Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2015. Hinweise zum Ablauf des Bewerbs und wie ihr dabei Abstimmen könnt findet ihr hier. Informationen über die Autoren der Wettbewerbsbeiträge findet ihr jeweils am Ende der Artikel.
——————————————
Verehrte Leserin, geneigter Leser – wer diesen und andere skeptische Blogs liest, wird sich angesichts der Unmenge an absurden Verschwörungstheorien und hirnrissiger Pseudowissenschaft da draußen früher oder später fragen: Können Menschen wirlich so blöd sein?
Darauf habe ich eine sowohl erleichternde als auch zugleich zutiefst beunruhigende Antwort gefunden. Bitte lesen sie sie und ziehen sie ihre Schlussfolgerungen daraus.
Dass Leben eine ganz normale Sache im Universum ist, werden wir sicher bald nachweisen können. Intelligente Lebensformen (ILF) sind allerdings ein weit selteneres Phänomen, und nur einige wenige Zivilisationen schaffen es hin zu Technik und interstellarer Raumfahrt. Aber das All ist groß, seine Vergangenheit reicht weit zurück, und Herr Fermi hatte Unrecht, als er meinte, die ETs seien bei uns auffallend abwesend.
Natürlich sind längst schon welche hier.
Nur nicht ganz so, wie wir uns das so vorstellen, und wie wir es gerne hätten.
Wie Intelligenz evolviert
Auf Planeten mit ordentlich organisierter Evolution besteht die Chance, dass sich früher oder später intelligente Lebensformen entwickeln. Dabei sind es verschiedene Faktoren, welche die Herausbildung von Intelligenz fördern, darunter vor allem das Leben in sozialen Verbänden mit vielfältigem Kommunikationsverhalten. Mit der Zeit wird aber ein Faktor als Schubmotor immer wichtiger (und das dämmert uns Menschen auch gerade …): Lug und Trug und Trickserei.
Die ‘Wahrheit’ ist oft erschreckend einfach, und stellt für ein hinreichend komplexes Gehirn keine Herausforderung dar – es wird sich meist schlicht und einfach langweilen. Und das Schlimmste: Sie bringt ihm höchst selten irgendeinen evolutionären Vorteil ein.
Da ist es mit Tricksen und Täuschen ganz anders. Nichts ist anspruchsvoller und Intelligenz fordernder als der Aufbau und die Pflege eines komplexen Lügengebäudes. Und auch kaum etwas anderes bringt annähernd vergleichbare Vorteile im evolutionären Wettbewerb ein. Diesen Sachverhalt belegende Beispiele findet man hier auf der Erde jede Menge, von Mimikry über raffinierte Achtfüßer bis hin zum Menschen daselbst.
Koevolution im galaktischen Hinterhof
Wie schon gesagt: Intelligenz ist im Universum nicht gerade der Normalfall, kommt aber vor, und ist – in geringer Dichte – schon ziemlich weit verbreitet. Und manchmal gibt es Sonderfälle: Vor einigen hundert Millionen Jahren entwickelten sich auf einem Planeten im hinteren Ausläufer des Dâ’at/Géddètnèt-Sektors sogar gleichzeitig zwei ILF. War allerdings genauer betrachtet kein Zufall war.
Die erste der beiden Spezies (Sie möchten nicht namentlich genannt werden. Ihnen ist die Sache zu peinlich. Wir nennen sie mal “die A…”.) entwickelte sich zunächst mal weitgehend so durchschnittlich wie die meisten anderen bekannten ILF. Übrigens pflanzen sie sich eierlegend fort, und mit ihnen zusammen evolvierte eine weitere eierlegende Lebensform. Diese aber verfolgte eine viel Aufwand sparende Strategie, welche wir hier auf der Erde auch sehr gut kennen: Sie verzichteten auf die Freuden der Aufzucht, legten ihre Eier einfach in die Nester der A…, und ließen ihre Nachkommen von diesen großziehen. Das erforderte natürlich alle möglichen Formen von Tarnung, Täuschung und Übertölpelung. Die A… entwickelten Abwehrstrategien, die ihrerseits wieder durch verbesserte Gegenmaßnahmen der anderen ausgetrickst wurden. Und so weiter… Und so kam es unausweichlich, dass diese Exokuckucksexistenzen zusammen mit den A… schnell zu immer höherer Intelligenz koevolvierten.
Diese Trickser-Spezies ist heute unter dem Namen “Paréidolaner” überall in der Galaxis … nun ja, … nicht bekannt.
Die Folgen der Realativität: überall Paréidolaner
Und das kam so: Wie die meisten bekannten intelligenten Lebensformen entwickelten die A… und die Paréidolaner schließlich Wissenschaft und Technik. Schließlich kam auch – so wie das allgemein üblich ist – ein genialer A… auf die Relativitätstheorie – speziell, allgemein, und so weiter. Aber nur die Paréidolaner mit ihren besonderen Fähigkeiten sind – als bisher einzige galaktische Spezies – darauf gekommen, dann auch einen grundlegenden weiteren logischen Schritt auszuführen: die Weiterentwicklung der Relativitätstheorie zur Realativitätstheorie. Denn nicht nur Raum und Zeit hängen zusammen und sind keine absoluten Größen, sondern auch die Realität. Und letztere kann auch wie die Raumzeit gekrümmt werden. Die dazu notwendige Technik war den Paréidolanern seit langem wohlvertraut: Tricksen und Täuschen was das Zeugs hält; Lügen, bis tragende Bauelemente Schleifen bilden – und schon ist die Raumzeitrealität zu etwas meist ziemlich Unbegreiflichem verbogen.
Kommentare (48)