In einer echten wissenschaftlichen verblindeten placebokontrollierten Studie vergleicht man deshalb die Erfahrungen von möglichst vergleichbaren Patientengruppen: Ein Teil der Patienten erhält die echten Arzneien, die anderen ein gleich aussehendes Scheinmedikament. Alle glauben also, sie würden behandelt werden. Auch die Therapeuten wissen nicht, wer was bekommt, um über ihre Erwartungen die Patienten nicht zu beeinflussen.
Und dann betrachtet man, welche Erfahrungen die Patienten in den verschiedenen Gruppen machen: Eine Studie berücksichtigt alle Erfahrungen, die positiven genauso wie die negativen Erfahrungen. Wie viele nahmen das Mittel – und danach ging es ihnen besser? Wie viele nahmen es und danach ging es ihnen nicht besser? Und wie vielen Patienten ging es besser, obwohl sie das Mittel gar nicht einnahmen? Und wie vielen nicht?
Werden mit und ohne Einnahme gleich viele Patienten gleich schnell gesund, dann sieht man, dass das Mittel zu den natürlichen Genesungen nichts hinzufügen konnte. Trotzdem berichten alle diese Patienten „mir hat es geholfen“ – auch die in der Placebogruppe.
Das Betrachten der Besserungen allein kann leicht zu Fehlschlüssen und Bestätigungsfehlern führen. Es muss immer ein sauberer statistischer Vergleich aller Erfahrungen gemacht werden, will man zu zuverlässigen Aussagen über ein Verfahren kommen. Genau das ist der Vorteil echter wissenschaftlicher Untersuchung. Und genau deshalb reicht ein den Vergleich scheuender Hinweis auf erlebte Genesungen allein nicht.
Der Artikel ignoriert aber nicht nur diese eigentlich bestens bekannte Tatsache, sondern liefert sogar noch eine falsche Begründung, warum hier nicht wissenschaftlich vorgegangen wird:
“Da die Ausgangssubstanz im fertigen Produkt praktisch nicht mehr nachweisbar ist, kann auch keine wissenschaftliche verwertbare Studie über die Wirksamkeit von Schüssler Salzen angefertigt werden.”
Wie eben erklärt, ist eine Studie einfach der Vergleich von Erfahrungen von Patienten, die unterschiedlich behandelt wurden, aber glaubten, dasselbe zu bekommen. Für die Durchführung eines solchen Gruppenvergleiches ist es völlig unerheblich, wie viel der Ausgangssubstanz nun in den echten Tabletten drin ist. Es handelt also um eine reine Schutzbehauptung, ein Schlechtreden eines echten Testszenarios.
Dennoch wissen wir bislang noch nicht, ob die im Artikel vorgestellte Studie selbst – trotz der Schwächen des Artikels – nicht doch aussagekräftige Ergebnisse geliefert hat. Wenn wir fair – und wissenschaftlich – vorgehen wollen, müssen wir uns ansehen, was denn eigentlich gemacht wurde und was die Ergebnisse waren.
Frau Metz-Melchior führt den statistischen Vergleich mit Placebos, von dem ich gerade dargestellt habe, warum er es ist, der eine Studie überhaupt erst aussagekräftig macht, in ihrer Arbeit nicht durch. Alle ihre Patienten – 53 Patienten, von denen 42 die Studie beendeten – nahmen über 3 Monate hinweg Schüssler Salze ein.
Viel mehr erfahren wir als Leser allerdings nicht. Zum Beispiel, welche Beschwerden die teilnehmenden Patienten hatten. Wir erfahren nur, es seien „458 Einzelsymptome erfasst und ausgewertet“ worden.
Nur: was sagt es zum Beispiel aus, wenn darunter Schnupfensymptome waren? Ein Schnupfen wird wohl auch unter vollkommen unwirksamen Medikamenten nach der Studiendauer von 3 Monaten wieder völlig verschwunden sein. Nur sagt das über die Wirksamkeit des Mittels eben nichts aus. Das gilt auch für allergische Reaktionen wie zum Beispiel Heuschnupfensymptome. Vielfach tritt hier die Symptomatik jahreszeitlich schwankend auf, eben mit dem Pollenflug der Substanzen, gegen die ein Patient allergisch ist. Auch hier sagt es also gar nichts über das Mittel aus, wenn die Symptome nach 3 Monaten gebessert sind.
Und obendrein erfahren wir noch nicht einmal, wie viele der Patienten zusätzlich zu den Schüssler-Salzen für ihre Beschwerden noch eine seriöse medizinische Behandlung durchzogen. Diese Frage ist einfach nicht erfasst, obwohl sie die Studienergebnisse doch stark beeinflussen kann.
Schlicht falsch sind aber das genannte Ergebnis und die daraus gezogene Schlussfolgerung: Im Artikel heißt es:
“Insgesamt wurden bei allen Teilnehmern an der Studie 458 Einzelsymptome erfasst und ausgewertet. Dabei stellte sich heraus:
Kommentare (26)