifel ist im Prinzip auf ähnlichem Weg. Vergleicht man die Eifel mit Westerwald und Vogelsberg hat sie ja aber auch noch 10 bis 12 millionen Jahre zeit sich zu entwickeln. Auf jeden Fall ist die Eifel für mich das spannendste was man in Deutschland an Geologie finden kann.

  10. #10 Alderamin
    25. September 2015

    @Folke Kelm

    Vielen Dank für die fachkundige Antwort.

    Auf jeden Fall ist die Eifel für mich das spannendste was man in Deutschland an Geologie finden kann.

    Ich kann auch allen nur empfehlen, einmal die Eifelmaare zu umwandern und vor allem den Kaltwasser-Geysir von Namedy bei Andernach beim Ausbruch anzuschauen (ab November machen die bis einschließlich März für den Winter zu, also hurtig!). Den fand ich kaum weniger begeisternd als die Heißwasser-Geysire auf Island und im Yellowstone-Park.

  11. #11 Mafl
    25. September 2015

    Erstmal vielen Dank für Eure Reaktionen! ich war ganz schön aufgeregt und dann ist der Artikel auch noch am gleichen Tag erschienen wie der von Alderamin…

  12. #12 Mafl
    25. September 2015

    @Spritkopf
    Der Coursera-Kurs war mir viel zu hoch. Ich habe mich einfach aus Prinzip durchgekämpft, aber nicht viel verstanden. Die meisten Teilnehmer waren anscheinend Studenten, die das zur Stoffwiederholung genutzt haben oder Leute, die mit Glasherstellung zu tun haben. Es ging ja um die Materialeigenschaften auf molekularer Ebene.
    Im Prinzip war es eine Vorlesung auf Video in „Häppchen“ von ca. 15 Min. und dazu gab es die verwendeten Powerpointfolien. Ich hab mir dann noch die Mühe gemacht mir den Text der Vorlesung runterzuladen, weil mein Englisch nicht so gut ist.
    Es gab dann einen Multiple-Choice-Test zum Abschluss.
    Bei einem anderen Thema würde ich es aber durchaus noch mal versuchen.

  13. #13 Mafl
    25. September 2015

    @Folke Kelm
    „Wenn Du Dich vertiefen willst, gehören irgendwann einen Menge Physik, Chemie und Mineralogie dazu um die Entwicklung eines Vulkanes und seine “Persönlichkeit” zu verstehen, und natürlich darf man die regionale Geologie nicht vergessen.“
    Ja, genau da überall hapert es leider . Aber die „Persönlichkeiten“ von Vulkanen versuche ich zu verstehen, also wo sich befinden, wie sie aussehen, welche Lavatypen dahinterstecken und wie sich die Lavatypen unterscheiden. Mit den isländischen Vulkanen hat man da ja schon ein breites Feld.
    „Flucht der Ameisen“ habe ich neulich gelesen und bin mit Dir ganz einer Meinung. Es war trotzdem interessant zu lesen. Auf einer kleinen Eifelreise haben wir oberhalb des Brohltals übernachtet und ich habe mir beim Lesen immer die Landschaft vorgestellt.
    Und der Vogelsberg kommt bestimmt auch noch dran.

  14. #14 Mafl
    25. September 2015

    @gaius
    …meinst Du ich sollte noch mehr zum Einsteigen bieten? 😉

  15. #15 Mafl
    25. September 2015

    @Tina
    Ja, da habe ich vergeblich versucht Olivine zu finden, die da angeblich rumliegen. Ich habe mir dann einen gekauft (an einer Kette; Mädchen halt)

    Sorry übrigens, das meine Antworten alle jetzt kommen, musste arbeiten, Äpfelpflücken im Garten und außerdem war ich heute zum Einkaufen verdonnert…

  16. #16 Mafl
    25. September 2015

    Ich sehe gerade, dass meine “Vorstellungszeilen” nicht mit am Artikel hängen, also hier nachgeliefert:
    Ich bin weiblich, Mitte 50, habe mal Kulturwissenschaften studiert und arbeite mittlerweile als Angestellte.
    Der Text ist einfach mal ein Versuch.

