Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2015. Hinweise zum Ablauf des Bewerbs und wie ihr dabei Abstimmen könnt findet ihr hier. Informationen über die Autoren der Wettbewerbsbeiträge findet ihr jeweils am Ende der Artikel.
——————————————
Ich weiß nicht mehr, wann es angefangen hat, aber ich bin fasziniert von Vulkanen. Möglicherweise waren es Bilder des Vulkanausbruchs auf der isländischen Insel Heimaey, die ich als Kind gesehen habe. Eine rotglühende Flammenwand vor weißen Häusern und schwarzen Aschekegeln. Ihr erinnert Euch möglicherweise an diese Bilder. Menschen die ihr Hab und Gut auf Schiffe verladen und in Sicherheit bringen – nicht wissend ob sie wieder zurückkehren werden. Und die vielen Schläuche, mit deren Hilfe man versuchte mit Meerwasser den Lavastrom aufzuhalten, der drohte die einzige Hafenzufahrt zu schließen.
Es hat zwar noch Jahre gedauert, bis sich mein Interesse an Vulkanen etwas deutlicher zeigte, aber ich denke, hier lag der Ursprung. Die Kraft dieser Naturgewalt, in Verbindung mit Feuer zu schaffen und zu zerstören, hat mich angezogen und gleichzeitig geängstigt.
Der erste Vulkan, auf den ich bewusst gestiegen bin, hatte als lieblich-grün bewachsener Ring.so gar nichts Beängstigendes. Es war einer der Kegel der Chaine de Puys in der Auvergne/Frankreich (bekannt aus der Volvic-Werbung). Ein paar Jahre später war der Teide auf Teneriffa schon wesentlich eindrucksvoller. Man fährt durch die Berge in eine vulkanische Landschaft – hier gab es ein erstes Aha-Erlebnis: das nennt man also eine Caldera und der neueste Vulkankegel sitzt da mitten drin. Alles war also viel größer, als ich zunächst dachte. Es gab sogar noch Schwefeldämpfe, die aufstiegen. Der letzte Ausbruch war zu dem Zeitpunkt gerade achtzig Jahre her. Auf Fuerteventura sah ich dann (neben den bekannten langen Sandstränden, die mich weniger interessierten) Vulkankegel aufgeschüttet aus Aschesteinchen, die als poröser Wasserspeicher gern für üppige Blumenbepflanzung und auch Weinanbau genutzt werden.
Island – Trolle und jede Menge Fragen
Und dann ging es endlich nach Island – diese vollkommen von Vulkanismus geprägte Insel mit jeder Menge aktiver Vulkane. Man fährt durch riesige Lavafelder und findet die unterschiedlichsten vulkanischen Erscheinungen: Basaltsäulen, Geysire, Aschekegel, blubbernde Schlammquellen, Berge unterschiedlichster Färbung, manche als Vulkane erkennbar, wie man sie sich so vorstellt, andere unter Gletschern verborgen.
Erst jetzt entwickelten sich Fragen: Warum springt ein Geysir? Warum hier? Warum blubbert es nicht überall auf der Insel? Warum sind Basaltsäulen so eckig geformt? Warum ist die Lava mal grau, mal braun, mal rötlich? Und wie entsteht eigentlich Obsidian? Warum gelten manche Vulkane als gefährlicher als andere? Warum gibt es so hohe Wälle von bröckeliger Lava, aber auch fließende Strukturen? Nicht zuletzt: wie lebte und lebt man auf so einer Insel, wo sich jederzeit der Boden unter den Füßen auftun kann? Welche Auswirkungen hat das auf die Geschichte?
Was soll ich sagen: sucht man Antworten, steckt man sofort mitten drin in diversen Wissenschaften: Geologie, Vulkanologie, Physik, Chemie, Geschichte, Sozialwissenschaften und…und…und…
Da stellt sich gar nicht mehr die Frage, wo man anfangen soll – eigentlich überall. Warum dann nicht noch mehr Vulkane besuchen? Es folgten also jährliche Urlaubsreisen auf andere Vulkaninseln – Madeira, Sizilien, Lanzarote, La Palma, El Hierro und dazwischen immer mal wieder Island. Irgendwann habe ich dann auch den Vulkanismus „vor der Haustür“ entdeckt und die Eifel erkundet. Es war –fast- wie auf Island: überall Vulkane, Ablagerungen, Lavabrocken, Mineralquellen, das Blubbern im Laacher See und riesige Basaltsäulen im Bierkeller von Mendig.
Expeditionen ins Internet
Einen Vulkanausbruch habe ich persönlich bisher noch nicht erlebt. Auf Island war ich immer gerade wieder abgereist oder noch nicht da. Allerdings hat uns der Ätna mal einen kleinen Asche-Gruß geschickt. Der Blick auf den Ätna war an diesem Morgen durch dicken Nebel versperrt. Absolute Stille. Dann aber hörte ich so ein komisches gleichmäßiges Knispeln und als ich auf die Terrasse ging sah ich die Asche fallen. Seltsames Gefühl – wenn man so gar nicht weiß, was dieser große Vulkan hinter der Nebelwand grade veranstaltet…
Der Ausbruch des Eyjafjallajökull hat meinem Wissensdrang dann noch mal einen neuen Schub gegeben. Und das Internet – hier und da hatte ich ja schon auf die Webcams des Ätna geschaut. Jetzt aber brach dieser schwer auszusprechende Vulkan auf Island aus und zack-zack gibt es eine neue Webcam direkt auf die Ausbruchsstelle. Da sitze ich also und starre auf die Webcam und sehe Isländer mit Snow-Scootern über den Gletscher Richtung Ausbruch fahren, Rücklicht um Rücklicht, als sich plötzlich eine neue Spalte auftut und sehr, sehr schnell drehen die Scooter ab.