  17. #17 Hans
    25. September 2015

    Hm… – ich weis nicht, aber bei dieser Begeisterung für Vulkane, wie sie im Text herüber kommt, hätte ich erwartet, dass da am Ende ein Studium der Geologie oder was vergleichbares steht und wir hier lesen, wie eine Geologin, o.ä. zu ihrem Fach fand. – Das scheint aber wohl doch nicht der Fall zu sein.
    Trotzdem find ich den Text gut und er steht eindeutig auf der Liste jener, die von mir einen Punkt bekommen.

  18. #18 bruno
    Fuerte
    25. September 2015

    Vulkane?
    Finde ich gut!
    Habe ein paar davon im Vorgarten 😉

    @Mafl: hast du einen guten LINK speziell für fuerteventuranische Vulkane?

    https://www.dropbox.com/s/9dv41ewmkq7umiw/_DSC4943-1800.jpg?dl=0
    https://www.dropbox.com/s/vbjz389w0oe9h4g/_DSC5699-1800.jpg?dl=0
    https://www.dropbox.com/s/6u1eigqwg8fvorg/IMG_5193%20Kopie-1800.jpg?dl=0

  19. #19 Mafl
    25. September 2015

    @bruno
    Was ein schöner Ausblick!. Ich gehe davon aus, dass es Fuerte ist? Da war ich leider schon 15 Jahre nicht mehr.

    Als Link habe ich nur das zuFuerteventura gefunden.
    Wenn mal was passieren sollte (ist ja da schon etwas länger her, als auf La Palma und El Hierro) könntest Du da was finden: https://www.ign.es/ign/main/index.do

  20. #20 Mafl
    25. September 2015

    @bruno
    Du könntest noch Feiern gehen: Heute ist die Nacht der Vulkane auf den Kanaren!

  21. #21 bruno
    25. September 2015

    @Mafl: ja, Fuerte 😉
    Und, ja, ich geniesse meine Frühstücke auf der Terrasse….

    Vielen Dank für die Links! Ich muss dann doch mal nen bisserl mehr erfahren, was da unter meinen Füssen abgeht 😉
    Und danke für die “Nacht der Vulkane” – die kannte ich noch gar nicht!

    Wenn mal was passieren sollte

    Naja, auf FUE noch als letztes… dafür ist das ja die geologisch älteste Insel des Archipels.

    Aber El Hierro ist ja noch nicht so lange her: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/erdbeben-auf-kanarischen-inseln-vulkan-auf-el-hierro-erwacht-a-841322.html
    Ich habe von der “Feuerquallenplage” 2011/12 aufgrund des warmen Wassers vor El Hierro noch jede Menge Narben….
    Falls du mal wieder nach FUE kommst, dann gib mir bescheid 😉 lg

  22. #22 Dampier
    25. September 2015

    Schöner Artikel. Vulkane sind einfach abgefahren (muss grad an den “Erhabenheit”-Artikel denken – hier findet man sie!)

    Ich war mal auf dem Pacaya in Guatemala, der spuckt eigentlich immer Feuer. Da konnten wir recht nahe an die Lavafontäne ran. Nachts beim Abstieg glühte auf einmal der ganze Hang, der am Tag nur Aschegrau war. Das war extrem beeindruckend.

    Krakatau von Simon Winchester hast du wahrscheinlich gelesen? Das kann ich sehr empfehlen, ein schönes Vulkanbuch.

  23. #23 Mafl
    25. September 2015

    @bruno
    Tja, knapp daneben: ab 2.10. mache ich Kurzurlaub auf Teneriffa 🙂
    Auf Fuerte war ich in den 90ern einige Male (Costa Calma), weil ich da Bekannte hatte. Ich mag ja das wüstenhafte der Insel…und diese klangvollen Namen Pajara, Tiscamanita…irgendwann schaffe ich es da auch mal wieder hin. Obwohl es sich bestimmt auch verändert hat…

  24. #24 Mafl
    25. September 2015

    @Dampier
    “Krakatau” habe ich auch gelesen, na klar.
    Noch nicht ganz durch (erstmal liegen geblieben…wie gesagt, mein Englisch…) habe ich dies hier: Island on Fire , ein Sachbuch über den Laki-Ausbruch. Es geht auch viel über die historischen Augenzeugenberichte.

    Mir ist noch eingefallen, dass ich auch schon mal glühende Lava gesehen habe: aus dem Flugzeug, als Stromboli mal einen Lavafluss ins Meer laufen lies.

  25. #25 bruno
    25. September 2015

    @Mafl
    …verändert… auf jeden Fall!!
    Ich wohne im Norden, Costa Calma ist was weg 😉

    Ich mag ja das wüstenhafte der Insel…

    Exakt! Drum bin ich da!

    Und, wie gesagt, wennst du mal wieder da bist…. 😉 lg

  26. #26 gaius
    25. September 2015

    @Mafl

    Ich spielte nur drauf an, dass ich, wie bei mehreren guten Artikeln hier, gerade richtig Interesse am Thema bekommen hatte, als der Text aufhörte … ein voller Erfolg also 😉

  27. #27 Spritkopf
    25. September 2015

    @Mafl
    Danke für die Info. Ich habe mich jetzt einfach mal angemeldet; mal sehen, wie es wird. Los geht es eh erst im Januar.

  28. #28 Withold Ch.
    26. September 2015

    Dieser authentische Bericht gefällt mir! Vulkane faszinieren mich seit jeher.

    Vor zwanzig Jahren weilte ich während einer Ferienwoche auf Stromboli, der nördlichsten der Liparischen Inseln. Neben der “exotischen” Hauptbeschäftigung, nämlich einem Yoga-Kurs am “schwarzen” Sandstrand, stand auf dem Programm auch ein nächtlicher Aufstieg auf den Gipfel, natürlich mit einem Führer.

    Zu dieser Zeit ereignete sich in regelmässigem Abstand von ca. einer Viertelstunde eine kleine Eruption, eine Feuerfontäne mit Rauch und Auswurf von Steinbomben, die von einem älteren Gipfel des Vulkans aus in sicherem Abstand schön zu beobachten war.

    Beeindruckt hat mich dabei auch, wie stark die Wärme des Bodens zu spüren war, und als es dann langsam Tag wurde, der Abstieg durch diese “schwarze Umgebung”. Bei näherem Hinsehen ist der Sand übrigens aber nicht nicht wirklich schwarz, sondern eine bunte Mischung von Körnern in vielen verschieden Farbtönen, mehrheitlich dunklen.

    Eine Reise zu dieser Insel kann ich nur empfehlen.

  29. #29 obadoba
    2. Oktober 2015

    Ich bin etwas spät dran, aber vielleicht findet den Kommentar noch jemand.

    Bei Vulkanbegeisterung würde ich mal die Liparischen Inseln als Reiseziel ins Auge fassen.

    Auf Gran Cratere kann man in heißem Schlamm baden, auf Lipari selbst findet man ‘frischen’ Obsidian (und sicherlich noch anderes) und auf Stromboli kann man tatsächlich bis auf wenige Meter an einen aktiven Krater hingehen. Nur geführt allerdings und Fitness für 1000 Höhenmeter im Halb- bis Dunkel in teils unwegsamen Gelände sollte man auch mitbringen.

    Dann aber ist das ein hochgradig faszinierender Ausflug!

    Bisserl was dazu steht hier:
    https://www.obadoba.de/chronik/2002/lipari/