Stundenlang hing ich an den Webcams und suchte nach Informationen im Internet. Da der Ausbruch ja den Flugverkehr zumindest europaweit lahmgelegt hatte, wurde er ziemlich berühmt und es gab Unmengen von Seiten, die berichteten. Leider waren es meist die immer gleichen Nachrichten. Aber es gab auch Blogs, die sich intensiver mit dem Geschehen beschäftigten und ich merkte: he da draußen gibt es andere Leute, die das genauso spannend finden! Das war alles so neu für mich, dass ich, als ich zum ersten Mal den Begriff „Troll“ gelesen habe, gar nicht verstand, dass damit eigentlich ein ganzes Internet-Phänomen gemeint war. Selbstverständlich dachte ich, das wäre ein lustiger Einfall in genau dem einen Blog, schließlich ging es ja um Island und da sind Trolle und Elfen ja Teil der Kultur…
Na ja, dann habe ich mich erstmal im Internet verlaufen, habe alle Blogs zu allem was mit Vulkanismus und Erdbeben zusammenhängt gelesen, wollte alle verlinkten wissenschaftlichen Paper speichern, um sie später mal in Ruhe durchzuarbeiten und wollte mitdiskutieren – ICH! auf ENGLISCH! (worin ich doch in der Schule so schlecht war) Mitten in der NACHT! (waren halt viele Leute dabei von der anderen Seite der Erde und ich musste doch morgens früh raus) Huch!
Aber es gab einfach so viele spannende Informationen, da musste ich einfach dran bleiben. Im Laufe der Zeit hat sich das alles in gewisse Bahnen eingependelt. Ich kenne „meine“ Lieblingsblogs, ich weiß, wo ich suchen kann, mein Hauptinteressensgebiet beschränkt sich auf Island, aber Italien und die Kanaren kommen auch zu ihrem Recht. Ich habe mir nach und nach so einige Bücher angeschafft, vom Kinderbuch über Fotobände und Belletristik bis hin zu eher wissenschaftlichen Werken. Und im vergangenen Jahr hab ich mich an einem Coursera-Kurs versucht (Materialwissenschaften…äh, ja…)
Grenzen des Wissens (ausloten) und weitere Ziele
Jetzt befinde ich mich allerdings in einem kleinen Dilemma: Zwischen populärwissenschaftlichen Büchern zum Thema und wissenschaftlichen Papern oder Abhandlungen klafft eine Lücke. Über die einfachsten Informationen bin ich hinaus, aber für die wissenschaftlichen Texte fehlt mir der naturwissenschaftliche Hintergrund, das wissenschaftliche Denken und gaaanz viele Grundlagen aller Art. Vielleicht hat ja der eine oder die andere Leser/in noch Tipps, wie ich da weiter machen kann, die Lücke sinnvoll füllen kann, um vielleicht die Grenzen meiner Lernfähigkeit weiter rauszuschieben .
Nachtrag
Natürlich habe ich auch noch Reiseziele, vielleicht Neuseeland und Hawaii. Die Vulkane Kamschatkas und Alaskas werden für mich wohl unerreichbar bleiben, da bin ich realistisch und werde mich auf das Reisen per Webcam beschränken.
Im vergangenen Jahr habe ich es dann zum ersten Mal nach Heimaey geschafft. Es gibt zum Ausbruch von 1973 jetzt ein Museum, das mit dem Slogan „Pompeji des Nordens“ wirbt. Glücklicherweise sind hier keine Menschen ums Leben gekommen, aber zahlreiche Häuser durch Asche verschüttet worden. Einige davon hat man jetzt ausgegraben und in das Museum integriert, in dem man außerdem in verschiedenen historischen Filmen die ganze Dramatik der damaligen Situation erfassen kann. Es war spannend für mich, noch einmal nachzuvollziehen, was mich damals so sehr fasziniert hat, dass es ein so nachhaltiges Interesse an Vulkanen geweckt hat.
Linkliste
volcano.si.edu/index.cfm
www.wired.com/category/eruptions
www.vulkane.net/blogmobil/ (deutsch)
laculturevolcan.blogspot.de/ (französisch)
www.jonfr.com/volcano/ (über isländische Vulkanaktivitäten)
www.vulkan-etna-update.de/etna_update.html (deutsch, nur Ätna)
www.flickr.com/photos/etnaboris/ (Fotos vom Ätna)
webcams.volcanodiscovery.com/ (diverse Webcams)
www.wired.com/2015/04/worlds-volcano-webcams/ (diverse Webcams)
und natürlich
www.livefromiceland.is/ (isländische Webcams)
webcams.mogt.is/ (isländische Webcams)
————————————————-
Hinweis zur Autorin: Dieser Artikel wurde von “Mafl” geschrieben: “Ich bin weiblich, Mitte 50, habe mal Kulturwissenschaften studiert und arbeite mittlerweile als Angestellte.
Der Text ist einfach mal ein Versuch.”
Kommentare (29)